Rezensionen

Der Wald
Roman

Autor: Eleanor Catton

Erschienen 2024 bei btb
ISBN 978-3-442-75764-0
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Spannend - 4 Sterne



Der Wald ist der dritte Roman der Autorin Eleanor Catton. Dieser Ökokrimi hat es in sich.
Es beginnt etwas schleppend, mit den verschiedenen Personen.
Mira und Shelly haben mit Freunden ein gediegenes Programm. Sie pflanzen heimlich Gemüse an und verkaufen es dann. Das kann ich mir nicht richtig vorstellen.
Der Multimillionär Robert ist mir von Anfang an suspekt.
Die Autorin lässt viele verschiedene Aktionen geschehen.
Bis es dann zu einem erschreckenden Unglück kommt, da werden Mira und Shelly doch ziemlich nachdenklich, aber wie sollen sie da herauskommen.Es geht um Umweltschutz und Umweltfrevel Dann ist da noch der Journalist Toni, der dem ganzen auf die Spur kommt. Es geht um Leben und Tod..
Dann kommt am Ende der große Knall.
Die Autorin hat ja schlimme Gewaltphantasien. Das ist mir eigentlich zu viel.
Es war aber doch spannend.
von begine - 2024-04-19 15:32:00

Interessant, komplex und sehr spannend... - 4 Sterne

Das neueste Werk „Der Wald“ von Eleanor Catton ist ein Kaleidoskop aus Ökothriller, Gesellschaftsstudie, Wirtschaftskrimi, und Sozialkritik, besonders was die Überwachung und die Benutzung sozialer Medien betrifft.
Dabei beginnt er fast harmlos. Eine Gruppe junger Menschen „Birnam Woods“ möchte auf die Klimakrise aufmerksam machen und bepflanzt Grund, den sie nicht hat. Bis Mira, die inoffizielle Leiterin der Gruppe, auf den Milliardär Robert Lemoine trifft, der ihr nicht nur Grund, sondern auch Geld anbietet. Ein verlockendes Angebot, das die Gruppe nur schwer ausschlagen kann und auch nicht unbedingt will, da es die Möglichkeit wäre, erstens Profit zu machen und zweitens mehr gesehen zu werden. Doch so einfach, wie man denkt ist es für „Birnam Woods“ dann doch nicht, da Lemoine nicht so harmlos zu sein scheint, wie man annehmen möchte. Und dann mischt da auch noch Miras Exfreund ordentlich mit, der etwas Ungeheures herausfindet.
Es handelt sich um einen sehr vielschichtigen Roman, der, wie bereits in meiner Einleitung erwähnt, sehr viele Themen mitnimmt, die an Aktualität kaum zu überbieten sind. Der Spannungsbogen selbst baut sich aber äußerst langsam auf, sodass man gerade im ersten Drittel etwas Durchhaltevermögen braucht. Und trotzdem kann man Catton nicht absprechen, dass sie auch bei gefühlten Längen des Romans die Leserschaft in ihren Bann ziehen kann. Es gibt philosophische Diskussionen und moralische Dilemma, bei denen man den Figuren über die Schultern schaut und die mitunter sehr spannend sind. So richtig gepackt hat mich der Roman aber erst nach dem ersten Drittel und dann wurde er zu einem richtigen Pageturner mit einer ziemlich großen Brise Komplexität.
Über die Figuren gibt es vieles zu sagen und doch haben sie alle etwas gemeinsam, sie sind nicht unbedingt sympathisch, eher egoistisch und narzisstisch, manches Mal ziemlich heuchlerisch und in vielerlei Hinsicht auch moralisch höchst fragwürdig. Besonders in Lemoine gipfelt Letzteres in ungeahnte Höhen. Aber vielleicht kann auch das ein Grund sein, dass man sie extrem interessant findet – jede/n von ihnen auf seine eigene Art und Weise. Catton lässt die Lesenden in einem hohen Ausmaß am Leben ihrer Figuren teilnehmen und blickt dazu auch in ihre Vergangenheit, manchmal vielleicht auch ein bisschen zu ausführlich.
Zum Schluss hin, wird der Roman zu einer Tragödie im Shakespeare’schen Ausmaß, was einerseits überrascht und dann wieder auch nicht unbedingt.
Ein interessantes, komplexes und aktuelles Werk, welches sich vom Mainstream abhebt und daher hoffentlich viele Leserinnen und Leser findet

von Miamou - 2024-04-18 21:37:00

Unfassbar - 4 Sterne

Als Mira Bunting den Milliardär Robert Lemoine kennenlernt, scheint ihr Ziel in greifbare Nähe zu rücken: ihr Guerilla-Gardening-Gruppe Birnam Wood könnte dank der unerwarteten Unterstützung des geldigen Mannes plötzlich rentabel werden und ihre Existenz sichern. In dem kleinen, durch einem Erdrutsch von der Außenwelt beinahe abgeschnittenen Dorf Thorndike gibt er ihnen die Möglichkeit legal an ihrem Projekt zu arbeiten. Doch nichts ist so wie es scheint und auch innerhalb der Gruppe kommt es zu Spannungen, die der Geschichte unerwartete Wendungen bringt...

