Rezensionen

Sommerhaus am See
Roman

Autor: David James Poissant

Erschienen 2024 bei btb
ISBN 978-3-442-77263-6
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langatmig - 3 Sterne


sehr neugierig war ich auf das Buch. Angesprochen hatte mich das Buchcover, der Titel und die Kurzbeschreibung. Die Leseprobe hat mich dann überzeugt, dass es sich lohnt, dass Buch zu lesen. Leider wurde ich dann doch etwas enttäuscht. Spannend mit einem traurigen Unfalltod eines kleinen Jungen fängt das Buch an. Dann wird immer mehr von der Familie Starling und ihren Familienangehörigen erzählt. Die Eltern haben ein Geheimnis, die Söhne haben viele Probleme. Die Söhne sind sich in dem Punkt einig, dass das Haus am See nicht von den Eltern verkauft werden soll. Das Haus war jeden Sommer Treffpukt der Familie, von Geburt des ersten Sohnes an. Das ist sehr gut nachzuvollziehen, die vielen oft schönen Erinnerungen sind mit dem Haus am See verbunden. Teilweise läßt sich das Buch flüssig lesen, aber dann kommen für mich sehr langatmige Seiten. Gut, dass über Geschmack nicht gestritten werden sollte.
von krabbi777 - 2024-04-25 11:33:00

Familiendramen - 4 Sterne

Ach ja, lockerleichte Sommerlektüre! ...Oder? Nein, eher weniger.
Nicht nur, dass Familientreffen selten Entspannung bedeuten und Lisa und Richard bei ihren Söhnen für Unmut sorgen, weil sie vorhaben, das alte Sommerhaus zu verkaufen und sich stattdessen am Meer zur Ruhe zu setzen; direkt am ersten Tag ertrinkt auch noch ein kleiner Junge im See und trübt damit die Aussicht auf ein paar schöne Tage endgültig. Und als würde das alles noch nicht reichen, offenbart sich nach und nach, wie wacklig dieses ganze Gebilde eines heilen Familienlebens ist, das Lisa und Richard, Thad und Michael und deren Partner*innen Jake und Diane hier für ein paar Tage aufrechterhalten wollen. Denn jede*r einzelne von ihnen hat irgendetwas vor irgendwem zu verbergen, aber das wird mit jeder Minute schwieriger, die sie gemeinsam im Sommerhaus und in der näheren Umgebung verbringen - die Luft knistert vor Anspannung, die Nerven aller liegen blank.

Poissant gelingt es meisterhaft, unter der glänzenden Oberfläche wie beiläufig immer wieder dunkle Schatten auftauchen zu lassen. Erst noch als Macken und Eigenheiten getarnt offenbaren sich so nach und nach die Abgründe der einzelnen Figuren, während die Risse in ihrem Heile-Welt-am-See-Konstrukt immer tiefer werden. Alkoholprobleme, Drogen, heimliche und nicht ganz so heimliche Affären, tote Kinder und solche, die noch unterwegs sind - hier kommt so einiges ans Licht, das bisher gut verborgen geglaubt war. Keine der sechs Figuren kommt ohne ihr eigenes, persönliches Drama daher. Ob ihr soziales Gefüge gerade deshalb realistisch ist oder ob das nicht schon fast ein bisschen zu viel des Guten ist, lässt sich schwer sagen; es sorgt auf jeden Fall für einiges Tempo und viel mehr Tiefgang als erwartet. Die mit jedem Kapitel wechselnden Perspektiven, die alle Figuren zu Wort kommen lassen, sind erfrischend, verhindern jedoch zugleich, dass man einer bestimmten der Figuren näher kommt als den anderen. Eigenwahrnehmung und Fremdwahrnehmung gehen hier eng miteinander einher, der Fokus liegt trotz Innensicht nicht auf einer bestimmten Person, sondern ihrem Umgang und Leben miteinander - und das gelingt wirklich gut.
von Anna625 - 2024-04-13 14:20:00

