Rezensionen

Bell und Harry

Autor: Jane Gardam

Erschienen 2019 bei Hanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
ISBN 978-3-446-26199-0
Rezension verfassen

Bell und Harry - 5 Sterne

Eine kurzweilige, entspannende Lektüre.
Die Familie von Harry Batesman lebt in London, der Vater ist viel beschäftigter Journalist, alle sehnen sich nach Ruhe und Entspannung. Deshalb mieten sie für den Sommer ein Haus in Yorkshire, das der Familie von Bell gehört. Harry und Bell freunden sich an und erleben viele gemeinsame Abenteuer. Das bäuerliche Leben auf dem Land, seine Bewohner, ihre Eigenheiten und Charaktere werden eindrücklich geschildert. Die Geschichte spannt einen großen Bogen und begleitet die beiden Jungen und ihre Freundschaft bis ins Erwachsenenalter.
von Inge Krenn - 2020-10-31 15:06:00

Mit Jane Gardam in Yorkshire - 5 Sterne

Jane Gardam zählt sei dem ersten Roman, den ich von ihr gelesen habe (Eine treue Frau) zu meinen Lieblingsautorinnen. Jedes weitere Buch hat mich wieder neu überrascht und begeistert, inzwischen warte ich sehnsüchtig auf jede Neuerscheinung oder besser gesagt Neuübersetzung.

Bell und Harry ist wieder ein wunderschönes Büchlein geworden. Die Farben des Schutzumschlages, das Bild in Grün- und Blautönen, die Schrift, der Einband, optisch ist es wieder ein richtiges Juwel. Erzählt wird von den beiden Burschen Bell und Harry, Bells Familie lebt seit Generationen in Yorkshire und bewirtschaftet das Land, das leerstehende alte Bauernhaus des Großvaters soll vermietet werden. Die Familie Bateman aus London zieht ein, am Anfang gibt es noch ein paar Missverständnisse, doch der jüngste Sohn der Batemans, Harry, freundet sich mit Bell an und schon bald entsteht eine Freundschaft zwischen den beiden Familien. Die Batemans verbringen ihre Sommer im Bauernhaus und in einzelnen Episoden, in denen meist Harry und Bell im Mittelpunkt stehen, wird über Alltag, Freuden, Sorgen und skurrile Begegnungen erzählt.

Ich liebe Gardams Schreibstil, der ganz wunderbar von Isabel Bogdan übersetzt wurde. Liebevoll beschreibt sie Details, ohne jemals langweilig oder langatmig zu werden, ihr Blick für schrullige Persönlichkeiten, die sie aber immer freundlich und liebevoll darstellt, nie von oben herab, immer mit Wärme und Verständnis, lassen die einzelnen Kapitel lebendig werden. Gleichzeitig fängt sie auch die typischen Merkmale der Moorlandschaft ein und auch die Mentalität seiner Bewohner.

Eins meiner Lieblingskapitel ist „Schornsteinfeger“, in dem Kendal, der örtliche Schornsteinfeger, beim schlimmsten Regenwetter die Söhne und den Vater der Familie Bates dazu überredet fischen zu gehen und sie den ganzen Tag und Abend mit seinen Geschichten unterhält. Denn das ist das wahre Talent Kendals, er kann erzählen wie keiner sonst und kennt auch alle Spuk- und sonstigen Geschichten der Umgebung.

Bell und Harry ist ein kleiner feiner Roman, den man einfach gelesen haben muss. Jane Gardams neues Buch zählt schon jetzt zu den Highlights dieses Lesejahres. Ich freue mich schon auf den nächsten Titel aus ihrer Feder!
von Petris - 2019-07-12 09:46:00

Freundschaft fürs Leben im "Hollow Land" - 5 Sterne

Harry ist noch ein kleiner Junge, als seine Eltern beschließen, das geschäftige Treiben in London für den Sommer zu verlassen und nach Yorkshire zu fahren. Dort gibt es nur Moor, Hügel und ein paar Farmen mit Schafen und einzelnen Kühen. Die Hügel sind von ehemaligen Minen durchlöchert, weshalb der Ort auch hollow land genannt wird. Schnell entwickelt sich zwischen Harry und Bell, dem jüngsten Sohn der Vermieter, eine enge Freundschaft, die das ganze Leben anhalten wird. Sommer für Sommer treffen sich die Familien in Yorkshire und erleben so einige Abenteuer.

