Rezensionen

Wellness
Roman | New-York-Times-Bestseller und Book Club Pick von Oprah Winfrey

Autor: Nathan Hill

Erschienen 2024 bei Piper
ISBN 978-3-492-07214-4
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Große Themen, kleiner Trank... ein ungewöhnlich, intensiver Blick auf die Liebe, das Leben und seine Herausforderungen - 5 Sterne

"Woher wissen wir, was wahr ist?" ist vielleicht die übergeordnete Frage der sich Nathan Hill in seinem Roman "Wellness" stellt. In diesem Fall bietet das Unternehmen Wellness eine Art Liebestrank, der die zwischenmenschlichen Beziehungen, Gedanken, Gefühle und Hormone beeinflussen und der Liebe wieder Auftrieb verleihen soll... doch ist es wirklich so einfach?
In kurz würde das Wort Eheroman dieses Buch am besten beschreiben. Es geht um Jack Baker und Elizabeth Augustine, die beide aus ganz unterschiedlichen Beweggründen 1993 nach Chicago kommen, sich ineinander verlieben, zusammenziehen, ein Kind bekommen... doch in diesem Buch steckt noch viel mehr als nur die Geschichte einer Ehe. Nathan Hill ergründet am Beispiel von Jack und Elizabeth die Wahrheit, sofern sich überhaupt von einer übergeordneten und nicht subjektiven Wahrheit sprechen lässt. Wir tauchen in ihre Familiengeschichten ein, lernen mittels Elizabeths Anstellung psychologische Studien über das Verhalten von Kindern und die Liebe kennen, driften ab in Traumata, die beider Leben belasten, und Erinnerungen, die sie begleiten, prägen und unbewusst einen viel größeren Einfluss auf ihr beider Leben nehmen. Es geht um den Glauben, die Hoffnung, Verschwörungstheorien, das Internet und den Einfluss von Algorithmen auf unsere Wahrnehmung, alternative Heilbehandlungen, Placebos, zurechtgedrehte Wahrheiten und und und.
Und genau diese psychologische Auseinandersetzung mit der Wahrheit ist es, was dieses Buch so unglaublich faszinierend und lehrreich macht. Dieser umfangreiche und knapp 730 Seiten starke Roman ist zwar eine Herausforderung, ein überwältigender Ritt mit zahlreichen roten Fäden, Studien und Themen, aber ich würde fast schon sagen, dass dieser Roman, sofern man es zulässt, auch Verständnis für andere (Welt-)Anschauungen schafft, Empathie und Offenheit fördert und einen selbst anders über eigene Erinnerungen und bedeutsame Erlebnisse des Lebens denken lässt, vielleicht sogar andere Perspektiven eröffnet. Und obwohl ich schon anfangs dachte, dass ich dieses Buch mag, so hat es mich, fernab dieser ganzen interessanten Fakten und psychologischen Gedanken, doch erst am Ende so richtig abgeholt und begeistern können. Der weitere Denkprozess im Nachhinein, die Möglichkeit schonungslos mit seinem eigenen Leben zu beschäftigen ist dabei nicht zu verachten. Ein wirklich großes Buch, eine sehr intensive Auseinandersetzung mit dem Sein und Tun, sowie eine fast schon traurige, augenöffnende Wahrheit, sofern diese dann auch die Wahrheit, Gewissheit und keine weitere Simulation ist.
von herrfabel - 2024-02-12 00:16:00

Großartig tiefgründig - 4 Sterne

Von sandy3333

Wellness von Nathan Hill hat mich bereits optisch immer wieder auf sich aufmerksam gemacht und wollte ich dieses Buch auch deshalb lesen, weil ich oft von seinem besonderen Schreibstil gehört habe.

Was soll ich sagen, dies kann ich absolut bestätigen. Es handelt sich hierbei um einen über 700 Seiten gewichtigen Roman, welcher eigentlich abgesehen von ein paar Höhen und Tiefen vor sich "hinplätschert". Doch diese sehr ruhige und detaillierte Erzählstil und Beschreibung von 4 Jahrzehnten der beiden Protagonist/innen tut der Geschichte absolut keinen Abbruch und macht sie erst besonders.
Denn Nathan Hill schafft es mit seiner ganz eigens besonderen Art zu erzählen, dass ich von Seite 1 bis zum Ende gespannt dabei war und den Roman schwer aus der Hand legen konnte.

