Rezensionen

Sylter Welle
Roman

Autor: Max Richard Leßmann

Erschienen 2023 bei Kiepenheuer & Witsch
ISBN 978-3-462-00404-5
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Beeindruckender Debütroman - 5 Sterne

Der Verlag Kiepenheuer & Witsch hat "Sylter Welle", den autobiographischen Debütroman des Sängers, Songwriters und Dichters Max Richard Leßmann, veröffentlicht.

Der Ich-Erzähler Max fährt Ende September mit dem Intercity nach Westerland, um seine Großeltern zu besuchen. Diese machten fast 60 Jahre lang Campingurlaub, hatten 30 Jahre davon sogar einen Wohnwagen. Für drei Tage haben ihn die Großeltern, die bald 90 Jahre alt sind und für die es vielleicht ihr letzter Sylt-Urlaub sein wird, in ihre Ferienwohnung mit Meerblick eingeladen. Diesmal ist einiges anders. Oma Lore holt ihn ab, sie ist zu Fuß gekommen, und sie hat ihm erstmals keine Apfelringe mitgebracht.

Während dieser drei Tage erinnert sich Max nicht nur an die Ferien seiner Kindheit und Jugend, die er mit den Großeltern auf dem Campingplatz verbrachte, sondern auch an die Mitglieder seiner Familie. Wir erfahren, dass seine Mutter wegen Max' übermäßigen Zuckerkonsums regelmäßig im Clinch mit ihrer Schwiegermutter lag, dass Oma nichts von Sonnenschutzmitteln hielt und Onkel Jacob Max' Lieblingsonkel war. Oma Lore, die sich als Familienoberhaupt sieht, ist eine resolute und harte Frau, bei der die Liebe hauptsächlich durch den Magen geht, während Opa Ludwig Tagebuch führt, Stufen zählt und seine Frau so nimmt, wie sie ist, Hauptsache, das Mittagessen steht jeden Tag pünktlich um 12 Uhr auf dem Tisch.

Die Handlung springt zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her. Die Erzählung über die Ereignisse während Max' Besuch bei den Großeltern in der Ferienwohnung wird unterbrochen durch seine Erinnerungen. In Rückblenden setzt sich so nach und nach die Familiengeschichte zusammen. Wir lernen eine Familie kennen, die nach außen hin eher rau als herzlich miteinander umgeht, aber trotzdem immer füreinander da ist. Der Autor erinnert sich auch an tragische und traumatisierende Ereignisse.

Das Buch liest sich flüssig, ich mag den Sprachstil, ganz besonders aber gefällt mir der Humor, den der Autor in sein Buch einfließen lässt. Viele Anekdoten brachten mich zum Schmunzeln, und es gab ernste Begebenheiten, die mich nachdenklich gestimmt haben. Es geht in dem Buch auch um Depressionen und Demenz, um Tod und Trauer. Max Richard Leßmann charakterisiert seine Großeltern und andere Familienmitglieder liebevoll und mit viel Humor.
 
Ich habe die warmherzige Hommage des Autors an seine Großeltern, die mich berührt und erheitert hat, mit sehr viel Freude gelesen. Klare Leseempfehlung!
von Bücherfreundin - 2023-09-11 15:51:00

Eine Reise in die Vergangenheit - 5 Sterne

„Sylter Welle“ ist ein autofiktionaler Roman des in Berlin lebenden Autors Max Richard Leßmann.

Max hat in seiner Kindheit seine Sommertage bei seinen Großeltern - Oma Lore und Opa Ludwig - auf dem Campingplatz auf Sylt verbracht. Nun besucht er seine Großeltern noch einmal für drei Tage und es kommen eine Menge Erinnerungen hoch.

Der Schreibstil von Max Richard Leßmann liest sich ausgesprochen angenehm und leicht. Zwischen den Ereignissen in der Gegenwart erinnert sich Max zurück und wir erfahren eine Menge über ihn, seine Großeltern und den Rest der Familie. Dabei gibt es ebenso viele humorvolle Momente wie auch solche, die nachdenklich machen.
Seine Familienmitglieder beschreibt er nicht immer ganz liebevoll, aber genau dadurch sehr authentisch. In jeder Familie gibt es Menschen mit Ecken und Kanten und solche, die einem auf Anhieb ans Herz wachsen.
Das Buch besteht aus vielen kurzen Episoden. Die Übergänge zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit sind oft fließend, so dass ich einige Male kurz irritiert war in welcher Zeit wir uns gerade befinden.