Gardam schreibt wunderschön ruhig und poetisch. Das Buch ist überwiegend aus der Sicht von Bell geschrieben, in einer eher kindlichen Sprache aber auch mit einem gewissen Witz und Zynismus, so dass ich häufig über Bells Gedankengänge schmunzeln musste. Jedes Kapitel scheint in einem anderen Sommer zu spielen, und die Jungs erleben so einiges. Gardam schreibt über bedingungslose Freundschaft und Liebe, über das Leben am Land, und über Beziehungen. Ein Wohlfühlroman den ich gerne weiterempfehle!
von skiaddict7 - 2019-07-08 07:20:00

Kinderglück auf Light Trees - 5 Sterne

Es ist sehr zu bedauern, dass die Bücher von Jane Gardam erst so spät ins Deutsche übersetzt worden sind. 38 Jahre mussten vergehen, bis auch wir in den Genuss von "Bell und Harry" (und ihren anderen ganz besonderen Büchern) gekommen sind.
Es ist die Geschichte einer Kindheit auf dem Land, irgendwo in Grossbritannien. Die Londoner Familie Bateman hat ein heruntergekommenes Bauernhaus in der Einöde gepachtet und wird anfangs mit etwas Distanz von ihren Wirten, dem Ehepaar Teesdale, betrachtet. Eines Nachts, als der kleine Bell pflichtbewusst das Weidegatter kontrolliert, wird er vom schlaflosen Harry beobachtet. Eine innige Bubenfreundschaft beginnt, die regelmässig zu Ferienzeiten ihre Fortsetzung findet. Einerseits führen die beiden teils waghalsige Unternehmungen durch, andrerseits haben sie selbst als Erwachsene das Staunen über Naturschönheiten nicht verlernt. Sie zweifeln auch nach Jahren keineswegs an der Existenz von Geistern und Feen – aber das tut der Schornsteinfeger Kendal auch nicht.
Jane Gardam hat einen Blumenstrauss gebunden aus beinah märchenhaften Geschichten, kleinen Weisheiten, kostbaren Kindererlebnissen und Bubenseligkeit, garniert mit anschaulich dargebotenen Naturschilderungen. Schon, wie sie die Kristallwelten der Eiszapfen beschreibt, ist ein einziger Genuss.
Die einfache Sprache (hervorragend übersetzt von Isabel Bogdan) mit kurzen Sätzen wirkt fast so, als sei der Roman für Kinder geschrieben. Doch die immer wieder eingestreuten Humorbeilagen benötigen die Denkweise von Erwachsenen. Ich habe immer wieder hell aufgelacht und empfehle das schmale Bändchen auch all jenen, die sich nicht oft an ein umfangreicheres Werk wagen.
von Emmmbeee - 2019-06-25 18:43:00

Kinderglück auf Light Trees - 5 Sterne

Es ist sehr zu bedauern, dass die Bücher von Jane Gardam erst so spät ins Deutsche übersetzt worden sind. 38 Jahre mussten vergehen, bis auch wir in den Genuss von "Bell und Harry" (und ihren anderen ganz besonderen Büchern) gekommen sind.
Es ist die Geschichte einer Kindheit auf dem Land, irgendwo in Grossbritannien. Die Londoner Familie Bateman hat ein heruntergekommenes Bauernhaus in der Einöde gepachtet und wird anfangs mit etwas Distanz von ihren Wirten, dem Ehepaar Teesdale, betrachtet. Eines Nachts, als der kleine Bell pflichtbewusst das Weidegatter kontrolliert, wird er vom schlaflosen Harry beobachtet. Eine innige Bubenfreundschaft beginnt, die regelmässig zu Ferienzeiten ihre Fortsetzung findet. Einerseits führen die beiden teils waghalsige Unternehmungen durch, andrerseits haben sie selbst als Erwachsene das Staunen über Naturschönheiten nicht verlernt. Sie zweifeln auch nach Jahren keineswegs an der Existenz von Geistern und Feen – aber das tut der Schornsteinfeger Kendal auch nicht.
Jane Gardam hat einen Blumenstrauss gebunden aus beinah märchenhaften Geschichten, kleinen Weisheiten, kostbaren Kindererlebnissen und Bubenseligkeit, garniert mit anschaulich dargebotenen Naturschilderungen. Schon, wie sie die Kristallwelten der Eiszapfen beschreibt, ist ein einziger Genuss.
Die einfache Sprache (hervorragend übersetzt von Isabel Bogdan) mit kurzen Sätzen wirkt fast so, als sei der Roman für Kinder geschrieben. Doch die immer wieder eingestreuten Humorbeilagen benötigen die Denkweise von Erwachsenen. Ich habe immer wieder hell aufgelacht und empfehle das schmale Bändchen auch all jenen, die sich nicht oft an ein umfangreicheres Werk wagen.

