Rezensionen

Miss Kim weiß Bescheid
Storys

Autor: Nam-Joo, Cho

Erschienen 2022 bei Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co. KG, Verlag
ISBN 978-3-462-00349-9
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8 Frauen - 3 Sterne

Das Hörbuch zu 'Kim Jiyoung' geboren 1982 habe ich letztes Jahr in einem Rutsch durchgehört. Ich war daher schon sehr auf den Nachfolger gespannt. Leider konnte mich 'Miss Kim weiß Bescheid' nicht ganz so fesseln.

Sprachlich konnte mich die Kurzgeschichtensammlung vollends überzeugen. Klar und nüchtern portraitiert Cho Nam-Joo das Leben und Schicksal von 8 Frauen unterschiedlichen Alters und geht dabei auf das Rollenbild der Frau bzw. die Lebensweise und Kultur in Südkorea ein. Es finden sich Thematiken wie Ungleichbehandlung am Arbeitsplatz, Gewalt in der Beziehung, sexuelle Belästigung, aber auch wie die 'südkoreanische Familie' richtig zu funktionieren hat und den Ausbruch aus den vorgegeben Normen.
Leider konnten mich nicht alle Geschichten gleichermaßen begeistern. Zu manchen fehlte mir einfach der Zugang. Einige werden mir mehr, andere weniger in Erinnerung bleiben.

Wem das erste Buch der Autorin gefallen hat, wird auch an diesem Folgeband Freude finden. Für Zwischendurch war das Buch auf jeden Fall sehr gut zu hören.










von April1985 - 2023-01-04 15:04:00

Unbedingt lesenswert - 5 Sterne

Cho Nam-Joo erzählt in acht Kurzgeschichten von Frauen aus Südkorea, die mit vielfältigen gesellschaftlich-sozialen Problemen zu kämpfen haben.

Fast alle Protagonistinnen erzählen ihre Geschichten selbst in Ich-Form, wobei sie alle sehr unterschiedlich sind, da gibt es Töchter, Mütter und Großmütter, ledige, verheiratete und verwitwete Frauen, Schülerinnen und Berufstätige, alle Altersgruppen sind vertreten.

Die Erzählungen gehen oft weit in die Vergangenheit zurück, ganze Lebensläufe erfährt man da, und oft haben die Frauen immer wieder mit ähnlichen Problemen, oft, aber nicht nur, durch sie bestimmende Männer bedingt, zu kämpfen. Da gibt es die Schriftstellerin, die bekannt nun mit Hass im Internet zu kämpfen hat (was womöglich sogar autobiografisch ist), die Angestellte, schlecht bezahlt, die dennoch den Laden wuppt oder die junge Frau, die ihrem bisherigen Freund erklärt, warum sie seinen Heiratsantrag nicht annehmen will. Besonders gut gefallen hat mir die erste Erzählung, die Erzählerin besucht ihre Schwester im Pflegeheim und erinnert sich an ihre (gemeinsame) Vergangenheit. Etwas aus der Reihe fällt die letzte Erzählung, sie ist nicht in Ich-Form, und erzählt von einer Schülerin, noch ein Kind, und ihrer ersten Liebe, die durch die Corona-Pandemie auf eine Belastungsprobe gestellt wird.

Alle Geschichten sind typische koreanische Lebensläufe, die Probleme, vor die die Protagonistinnen gestellt werden, sind aber teilweise sehr global. Sexuelle Belästigung, Schlechterstellung im Beruf, familiäre Belastungen usw. treffen viele Frauen auf der ganzen Welt. Cho Nam-Joo gilt nicht umsonst als feministische Schriftstellerin.

Die Erzählweise, gerade durch die Ich-Form, ist sehr eingängig und berührend. Auch wenn ich mich nicht mit jeder Protagonistin identifizieren konnte, so habe ich doch die jeweiligen Gedanken, Emotionen und Intentionen verstehen können.

Eine Anthologie über Frauen, die immer wieder an Grenzen stoßen und/oder ausgebremst werden, ihr Leben aber dennoch meistern können – unbedingt lesenswert.
von PMelittaM - 2023-01-04 12:18:00

Südkoreanische Kultur - 4 Sterne

Nachdem ich heuer den Roman Kim Yiyoung, geboren 1982 mit Begeisterung gelesen habe, war ich sehr gespannt auf Cho Nam Joo's neuen Roman.

