Rezensionen

Paris Requiem
Kriminalroman | Vom Gewinner der HWA Gold Crown für den Besten Historischen Roman

Autor: Chris Lloyd

Erschienen 2024 bei Suhrkamp
ISBN 978-3-518-47373-3
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Ermittlungen unter deutscher Beobachtung - 5 Sterne

Paris ist seit drei Monaten von den Deutschen besetzt, die Lebensmittel rationiert, es herrscht eine bedrückte Stimmung unter der Bevölkerung - doch gemordet wird weiterhin.

Inspecteur Giral gelingt es, sich geschickt in der besetzten Stadt zu bewegen und der Leser erfährt an seiner Seite nicht nur viel über die verschlungenen Wege einer besetzten Stadt, sondern ebenso viel über seine Vergangenheit und Beweggründe. Doch selbst der hartnäckige, unbeirrbare Inspecteur schafft es nicht, seine Ermittlungen durchzuführen ohne sich in Abhängigkeiten und Versprechungen zu begeben. Er muss nicht länger DEN Deutschen, sondern den verschiedensten, oft konkurrierenden Organisationen wie der Abwehr, Gestapo und dem SD Rede und Antwort stehen. Da kann man schon mal den Überblick verlieren und weiß dann nicht, wer in dem Auto sitzt, das einen gerade verfolgt.

Chris Lloyd hat hier erneut einen düsteren, atmosphärischen Roman geschaffen, dessen Spannungslevel von Beginn bis Ende hoch ist. Erneut zeigt er sowohl bei den Personen als auch bei den Handlungsorten eine Liebe für Details und zeichnet ein umfangreiches Bild der besetzten Stadt. Zugleich kann man die fundierte und umfangreiche Recherche zu den historischen Hintergründen und Zusammenhängen zwischen den Zeilen herauslesen.
von alicii - 2024-03-09 02:11:00

dunkle Verschwörung - 4 Sterne

dunkle Verschwörung

Das Buch spielt in der Zeit wo Deutschland Frankreich besetzt hatte. Gleich zu Beginn steigt durch einen Mord schon der Spannungsbogen rasant in die Höhe - der französische Polizist Eddie ermittelt. Eddie ist ein Polizist der wirklich mit allen Wassern gewaschen ist. Seltsame Dinge kommen ihm dabei unter - denn Personen, die eigentlich im Gefängnis sitzen müssten, wurden entlassen...
Eine wirklich gute Ausgangslage für einen Krimi, wobei der Krimi unter der Thematik der Besatzung eine Spur zu kurz kommt finde ich. Also es werden hier zwei wesentliche Themen/Geschichten behandelt, und der Schwerpunkt liegt nicht ganz auf dem Krimi.
Generell ist der Schreibstil düster und fesselnd - das passt hervorragend zum Thema.
Für mich war das Buch wirklich sehr spannend und interessant - die damalige Situation wurde gut beschrieben. Von mir gibt es eine Empfehlung - echt gelungen.
von rassi - 2024-02-16 11:43:00

Paris unter deutscher Besatzung - 5 Sterne


Chris Lloyds zweiter Roman um den Ermittler Eddie Giral spielt im von den Deutschen besetzten Paris Ende 1940. In einem heruntergekommenen Jazzclub wird ein Toter gefunden, der auf grausame Weise umgekommen ist. Man hat ihm den Mund mit Nadel und Garn zugenäht. Giral kennt das Mordopfer, das er selbst seiner Bestrafung zugeführt hat. Er wird entdecken, dass insgesamt mehr als 30 Straftäter aus dem Gefängnis in Fresnes entlassen wurden, ohne dass sich aufklären lässt, wer diese Maßnahme autorisiert hat. Giral stößt auf eine Mauer des Schweigens und findet zunächst nicht viel heraus. Dann passieren weitere Verbrechen, und Giral selbst gerät in Lebensgefahr.
Im Lauf der spannenden Geschichte werden mehrere Handlungsstränge verfolgt und andere Themen behandelt. Eddie versucht seinen Sohn aufzuspüren und möglichst zu retten, zu dem er seit der Trennung von dessen Mutter keinen Kontakt mehr hatte. Weitere Mütter suchen nach ihren Söhnen und bitten Eddie um Hilfe. Viel kann er nicht ausrichten, muss stattdessen vorsichtig lavieren, um sich nicht mit dem eigenen Vorgesetzten und den zahlreichen mächtigen Vertretern der Besatzungsmacht anzulegen und sein Leben zu riskieren.
Der Autor schafft es in dieser gelungenen Mischung aus Krimi und historischem Roman, ein sehr anschauliches Zeitporträt zu schaffen, in dem deutlich wird, wie das Leben der Franzosen mit der allgegenwärtigen Bedrohung, dem Hunger, der Rationierung von Lebensmitteln und der Knappheit von allen Arten von Gebrauchsgütern Ende 1940 aussah, als die Menschen mit allen Mitteln versuchten, das eigene Überleben zu sichern. Auch Eddie muss Kompromisse eingehen, zur Kooperation bereit sein, ohne sich korrumpieren zu lassen. Dem Autor sind mit Eddie Giral und seinem Kollegen Boniface sehr sympathische Protagonisten gelungen. Ein empfehlenswerter Roman.
von cosmea - 2024-01-21 17:09:00

