Rezensionen

Wo auch immer ihr seid
Roman

Autor: Khuê Pham

Erschienen 2021 bei btb
ISBN 978-3-442-75802-9
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Kein Titel - 5 Sterne

Kim heißt eigentlich Kiêu und hasst die Frage: "Woher kommst du"? Sie ist in Deutschland geboren, ihre Familie floh aus Vietnam, als die Amerikaner von dort abzogen. In Rückblicken erzählt die Autorin die Geschichte ihrer Familie, die in Amerika und Deutschland Aufnahme fand. Eine distanzierte Erzählung über Heimat Herkunft und Identität.
von HEYNi Christine Klepitsch im Unruhestand - 2022-02-02 13:42:00

Leben zwischen zwei Kulturen - 5 Sterne

Das Buch „Wo immer ihr seid“ von Khue Pham ist ihr Debütroman und erscheint im btb Verlag 2021. Aufgrund ihrer eigenen Familiengeschichte hat Khue Pham einen Roman über Herkunft, Identität, Migration und Suche nach der eigenen Identität geschrieben.
Die Hauptfigur in diesem Buch ist die deutsch-vietnamesische Kieu, die sich eigentlich lieber Kim nennt. Diese Thematik mit den Namen beschreibt die Autorin sehr schön gleich im ersten Kapitel und finde, dass Khue Pham es sehr gut beschrieben hat, wie die Hauptperson sich herkunftsmäßig fühlt. Einerseits ist sie in Deutschland aufgewachsen andererseits wurde ihr Leben auch durch die vietnamesische Kultur der Eltern geprägt. Ihre Eltern kamen in den 60-er Jahren nach dem Vietnamkrieg nach Deutschland, wo ihr Vater einen Studienplatz bekam, Er zog nun mit seiner Frau nach Berlin, wo Kim und ihre Geschwister eben Kindheit und Jugend erlebten. Obwohl Kim/Kieu eben deutsch-vietnamesisch ist setzt sie sich wenig mit ihren vietnamesischen Wurzeln auseinander bzw. sie verdrängt sie regelrecht. Nun erfährt die Familie, dass Kims Großmutter in Kalifornien bald sterben wird. Ihre Familie soll nun zur der Familie des Onkels nach Kalifornien reisen wegen dem bevorstehenden Begräbnis der Großmutter und der Testamentseröffnung.
Sie versucht nun trotz ihrer Herkunft auf der einen Seite ihr deutsches Leben selbst zu verwirklichen und auf der anderen Seite auch die Erwartungen ihrer Eltern zu erfüllen. Das ist nicht leicht für Kim/Kieu zu meistern - dieses Leben zwischen den zwei Kulturen und die Suche nach der eigenen Identität. Das wird sehr gut sichtbar, in dem Kim/Kieu ihrem engsten Freund nichts von Ihrer Familie in Kalifornien bzw. Vietnam erzählt. Diese Zerrissenheit von vielen VietnamessInnen und deren Familien kommt in dem Buch sehr klar zum Ausdruck. Meiner Ansicht nach erreicht auch die Autorin, dass der Leser für diese Zerrissenheit und für das Verhalten von Kim ein Verständnis bekommt, das durch das ganze Buch hindurch gut vermittelt wird.
Je weiter man im Buch liest umso besser begreift man die ganze Familiengeschichte, die sich Stück für Stück wie ein Mosaikbild zusammensetzt. Dabei werden die Zeit und die Folgen des Vietnamkrieges ebenso beschrieben wie auch geschichtliche, politische, soziale und persönliche Hintergründe. Auch wird für meine Begriffe wunderbar beschrieben, wie jeder Einzelne auf Grund der jeweiligen Erfahrung zu seiner Einstellung oder zu Überzeugung kommt, dass verständlich für den Leser/mich wird.
Khue Pham hat einen eindrucksvollen Roman geschrieben, den ich nur weiterempfehlen kann. Sie schreibt sehr klar, sanft, feinfühlig, nicht wertend und macht dabei auch präzise Beobachtungen. Über einen geschichtlichen Zeitraum von 5 Jahrzehnten geht nun diese Familiengeschichte des Buches, die in der Gegenwart endet. Finde auch, dass sie sich mutig mit dem Thema vietnamesischer Migration auseinandersetzt und auch mit der Geschichte Vietnams. Es ist ein moderner und zeitgenössischer Roman, der Zugleich eine Stimme einer neuen Generation von Schriftstellern gibt, die aus verschiedenen Kulturen in Deutschland oder Österreich kommen. Diese Generation gibt es europaweit und ich kann mir vorstellen, dass sie auf einer anderen intellektuellen, wissenschaftlichen und sozialen Ebene Europa mitprägen mit einem gemeinsamen Gedankengut.
von Herta G. - 2022-01-26 22:20:00