Eine Familie in der Krise - 4 Sterne


Lisa und Richard Starling machen mit ihren Söhnen und deren Lebenspartnern ein letztes Mal Urlaub im Haus der Familie am Lake Christopher in North Carolina. Ehefrau Lisa will die Immobilie unbedingt verkaufen, um in jeder Hinsicht einen Neuanfang zu machen. Die Ehe befindet sich nach Richards Seitensprung in der Krise, und die Eheleute werden in Kürze in den Ruhestand gehen und sich wahrscheinlich in Florida niederlassen. Dann werden sie Zeugen, als ein kleiner Junge im See ertrinkt. Sohn Michael versucht vergeblich, das Kind zu retten. Nach diesem Ereignis bricht alles auseinander, und Lügen und Geheimnisse, alle Arten von verdrängten Problemen kommen mit einem Mal ans Licht. Der ältere Sohn Michael ist Alkoholiker und hoch verschuldet. Auch seine Ehe gerät in die Krise, weil seine Frau Diane schwanger ist, obwohl sich die Eheleute auf Kinderlosigkeit geeinigt hatten. Der jüngere Sohn Thad ist suizidgefährdet, muss dauerhaft Psychopharmaka einnehmen und ist außerdem drogenabhängig. Er lässt sich von seinem Partner Jake, einem reichen, sehr erfolgreichen Maler aushalten. Auch diese Beziehung erlebt eine Krise, denn Thad kann sich nicht damit abfinden, dass Jake ein monogames Leben verweigert. Im Übrigen steckt auch Jake in einer Schaffenskrise und hat seit sechs Monaten nichts mehr gemalt. Endlich sind die Familienmitglieder bereit, sich den anderen zu öffnen und über alle Probleme zu sprechen. Als schockierendes Fehlverhalten kommt dabei auch ans Licht, dass ein Familienmitglied Donald Trump gewählt hat... Am Ende ist alles gesagt, und sie können einen Neuanfang wagen.
Diese Familiengeschichte ist jetzt nicht umwerfend neu und frei von Klischees, aber sie liest sich gut, und mancher Leser wird eigene Schwierigkeiten mit den Mitmenschen darin wiedererkennen. Mir hat der Roman auch sprachlich gut gefallen. Als Debütroman ist er wirklich erstaunlich gelungen.
von cosmea - 2024-04-07 16:45:00

Fesselndes und tiefgründiges Familiendrama - 5 Sterne

Der btb Verlag hat den mitreißenden Roman "Sommerhaus am See" des amerikanischen Autors David James Poissant veröffentlicht. Es handelt sich um sein Debüt, das bereits 2020 in den USA unter dem Titel "Lake Life" erschienen ist.
 
Im Mittelpunkt der Handlung, die sich über die Dauer eines Wochenendes erstreckt, steht die Familie Starling, die aus den Eltern Lisa und Richard sowie den erwachsenen Söhnen Michael und Thad besteht. Wie in vielen Sommern zuvor, treffen sich alle auch in diesem Jahr im Sommerhaus der Familie in North Carolina, das aus einem umgebauten Trailer besteht. Auch Michaels Frau Diane und Thads Partner Jake sind dabei. Das Treffen im Sommerhaus wird das letzte sein, da die Eltern das mit den Jahren sichtlich heruntergekommene Haus in einer Woche verkaufen werden. Sie beabsichtigen, ihren Lebensabend in Florida zu verbringen. Diese Eröffnung kommt für ihre Söhne überraschend, besonders Michael reagiert verärgert. Am nächsten Tag kommt es am See zu einer schrecklichen Tragödie, die das Familiengefüge zutiefst erschüttert ...
 
Die Geschichte ist in kraftvoller und intelligenter Sprache erzählt und liest sich sehr flüssig. Die interessanten Figuren sind sehr bildhaft und authentisch gezeichnet. Sie alle haben ihre Probleme und müssen sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen, nach und nach werden lang gehütete Geheimnisse und alte Wunden offenbart. Beziehungen werden auf den Prüfstand gestellt, berufliche und private Konflikte treten zutage. Der Roman ist keine leichte Kost, es geht auch um Themen wie Drogen, Suizidversuche und Depressionen sowie Affären und Alkoholsucht.

Sehr gut gefallen hat mir, dass mit jedem neuen Kapitel die Perspektive wechselt. So erleben wir abwechselnd die Geschehnisse aus der Sicht nicht nur der einzelnen Familienmitglieder, sondern auch aus der Sicht von Diane und Jake. Auf diese Weise lernen wir die Personen nicht nur intensiv kennen, wir können auch ihre Handlungen besser nachvollziehen und dabei tief in ihre Gedanken- und Gefühlswelt blicken. 

"Sommerhaus am See" spiegelt auch die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie wider. Die Eltern sind angesehene Akademiker und leben in gesicherten Verhältnissen. Michael arbeitet als Schuhverkäufer, Thad hat sein Studium abgebrochen, beide sind pleite oder hoch verschuldet, es geht ihnen finanziell deutlich schlechter als ihren Eltern.   

Mir hat des Buch sehr gut gefallen, es hat mich von Beginn an bis zum hoffnungsvollen Ende emotional gefesselt und tief berührt. 
Absolute Leseempfehlung für alle, die gern Familiendramen mit Tiefgang lesen!
von Bücherfreundin - 2024-04-02 19:57:00

Abbild der US-Amerikanischen Mittelschicht - 4 Sterne

Sommerhaus am See ist ein nicht untypischer US-Amerikanischer Familienroman.
Die Familie Starling besteht aus den erwachsenen Brüdern Michael und Thad, ihren jeweiligen Partnern Diane und Jack sowie ihren Eltern Lisa und Richard.
Jeder von ihnen hat an irgendetwas zu tragen, Probleme, die verheimlicht werden.
Lisa leidet noch immer an dem Tod ihres ein Monat alten Babys, obwohl das Jahrzehnte her ist. Richard hat Lisa betrogen und fürchtet entdeckt zu werden.
Michael ist Trinker und konservativ, während sein Bruder Thad homosexuell ist und in einer offenen Beziehung mit dem jüngeren Jack lebt.
Michaels Frau Diane ist schwanger, aber Michael glaubt, dass sie sich kein Baby leisten können.
Das ist schon viel Stoff, wird vom Autor David James Poissant aber gut unter einen Hut gebracht.

