Rezensionen

Der Sommer, in dem alles begann
Roman | Für Fans von »Der Gesang der Flusskrebse«

Autor: Claire Léost

Erschienen 2024 bei Kiepenheuer & Witsch
ISBN 978-3-462-00387-1
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3 Lebenswege in der Bretagne - 3 Sterne

Dies ist der erste Roman von Clear Leost den ich gelesen habe.
Angesprochen von dem sommerlich idyllisch gehaltenen Cover habe ich mich sehr darauf gefreut.

Dieser handelt von 3 Frauen, aus 3 verschiedenen Generationen und spielt in einem Zeitraum vom Ende zweiten Weltkriegs bis in die 2000 Jahre in einem Dorf in der Bretagne bzw. zeitweilig in Paris.

Die Lebenswege dieser 3 Frauen kreuzen sich immer wieder ohne dass ihnen das so direkt bewusst ist und macht die Geschichte zu einem für mich perfekten spannenden Sommerroman.
Die Kapitel und die Sprache sind dabei sehr kurzweilig und leicht nachvollziehbar gewählt. Das Setting in der Bretagne hat mich neugierig auf die Landschaft und Gegend gemacht, vorallem auch weil diese sehr atmosphärisch beschrieben wird.

Empfehlen kann ich den Roman daher allen die gerne Familiengeschichten mit leicht düsteren Geheimnissen in einer besonderen Umgebung lesen.
von Sandra Schwarz - 2024-04-25 13:33:00

Drei Frauen, drei Generationen, drei Lebenswege - 4 Sterne

Drei Frauen, drei Generationen, drei Lebenswege, alles zusammengeführt in einem Sommer im Jahr 1994 in der Bretagne. In drei Erzählsträngen entwickelt die französische Autorin Claure Léost ihre Geschichte.
1940 ändert sich mit dem Einzug deutscher Militärs das Leben im beschaulichen Le Bois d‘en Haut, auch für die zwölfjährige Odette, Tochter des Dorfarztes. Ihr Vater, der als Kommunist weiter für ein freies Frankreich kämpft, wird von Männern in schwarzen Ledermänteln abgeholt und später im Lager erschossen. Ein Jahr vor Kriegsende stirbt ihre Mutter und Odette reist zu ihrer Tante nach Paris. Sie findet Arbeit als Dienstmädchen bei einer Familie mit zwei Kindern. Hier zählt nicht mehr, dass sie daheim eine der besten Schülerinnen war und ihre Eltern angesehene Leute im Dorf. „ In Paris war sie ein nichts. Oder noch weniger als nichts : eine vom Dorf, ein Landei, ein Bauerntrampel.“ „ Bretonen, das waren …eine Horde hungernder Hinterwäldler, die in Paris einfielen, um zu verdienen.“ so war die einhellige Meinung der Pariser.
Doch es kommt noch schlimmer. Odette ereilt das Schicksal vieler Dienstmädchen: sie wird geschwängert von ihrem Dienstherrn. Allerdings verläuft ihr weiterer Lebensweg und der ihres Kindes nicht dem Klischee entsprechend.
1994 zieht Marguerite mit Ehemann und siebenjähriger Tochter nach Le Bois d‘en Haut. Was zieht die elegante Pariserin, Dozentin für Literaturwissenschaften, an das Gymnasium in diesen entlegenen Ort? Ist sie damit nur ihrem Mann Raymond gefolgt, einem ehemals erfolgreichen Schriftsteller, der in der ländlichen Abgeschiedenheit seine Schreibblockade bekämpfen möchte? Oder verfolgt sie damit ganz eigene Pläne? Die Kollegen, ja die meisten Dorfbewohner begegnen ihr mit Misstrauen.
Doch die sechzehnjährige Helene ist fasziniert von ihrer neuen Lehrerin. Die erkennt bald ihr Potential und fördert das kluge Mädchen. Und Helene verkehrt auch immer öfter im idyllischen Herrenhaus von Marguerite und fühlt sich zusehends vom charismatischen Raymond angezogen.
Sehr zum Ärger ihres Freundes Yannik, der ihre Schwärmerei voller Eifersucht beobachtet. Außerdem hegt er als stolzer Bretone einen Groll gegen Franzosen aus der Hauptstadt. „ Man hat uns unsere Identität gestohlen, wir leben auf besetztem Gebiet. Die Geschichte Frankreichs ist nicht unsere.“so argumentiert er. Sein Zurück zu seinen bretonischen Wurzeln begnügt sich bald nicht mehr nur mit dem Erlernen der bretonischen Sprache. Er schließt sich einer Gruppe Fanatiker an, die für eine freie Bretagne kämpfen und dafür auch nicht vor Gewalt zurückschrecken.
Helene fühlt sich zerrissen von ihren widersprüchlichen Gefühlen und als dann noch bei ihrem geliebten Vater eine unheilbare Krankheit diagnostiziert wird, ist sie völlig verzweifelt.
Es ist viel emotionaler Stoff, den Claire Léost in ihren Roman packt. Dabei schreibt sie in einer nüchternen, völlig unsentimentalen Sprache. Einzig in den Landschaftsbeschreibungen wird es poetisch. Hier ist die Liebe der Autorin zu ihrer Heimat spürbar. Allerdings wird hier nichts sentimental verklärt. Das Dorf ist keine Idylle. Man begegnet vielen Vorurteilen und kleingeistigem Denken.Und es ist nicht die Bretagne, in die es die Touristenströme zieht. Hier gibt es keine malerischen Hafenstädte direkt am Meer, keine wildromantischen Küsten. Nein, ihr Roman führt in die Bretagne der Wälder, der mythischen Orte. Der Leser erfährt so einiges über bretonische Geschichte und Kultur. Deshalb verwundert es nicht, dass die Autorin für diesen Roman mit dem Literaturpreis der Bretagne ausgezeichnet wurde.
Die Geschichte wird im Rückblick erzählt. Seit zwanzig Jahren lebt Helene schon in Paris, nun reist sie zum ersten Mal zurück in ihre Heimat. Und sie erinnert sich, was in jenem Sommer geschehen ist und was sie schließlich zum Weggehen veranlasst hat.
Wie viel von der Autorin steckt in dieser Figur? Die Eckdaten scheinen zu stimmen und gewidmet ist der Roman allen „ Bretonen, die irgendwann einmal fortgegangen sind“, wie sie selbst.
Es ist eine leise, sehr emotionale Geschichte, die auf ein dramatisches Ende zuläuft. Und obwohl dieses Ende vorweggenommen wird, bleibt der Roman spannend. Die Charaktere werden in ihrer Vielschichtigkeit gezeigt, nicht jede ihrer Handlungen kann man billigen, werden aber aus der Biographie heraus begründet. Die meisten Figuren durchlaufen eine Entwicklung, wobei die Autorin erfreulicherweise Leerstellen lässt, so dass der Leser diese selbst füllen muss.
„ Der Sommer, in dem alles begann“ ist ein leicht zu lesender Unterhaltungsroman, aber keiner mit Happy-End.
von Ruth - 2024-04-16 17:37:00