Bell und Harry - 5 Sterne

Seit Generationen bewirtschaftet die Familie Teesdale eine Farm im Norden Englands; hier ist das alte Königreich Cumbria, und ihr Teil ist das Hohle Land. Eine wunderschöne Landschaft, ausgehöhlt und unterwandert von jahrelangem Silber- und Erzabbau. Viele der alten Bauernhäuser stehen leer, bis auf Light Trees, denn hier verbringt die Familie Bateman aus London all ihre Ferien. Es wird eine lebenslange Freundschaft sein, die den Farmersjungen Bell und das Stadtkind Harry verbindet. Es ist eine wahre Freude, mit den beiden Jungen durch die Landschaft zu streifen, an ihren Lausbübereien teilzuhaben und einige der wunderbaren und skurrilen Menschen zu treffen, die sie auf ihrem Lebensweg begleiten, wie zum Beispiel die Eierhexe, den Schornsteinfeger Kendal oder die "Institution". Ich war direkt traurig, dass ich nach knapp 190 Seiten Bell und Harry, die Gerüche und Farben der englischen Sommer, die wunderbare Sprache und Gespräche zurücklassen musste. Aber ein Gefühl überwiegt: Es ist ein reines Glück, dieses bezaubernde Büchlein gelesen zu haben. Für mich eines der schönsten Bücher für und über den Sommer. Jane Gardam kann es einfach!
von Maxie Bantleon - 2019-06-24 10:43:00

Freunde fürs Leben - 5 Sterne

Es ist, als käme man in eine andere Welt, wenn man aus der großen und lauten Stadt London aufs Land nach Yorkshire kommt. Das erleben die Batemans, die zunächst einen Sommer in Light Trees, einem alten Farmhaus, verbringen wollen in der Hoffnung, dort Ruhe und Entspannung zu finden. So lernen sich Bell, dessen Grandad Hewitson den Batemans die Farm verpachtet, und Harry, der Sohn der Batemans kennen. Zunächst sieht es so aus, als ob die Batemans sofort wieder ihre Koffer packen und zurück nach London wollten, doch dann werden aus dem einen Sommer viele Jahre, in denen sie auf Light Trees ihre Ferien verbringen.
So unterschiedlich das Leben von Bell und Harry bisher auch verlaufen sein mag, hier in Yorkshire beginnt eine Freundschaft der beiden Jungen, die viele Abenteuer bestehen, die mal weniger, mal mehr gefährlich sind. Mit jedem Sommer wird die Freundschaft stärker und fester.
Viele kurze abenteuerliche Geschichten werden in diesem Buch zu einem großartigen Gesamtwerk zusammengefasst. Ein außergewöhnlicher Schreibstil einer besonderen Autorin, der mir als Leser die naturbelassene Schönheit einer Gegend sehr nahe bringt - mit all ihren einzigartigen Menschen, mit ihren Eigenarten, die mal schroff und mal herzlich sind, mit ihrem Leben und Wirken auf dem Land, mit ihren Mythen und Legenden, die spannend, gruselig oder auch lustig sind.
Ein Buch mit einem ganz besonderen Charme und auf eine gewisse Art anders als alles, was ich bisher gelesen habe.

von liesmal - 2019-06-02 19:23:00

Kleine Episoden - 3 Sterne

Bells Eltern vermieten ein altes Farmwohnhaus als Feriendomizil an eine Familie aus London. So begegnen sich Bell und Harry das erste Mal. Es wird eine Freundschaft fürs Leben. So unterschiedlich sie sind – ein Bauernjunge aus einer alteingesessenen Familie und ein Stadtkind mit intellektuellen Eltern – sie begreifen sehr schnell wie wichtig sie für einander sind.
Jane Gardams bereits 1981 erschienener Roman ist jetzt, nach ihrer späten Neuentdeckung, auch in Deutsch erschienen. Es ist eine kleine, verträumte Sommergeschichte. Eigentlich sind es eher kleine Vignetten und Geschichten, die den Rahmen um die Familien Teesdale und Batesman bilden. Alte Legenden fließen ein, die Gegend ist geschichtsträchtig. Die Erinnerung an frühere Zeiten bei den Farmern noch lebendig. Die ersten Erlebnisse der beiden Jungens sind ganz abenteuerlich in Tom Sawyer Manier geschrieben. Im Eiltempo streift Gardam die Jugendzeit und Bell ist schon verheiratet und Vater einer 11jährigen Tochter, selbst Farmer geworden und die Vertrautheit zu Harry bleibt auch nach langer Abwesenheit.
Ein wenig seltsam fand ich die Ausblicke der Geschichte, Gardam begleitet ihre Protagonisten bis ins Jahr 1999, also knapp zwanzig Jahre in die Zukunft und lässt eine veritable Energiekrise das Leben verändern. Es gibt kein Erdöl, die Autos sind verschwunden, man fährt – sofern man überhaupt eine Fahrkarte bekommt – mit dem Zug hinter einer Dampflok (!) Die Natur hat längst die Straßen überwuchert und Erntemaschinen stehen wie Dinosauriers am Rande der Felder. Auf der Farm wird wieder mit Pferd und Wagen gearbeitet und so wird es zeitlos weitergehen.
So ganz warm bin ich mit diesem schmalen Büchlein nicht geworden. Es wirkt in vielen Teilen wie für Jugendliche geschrieben. Natürlich bleibt Gardams Kunst mit Wörtern zu malen. Ihre Beschreibungen sind von zeitloser Schönheit, ihr reichen wenige Sätze um Stimmungen einzufangen, aber trotzdem blieb mir die Geschichte eher blass.
von Bibliomarie - 2019-05-13 17:26:00