Das erste Kapitel ist außergewöhnlich. Es ist ganz und gar aus der Perspektive des verkaterten Michaels geschildert ist. Er beobachtet, wie ein kleiner Junge von einem Boot fällt und er kann ihn nicht retten. Dieses Kapitel ist sehr intensiv. Später wird der Stil entspannter. Aber immer wieder brechen die familiären Konflikte auf.

In der Summe ist das ein Abbild der US-Amerikanischen Mittelschicht mit vielen ihrer relevanten Problemen. Das so zu zeigen, ist eine nicht zu unterschätzende Leistung.
von yellowdog - 2024-03-31 12:21:00

Familientreffen am See - 4 Sterne

Das Cover und die Leseprobe des Romans „Sommerhaus am See“ des amerikanischen Autors David James Poissant haben mein Leseinteresse geweckt und ich habe mich sehr gefreut, das Buch vor Erscheinen zu lesen.
Die Geschichte dreht sich um die Familie Starling, den Eltern Lisa und Richard, die kurz vor der Pension stehen, ihren Söhnen Michael mit seiner Frau Diane und Thad mit seinem Lebensgefährten Jake.
Lisa und Richard wollen ihr Ferienhaus verkaufen und deshalb kommt die gesamte Familie noch einmal im Ferienhaus zusammen.
Doch plötzlich ertrinkt vor Michaels Augen ein Junge im See und nichts ist mehr so wie vorher.
Das Buch erzählt in den einzelnen Kapiteln die Geschichte jedes einzelnen Familenmitglieds und man erfährt viele Details aus der jeweiligen Vergangenheit.
Der Schreibstil des Autors ist gewöhnungsbedürftig, für mich kein Buch so zum Dahinlesen.
von dosi80 - 2024-03-26 10:21:00

Hervorragendes Debut - 5 Sterne

„Sommerhaus am See“, das Romandebut von David James Poissant, hat mir sehr gefallen. Eigentlich gleich schon von der ersten Seite an. Ich wollte das Buch bereits lesen, als ich vom Inhalt noch gar nichts gewusst und erst das Cover gesehen hatte. Mit einem zufriedenen Aufatmen habe ich es soeben zugeklappt.
Zwar klingt der Titel nach leichter Sommerlektüre, aber das ist die Geschichte keineswegs. Wie mit einem Sprung ins Wasser beginnt es mit einem Todesfall: Ein fremdes Kind ertrinkt hinter dem Rücken seiner Eltern, aber vor den Augen einer anderen Familie, welche ihre letzten Tage in einem anliegenden Ferienhaus verbringt. Und als einer der Söhne dieser Starlings das kleine Kind zu retten versucht, verletzt er sich schwer. Doch nicht nur diese körperliche Wunde klafft auf, sondern nach und nach viele sorgsam verdeckten Geheimnisse jedes einzelnen Familienmitglieds.
Marode wie die morsche Holztreppe zum See ist vieles bei Vater, Mutter, den Söhnen, ihrer Partnerin, ihrem Partner. Der Wassertod des kleinen Kindes spült viel Schmerz ans Ufer, bleibt stets gegenwärtig, befeuert und beschleunigt die Momente noch, an denen die Probleme sich offenbaren und in ihrem ganzen Umfang öffnen, Eifersucht mit sich bringen, Zorn, Hass, Süchte und Sehnsüchte. Auch wenn dieses Sommerhaus nicht, wie von den Eltern beabsichtigt, verkauft würde, ist doch die Zeit der Ferienharmonie unwiderruflich zu Ende.
Aus der Sichtweise jedes einzelnen Familienmitglieds der Starlings wird jede Person näher beleuchtet. Der Leser lernt die Fehler und Schwierigkeiten von jedem kennen und verstehen. Es gibt kein Happy End, doch sind die letzten Seiten von einer wohltuenden Hoffnung durchströmt. Und deshalb habe ich es, wie anfangs erwähnt, mit einem zufriedenen Aufatmen zugeklappt.
Der Sog dieses Romans beginnt mit den ersten Sätzen, und es fiel mir schwer, das Buch zwischendurch wegzulegen. Die Spannung steigt augenblicklich und hat mich mit sich gezogen. Der Sprachstil ist sehr farbig, lebhaft fließend, manchmal sprühend. Ich war richtig mit dabei, habe mitgebangt, mitgehofft, war miterschrocken. Nach diesem Debut wünsche ich mir vom Autor weitere Romane.
Das Cover ist keineswegs reißerisch, fällt aber in einem Schaufenster oder auf einem Büchertisch sofort auf und zieht die Blicke auf sich. Es vermittelt erstaunlich genau, was den Leser erwartet.
Ich empfehle den Roman allen, die mehr als nur leicht-seichte Sommerlektüre suchen.
von Emmmbeee - 2024-03-24 18:23:00