Sternklare Nacht - 3 Sterne

Der Sommer, in dem alles begann ist ein Roman mit drei Protagonistinnen und mehreren Zeitebenen.
Die junge Helene, die Dorfladenbesitzerin Odette, und die Lehrerin Marguerite, sie sind gleichberechtigte Hauptfiguren.
Es dauert ein wenig, bis man sie besser kennen lernt, da anfangs zu schnell gewechselt wird.
Am interessantesten ist es, die Zusammenhänge zwischen ihnen herauszufinden.
Es gibt einige wichtige Nebenfiguren, wie der wütende Yannick oder Marguerites Mann Raymond. Da geht es aber nie in die Tiefe, schade, da wären Potentiale gewesen.
Schauplatz ist die Bretagne, das gibt dem Roman einige gute Momente. Manches, wie zB. Die Teufelsgrotte geht aber auch an mir vorbei.
Die Autorin Claire Leost hat eine Weichheit im Stil. Das schwankt zwischen angenehm zu lesen und weichgespült. Letztlich ist es ein typischer Roman des Genres, der durch eine gewisse Oberflächlichkeit gezeichnet ist. Er lässt sich aber gut lesen und wird dennoch nicht allzulange im Gedächtnis bleiben.
von yellowdog - 2024-04-11 18:12:00