Das Buch bietet keine außergewöhnlichen Ereignisse, sondern lebt von ganz normalen Familienmomenten. Vieles hat dafür gesorgt, dass ich mich an meine Kindheit zurückerinnert habe.

Es ist eine liebevolle Hommage an die Familie und insbesondere an die Großeltern des Autors, die ich gerne gelesen habe und die mich nachdenklich zurückgelassen hat.
von Tara - 2023-09-09 16:46:00

Ein Buch, das nachhallt - 5 Sterne

Seit längerer Zeit schon hat mich kein Buch so sehr berührt wie dieses. Und hätte ich das Buch nicht gehört, sondern als Printausgabe gelesen, hätte ich mir das erste Mal wirklich gerne mit Page Markern einzelne Sätze und Passagen markiert. Vielleicht werde ich das auch noch machen, denn „Sylter Welle“ ist definitiv ein Roman, den ich mehrfach erleben möchte.

Ich mag den Satz „Familie kann man sich nicht aussuchen“ eigentlich nicht. Ich bin der Meinung, dass jede:r für sich selbst definieren kann, wen man zur eigenen Familie zählt. Nicht jeder hat eine blutsverwandte Familie, manche Familien bestehen aus Freund:innen. Ich selber habe das große Glück, eine ganz wunderbare Familie zu haben und noch größeres Glück, zwei Omas zu haben, die mir immerhin Geschichten über meinen jeweiligen Opa erzählen können und uns Enkelkinder immer nach Strich und Faden verwöhnt haben. Denn meine Omas leisteten sich auch Dinge für ihre Enkelkinder, die sie ihren eigenen Kindern niemals erlaubt hätten.
Deswegen trafen Max Richard Leßmanns Worte so häufig einen sensiblen Punkt in mir. Die Schilderungen aus Max Leben mit seinen Großeltern, den gemeinsamen Erlebnissen, der Freude, Trauer und Urlaube (auf Sylt) wurden unfassbar atmosphärisch und prosaisch eingefangen. Der Schreibstil dabei einfach so treffend beschreibend und bildhaft. Ich habe – Schande über mich – erst durch das Buch gelernt, dass Max Richard Leßmann jeden Tag Gedichte auf Instagram postet und bin totaler Fan geworden.
Auch wenn Oma Lore und Opa Ludwig nur minimalste Gemeinsamkeiten mit meinen Omas haben, so musste ich doch viel an sie denken und habe durchaus Parallelen gesehen. Parallelen, die eine gemeinsame Generation eint.
Von den Kindheitserinnerungen an die Zeit mit den Großeltern, damals, als die Welt noch so weit war, hin zur Akzeptanz, dass Großeltern eigenständige Personen mit Fehlern sind, die man als Kind doch gerne zu sehr romantisiert hatte. Und hin zum Verständnis, dass auch Großeltern altern und es einen Wendepunkt gibt, an dem die Fürsorge der Großeltern zur Fürsorge um die Großeltern mutiert. Es mag daran liegen, dass Max Richard Leßmann etwa so alt ist wie ich, aber ich habe sehr viele meiner Gedanken aus seinen Zeilen lesen können. Mich haben so viele seiner Sätze tief berührt, mich abschweifen lassen zu meinen eigenen Erinnerungen, meine Gedanken hin zu meinen Omas gelenkt und den Wunsch immer stärker werden lassen, beide einfach zu umarmen und festzuhalten.
Es ist eine Hommage an die Großeltern, sehr ehrlich, nicht verklärend, einfach menschlich.

Und dann ist da natürlich auch noch Sylt. Eine Insel, die ich auch ins Herz geschlossen habe. Und auch wenn ich meist einen Bogen um Westerland mache, so musste ich doch jedes Mal schmunzeln, wenn Orte erwähnt wurden, die natürlich jede:r im Sylt-Urlaub abklappert. Wobei Sylt hier tatsächlich eine untergeordnete Rolle spielt, dennoch kommt die Geschichte immer wieder zu diesem Ort zurück.