Dieser enthält 8 verschiedene aus dem alltäglichen Leben gegriffenen Kurzgeschichten südkoreanischer Frauen in allen Alters und Gesellschaftsschichten und erzählt deren persönliche Schicksale.

Die Geschichten sind gut zu lesen und auf den Punkt gebracht. Ich konnte mich relativ schnell in die Protagonistinen einfühlen.
Die südkoreanische Lebensweise und Kultur sowie die Stellung der Frau kommt in all den Erzählungen zur Geltung.
Dies war für mich persönlich sehr interessant zu lesen, da ich bislang sehr wenig über Südkorea wusste.

Daher Leseempflehlung an alle die sich für gesellschaftliche Themen von Südkorea sowie aus dem Leben gegriffene Kurzgeschichten interessieren.
von Sandy3333 - 2022-10-31 10:20:00

Miss Kim weiß Bescheid - 5 Sterne

Nach einem solchen Bestseller wie "Kim Jiyoung, geboren 1982" ist der Druck auf die Autorin groß. Der Erfolg hatte große Nachteile für Cho Nam-Joo, denn obwohl sich viele Frauen weltweit von ihrem Roman angesprochen fühlen, die gesellschaftlichen Themen und die Ungleichheit von Frauen und Männern erzeugen auch viel Hass im Netz. Eine ihrer Geschichten handelt von der Autorin selbst, wie verunsichert sie plötzlich in ihrem Schreiben ist. Die 8 Frauen in den "Stories" erleben Gewalt in der Familie und Ungerechtigkeiten am Arbeitsplatz, sie blicken zurück auf schmerzhafte Erfahrungen und Identitätsverlust. Ihren Humor verlieren sie nie, und das gibt den Lesern Hoffnung!
von Barbara Kumpitsch - 2022-10-14 13:27:44

Wieder beeindruckend - 5 Sterne

In dem Buch "Miss Kim weiß Bescheid“ kommen acht Kurzgeschichten zusammen, die von unterschiedlichen koreanischen jungen und alten Frauen erzählen. Ganz nah ist man diesen Frauen, die in der Ich-Perspektive von Geschehnissen aus ihrem Leben und ihren Gedanken erzählen. Fast immer geht es um die Familie, gesellschaftliche Erwartungen, schweren Schicksalen, die vor allem Frauen zu tragen haben, Ungleichbehandlung und Ungerechtigkeit. In "Weggelaufen" erzählt eine Tochter von dem Verschwinden ihres Vaters und wie die Familie damit umgegangen ist. Erzählt mit einer angenehmen Nüchternheit, die trotzdem viel Tiefe zulässt. Es werden viele Themen behandelt: u.a. die unbequeme Konfrontation mit dem Älterwerden, Krankheiten und Sterben, Reue, Einsamkeit, Cybermobbing, häusliche Gewalt.

Besonders gefallen hat mir die Geschichte "Die Nacht der Polarlichter“, in der es um berufstätige Eltern und die aufopfernden koreanischen Großmütter geht, die sich um ihre Enkelkinder kümmern. Doch die Protagonistin widersetzt sich dieser Verpflichtung und möchte stattdessen die Polarlichter sehen. Ein Skandal? Damit erfüllt sie sich einen Traum und geht sogar ein Bündnis mit ihrer Schwiegermutter ein - ebenso ungewöhnliche für eine koreanische Frau. Nur eins der Beispiele für den Wandel und inspirierende Frauenbilder.

Fazit: Aufwühlende, anspruchsvolle und schonungslose Geschichten über Frauen, die mehr Gleichberechtigung der Geschlechter in den Fokus rücken lässt. Ein Buch, das sachlich und provokant in seiner Struktur vielschichtig ist. Lesenswert!
von La Calavera Catrina - 2022-10-12 16:22:00

sehr gut wie gewohnt - 5 Sterne

Ich habe bereits das erste Buch der Aurorin gelesen und finde ihre Sprache sehr gut und auch den Erzählstil der Autorin sehr klar und modern. Dieser Stil führt sich in diesem Buch fort und ich kann sagen dass auch von dieser Ausgabe nicht enttäuscht wurde. Dieses Mal ist es eine Ansammlung von acht Geschichten die das Leben von südkoreanischen Frauen beschreiben und scheinbare Alltagssituationen zeigen und auch natürlich die Probleme dieser Frauen beleuchten die sie in ihren ganz normalen Leben haben. Dabei kann man auch schon wie bei dem vorangegangenen Roman diese Situationen und Probleme auf alle Frauen in der Welt beziehen da sie universell sind. Ich kann es sehr empfehlen da diese Autorin sicher noch viele weitere gute Bücher schreiben wird und man noch viel von ihr hören und lesen wird. Einfach sehr gut und unterhaltsam.
von v_im_wunderland - 2022-10-11 18:05:00