Eigenbrötlerische Bretonen - 5 Sterne



Die französische Schriftstellerin Claire Léost besticht mit ihrem Roman, Der Sommer, in dem alles begann. Sie hat diese Geschichte wunderbar eingefangen.
Die Bretagne ist der Ort der Handlung.
Die Lehrerin Margerite hat erfahren, das die Mutter sie adoptiert hat. Als sie den Ort erfährt, in dem ihre leibliche Mutter lebt, der im äußersten Winkel der Bretagne liegen soll, übernimmt sie eine Stelle dort. Ihr Mann ist Schriftsteller und mich ortsgebunden.
Sie weiß aber nicht einmal den Vornamen der Mutter. Im Haushalt ihres Vaters wurden die Dienstmädchen einfach Marie genannt.
In der Bretagne wird sie ziemlich angefeindet. Die Einwohner mochten keine Neuerungen und dann noch von einer Pariserin.
Leider kommt es dann zu einer Katastrophe.
Die Autorin hat alles spannend geschrieben und der Roman ist ordentlich fesselnd.


von begine - 2024-04-11 12:33:00

Bretonische Schicksale - 4 Sterne


In einem kleinen Dorf im Landesinneren lebt Hélène, 16 mit ihrer Familie. Sie ist in Yannick verliebt, der schon die gemeinsame Zukunft plant und sich aktiv für den Erhalt der bretonischen Sprache und Kultur einsetzt. Dann zieht Marguerite mit ihrem Mann, einem erfolgreichen Schriftsteller, der aktuell an einer Schreibblockade leidet, von Paris in das Dorf. Sie übernimmt eine Vertretungsstelle als Lehrerin, und nichts ist mehr, wie es war. Die Dorfgemeinschaft will keine Veränderungen und lehnt die Neuankömmlinge schroff ab. Marguerite fördert die begabte Hélène und ermutigt sie, ein anderes Leben ins Auge zu fassen und nicht einfach dem vorgegebenen Weg zu folgen. Im Dorf machen bald schon Klatsch und Tratsch den beiden Familien das Leben schwer, und alles steuert auf einen tragischen Ausgang hin.
Die Geschichte erstreckt sich von 1944 bis zur Gegenwart und verbindet drei Generationen von Frauen, die von Hélènes Großmutter Alexine und der bösen alten Krämerwitwe Tanguy über Hélènes Mutter mit dem schwerkranken Ehemann bis zu Hélène und ihren Altersgenossen. Es wird gezeigt, dass die Zeit der deutschen Besetzung noch immer nachwirkt und es Geheimnisse gibt, an die nicht gerührt werden soll. Die Witwe Tanguy ging einst als Waisenmädchen nach Paris, wurde von ihrem Arbeitgeber vergewaltigt und bekam ihr neugeborenes Kind, das angeblich nach wenigen Stunden gestorben war, nie mehr zu sehen. Marguerite dagegen ist auf der Suche nach ihrer Mutter, die sie in der Bretagne vermutet.
Der Roman beginnt mit zwei Beerdigungen - von Hélènes Vater und von Marguerite. Wie es dazu kam und wie alles zusammenhängt, erfährt der Leser im Verlauf dieses interessanten, auch sprachlich sehr gelungenen Bildungsromans. Eine lohnende Entdeckung für mich.
von cosmea - 2024-04-07 16:41:00

Kein Titel - 4 Sterne

Hinter dem Cover mit der einsamen Frau im Abendlicht, das wunderbar die Gegend der Bretagne darstellt wo der Roman spielt. Es verbirgt sich dahinter die Geschichte dreier Frauen in drei Zeitzonen. Die Bretagne eine Gegend, wo wortkarge Menschen leben mit einer eigenen Sprache leben, die allein schon deswegen von den Parisern, wo auch ein Teil der Handlung stattfindet regelrecht verachtet werden. Es geht hier um Liebe, Verlust, Hass und Tod. Schockierend ist das Odette die nach Paris gegangen ist von ihr Dienstherrn vergewaltigt wird. Klar das man ihr nicht glaubt und sie die Stelle verliert nachdem sie ihr Kind bekommen hat. Schrecklich ihr wurde das Kind sofort weggenommen, mit der Begründung es wäre gestorben. Dann ist da noch Margerite die ihre Mutter in der Bretagne sucht die junge Helene die nach wie vor in dem kleinen Dort in der Bretagne lebt und Yannick liebt
Fazit:
Die Handlung ist sehr holprig und kommt am Anfang sehr zusammenhanglos rüber. Der Schreibstil ist sehr gewöhnungsbedürftig. Die Passagen mit der Druiden-Oma verwirrend und im Großen und Ganzen eine Story die nicht überzeugt hat.
von Apollo - 2024-03-27 11:39:00