Rezensionen

Die Kunst des Verschwindens
Roman

Autor: Melanie Raabe

Erschienen 2022 bei btb
ISBN 978-3-442-75929-3
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Die Kunst des Verschwindens - 5 Sterne

„Alba sagt, dass die Träume, die man zwischen Heiligabend und dem Dreikönigstag hat, besonders sind. In diesen zwölf Nächten träume man die zwölf Monate des kommenden Jahres.“

Die Träume der jungen Nicolette, genannt Nico, sind beunruhigend und furchtbar. Sie hat lange nicht vom Wasser geträumt, doch jetzt sind die Träume, die sie stets aus der Perspektive ihrer Mutter träumt, zurück. Nach einer langen Pause träumt Nico wieder von der Nacht, in der ihre Mutter bei einem Fährunglück in der Ostsee ihr Leben verloren hat.

Wenige Tage vor Silvester läuft Nico an einer Kreuzung in Berlin die berühmte Hollywood-Schauspielerin Ellen Kirsch über den Weg – eben hat sie sie noch auf einem riesenhaften Werbeplakat für ihren neuen Film gesehen und kurz darauf dann in echt. Was für ein Zufall!
Wie es der Zufall weiter will, wohnt Ellen vorübergehend direkt im Haus gegenüber, in der Silvesternacht lernen sich die beiden Frauen kennen, freunden sich an und stellen fest, dass sie just am selben Tag und im selben Jahr geboren wurden.
Liegt es wirklich nur an diesem „Zwilling im Geiste“, dass Ellen ganz ähnliche Träume wie Nico hat? Dass sie beide Geräusche, Gerüche und manchmal auch Geister spüren und anders wahrnehmen als andere Menschen? Dass beiden Orte, an denen sie nie zuvor waren, so bekannt vorkommen?
Gibt es so etwas wie Seelenverwandtschaft wirklich?

Nico hat keine Gelegenheit herauszufinden, was es mit dieser magischen Verbindung auf sich hat, denn am nächsten Tag ist Ellen spurlos verschwunden.
Das einzige, das bleibt, ist ein Päckchen von Ellen, das Nico wenige Tage später erhält. Der Inhalt: Die Kette mit dem Kolibri, die Nicos Mutter immer trug – außer in der Nacht ihres Todes.
Nico macht sich auf die Suche und muss bald feststellen, dass alles an der Geschichte mit Ellen viel weniger zufällig geschehen ist als gedacht…

Zunächst war ich mir nicht ganz sicher, ob mir der neue Roman von Melanie Raabe wirklich gefällt; auf den ersten Seiten hatte ich das Gefühl, dass er – zumindest für meinen Geschmack – zu sehr in Richtung Schmonzette geht.
Ich wurde aber eines Besseren belehrt; die Handlung nimmt schnell an Fahrt auf und bald macht sich beim Lesen eine Mischung aus Spannung und nervöser Beklemmung breit.
Die Geschichte dieser beiden Frauen, die schwer an ihren Geheimnissen tragen, die niemandes Projektionsfläche mehr sein möchten, die sich selber finden wollen und die nach dem Sinn in ihrem Leben suchen, ist raffiniert konstruiert und überrascht mit immer neuen Wendungen.
Ein wirklich gut gelungener Roman, der uns zeigt: Das Leben ist ein Stück weit ein Rätsel. Und das ist auch gut so.
von Maxie Bantleon - 2023-04-21 00:15:03

Seelenverwandte - 4 Sterne

Berlin, zwischen den Jahren, zwei Frauen treffen sich zufällig. Die Eine ein mega Weltstar, denn sie ist eine Schauspielerin aus Hollywood, die jeder kennt: Ellen. Die Andere eine nicht prominente Fotografin, deren Mutter bei einem Schiffsunglück ums Leben kann: Nico. Nico hat auch noch zu allem Übel„Kurt“, so nennt sie ihren Gehirntumor. Nun feiern die beiden Silvester und stellen vieles fest, wie das erstaunliche Zusammenfallen ihrer Geburtstage – gleicher Tag, gleiches Jahr! Wie eben Zwillinge ohne Verwandtschaft. Da wundert es nicht, dass der erste Arbeitstitel dieses Romans „Zwillinge“ hieß. Die beiden verbindet etwas. Wenn sie zusammen sind passiert Merkwürdiges. Beide hängen dem Gedanken nach, dass man das Leben der anderen leben könnte, hätten sie sich in der Vergangenheit jeweils für andere Lebenswege entschieden. Tja, und dann ist Ellen wie vom Erdboden verschwunden und Nico sucht natürlich.
Ich bin keine Thriller-Leserin und hatte daher diesen Roman nicht auf dem Schirm, aber was Melanie Raabe hier macht ist ein absoluter Genre-Mix. Es passt in keinerlei Schublade und genau aus diesem Grund so gut lesbar und überzeugend.
Eine Geschichte über Verbundenheit mit anderen, Freundschaft, wie Ruhm eine Belastung sein kann, was zählt wirklich im Leben, wie Endlich unser Dasein ist und wie man an den Punkt des Lebens kam an dem man gerade ist. Viele Themen werden eingebaut und angerissen. Auch der Umgang mit Frauen und die despektierliche Art der Social-Media-Kanäle. Alles drin und dazu noch spannend. Klar, auch ein Hauch von Surrealismus ist eingestreut, aber passt gut!
Mich hat dieser Roman bestens unterhalten!
von nil_liest - 2022-12-09 16:57:00

Kein Titel - 5 Sterne

HEYN Testleserin Melanie W.:
"Die Kunst des Verschwindens" von Melanie Raabe erzählt die Geschichte zweier Frauen deren Leben auf den ersten Blick doch recht unterschiedlich sind. Im Laufe der Geschichte, erhält die Leserschaft einen immer tieferen Einblick und erkennt auf welch schicksalhafte Weise diese beiden Leben verbunden sind.

