Rezensionen

Das Leuchten der Rentiere
Roman | Jetzt als große Netflix-Verfilmung | "Ein außergewöhnlicher Roman, den man nur ins Herz schließen kann!" Fredrik Backman

Autor: Ann-Helén Laestadius

Erschienen 2022 bei Hoffmann und Campe
ISBN 978-3-455-01294-1
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Das Leuchten der Rentiere - 5 Sterne

Es soll eine Überraschung für ihre Eltern und den älteren Bruder werden, als die neunjährige Elsa zum ersten Mal ganz allein – sie ist ja jetzt ein großes Mädchen! – auf Skiern zum Rentiergehege läuft, um alles für die Fütterung der Tiere vorzubereiten.
Stattdessen wird Elsa Zeugin, wie der, dessen Namen sie nie ausspricht, ihr eigenes, junges Rentier Nástegallu tötet und sie danach unmissverständlich zum Schweigen mahnt. „Dann grinste er, zeigte auf sie… und fuhr sich mit dem Finger über den Hals. Tod. Das bedeutete Tod, das wusste sie.“

Elsa wird tatsächlich ihre ganze Kindheit hindurch schweigen, denn schon früh weiß sie, dass es der Polizei und den Behörden völlig egal ist, wenn ihrem Volk, den Sámi, Unrecht angetan wird. Zu oft schon hat sie diesen schrecklichen Satz gehört: „Nur ein toter Lappe ist ein guter Lappe.“
Und so werden Robert Isaksson – der, dessen Name sie nie ausspricht – und andere, für die die Sámi nichts als Dreck sind, immer dreister, und immer mehr Rentiere verschwinden. Zurück bleiben nur die Eingeweide, die Geweihe, die Hufe. Wenn es überhaupt je zu einer Anzeige bei der Polizei kommt, dann läuft diese unter Diebstahl. Aber in den allermeisten Fällen kommt die Polizei ja gar nicht erst.

„Das Leuchten der Rentiere“ hat mich von der ersten Seite an begeistert, beeindruckt und beschäftigt.
Die raue Schönheit Lapplands, das Leben nördlich des Polarkreises und die fremde Kultur der Sámi sind das, was beim Lesen fasziniert.
Aber das große Thema des Romans sind die Ausgrenzung und der Rassismus, denen sich die Sámi Tag für Tag ausgesetzt sehen.
Robert zum Beispiel zeigt durch einen Aufkleber auf seinem Auto – „ILO 169 nicht ratifizieren“ – ganz deutlich, dass er die Rechte indigener Völker nicht anerkennt und Schweden die Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (ILO) weiterhin nicht unterschreiben soll.
Mit dem abgehackten Geweihe eines getöteten Rens als „Schmuck“ auf der Motorhaube seines Jeeps verhöhnt er Elsas Familie und alle Sámi zusätzlich.

Zehn Jahre später – im Jahr 2018! – hat sich an der Situation der Sámi nichts geändert und auch Robert & Konsorten treiben weiterhin ihr Unwesen.
Als eines Tages ein Rentier mit eingeschlagenem Schädel über ein Ortsschild gehängt wird und das Wort Jåhkåmåhkke (der lulesamische Name für den Ort Jokkmokk) mit seinem Blut überpinselt wurde, ist für Elsa klar, dass sie diese Hassverbrechen nicht länger hinnehmen wird.

„Samisch zu sein bedeutete, seine Geschichte in sich zu tragen, als Kind vor dem schweren Rucksack zu stehen und sich zu entscheiden, ihn zu schultern oder nicht.“

Elsa hat den Mut, die Geschichte ihrer Sippe zu tragen und das Erbe weiterzuführen.
von Maxie Bantleon - 2024-01-15 20:49:10

Vom Leben der Samen - 5 Sterne

Ein Buch das mich getroffen hat wie ein Faustschlag mitten in die Eingeweide.
Dieses Buchbeschreibt das Leben der Samen in Schweden. Von ihren Problemen der Akzeptanz in der Bevölkerung, von ihrem Leben mit den Rentieren, von den Problemen mit dem Klimawandel. Erschreckend, aufrüttelnd.
Gute, interessante Story, leicht lesbar und gut geschrieben.
Unbedingt lesen!!!
von HEYN Leserunde Manuela Meierhofer - 2023-01-29 12:08:00

Keine leichte Kost - 4 Sterne

Bei dem Buch haben mich Cover und Titel sofort angesprochen - ein so schöner Buchumschlag und eine Handlung ganz hoch oben im Norden.