Ich habe das Hörbuch gehört, das vom Autor selber gesprochen wurde – und bin absolut begeistert. Falls die Ideen zu Gedichten mal ausgehen sollten oder ein zweites Buch nicht umgesetzt werden sollte, ich würde liebend gern noch mehr Hörbücher eingesprochen von Max Richard Leßmann hören. Am liebsten aber natürlich ein weiteres Werk von ihm selber.

Da ich gesehen habe, dass der Autor auf Lesereise gehen wird, spiele ich sehr mit dem Gedanken, meine Omas zu schnappen und hinzugehen.
Ich kann das Buch absolut empfehlen. Und die Frage, ob man seine Verwandten auch dann lieben würde, wenn man nicht mit ihnen verwandt wäre, kann ich zumindest glücklicher Weise mit einem klaren Ja beantworten.
von Ceciliasophie - 2023-08-27 20:58:00

Urlaub in Sylt mit den Großeltern - 4 Sterne

Inhalt: Jeden Sommer, verbringt Max mit seinen Großeltern gemeinsam in Sylt. Auch dieses Jahr laden Oma Lore und Opa Ludwig in ein letztes Mal ein, sie nach Sylt zu begleiten. Eigentlich ist alles wie immer, und irgendwie doch komplett anders. Eine Familiengeschichte, die ins Herz geht und zum Nachdenken anregt.

Fazit: In Sylter Welle begleiten wir Max drei tagelang. Immer wieder schwelgt er in Erinnerung a die alten Zeiten mit den Großeltern und anderen Familien angehörigen. Und gleichzeitig erleben wir die letzten drei Tage Urlaub, die er mit ihnen verbringt. Der Roman lässt sich schnell und flüssig lesen, und der Humor macht das Buch noch besser. Und dennoch gibt es auch große Emotionen und Schicksalsschlägen, die mich zum Denken angeregt haben. Das Buch hat mich positiv überrascht, da ich ohne große Erwartungen a das Buch herangegangen bin. Eine sehr empfehlenswerte Familienliteratur.
von Peachybookdreams - 2023-08-24 12:25:00

Nostalgie pur - 5 Sterne

Bei dem Cover dachte ich gleich an den Ausspruch: Die Hütte brennt!
Und im übertragenden Sinne, tut sie das auch, denn dies werden die letzten Ferien sein, die Max mit seinen Großeltern auf Sylt verbringen wird.
Es ist schon jetzt alles total anders, es sind nur drei Tage, die er mit seiner Oma Lore und Opa Ludwig dort zusammen ist. Diesmal nicht im geliebten Wohnwagen sondern in der Sylter Ferienwohnung mit Meerblick.
60 lange Jahre Campingurlaub mit ganz vielen Erinnerungen verbunden, erst mit dem Zelt, dann als die Kinder aus dem Haus waren, mit einem Wohnwagen und den Enkeln an Bord.

Das ist Familie, zusammen gewachsen, Geschichten und Erlebnisse, Krieg und Flucht, Streiche der Eltern und die Erinnerungen an die eigene Kindheit. Dies alles erzählt Max, in einer wunderbaren traurigen und lustigen Art.
Mich hat es total berührt, ich war in dem gleichen Alter als meine Oma starb. Da wurde mir klar, dass nun das letzte Verbindungsstück zu meiner Kindheit mit starb.
Übrigens, es soll Menschen geben, die kein Maggi kennen.

Wie überall wächst die Familie weiter und nun merkt mein Sohn, dass die guten Tage mit Opa, sich langsam dem Ende nähern. Wörter, die keiner außerhalb der Familie versteht, und bald auch nicht mehr sagt. Pointen, die nur wir verstehen.

Und dieses Gefühl bringt der Autor auf den Punkt und beschreibt es mit ganz viel Liebe, Respekt und Achtung für seine Großeltern.
Dieses Buch versteht nur der, der Familie hat und mit ihr lebt.
von kabo16 - 2023-08-22 21:06:00