Acht Leben - 3 Sterne

Acht Geschichten, acht unterschiedliche Leben und acht Erfahrungen mit Diskriminierung im Alltag. Jede der Frauen ist unterschiedlich und dennoch könnte jede eine von uns sein.

Nachdem ich im letzten Jahr bereits von „Kim Jiyoung, geboren 1982“ begeistert war, war ich dementsprechend sehr auf Cho Nam-Joo’s zweiten Roman gespannt.
Im Gegensatz zu ihrem Debütroman handelt es sich hierbei nicht um eine einzelne Geschichte, sondern um 8 Kurzgeschichten.

In jeder der Geschichten tauchen wir in das Leben einer koreanischen Frau ein. Diese Frauen führen komplett unterschiedliche Leben, befinden sich in unterschiedlichen Altersgruppen, Gesellschaftsformen und Lebensphasen. Dennoch sind all diese Frauen darin vereint, negative Erfahrungen mit Alltagsdiskriminierung, -sexualisierung, so wie mit vorgeschriebenen Ansprüchen an sich selbst gemacht zu haben. Eine der Geschichten zeigt sogar autobiografische Züge.
Auch in diesem Buch spielt der Name „Kim“ wieder eine große Rolle, denn es gibt sehr viele Charaktere mit diesem Namen in den Geschichten. Jener Name ist sehr verbreitet in Südkorea und verdeutlicht dadurch noch einmal, dass solche Schicksale jede Frau betreffen können.

Obwohl alle Geschichten sehr unterschiedlich sind und in Südkorea spielen, fällt es als Leser einfach, sich in Situationen der verschiedenen Geschichten wiederzufinden. Zudem regen die Geschichten auch dazu an, über Situationen nachzudenken, über die man zuvor eventuell nicht viel nachgedacht hatte.
Darin, den Leser zum Nachdenken anzuregen, sehe ich auch die größte Stärke von dem Buch. Denn, wenn man die Geschichten für sich alleine betrachtet, so sind diese von sehr durchwachsener Qualität. Manche empfand ich durchweg sehr gut, anderen hatte jedoch einfach ein Höhepunkt gefehlt. Dadurch wirken manche Geschichten insgesamt doch etwas langweilig oder man bekam am Ende einer Erzählung das Gefühl, ganz plötzlich aus einer unvollendeten Geschichte rausgeschmissen zu werden.
Aus diesem Grund hatte mir „Kim Jiyoung, geboren 1982“ wesentlich besser gefallen, als die Sammlung der Kurzgeschichten. Trotzdem empfand ich das Buch insgesamt als lesenswert.

Fazit:
Die einzelnen Geschichten lassen den Leser sehr über die Diskriminierung von Frauen im Alltag nachdenken. Wer sich dafür interessiert, wird definitiv Gefallen an diesem Buch finden. Jedoch würde ich das Lesen von „Kim Jiyoung, geboren 1982“ eher empfehlen, falls man von der Autorin noch nichts gelesen haben sollte.
von Mondtaube - 2022-10-11 11:11:00

Geschichten mit Themen, die universell gültig sind - 5 Sterne

In Cho Nam-Joos Geschichten geht es vorwiegend um Frauen. Es ist bewundernswert, dass die Autori n dabei viele Altersgruppen berücksichtigt. So ist die Protagonistin der ersten Geschichte um die Achtzig und erlebt das Sterben ihrer Schwester mit. Als Leser ist man dicht bei ihren Gedanken und Emotionen.
In der letzten Story geht es um eine Schülerin und die Schwierigkeit, in Zeiten von Corona eine Beziehung zu führen.
Zwischen diesen Eckpunkten befinden sich unterschiedliche Geschichten mit diversen Themen. Erwähnenswert ist die Titelstory, Miss Kim weiß Bescheid, die in die Arbeitswelt führt.
Cho Nam Joo findet ihre gesellschaftsrelevanten Themen in verschiedenen Bereichen.
So ist eine Story (Lieber Hyunnam) im Uni-Milieu angesiedelt und es ist die Geschichte einer Trennung wie auch der Emanzipation. Es hat die Form eines Briefes und ist ziemlich treffend gemacht.
"Große Mädchen" thematisiert Gewalt und Belästigung und zeigt, wie schwierig es ist, damit umzugehen.
All diese Themen behandelt die Autorin universell. Daher ist dieses Buch auch Lesern zu empfehlen, die sich nicht spezifisch für Südkorea interessieren.