Es geht um Elsa, die zu Beginn des Buches neun Jahre alt ist und zusehen muss, wie ihr Rentier ermordet wird. Es ist aber nicht nur ihr Rentier, das getötet wird - das passiert in größerem Stil.
Die Kurzbeschreibung des Buches lässt eine Entwicklung Richtung Krimi vermuten, dem ist aber nicht wirklich so.

Es geht um das Leben der Sámi - in der Kälte und im Schnee hoch oben im Norden.
Ich wusste bislang kaum etwas über die Sámi (nicht einmal die korrekte Bezeichnung) und das Buch ermöglicht Einblicke, die nichts mit Rentierschlitten-Romantik gemein haben (das Bild lief vor meinem inneren Auge immer ab).

Ein Buch über Rassismus.
Diskriminierung, Gleichgültigkeit, Ignoranz und Ablehnung sind Alltag - und das in einer Ausprägung, die sehr erschüttert.
Es ist keine leichte Lektüre und ich habe auch sehr lange gebraucht, bis ich im Buch war. Normalerweise lese ich Bücher zügig durch - das ging hier nicht. Ich habe mir immer kleine Leseabschnitte vorgenommen.

Anfangs war es auch wirklich zäh zu lesen, die Thematik hat mich aber so interessiert, dass Abbrechen keine Option war.

Ein starkes Buch!
von Marie aus E. - 2023-01-01 11:04:00

bedrückend realistisch - 5 Sterne

"Das Leuchten der Rentiere" hat mich aufgrund des Klappentextes sehr angesprochen, lese ich doch sehr gerne Bücher über andere Kulturen und Breitengrade. Das Buch spielt am nördlichen Polarkreis und gibt bedrückende Einblicke in das Leben der Sami.

Elsa ist erst 9 Jahre alt, als sie den brutalen Mord an ihrem Rentierkalb erfährt und der Täter ihr mit dem noch blutigem Messer mit dem Tod droht, sollte sie auch nur ein Sterbenswörtchen verraten. Dabei bleibt es jedoch nicht, es werden immer mehr Rentiere verstümmelt und gemordet. Elas schweigt aus Angst und die ortsansässige Polizei führt all diese ermordeten Tiere als verschwunden.
Als Leserin sehe ich die Welt durch Elsas Augen, tauche ein in die winterliche Landschaft und erfahre viel über das Leben der Samen.
Ihre Traditionen sind den Schweden ein Dorn im Auge und sie werden auch heute noch als Menschen zweiter Klasse gesehen.
Als ein Zeitsprung geschieht, ist Elsa eine junge Frau, die nicht mehr schweigt und offenlegt, was um sie herum geschieht.

Vorgestellt hatte ich mir ein friedliches Buch, doch weit gefehlt, es ist in vielen Momenten äußerst depremierend und bedrückend. Dennoch ist es äußerst stimmig und hat mir die Welt der Samen ein ganzes Stück weit näher gebracht.

Die Autorin hat in meinen Augen ein wichtiges Buch über ein Volk geschrieben und ich wünsche mir, dass viele Menschen es lesen und sich alles für die Samen ändern kann.
von Nele33 - 2022-12-20 14:16:00

Das Leuchten der Rentiere - 5 Sterne

Ein Buch, das mich sehr bewegt hat, erzählt es uns doch die Geschichte eines jungen Mädchens, das der Minderheitengruppe der Samen im Norden Schwedens angehört, und vom alltäglichen Rassismus und der Bedrohung ihrer Lebensart und ihres Lebensraumes durch die Umwelteinflüsse und dem Klimawandel, ausgesetzt ist.
Beeindruckend und bildgewaltig erzählt in einer Sprache, die einen förmlich in die Kälte des Nordens hineinzieht.
von HEYNi Elisabeth Sonnberger - 2022-11-14 11:31:43