Liebeserklärung an die Großeltern und an Sylt - 5 Sterne

Max Richard Leßmann, 1991 geboren, ist Sänger und Songschreiber und hat bisher einen Gedichtband veröffentlicht „ Liebe in Zeiten der Follower“. Nun ist mit „ Sylter Welle“ sein erster Roman erschienen.
Der Ich-Erzähler Max, der sehr viele Ähnlichkeiten mit dem Autor aufweist, reist für drei Tage nach Sylt. Hier hat er mehr als zwanzig Jahre seine Ferien verbracht, gemeinsam mit den Großeltern Lore und Ludwig in deren Wohnwagen auf dem Campingplatz von Wenningstedt. Der Wohnwagen ist verschrottet, die Großeltern sind alt geworden. Nun soll der Enkel sie in ihrer Ferienwohnung besuchen, bei ihrem letzten Sylt- Urlaub.
Wehmut schwingt von Anfang an mit, wenn Max von seinem Besuch erzählt. Der beinahe 90jährige Opa Ludwig ist hinfällig geworden, auch wenn er dies hinter seinem trockenen Humor zu verbergen sucht. In der Wahrnehmung des Enkels haben sich die Großeltern jahrelang nicht verändert, doch nun kann er die Realität nicht mehr leugnen, auch wenn ihm das Angst macht.
Max nimmt das zum Anlass, sich zu erinnern. Unzählige Anekdoten aus dem Familienleben breitet er vor uns aus. Die meisten davon lesen sich sehr unterhaltsam und witzig.
Dabei läuft der Autor nicht Gefahr, alles kitschig zu verklären. Oma Lore, zu der er ein besonders inniges Verhältnis hat, ist eine sture Frau mit harten Regeln. Eine „ Feldherrin“, die die ganze Familie unter Kontrolle hat, einzig ihre Schwiegertochter, die Mutter des Erzählers, versucht sich als „ unbeugsames gallisches Dorf“ ihr zu widersetzen. Doch Oma Lore „ verteidigt …ihr Königreich aus Industriezucker und Maggi Fondor gegen meine gesundheitsbewusste Mutter.“
Essen ist wichtig bei dieser Großelterngeneration, die im Krieg und auf der Flucht, wie Opa Ludwig, gehungert hat. Reichhaltig bewirtet wird hier jeder, ob man ihn mag oder nicht. Und „ ein guter Esser“ ist eine der höchsten Auszeichnungen, die diese Generation zu vergeben hat. So kann der Autor stolz vermerken: „ Ich kann nicht mit akademischen Titeln glänzen, aber „ Esser“ bin ich summa cum laude, und das ist in der Welt meiner Großeltern mindestens genauso viel, wenn nicht gar mehr wert.“
Auch andere Familienmitglieder, die Eltern, zahlreiche Onkels und Cousins und Cousinen mit ihren Macken und Schwächen, tauchen in den Erinnerungen des Erzählers auf. Dabei stellt er sich die Frage, ob er diese Menschen auch mögen würde, wenn er nicht mit ihnen verwandt wäre. Bei einem ist er sich sicher, bei Onkel Jacob, der in ihm die Liebe zur Musik geweckt hat. Doch Onkel Jacob, der jüngere Bruder des Vaters, erkrankt und stirbt kurz darauf.
Es ist das ganz normale Familienleben, das Leßmann hier in verschiedenen Episoden lebendig werden lässt. Und das viele Leser aus eigenem Erleben kennen dürften.
Leßmann schreibt davon so kurzweilig, dass die Lektüre ein einziges Vergnügen darstellt. Er findet dafür einen eigenen Ton, witzig und anrührend zugleich. Sein Roman ist ein Familienportrait, aber vor allem eine Liebeserklärung an seine Großeltern, die ihm gezeigt haben, „ dass man nicht gleicher Meinung sein muss, um sich zu lieben.“
Nach drei Tagen reist der Erzähler nach Hause zurück, im Wissen, dass dies die letzten Ferientage mit den Großeltern gewesen sein dürften. Der Schlusssatz ist eine Reminiszenz an das Bilderbuch, das sein Vater geliebt hat und dessen Held zum Namensgeber für ihn wurde: „ Bis hin in mein Zimmer, wo es Nacht ist und das Essen auf mich wartet. Und es ist noch warm.“
Doch auch die Insel selbst spielt eine nicht unwesentliche Rolle. Das Meer, die Wellen und vor allem der Sand haben es dem kleinen und dem großen Max angetan. Obwohl er schmerzhafte Erfahrungen damit gemacht hat.
So ist „ Sylter Welle“ auch ein Roman für all diejenigen, die diese Nordseeinsel lieben. Zeigt er doch, dass auf dieser Insel der Schönen und Reichen ebenfalls Platz ist für ganz normale Leute.
Einstimmen auf die unterhaltsame Lektüre lässt es sich mit dem Song zum Buch, gesungen vom Autor selbst „ Bis Sylt im Meer versinkt“.
von Ruth - 2023-08-21 19:16:00