Ich bin sehr neugierig auf seinen Vorgänger und Debütroman „Geister“ den ich als nächstes von ihm lesen möchte.
Empfehlung an alle die gerne tiefgehende Geschichten die nicht die große Action brauchen um gut zu wirken lesen.
von Sandra Schwarz - 2024-02-08 15:05:00

tiefgründig und mitreißend - 5 Sterne

tiefgründig und mitreißend

Das Cover ist nicht ganz mein Geschmack, aber ich finde es passend für das Buch.
Autor Nathan Hill hat hier wirklich einen äußerst tiefgründigen Roman geschrieben.

Unter sehr ungewöhnlichen Umständen lernen sich Jack und Elizabeth kennen. Sie werden ein Paar - man kann sogar sagen, eigentlich sind sie das perfekte Paar, so wie man sich das vorstellen würden. Sie heiraten, bekommen ein Kind - der Alltag kehrt ein. Jack ist zufrieden mit der Situation, jedoch was ist mit Elizabeth? Sie scheint nicht ganz so gut klarzukommen, und wird unruhig? Braucht sie Veränderungen?

Nach und nach erfährt man im Buch, dass die beiden nicht die ganze Wahrheit über die jeweilige Kindheit dem anderen erzählt haben. Die beiden haben komplett unterschiedliche Erfahrungen und Vorgeschichten in ihrem Leben gemacht.
Es ist toll, welches detaillierte Bild der Protagonisten hier erschaffen wurde. Man steigt wirklich sehr tief ein.
Auch die Probleme der Welt werden thematisiert.

Sehr interessant geschrieben, ich bin absolut überzeugt und kann das Buch total weiterempfehlen.
von rassi - 2024-01-26 10:05:00

Selbstfindung einer mittlerweile erwachsen gewordenen Gen X - 5 Sterne

Jack und Elizabeth sind füreinander geschaffen, zumindest fühlt es sich so an, als sie sich in jungen Jahren ineinander verlieben und heiraten. Inzwischen sind Jahre vergangen, ihr gemeinsamer Sohn besucht bereits die Schule, man richtet sich ein in einem überschaubaren Leben. Damit einhergehend beginnt auch ihre Ehe zu kriseln. Zu viel Ungesagtes und Unerzähltes steht zwischen ihnen. Ein brillanter und berührender Roman darüber, wie man wird, der man ist.
von HEYNi Birgit Weitlaner - 2024-01-17 15:36:10

sehr tiefgründig - 5 Sterne

Ich finde das Cover sehr hochwertig gestaltet, da es optisch sehr interessant ist und außerdem mit verschiedenen Haptik-Varianten arbeitet. Aber viel interessanter ist der Inhalt und die Geschichte des Romans. Es ist eine Liebesgeschichte die in den 90er Jahren beginnt. Hier treffen sich zwei junge Menschen in Chicago. Eine aufregende Zeit in einer aufregenden Stadt und natürlich sind diese zwei sehr verschiedenen Charaktere auch sehr spannend. Sie kommen beide aus sehr unterschiedlichen Verhältnissen, der eine wohlhabend, der andere eher nicht. Trotzdem verlieben sich beide und gründen sogar eine Familie. Dieser Roman blickt mal wieder auf beeindruckende Art und Weise hinter die amerikanische Fassade. Trotz der etwas einschüchternden Dicke des Buches, fand ich es sehr spannend und kann es als Literaturfan sehr empfehlen.
von v_im_wunderland - 2024-01-07 14:33:00

Brillanter Eheroman - 5 Sterne

In "Wellness", seinem zweiten Roman, erzählt der amerikanische Autor Nathan Hill die Geschichte von Elizabeth Augustine und Jack Baker, die 1993 beginnt. Elizabeth stammt aus wohlhabenden Verhältnissen, Jack ist der Sohn eines Farmers. Beide haben ihre Eltern verlassen, um in Chicago zu studieren. Inzwischen arbeitet Jack neben seinem Kunststudium als Fotograf, während Elizabeth im ersten Semester Psychologie, BWL, Theater und Naturwissenschaften studiert. Sie wohnen gegenüber in einer schmalen Gasse und haben sich gegenseitig bereits seit Monaten im Schutz der Dunkelheit heimlich beobachtet, als sie sich in einer Künstlerbar endlich persönlich kennenlernen und ineinander verlieben. Fortan sind sie unzertrennlich.