Nach Beendigung des Buches bin ich immer noch sprach- und ratlos. Einerseits geht von der Kunst der Autorin, die unterschiedlichen Charaktere detailliert zu zeichnen, ihnen durch mannigfaltige, lebensweltliche Anschauungen und kritische Reflexionen auf die Welt in verschiedensten Facetten eine realistische und glaubhafte Lebendigkeit teilwerden zu lassen, eine große Faszination aus. Manche Passagen waren so eindringlich und anregend, dass ich noch Wochen nach dem Lesen darüber nachdenken muss - die gesellschafts- und kapitalismuskritischen Diskussionen waren für mich so bereichernd, dass ich vielem davon zustimmen kann und nun eine bessere Argumentationsgrundlage für persönliche Auseinandersetzungen damit habe. Andererseits rutschte die Geschichte für mich oft in eine extreme Langatmigkeit aus, die es mir schwer machten mich dazu zu überwinden, den Roman weiter zu lesen. Oft las ich den Text und meine Gedanken glitten ob der teilweise unnötig in die Länge gezogenen Gedankengänge und Betrachtungen der Charaktere weit ab, sodass ich die Seiten wieder und wieder lesen musste. Oft kam mir in den Sinn, es einfach gut sein zu lassen und einfach abzubrechen.
Aber immer wieder kamen Aspekte in die Geschichte, die mich einfingen und mich doch nicht aufgeben ließen. Und dann kam das letzte Drittel des Buches, das für mich so unglaublich fesselnd war, dass ich es schier nicht mehr aus den Händen legen konnte. Ich musste mich immer wieder daran erinnern, nicht aufs Atmen zu vergessen - so unglaublich spannend und rapide entwickelte sich die Geschichte und spätestens bei den letzten Seiten fand ich mich in einem manieartigen Zustand wieder. Den Schluss empfand ich dann als ziemlich abrupt, einerseits schlüssig, andererseits unbefriedigend.

"Der Wald" ist für mich ein unfassbares Buch im mehrdeutigen Sinn. Die Autorin weiß durch tiefsinnige Charakterdarstellung und philosophische Gedankengänge zu beeindrucken. Andererseits ist auch die immer wiederkehrende Langatmigkeit unfassbar. Unfassbar ist auch der Abschluss des Buches, der für mich als moralische Komponente zusammenfasst, dass es wohl keine Gerechtigkeit gibt - oder alle Gerechtigkeit der Welt. Ein Buch, das definitiv keine leichte Kost ist, das Durchhaltevermögen erfordert, aber aufgrund der Vielschichtigkeit und Tiefenschärfe eine unheimliche Bereicherung ist.
von Kwinsu - 2024-04-09 23:15:00

Zum Nachdenken anregender Eco-Thriller - 4 Sterne

Der Wald von Eleanor Catton unterscheidet sich thematisch stark von ihrem vorherigen Werk die Gestirne. Doch schafft das Buch die Leser*innen in den Bann des Eco-Thrillers zu ziehen. Zu Anfang beginnt das Buch recht gemächlich mit ausführlichen Beschreibungen der Charaktere und der Gruppe rund um die Gründerin Mira Bunting. Diese treffen auf den charismatischen und milliardenschweren Drohnen-Hersteller Robert Lemoine, der den verzweifelten Mitgliedern die Chance einer perfekten Grundlage für ihr Vorhaben gibt. Während sich der Thriller über Absichten und versteckte Pläne weiter entfaltet, findet Catton immer wieder Zeit Konversationen über das im Vordergrund stehende Thema Klimaschutz und Aktivismus einzuweben. Teilweise setzen sich diese Diskussionen über Seiten hinweg und verdeutlichen die Ansichten der einzelnen Charaktere. Mir hat das Buch gut gefallen, obwohl der Roman an manchen Stellen langatmig war. Dennoch eine Empfehlenswerte Lektüre für Fans von Eco-Thrillern und regt zum Nachdenken an.
von Schkob - 2024-03-31 13:22:00

Die Gärtner mit dem grü... äh Guerilla-Daumen - 3 Sterne

Die mir bis dato noch unbekannte Autorin Eleanor Catton greift in ihrem aktuellen Roman "Der Wald" ein auf den ersten Blick sehr spannend wirkendes Zeitgeistthema auf.