eine Hommage an die Familie, explizit die Großeltern - 4 Sterne

3,5 Sterne

In seinem ersten Roman verarbeitet Max Richard Leßmann augenscheinlich seine Jugend, eigentlich die Beziehung zu seiner Familie; im besonderen zu seinen Großeltern.

Max besucht ein allerletztes Mal für drei Tage seine Großeltern väterlicherseits auf Sylt. Bisher fuhren sie immer mit dem Campingwagen dorthin, diesmal haben sie eine Ferienwohnung in der Anlage "Sylter Welle" gemietet.
Der Urlaub ist einerseits wie immer, andererseits ganz anders. Schon allein, dass der Urlaub diesmal nicht am Campingplatz stattfindet. Und dann verhält sich sein Oppa auch noch anders, er ist vergesslich...

Dieser Liebesroman an die Großeltern bzw. die Insel Sylt liest sich eingängig; obwohl es das Erzählen einer Lebensgeschichte ist, ist es doch auch spannend. Denn diese Familie ist anders als andere. Ganz vorne die Matriarchin Oma Lore, der Opa Ludwig hörig ist (jetzt im Alter, früher war es wohl nicht ganz so.)
Die Erzählung der Ereignisse dieser drei Tage wird immer wieder unterbrochen durch Rückblenden in die Familienvergangenheit. Die Familienbeziehungen werden ausführlich beschrieben, v.a. sämtliche Onkel und Cousins werden aufgezählt. Nur, dass der Protagonist auch eine Schwester hat, erfährt man erst auf Seite 159 (von nur 221). Außer, diese wird davor schon so nebensächlich erwähnt, dass es mir gar nicht aufgefallen ist.

Max' Großeltern sind typisch in ihrer Generation: sparsam bis zur Askese, engstirnig, mit Scheuklappen behaftet, homophob. Oma Lore hat keinerlei Mitgefühl. Und wehe, man denkt etwas anders oder gibt Widerworte. Max traut sich nichtmal zu erwähnen, dass er Würstchen nicht ausstehen kann, dass er sogar kotzen muss davon. Das sagt ja schon alles. Und davon gibt es noch viel mehr. Trotzdem liebt er seine Großeltern über alles, denn Blut ist nun mal dicker als Wasser. Tja, jeder wie er glaubt... Als Max' Mutter versucht, sich dagegen aufzulehnen, wird sie von Oma Lore fertiggemacht.
Ich finde nicht okay, dass eine Person die ganze Familie terrorisiert und sich niemand dagegen aufzulehnen traut. Und wichtige Dinge (zB Opa Ludwigs Erkrankung) werden verschwiegen und unter den Teppich gekehrt.
Sogar Max selbst gibt auf Nachfrage zu, dass er nur ein einziges seiner Familienmitglieder leiden würde, wäre er nicht mit ihnen verwandt - das sagt ja schon alles.

Das Fazit dieses Romans: Ja, man wird älter, und ja, dabei verändert sich alles. Die Menschen, die man liebt; die Gegenden, die man liebt; und es ist ein Kommen und vor allem ein Gehen.
Und eine Familie darf sich nicht von einer Person unterdrücken lassen.


Fazit:
Nach dem tollen Anfang einer launisch-unterhaltsam klingenden Familiengeschichte mochte ich Max' Großeltern, v.a. seine Oma Lore immer weniger leiden.
von Petra Sch. - 2023-08-18 18:44:00

Familienbande - 5 Sterne

Gott, mich hat lang kein Hörbuch mehr so vereinnahmt, wie dieses. Ein großes Kompliment an den Autor und Sprecher, die beide wirklich großartiges geleistet haben! Ich habe gelacht, geweint, mitgefiebert, geekelt, mitgelitten und ja, manchmal, wie beim Schlachtfest, war es mir dann auch schon mal etwas too much. Aber ach, wie toll diese Stunden des Hörens waren!
Es enthält nicht nur ein Loblied auf die Großeltern, auch der Onkel und der Vater spielen im Buch eine prägende Rolle in Max Leben. Die Anekdoten hierbei reichen sogar bis in die Kindheit des Vaters hinein.
Ob dieses Buch jedoch auch autobiografische Züge trägt? Tatsächlich könnte dies sein, denn die erzählende Figur des Romans trägt den Vornamen Autors.
Vom Stil dieses Buches bin ich zumindest sehr angetan! Diese Art des Humors ist genau meines. Und wie bitte kann es sein, dass ich in Max’ Großeltern immer wieder meine eigenen zu erkennen glaubte?