Obwohl die Geschichten unterschiedlich sind, hat das Buch eine gute Geschlossenheit.
von yellowdog - 2022-10-06 18:51:00

Weiblichkeit in der Gegenwart Südkoreas - 5 Sterne

Oft ist die Leserschaft enttäuscht, wenn nach einem Knallerroman ein neues Buch folgt und die Erwartungen nicht erfüllt werden. Hier bei, Cho Nam-Joo, ist es überraschend anders herum. Ich war begeistert von ihrem Debüt ‚Kim Jiyoung’ geboren 1982’und finde die Kurzgeschichtensammlung ist qualitativ besser. Klar, ein Roman ist schlecht mit einer Kurzgeschichtensammlung vergleichbar, aber die Geschichten sind einfach gut auf den Punkt!
In ‚Miss Kim weiss Bescheid‘ sind 8 Kurzgeschichten versammelt, die allesamt weibliche Protagonistinnen haben, unterschiedlichen Alters von jung bis alt, in den verschiedensten Situationen, seinen es Teenager, Mütter oder gar Großmütter. Alle spielen in der Gegenwart Südkoreas und beleuchten den Alltag der Mädchen & Frauen dieser sehr traditionellen Gesellschaft. Ein Einblick der unverstellt ist und offenlegt wie sich Weiblichkeit in Südkorea anfühlt.
Diese Geschichten sind sehr individuell und erzählen jeweils ein Einzelschicksal, aber sie stehen stellvertretend für den Aufschrei der Feministinnen in Südkorea. Es geht um den Blick der einzelnen Frauen auf die Situationen und der gesellschaftliche Umgang mit ihnen. Es bedrückend einen wie sturr hier in anachronistischen Verhaltensweisen verharrt wird, nur der eigenen Dominanz willen. Hier werden Themen wir Cybermobbing durchdekliniert, Carearbeit, unterdrückte Frauen, mentale Gewalt, Frauen die sich nicht Verwirklichen können und am Ende bleibt die große Frage nach dem Lebensglück und wie sie zu erzielen ist.
Es hört sich alles schwerer an als es geschrieben ist. Der Ton ist fast leise, sehr asiatisch und mitdenken hilft. Eine tolle Art der Erzählkunst mit der uns Cho Nam-Joo beglückt! Natürlich großartig aus dem Koreanischen übersetzt von Inwon Park. Das macht das Lesevergnügen auf Deutsch noch besser!
von nil_liest - 2022-10-06 13:39:00

Brillant erzählt - 5 Sterne



Die koreanische Schriftstellerin Cho Nam-Joo konnte mich mit ihrem letzten Roman total begeistern.

Miss Kim weiß Bescheid, besteht aus acht Stories von verschiedenen Frauen und Themen, die sie auch brillant erzählt.

Die Autorin schafft es gut die Situationen mit sprachlicher Lebendigkeit zu erzählen.
Sie spricht die sozialen Probleme Koreas an.
Es sind Geschichten, die eindrucksvoll sind und zum Nachdenken anregen.
Die Geschichten der acht Fraue sind nicht nur typisch in Korea, sondern sie passen überall hin. Es sind Frauen von zehn bis achtzig Jahren. Witzigerweise beginnt es mit der achtzigjährigen und endet mit der zehnjährigen. Die letzte zeigt auch die Problematik mit der Coronaepedemie. Kinder können nicht immer zur Schule gehen und miteinander dürfen sie auch nichts unternehmen. Da zerplatzt eine junge niedliche Liebe.

Jede Story hat einen anderen Hintergrund, sind aber alle gleich gut.

Ich hoffe, das nächste Buch der Autorin ist wieder ein Roman. Mir sind so kurze Geschichten immer zu kurz. Da wird es gerade besonders spannend, da sind sie schon zu Ende.
Das ist mein einziger Kritikpunkt.
von begine - 2022-10-06 09:06:00