Die Kontrahenten im vorliegenden Ökothriller könnten unterschiedlicher nicht sein. Auf der einen Seite die Guerilla-Gardening-Gruppe Birnam Wood rund um Mira und ihre Mitstreiter. Als Counterpart zu den vorgenannten Ökoaktivisten wirkt der Milliardär Robert Lemoine.

Mir fiel der Einstieg extrem schwer in diesen für mich eher außergewöhnlichen Plot. Catton zeichnet die verschiedenen Charakteren sehr akribisch und detailliert und dies zieht sich seitenweise über die komplette erste Hälfte des Buches. Für mich zog sich dieser Teil dann vergleichbar wie Kaugummi in die Länge. Nicht, dass ich an den Charakteren kein Interesse gehabt hätte, allerdings fehlt mir gerade hier anfänglich dann irgendwie der Drive und die Story dümpelte für mich leider eher nur so dahin. Gerade hier hätte ich mir dann viele Kürzungen gewünscht, um im eigentlichen Thema voranzukommen.

Hier ist echte Ausdauer sowie Hartnäckigkeit gefragt gewesen, denn zwischenzeitlich dachte ich auch bereits an einen vorzeitigen Abbruch des Buches.

Wer bis zum Schluss hin durchhält, wird dann mit einem Finale Furiosum, das einem richtig filmreifem Spektakel gleicht, ein klein wenig entschädigt. Das Buch gipfelt in einer Situation, die ich persönlich so während des sehr behäbigem Beginns nicht ins Kalkül gezogen hätte. Mehr möchte ich hier dazu allerdings nicht verraten.

Für mich ist der Roman leider viel zu unausgewogen durch den sehr zähen Start, als dass er mich richtig gefesselt hätte. Licht und vor allem die Schatten sind für mich persönlich zu deutlich spürbar gewesen. So wurde für mich der Lese-Ausflug nach Down Under dann doch eher zur Geduldsprobe, obwohl ich mich auf einen durchweg spannenden Ökothriller gefreut hatte.
von Frechdachs - 2024-03-25 20:30:00

Macht, Moral und die Natur - 5 Sterne

Endlich mal ein origineller Umweltthriller, der mit Brisanz, Anspruch und Originalität überzeugt. Eleanor Catton spielt alle literarischen Vorteile talentiert aus, die sich bieten. Ihre Stil ist komplex und einnehmend. Deshalb sind die Charaktere tiefgründig, ihre verschiedenen Ambitionen und ihr Handeln nachvollziehbar. Dadurch baut sich immer mehr Substanz auf. Sei es die abgelegenen Farm als Schauplatz, moralische Umwelt- oder Wirtschaftsfragen, Aktivismus, die Beziehungen der Charaktere untereinander oder das eigentliche Drama. Hier fließen viele Themen ineinander. Es entstehen Konflikte, die man nicht unbedingt kommen sieht, und die Spannung steigt stetig. Mit zunehmender Seitenzahl wird es immer fesselnder. Das Ende ist dann einfach meisterhaft. Ein intelligenter Plot, der einen nicht so leicht loslässt. Hat mir richtig gut gefallen, weil viel Raum für Interpretation gelassen wird und wichtige Fragen aufgegriffen werden. Ein mitreißender Lesetipp, der zum Bestseller werden könnte.
von Kokoloreslot - 2024-03-22 16:10:00

Birnam Wood - 4 Sterne

Erzählt wird der Ökothriller durch unterschiedliche Perspektiven in der dritten Person. Die wichtigsten Figuren sind dabei Mira Bunting als Gründerin einer Guerilla-Gardening-Gruppe namens Birnam Wood, die nach Möglichkeiten sucht, das Projekt langfristig rentabel zu machen, und Robert Lemoine, der mysteriöse amerikanische Milliardär, dem Mira auf dem scheinbar verlassenem Farmgrundstück der Darvish`s, die ebenfalls eine Rolle einnehmen, begegnet, das durch einen Erdrutsch abgeschnitten ist. Roberts Absichten bleiben undurchsichtig und trotzdem gehen beide einen weitreichenden Handel ein.
Eleanor Cattons Schreibweise ist komplex, bildhaft und anspruchsvoll, dank ausgefeilter Schachtelsätze. Daraus ergeben sich detailreiche Figurenzeichnungen, die tiefgründige Einblicke gewähren. Mit der Zeit bin ich gut reingekommen und mochte den seichten Humor, den stetig steigenden Spannungsbogen und das ungeahnt dramatische Finale, obwohl es für Spekulationen sorgt und (leider) einiges der Fantasie überlässt. Insgesamt ein origineller Ökothriller mit einer hervorragend durchdachten Handlung, mit interessanten Charakteren und klugen, gesellschaftskritischen Beobachtungen über Moral und Macht, die unter die Haut gehen.
von La Calavera Catrina - 2024-03-18 23:30:00