Angefangen habe ich dieses Hörbuch ohne grosse Erwartungen, beendet jedoch habe ich es völlig begeistert!
von Stea - 2023-08-17 21:46:00

Gute Lektüre - 5 Sterne



Max Richard Leßmann ist Sänger Podcaster und Dichter.

In dem Roman Sylter Welle erzählt er über seine Familie , besonders über seine Großeltern, Opa Ludwig und Oma Lore.
Er stellt sich selber ja ziemlich tölpelhaft dar, aber im Ernstfall ist er doch ein guter Enkel.
Er schreibt diesen Roman ganz ordentlich und ich musste einige Male lächeln.
Die Stelle als sein Vater und seine Brüder eine kleine Eule Otto adoptiert hatten, war einfach schön.
Die Frage, ob man seine Verwandten auch liebte, stellt sich mir nicht, man ist ja verwandt.

Der Roman hat mir sehr gut gefallen und möchte ihn weiter empfehlen.
von begine - 2023-08-16 11:47:00

Das Geheimnis hinter Oma Lores süßsauren Apfelringen - 4 Sterne

Der mir bis dato noch unbekannte Autor Max Richard Leßmann nimmt interessierte Leser in seinem allerersten Roman "Sylter Welle" mit in den hohen Norden an die See.


Dreh- und Angelpunkt der Handlung sind dabei die Urlauber Oppa Ludwig, Oma Lore und deren "Lerge" (Enkel) Max. Der Roman verfängt unheimlich schnell beim Lesen.


Leßmann hat eine unheimlich gute Auffassungsgabe und präsentiert dabei Stück für Stück sowohl in der Gegenwart wie auch in den Rückschauen die mal mehr und mal minder ausgeprägte Familienbande zwischen den unterschiedlichen Generationen unserer Eltern und Großeltern sowie zu dessen Nachkommen.


Beim Lesen ertappte ich mich immer wieder in bestimmten Situationen und heiteren aber auch ernsten Episoden, die ich persönlich auch so in unserer Familie identifizieren kann und die dem Roman dann einen hohen Wiedererkennungswert verleihen.


Durchweg kurzweilig liest sich diese Aneinanderreihung von verschiedensten Dioramen der exemplarischen Familie, die allerdings wohl vielen aus dem Herzen spricht und wenn man ehrlich zu sich selbst ist, gar nicht so abwegig erscheint.


Dazwischen findet man allerdings auch epische Sätze, die dann bei mir noch sehr lange nachwirken werden wie exemplarische der folgende Satz, der bezüglich Zugverspätungen den Blick weiten lässt.


"Jede Minute Verspätung ist für mich aber keine Strafe, sondern nicht weniger als die großzügige Verlängerung meines kurzzeitig ewigen Lebens."


Mitunter hält Leßmann dem Leser dann gekonnt den Spiegel vor. Wenn es dabei beispielsweise um die verschiedensten Essensspuren in der Margarineschachtel geht oder das Abnagen von Geflügelknochen bis zum letzten Fitzelchen Fleisch thematisiert wird, nimmt Leßmann hier unsere alltäglichen Lebens- und Verhaltensweisen ins Visier.


Ein herrlich ehrliches Buch, das mal humorvoll mal ernst den kunterbunten alltäglichen Eindrücken des familiären Kaleidoskops nachspürt. Dieses fast schon Familien-Psychogramm mit dem mal eher engem oder mal eher losem Band zwischen den unterschiedlichen Generationen verknüpft sehr viele unterschiedliche Eindrücke zu schnell rasenden Bildern, die man so schnell wohl nicht wieder vergessen wird.
von Frechdachs - 2023-07-23 11:48:00