Eine Reise zu dem letzten Ursprungsvolk, den Sàmis - 5 Sterne

Dieser Roman nimmt den Leser auf eine Reise in den hohen Norden mit. Es geht zu den Sàmis, oder auch Samen, die versuchen ihren Platz auf dieser Erde zu behalten.
Der erste Teil dieses Buches beginnt mit der 9 Jahre alten Elsa im Jahr 2008. Sie hat ihre ersten eigenen Ski und fährt damit das erste Mal alleine zu ihrem Rentier "Nàstegallu". Sie trifft dort auf ihr totes Ren und den Mörder. Er gibt der Kleinen unmissverständlich zu verstehen, was passiert, wenn sie ihn verrät.
Der Leser erlebt 10 Jahre Kindheit in einer samischen Familie mit. Ihre Kultur, die Natur, ihre Alltagsprobleme, Umweltveränderungen, sowie das Versagen der Behörden und die Stellung der Frau in dieser Gemeinschaft.
2018 und 2019 das Ende dieses großartigen Romans, der die Stimmungen so berührend, grausam, liebevoll beschreibt, wie es wohl auch nur jemand kann, der selber aus diesem Volk stammt.
Mich hat es sehr erschüttert, dass die Geschichte nicht vor 50 Jahren spielt, was an sich genau so schlimm wäre, aber heute, das beschäftigt mich noch immer. Wenn man dann selber etwas im Internet recherchiert, kann ich nur sagen: Saatanan perkele!
Das Glossar ist selbstverständlich auch im Buch.
Bis jetzt mein Lese-Highlight des Jahres 2022.

von kabo16 - 2022-10-25 16:40:00

Unbedingt lesen! - 5 Sterne

Eines der schönsten Bücher die ich in letzter Zeit gelesen habe! Von der ersten Seite weg, hat mich dieses Buch gepackt. Es ist die Geschichte von Elsa, ihrem Erwachsenwerden und dem Kampf um eine verschwindende Kultur - die der Samen. Malerische Landschaften, Krimielemente und Familiengeheimnisse - das perfekte Buch für kalte Winterabende!
von HEYNi Eva Hafner - 2022-10-24 10:19:17

Wunderschön und Bewegend - 5 Sterne

In "Das Leuchten der Rentiere" lernen wir  Elsa kennen, die zum Volk der Sami gehört, welche ihr Territorium Sampi im Norden Skandinaviens haben. Mit neun Jahren musste Elsa den Mord ihres Rentieres beobachten und konnte den Mörder noch am Tatort ertappen. Dieser bedroht Elsa und zwingt sie so zum Schweigen, wodurch sie sich selbst eine schwere Schuld auflädt und sich gegen ihre Familie und nahe Bekannte stellt. Dadurch, dass Elsa nichts sagen kann, gibt es für die Polizei keine Anzeichen für eine bewusste Rentiersabotage und die Polizei ermittelt nicht weiter, was ein großes Problem für die Sami darstellt, die auf die Rentierzucht angewiesen sind. 
Die Bedrohung für die Sami nimmt immer weiter zu und auch Elsa wird immer mehr bedroht, wodurch sie sich schlussendlich dazu entscheidet, sich ihrer Angst und Wut zu stellen. 

"Das Leuchten der Rentiere" ist ein wunderschönes und zugleich so bewegendes Buch. Ich war letzten Sommer auf einer langen Wanderung durch den Norden Schwedens und konnte dort die Sami und ihre Kultur hautnah kennenlernen, wodurch meine Faszination für diese geweckt wurde. Ich habe mich deshalb sehr gefreut, diese in einem Roman vertreten zu sehen und ihnen so eine Stimme zu geben, durch die ihre Kultur und ihre Sorgen in die Welt getragen werden können. 
Die Autorin bringt diese Identität und die Sorgen der Sami so emotional und kraftvoll herüber, dass man in die Lektüre gezogen wird und gar nicht mit dem Lesen aufhören kann. Sie beschreibt die Liebe der Sami zu ihren Rentieren und der Natur ihres Territoriums. Ich kann dieses Werk nur jedem ans Herz legen, um in die Kultur der Sami einzutauchen und einer oftmals unterdrückten Stimme einen Raum zu geben.  
von Karo - 2022-10-23 14:07:00