Hochaktueller Gesellschaftsroman - 3 Sterne

Hochaktueller Gesellschaftsroman

Inhalt:
Christchurch, Neuseeland. Die junge Mira Bunting kämpft mit ihrer Guerilla-Gardening-Gruppe Birnam Wood schon lange um Rentabilität. Ist ein Pakt mit dem amerikanischen Milliardär Robert Lemoine die Lösung? Lemoine unterstützt die Gruppe finanziell und erlaubt ihr, auf einer Farm, die er zu kaufen im Begriff ist, Pflanzungen anzulegen. Doch insgeheim verfolgt er ein ganz anderes Ziel …

Meine Meinung:
Der Anfang schien mir interessant, doch leider verabschiedete sich meine Aufmerksamkeit ziemlich schnell. Die ersten zwei Drittel des Romans empfand ich als recht langweilig und zäh. Sie dienen durch (ausschweifende) Einführung der Personen und Darstellung der Ausgangssituation der Vorbereitung des letzten Drittels, in dem dann endlich Spannung aufkommt.

Eleanor Catton versteht sich auf eine feinsinnige Betrachtung der Charaktere, die mir leider trotz allem sehr fremd blieben. Sowohl die „Bösen“ als auch die „Guten“ waren mir durchweg unsympathisch. Daher war es mir irgendwann nicht mehr wichtig, ob oder wie sie aus dieser Geschichte wieder herauskommen würden.

Dabei ist das Thema bzw. sind die Themen, um die es hier geht, so wichtig, betreffen sie doch einen großen Teil unserer heutigen und zukünftigen Probleme. So fließt viel Gesellschaftskritik ein, Umweltbewusstsein wird angemahnt. Umso mehr bedauerte ich es, dass die Autorin mich nicht besser abholen konnte.

Dabei hat mir der anspruchsvolle Schreibstil sehr gut gefallen. Allerdings ist das gewaltige Werk nur in drei große Teile gegliedert, einzelne Kapitel gibt es nicht. Für mich fühlte sich das wie ein unüberwindbarer Koloss an. Verborgene Ironie und Sarkasmus erleichterten das Lesen etwas.

Fazit:
Wichtiger Inhalt, anspruchsvoller Schreibstil, konnte mich aber leider nicht ganz abholen.
von Lilli33 - 2024-03-17 20:14:00

Macht und Moral - 5 Sterne

Erinnert ihr euch an den Roman „Die Gestirne“? Ein furioser Einschlag in der Literatur und nun kommt die Autorin Elenor Catton mit einem neune Roman zurück auf die literarische Bühne.
Der Roman heißt im Original Birnam Wood. Es geht aber nicht wie der englischsprachige Leser sicherlich schnell feststellen wird um Macbeth von Shakespeare, will aber genau diesen Ort der Verteidigung und des Verlustes aufnehmen. Natürlich mit voller Absicht schon im Titel ein furioser Ort, wo es gleich zum Kern der Geschichte vordringt. Denn Birnam Wood ist eine neuseeländische Guerilla-Gardening-Gruppe im Roman und ihre Gründerin Mira Bunting mit all ihren umweltphilosophischen Idealen die Protagonistin des Romans. Die Gruppe um Mira, Shelly und Tony ist an einer Farm interessiert, die durch einen Erdrutsch abgeschnitten ist um die Gruppe dort anzusiedeln und sie finanziell dort stabil aufzubauen. Aber natürlich ist Mira nicht die einzige Interessentin an dem Grundstück, der reiche Amerikaner Robert Lemoine will es auch habe und hat ganz andere Pläne damit. Er ist das Gegenteil mit seinen Tech-Milliarden, die er aus dem Drohnengeschäft erwirtschaftete hat und Teil der Prepper-Szene, da er fest daran glaubt die Welt wird so nicht weiter existieren können.
Die Geschichte ist so nicht nur spannend durch die gegensätzlichen Interessen, auch wirft Elenor Catton viele gesellschaftliche Fragen auf. Wie weit darf Umweltaktivismus gehen, ab wann ist man käuflich, wie weit darf die eigene Überzeugung anderen aufgebürdet werden und mit welchen Mitteln dürfen die eigenen Interessen rigoros verfolgt werde, darf Geld solche Macht haben, rechtfertig die eigene Moral widriges tun….
Diese vielschichtigen Aspekte in Kombination mit der Spannung und den gut ausgeleuchteten Charakteren machen dieses Buch sehr lesenswert. Aber es sollte auch gesagt werden, dass die Komplexität hoch und der Roman ausgefeilt geschrieben ist und übrigens wunderbar aus dem Englischen ins Deutsche von Meredith Barth und Melanie Walz übertragen.
Daher, wer Lust auf gute Literatur hat: zugreifen! Und um noch mal auf die Gestirne zurück zu kommen, ich finde „Der Wald“ noch besser!
von nil_liest - 2024-03-17 14:41:00