Zugenäht - 5 Sterne

Paris 1940. Inspecteur Eddie Giral hat es mit einem Mordfall zu tun, welcher gar nicht passieren hätte können. Denn das Mordopfer, welchen man den Mund zugenäht hat, sollte noch in einem Pariser Gefängnis sitzen. Doch das nicht die einzige Ungereimtheit, welche sich im Zuge der Ermittlungen herausstellt. Der Autor schildert hautnah die Zustände während der Deutschen Besatzung in Paris. Das schwierige Leben, der Kampf um Lebensmittel auf dem Schwarzmarkt. Aber auch der Inspecteur hat kein leichtes Leben. Auch er wird von SD und Gestapo bespitzelt, hat aber auf der anderen Seite den Deutschen Offizier Hochstetter angeblich auf seiner Seite. Aber kann er ihm trauen. Dann ist da auch noch die Sache mit seinem verschwundenem Sohn, welche ihm Sorgen bereitet. Je tiefer er in den Fall hineinkommt, umso mehr gerät auch er in Gefahr. Eine meisterhaft geschriebene Geschichte, welche das Leben im besetzten Paris und den Überlebenskampf der Bevölkerung dem Leser nahebringt.
von fitman - 2024-01-20 09:25:00

Zweiter Fall für Eddie Giral - 5 Sterne

Seit den Ereignissen des ersten Buches sind ein paar Monate vergangen und mittlerweile ist es September geworden und so langsam gewöhnen sich die Pariser an die deutschen Besatzer und viele kehren doch wieder zurück in die Stadt.
Dieses Mal arbeitet Eddie mit dem Charmeur Boniface zusammen, der ihm zu viel redet und definitiv zu viel flirtet. Aber Eddie muss zugeben, dass er trotzdem ein guter Polizist ist.
Dieses Mal trifft Eddie auf so manch einen Ganoven, den er weiterhin hinter Gittern in Fresnes vermutet hat, aber irgendjemand scheint eine ganze Menge Kriminelle entlassen zu haben und angeblich weiß niemand etwas bzw. waren diese Männer nie Gefangene. Sehr eigenartig und das lässt Eddie natürlich nicht auf sich sitzen und wagt sich wieder einmal weit vor. Auch mit den Besatzern gerät er wieder aneinander; wobei Major Hochstetter dieses Mal noch sein geringstes Problem ist. Dann muss er noch so tun, als würde er ermitteln, da sonst etwas Schlimmes passieren wird, auf das ich hier nicht eingehen möchte.
Geschickt wird hier wieder der historische Rahmen mit der Geschichte verflochten und auch Paris wird wieder gut beschrieben.
Ein spannender Krimi und eine gute Reihe, die hoffentlich fortgesetzt wird - zumindest deutet der Autor es im Nachwort an.
von lectrice - 2024-01-17 18:19:00

Schmutzige Pariser Luft - 3 Sterne

Das Titelbild zeigt den Eifelturm, der rechter Hand von zwei Flugzeugen angesteuert wird. „Paris Requiem“ spielt 1940 und die Stadt ist von den Deutschen besetzt. Der Polizist Edouard „Eddie“ Giral lebt in einer Stadt die vor allem eines ist – korrupt. Eddie muss einen Mord an einem alten „Kunden“ aufklären, der eigentlich im Gefängnis sein sollte. Bei den Recherchen stellt er fest, dass eine ganze Bande unter seltsamen Umständen aus der Haft entlassen worden ist. Eddie wird immer mehr der Spielball von Mächten, denen er sich nicht erwehren kann. Die deutschen Besatzer drängen mit drei Abteilungen (Aufklärung, SD und Gestapo) auf Aufklärung und der Kopf der Verbrecherbande Capeluche hat seinen Sohn in seiner Gewalt. Wie kann er sich und seinem Gewissen entsprechend gegen diese Übermacht stellen, was kann er tun um weitere Morde zu verhindern?
Chris Lloyd hat hier einen historischen Kriminalroman geschrieben, der spannend bis zur letzten Seite zu lesen ist. Die Gefühlswelt, die Zerrissenheit in der sich Eddie befindet wird lebhaft und einfühlsam beschrieben. Die Schwierigkeiten zu ermitteln, wenn jederzeit Aufgaben und Auftraggeber wechseln, werden eindringlich geschildert Die Nöte und Ängste der Pariser werden bildhaft beschrieben, Ihre immer eingeschränkter Versorgungssituation und die Angst vor den Deutschen werden drastisch geschildert.