Poetisch schön - 5 Sterne


1981 wurde dieses Buch bereits geschrieben; in diesem Jahr war die Autorin 53 Jahre alt. Das erscheint mir insofern bedeutsam, als die Autorin in dem vorliegenden Buch auf ganz feine, einfühlsame Weise in die Erlebniswelt zweier kleiner Jungen schlupft und uns aus deren Sicht die Geschichte erleben lässt.
Die Familie Batemans aus London, insbesondere der etwas nervöse Vater, sehnt sich nach Ruhe und Erholung. Und so mieten sich die Batemans ein in einem alten, leer stehenden Bauernhaus, das der Bauernfamilie Teesdales, den Eltern des 8-jährigen Bell, gehört. Harry, der jüngste Sohn der Batemans, lernt nach einer Weile den Bauernsohn Bell kennen, und nach und nach freunden sich die beiden Jungen an. Je mehr sie gemeinsam erleben, je mehr teils riskante Abenteuer sie gemeinsam bestehen, je mehr Sommer sie miteinander verbringen, desto enger wird ihre Freundschaft. Was den Erwachsenen erst nach vielen, vielen Jahren gelingt, nämlich die Überbrückung der unterschiedlichen Lebenswelten der Städter und der Bauern, das schaffen Harry und Bell ganz mühelos.
Es ist ein leises Buch, das ganz ruhig und friedlich erzählt. Und irgendwie, man weiß gar nicht so recht wie, entsteht beim Lesen ein entspanntes, wohliges Urlaubsgefühl. Der Zauber der Kindheit, der Zauber einer stillen Landschaft macht sich im Leser breit. Man genießt die geschilderte Natur, man amüsiert sich über komische, schrullige, liebenswerte Dorfbewohner und kann die Missverständnisse zwischen Städtern und Bauern nachvollziehen. Man hat beim Lesen das Gefühl, als säße Jane Gardam mit weißem Haar im Ohrensessel und erzählte uns Zuhörern sehr lebendig von früher, vom Zauber der Kindheit. Poetisch schön.
von heinoko - 2019-05-10 10:39:00

Mein Jahreshighlight! - 5 Sterne

"Bell und Harry" wurde 1981 in Großbritannien veröffentlicht. Da war ich gerade mal neun Jahre alt und wusste über die Autorin ebenso wenig wie über das Leben Bescheid. Theoretisch könnte Jane Gardam meine Grandma, Tante oder wer auch immer sein. Ich hatte nie dergleichen. Heute bin ich 46 Jahre alt. Nie Mama gewesen, warum? Das weiß nur meine Mutti. Aber ich habe zwei liebe Brüder. Wie auch immer, die Lektüre habe ich in sechs Stunden verschlungen.

Neben all den herausragenden Rezensenten, die immer wieder die intensive Freundschaft zwischen den beiden jungen Burschen Bell und Harry betonen, habe ich etwas völlig anderes zwischen den Zeilen gelesen:

Hier geht es um Geborgenheit, um Heimat, um Fernweh (undefinierbare Sehnsucht) und um Natur(schutz) - was damals sowie heute und für alle Zeiten immer gültig sein wird: 1981 steht einerseits für Härte, für Vertrauen, Neugier und Liebe - aber auch für Angst und Schrecken - andererseits um einen politisch ängstlichen, dennoch gewissenvollen und zugleich engagierten Menschen, der auf sein Leben zurückblickt voller Flower-Power und Mondlandung. Ohne die Kelten, ohne die Wikinger, ohne "hasse 'nich gesehen ..." wären wir heute nicht das, was wir sind: Eine Gemeinschaft!

Grande Madame Jane Gardam spricht in ihrem Roman "Bell und Harry" das Thema Urvertrauen an. Und zwar sehr, sehr - sehr vorausschauend!
Diesen Roman empfehle ich ganz besonders jungen Menschen.
Bell und Harry stehen für Jugend, für "Mother Earth", für Sehnsucht und für das ABENTEUER LEBEN
Thank you very much - ich verneige mich vor Grande Madame Jane Gardam!
von Gucci-Beerin - 2019-05-07 12:58:00