Doch mehr Grau als Schwarzweiß - 5 Sterne


Khuê Pham ist von Hause aus bisher eher journalistisch geprägt, sie hat bereits ein Sachbuch publiziert mit 2 weiteren Autoren: „Wir neuen Deutschen“. Nun folgt der erste literarische Coup, an dem sie 4 Jahre lang gefeilt hat! Ich finde, dass sich die Mühe gelohnt hat, ist doch dieser Roman als Endprodukt sehr überzeugend gut geworden!
„Wo auch immer ihr seid“ ist eine dicht erzählte Geschichte, natürlich von Khuê Phams eigener Familie und ihr selbst inspiriert und auch das ein und andere Bruchstück entstammt dem familiären Anekdotenpool, aber trotz allem ist es eine fiktive Geschichte. In der Summe eine Autofiktion.
Im Mittelpunkt steht die 30jährige Kiều, Kind vietnamesischer Flüchtlinge des Vietnamkrieges. Eine Familie, die emotional viel im Gepäck hat, bis dato aber ihre Vergangenheit ruhen ließ. Nun stirbt Kiều Großmutter und ihr Testament wirbelt viel Vergessenes auf und Kiều begibt sich auf Spuren- und Identitätssuche.
Mir hat an dem Roman das vielfältige Narrativ gefallen wie hier der Vietnamkrieg im Kontext von Einzelschicksalen in seiner Komplexität präsentiert wird. Die Umbrüche, die situativen Reaktionen vor verschiedenen kulturellen Hintergründen. Auch die Gegenüberstellung des Vietnamkrieges mit der Flucht mit der Identitätssuche der nächsten Generation im Ausland.
Spannend, super geschrieben – ich kann dieses Buch nur wärmsten empfehlen und wünsche dem Roman viele viele Leser!
von nil_liest - 2021-11-13 13:22:00

Wo auch immer ihr seid - 5 Sterne

Es können Jahre vergehen, bis man beginnt darüber nachzudenken beginnt, woher man kommt. Die Journalistin Kim hat nur einmal mit ihren Eltern die Verwandten in Vietnam besucht und sie kennt auch nicht den Teil der Familie, der nach dem Krieg nach Amerika geflüchtet ist. Auch wenn Kim allein durch ihr Aussehen in Deutschland immer Fragen zu ihrer Herkunft beantworten muss, so hat sie noch nie über die 68-Jahre in Deutschland und den Krieg in Vietnam nachgedacht. Das war ein Krieg, der Familien zerstört hat, da so viele Mächte und Staaten mitgemischt haben. Man lernt sehr viel über die Dynamiken innerhalb einer Sippschaft und man ist immer wieder überrascht, wie sehr die Erkenntnisse der Autorin einen selbst berühren.
von Barbara Kumpitsch - 2021-09-30 10:00:00

Wo auch immer ihr seid - 5 Sterne

Ein berührender Familienroman, der beweist, dass jede Geschichte zwei Seiten hat.
Khuê Pham schreibt aus mehreren Blickwinkeln, authentisch und spannend - und schafft ein einfühlsames Familienporträt der Extraklasse.
Darüber hinaus beschreibt die Autorin, inwieweit man seine Wurzeln kennen muss, um sich von ihnen lösen zu können.
von MMag. Katharina Huchler - 2021-09-21 12:12:00

Kein Titel - 4 Sterne

Kim ist das Kind vietnamesischer Eltern, die 1968 nach Deutschland kamen. Die Geschichte ihrer Familie hat sie nie interessiert. Erst als ihre unbekannte Großmutter stirbt und die Familie zur Testamentseröffnung nach Kalifornien reist, beginnt sie sich zu fragen, weshalb ihr Vater keinen Kontakt zu seinen Geschwistern und seiner Mutter hatte.
Khue Phams Roman ist eine wunderschön erzählte Geschichte darüber, wie wichtig es ist unsere Wurzeln zu kennen, vor allem und gerade wenn wir in der Fremde leben. Sehr feinfühlig erzählt die Autorin auch vom Vietnamkrieg und wie sich die Sichtweise von Kims Vater auf die Ereignisse in seiner Heimat verändert weil er in der Fremde lebt.
von Barbara Pernter - 2021-09-13 12:37:00