Im Roman werden auch historische Ereignisse verarbeitet die zusätzlich die Komplexität der Ermittlungen zeigen. Auf der Suche nach einem alten Freund entdeckt Eddie ein Massengrab an afrikanischen Soldaten der französischen Armee und während der Zeremonie zum Waffenstillstandstag kam es dann auch zu den geschilderten Ausschreitungen der Wehrmachtssoldaten an den Studenten.
„Paris Requiem“ ist allen zu empfehlen, die historische Krimis mögen. Besonders ans Herz gelegt all jenen, die sich ein Bild von der Lebensituation der Pariser in der Zeit des VICHY-Frankreichs machen und gleichzeitig einen Thriller lesen wollen.
von robertp - 2024-01-17 12:57:00

spannend wie der erste Teil - 5 Sterne

Mit "Paris Requiem" hat der Autor Chris Lloyd einen packenden zweiten Band um Inspector Eddie Grial geschrieben.

Im besetzten Paris 1940 wird in einem geschlossenem Nachtclub die Leiche von Julot le Bavard gefuden. Er wurde bestialisch ermordet und sein Mund wurde zugenäht. Sein Name bedeutet, "der der viel redet". Kurios ist an dem Fund, dass der ermordete eigentlich im Gefängnis sitzen müsste. Grial selber hat ihn dorthin gebracht. Bei den Ermittlungen stößt er auf eine Menge Ungereimtheiten, immer mehr Häftlinge werden entlassen und niemand weiß den Hintergrund.

In Paris herrscht aufgrund der Besatzung durch die Nazis Misstrauen und Unmut, wem kann man in einer solchen Zeit noch trauen? Schnell wird auch Grial zur Zielscheibe. Kommt er den Verbrechern doch immer näher.

Wie auch der erste Band begeistert mich die Fortsetzung sehr. Der Spannungsbogen ist groß, der Schreibstil sehr gut zu lesen. Paris um 1940 ist gut recherchiert und die geschilderte Atmosphäre lässt die Geschichte sehr lebendig werden.

Eine klare Leseempfhelung von mir.
von Nele33 - 2024-01-14 14:12:00

Paris 1940 - 3 Sterne

"Paris Requiem" von Chris Lloyd ist bereits der zweite Teil einer wunderbar historisch recherchierten Krimi-Reihe um den Inspecteur Eddie Giral.
Den ersten Teil "Die Toten vom Gare D Àusterlitz"´habe ich nicht gelesen, was wohl auch nicht zwingend notwendig ist, denn ich konnte mich problemlos in das Geschehen eindenken.
Nach der deutschen Eroberung von Paris im Juni 1940 und seinen traumatischen Erlebnissen im ersten Weltkrieg glaubt Eddie alles Schreckliche erlebt zu haben. Aber als er in einem Jazzclub ein grauenhaft zugerichtetes Mordopfer sieht, wird er eines besseren belehrt .Das Opfer, das eigentlich hinter Gittersitzen müsste und die Tatsache , dass es noch mehr Häftlinge gibt, die plötzlich in Freiheit sind macht Giral klar, dass es sich hier um eine Verschwörung handeln muss.

Ein spannender Krimi , der gleichzeitig das Geschichtswissen erweitert oder auch auffrischt.
von peppi - 2024-01-10 14:24:00

Gute Mischung - 4 Sterne

Zum Inhalt:
Inspecteur Eddie Giral entdeckt in einem Club eine Leiche, doch dieser Mann sollte eigentlich im Gefängnis sein. Und er findet heraus, dass viele weitere Sträflinge aus nicht erklärlichen Gründen aus der Haft entlassen wurden. Was mag dahinter stecken und vorallem auch wer ist dafür verantwortlich?
Meine Meinung:
Ich fand das Buch gut, vorallem der nicht angepasste Eddie, der sich nicht durch die Besatzer unterwerfen lassen will und es mit Regeln nicht immer so genau nimmt, hat mir sehr gut gefallen. Ich fand das Buch äußerst interessant, gerade auch in Hinblick darauf, dass er gezwungenermaßen mit einem deutschen Major zusammen arbeiten muss, der ihm einerseits droht, andererseits aber auch rettet. Die Kombination aus Krimi und historischem Roman finde ich sehr gelungen und ich habe das Buch gerne gelesen.
Fazit:
Gute Mischung
von brauneye29 - 2024-01-08 19:15:00