Trifft meinen Lesegeschmack leider nicht - 3 Sterne

Die Samen sind ein alteingesessenes Volk, dessen Lebensgebiet sich heute im Norden Schwedens, Finnlands und Norwegens erstreckt.
Die Sámin Elsa ist gerade mal 9 Jahre als, als sie beobachtet, wie ihr Rentier abgeschlachtet wird. Zwar hat sie den Täter erkannt, bestreitet dies aber bei der Polizei, weil der Täter ihr gedroht hat.
Wie dieses Erlebnis auch Jahre später das Leben von Elsa beeinflusst, beschreibt Ann-Helen Laestadius in ihrem Buch „Das Leuchten der Rentiere“.
Obwohl mich der Rassismus, die Ablehnung, die Unterdrückung und der Kampf um Gleichberechtigung stark mitgenommen hat, habe ich leider zu Elsa, ihrer Familie und dem Zusammenleben mit den Rentieren keinen Zugang gefunden. Vielleicht liegt es auch an dem einfachen, nüchternen Sprachstil, dass sich bei mir kein Leseerlebnis eingestellt hat.
Ein, wie ich finde, deprimierendes Buch, das mir keinen Lesegenuss gebracht hat.
von gaby2707 - 2022-10-16 16:02:00

Interessante Geschichte über die Kultur der Samen - 5 Sterne

Im Buch geht es um Elsa, eine Sami, welche als Kind mitansehen muss, wie ihr Rentier getötet wird. Leider traut sie sich nicht, der Polizei den Täter zu sagen, da dieser sie bedroht. Es werden immer wieder Rentiere des Sameby, in dem Elsa lebt, getötet und die Täter kommen davon, weil die Polizei sich nicht kümmert. Die erwachsene Elsa entschließt sich jedoch schließlich, den Kampf gegen die Diskriminierung und die Mörder ihrer Rentiere aufzunehmen.

Ich hatte persönlich noch nicht besonders viele Informationen zur Kultur der Samen gesammelt, weswegen dieses Buch ein sehr interessanter Einblick dahingehend war.
Die Charaktere des Buches sind sehr lebensecht und ich konnte mich sehr gut in sie einfühlen. Sie wirkten wie echte Menschen, deren Schicksal mir echt ans Herz ging. Der Kontrast zwischen der kindlichen Protagonistin und der erwachsenen war auch sehr spannend zu lesen.
Die Probleme, mit denen sich die Hauptcharaktere auseinandersetzen mussten, sind sehr vielfältig und werden gut erkundet. Hierbei werden viele gesellschaftliche Probleme angesprochen. Hauptsächlich die Diskriminierung der Samen und die Folgen daraus, aber auch Sexismus und der Klimawandel werden beleuchtet. Diese ganzen Dinge werden sehr feinfühlig erkundet, was ich sehr fesselnd und bewegend fand.
Das Buch wird im Laufe der Geschichte immer spannender und an manchen Stellen ist es so spannend wie ein Thriller, andere Stellen hingegen sind wieder etwas ruhiger. Die Geschichte ist sehr bedrückend und berührend. Mir standen oft die Tränen in den Augen.
Die Story hatte meiner Meinung einen zufriedenstellenden Spannungsbogen, was bei anderen Büchern des Genres manchmal nicht so gegeben ist.

Ich kann das Buch wirklich empfehlen. Mein Herz hängt immer noch an der Hauptcharakterin und auch vielen anderen Nebencharakteren. Es erzählt eine komplexe Geschichte, die es meiner Meinung nach auf jeden Fall wert ist, gelesen zu werden.
von _Le4_ - 2022-10-10 23:08:00