Rezensionen

Autor: Sawatzki, Andrea

Erschienen bei Piper Verlag GmbH

ISBN 978-3-492-07053-9

Dass Andrea Sawatzki nicht nur eine tolle Schauspielerin ist, sondern auch schreiben kann, das wusste ich bereits - aber mit diesem Roman hat sie mich trotzdem überrascht. Sie erzählt in diesem Buch über ihre Kindheit, ihr Aufwachsen und dies sehr schonungslos, aber in einer ganz großartigen, klaren Sprache. Jedes Wort, jeder Satz sitzt und hat seinen Platz, nichts ist zuviel. Ich habe ein Faible für autobiographische Bücher und auch wenn ihre Familiengeschichte außergewöhnlich interessant ist - das allein macht noch kein gutes Buch. Es geht um Verantwortung und Wut, Überforderung und Liebe und um ein Kind, das viel zu früh schon Aufgaben übernehmen musste und mit einer harten Realität konfrontiert wurde. Sehr gerne hätte ich auch erfahren, wie es weiterging und wie sie zu der Frau wurde, die sie heute ist. Hoffentlich schreibt sie auch darüber ein Buch!

von Verena Gruber - 2022-08-01 11:44:13

Bisher ist Andrea Sawatzki in erster Linie aus unterhaltsamen Familienkomödien bekannt – als Schauspielerin wie als Autorin. Nun legt sie ihr persönlichstes und damit eindringlichstes Buch vor: ihre Kindheitserinnerungen, die sie lange unter Verschluss gehalten hat. Aufgewachsen mit ihrer alleinerziehenden Mutter, zieht sie im Alter von 8 Jahren gemeinsam mit ihr zu ihrem Vater, nachdem dessen Frau verstorben ist. Was folgt, ist jedoch nicht das langersehnte Glück als kleine Familie. Der Vater hat seine Anstellung verloren und beginnt zudem, an Demenz zu leiden. Andreas Aufgabe ist es, den Vater zu versorgen und auch zunehmend zu pflegen, während die Mutter als Krankenschwester Geld verdienen muss.
Ich habe dieses Buch in einem Rutsch gelesen. Andrea Sawatzkis Schilderungen des schlichtweg
überforderten und alleingelassenen Mädchens sparen nichts aus und schonen den Leser nicht.
Gibt es ein Happy End? Andrea Sawatzki ist berühmt und erfolgreich geworden. Womit
sie schon als heranwachsendes Kind konfrontiert war, lässt einen den Atem stocken. Nach diesem
Buch muss ich sagen: Eine beeindruckende Persönlichkeit!

von Janna Münster - 2022-03-16 10:32:26

Günther Sawatzki ist bereits in einer Ehe gebunden als Andrea geboren wird und bekennt sich erst nach dem Tod seiner Frau zu Andreas Mutter. Die kleine Familie zieht in die Brunnenstraße. Auf der Suche nach einer Beziehung zu dem bis dahin unbekannten Vater und seiner Anerkennung kämpft sie gleichzeitig auch um die Aufmerksamkeit der Mutter, die mit Nachtschichten die Familie mehr schlecht als recht durchbringen muss. Denn der einst erfolgreiche Journalist und belesene Mann ist verschuldet und arbeitslos und leidet zunehmend an Alzheimer. Seine Tochter versucht in Abwesenheit der Mutter seine Defizite zu kaschieren, ihn zu versorgen und die Mutter zu entlasten.
Andrea Sawatzki erzählt in sehr berührender und ungeschminkter Weise von ihrer Kindheit zwischen Streichen und Abenteuern, einer überfordernden Realität und dem schmerzlichen Gefühl der Verlorenheit.

von Marion Dalvit - 2022-03-16 10:31:30

Andrea Sawatzki war mir bis dato eher als Autorin und „leichterer“ Literatur (Familie Bundschuh) und natürlich als Schauspielerin ein Begriff. Mit „Brunnenstrasse“ hat Sie sich aber nun den ernsteren Themen des Lebens gewidmet. Sehr persönlich berichtete sie trotz aller Dramatik durchaus packend und unterhaltsam über Teile ihrer durch die Alzheimer Erkrankung Ihres Vaters schwierige Kindheit. Sehr lesenswert und berührend und man könnte (falls noch nicht gelesen) dieses Buch gemeinsam mit Arno Geigers „Der Alte König in seinem Exil“ konsumieren.

von Mr. HEYN Helmut Zechner - 2022-01-15 12:56:00