Ich persönlich habe ein zwei Kapitel gebraucht um im Buch und der Geschichte anzukommen. Als dies der Fall war hat mich der Roman gefesselt und ich konnte kaum erwarten ihn fertig zu lesen. Im Nachhinein habe ich mich gefragt warum dies so war bzw. warum mir die erzählte Geschichte so gut gefallen hat - ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Normalerweise kann ich am Ende eines Buches sagen, es waren die Figuren, der Stil, das Erzählte. Hier ist mir das leider nicht möglich. Die Charaktere sind lebhaft beschrieben, man hat das Gefühl sie, ihre Gedanken und Beweggründe nachvollziehen zu können. Der Stil ist locker flockig und sorgt dafür, dass die Leserschaft vergleichsweise wie in einem Boot auf einem Fluss durch die Geschichte treibt.
Wie bereits erwähnt ist es mir unmöglich meine Begeisterung an einem Punkt festzumachen. Vielleicht ist es, um bei der Geschichte zu bleiben, der Fuchs im Park oder anders ausgedrückt Magie.
Abschlussfazit: absolute Leseempfehlung
von Heyn Testleser:in - 2022-11-22 18:42:00

Kein Titel - 5 Sterne

Der neue Roman von Melanie Raabe, kein Thriller, aber genau so spannend. Eine faszinierende, geheimnisvolle Geschichte zweier Frauen. Lesenswert!
von HEYNi Isabella Lehner - 2022-11-15 10:08:02

Die Kunst des Verschwindens - 5 Sterne

Hochspannender Pageturner rund um Themen wie Identität, Selbstermächtigung, Befreiung und Leben mit sozialen Medien.
von Ute Thiel - 2022-10-27 10:55:34

Nichts verschwindet für immer ... - 5 Sterne

Ich schätze Melanie Raabe sehr als Autorin sehr spannender Thriller, in ihrem neuesten Buch aber geht sie neue, durchaus lesenswerte, Wege. Die junge Fotografin Nico trifft unerwartet auf die Schauspielerin Ellen Kirsch und schon bald stellt sich ihr die Frage: Gibt es so etwas wie Seelenverwandtschaft? Die Suche nach dieser Antwort führt sie in eine Welt, in der alles möglich und nichts selbstverständlich ist.
von HEYNi Eva Hafner - 2022-10-24 10:07:53

Die Kunst des Verschwindens - 5 Sterne

Brigitte Thaler, Buchhandlung Tyrolia:
Der Roman handelt von zwei Frauen und spielt in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr, in der alles in Umbruch gerät: Ellen, eine sehr berühmte Seriendarstellerin, kehrt von Hollywood in ihre Heimat Berlin zurück. Nico, 32, hingegen hat die Aufnahmeprüfung an die Schauspielschule nicht geschafft, arbeitet daher als Fotografin und begegnet Ellen scheinbar zufällig. Ihre Mutter ist bei einem Fährunglück tödlich verunglückt, nur Nico hat als einzige Passagierin mit 19 Jahren überlebt – seit damals plagen sie Alpträume und Schuldgefühle. Von Nicos Appartment kann sie in die Wohnung von Ellen blicken und sie somit beoabachten.

„Glaubst du, eine Begegnung kann ein Leben verändern.“? wird Ellen Nico später fragen. Nico wünscht sich zu Neujahr mehr Magie im Leben, denn sie war so normal geworden, als sie ihren Traum von der Schauspielkarriere beenden musste, obwohl sie „Tenesse Williams trank und Büchner atmete“. Sie erlebt mit Ellen tatsächlich eine magische Silvesternacht, doch plötzlich verschwindet Ellen.

Warum ist Ellen weg? Warum will Nico sich von ihrem Freund Ben trennen, obwohl er der wunderbarste Mann des Planeten ist? Und wer ist Kurt? Was haben die ständigen Kopfschmerzen von Nico zu bedeuten? Wer stalkt Ellen und bald auch Nico? Warum kannte Ellen Nicos Mutter?

Spannend wie ein Krimi werden wir Teil eines Versteckspiels! Denn wer sucht hier eigentlich wen? „Das Leben ist ein Rätsel.“ Und es geht auch um nichts Geringeres als den Sinn des Lebens und die magischen Momente im Alltagstrott.

Was bleibt von uns? „Jedes Leben, das du berührt hast.“
von Brigitte Thaler - 2022-10-12 11:16:13