Die beiden heiraten, Sohn Toby wird geboren, und nach zwei Jahren nimmt Elizabeth eine Tätigkeit in einem Institut für Placeboforschung an, das unter dem Tarnnamen "Wellness" bekannt ist. Jack ist als Lehrbeauftragter tätig, und beide sind glücklich, als sie 2014 den Kaufvertrag für eine Eigentumswohnung unterschreiben. Als in der Planungsphase Elizabeth nicht nur den Wunsch nach offenen Küchenregalen, sondern auch nach getrennten Schlafzimmern äußert, ist Jack irritiert und macht sich Sorgen, dass seine Frau nicht mehr an der Ehe interessiert ist. 

Das tiefgründige Buch ist in brillanter Sprache mit viel Humor und ausgeprägter Beobachtungsgabe geschrieben und liest sich sehr flüssig. Im Hier und Jetzt begleiten wir Elizabeth und Jack, auf weiteren Erzählebenen werden nach und nach ihre schwierige Kindheit und traumatische Ereignisse enthüllt. Das ist fesselnd, aber auch herzzerreißend und erschütternd. Nathan Hill beschreibt seine Protagonisten bildhaft und authentisch, und er ermöglicht dem Leser einen intensiven Blick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt. 

Auf über 700 Seiten werden zahlreiche Themen behandelt, es geht um Arbeit und Erfolg, Schuld und Trauer, Verschwörungstheorien, moderne Ehen, Elternschaft und sich ändernde Beziehungsdynamik. Ich habe mich köstlich über Jacks datengesteuertes Fitnessprogramm amüsiert und konnte mich gut in Elizabeth hineinversetzen, die mit den Herausforderungen der Kindererziehung zu kämpfen hat. Auch den sozialen Medien räumt der Autor viel Raum ein, dabei geht es besonders um die Facebook-Begeisterung von Lawrence, Jacks Vater. 

"Wellness" hat mich von Beginn an bis zu seinem stimmigen Ende begeistert. Ich habe viele neue Details über Placebos, Facebook und die Beeinflussung durch Algorithmen erfahren. Sehr interessant fand ich die Beschreibung der früher üblichen kontrollierten Präriefeuer, die von den Farmern gelegt wurden, um die Gräser zu neuem Wachstum anzuregen. 

Nathan Hill ist ein begnadeter Geschichtenerzähler - absolute Leseempfehlung für diesen hinreißenden Eheroman, der mich bestens unterhalten hat! 
von Bücherfreundin - 2024-01-02 15:45:00

Eine Beziehung - 3 Sterne

Nathan Hill schafft mit Wellness mit viel Aufwand und hunderten von Seiten das realistische Porträt einer langen Liebesbeziehung in unseren Zeiten.
Er bevorzugt eine sachliche Schreibweise. Dennoch bleiben dem Leser die Hauptfiguren nicht gleichgültig. 1993 sind der Fotokünstler Jack, der aus Kansas stammt und die Psychologiestudentin Elizabeth Nachbarn in Chicago, die sich zunächst nur gegenseitig beobachten und dann spontan zusammen kommen. Das wird in den ersten Kapiteln beschrieben, die wirklich brillant sind. Es gibt dann schnell einen Sprung ins Jahr 2014, aber es wird auch erzählerisch wieder in den Jahren zurückgegangen. Das ist gut gemacht.
Die beiden haben einen Sohn, der manchmal schwierig ist und die Elizabeth vor Herausforderungen stellt. Und schließlich stellen Jack und Elizabeth ihre Beziehung in Frage.

Eins muss man kritisch sagen. Das Buch ist zu lang. Auf den einen oder anderen Einschub wäre besser verzichtet worden.
Davon abgesehen, ist Nathan Hill ein kluger Autor und weiß, seinen Text zu gestalten und dessen Stärke die Details sind.
von yellowdog - 2024-01-02 12:57:00