Rezensionen

Das Café ohne Namen
Roman | Der neue Roman des Bestsellerautors von "Ein ganzes Leben"

Autor: Robert Seethaler

Erschienen 2023 bei Claassen Verlag
ISBN 978-3-546-10032-8
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Unglaublich schön! - 5 Sterne

Wien, 1966. Ein Café am Karmelitermarkt und seine Menschen. Simon öffnet sein eigenes Café um etwas Neues anzufangen und einen Sinn in seinem Leben zu finden. Durch die täglichen Unterhaltungen – und Bier – wird ein Porträt der Wiener Gesellschaft gemalt. Spaziergänge im Augarten und am Prater, einkaufen am Markt, Weinachtspunsch trinken, Arbeitslosigkeit bekämpfen, sogar die Liebe zu finden, Verlust beruhigen, und ein Überblick über eine wachsende Stadt werden uns, Leser, direkt in die Vergangenheit transportieren.
von linsen_liest - 2023-09-21 15:33:00

Ein Café und seine Menschen - 4 Sterne

"Das Café ohne Namen" ist ein ganz unaufgeregter Roman, der seinen Blick auf das Leben und die Menschen richtet, die im Café arbeiten und es besuchen. Das Café dient als unverwüstliche Kostante, während sich alles drumherum verändert. Robert Simon hat 1966 das Café in Wien eröffnet und sich damit einen großen Traum erfüllt. Er lebt mit einer alten Witwe zusammen und kümmert sich die ersten Jahre rund um die Uhr um das Café.

Robert Seethaler schreibt mit einem angenehmen Blick für das Detail. Die Dialoge passen zur der Zeit, zu den Menschen und strahlen eine Ruhe aus, selbst wenn etwas Dramatisches oder Trauriges passiert. Man fühlt sich als Beobachter, der Menschen, der Jahre und genießt die Lektüre, in der es um Tragödien, Liebe, Trunkenheit, Tod und Abschied geht. Mir hat besonders gefallen, wie authentisch man Robert Simon auf seinem Weg begleiten und in die 60er und 70er eintauchen konnte. Ein Weg, der zeigt, wie schnell erfüllte Sehnsüchte zur Selbstverständlichkeit werden und irgendwann ihr Ende finden. Sehr empfehlenswert und wunderbar zu lesen.
von La Calavera Catrina - 2023-07-25 23:32:00

Das Café ohne Namen - 5 Sterne

Robert Seethaler entführt uns mit "Café ohne Namen" ins Wien des Jahres 1966, wo der junge Robert Simon seinen Traum wahr werden lässt und ein bescheidenes Café eröffnet. Ohne übermäßigen Schnickschnack und mit einem überschaubaren Angebot wird das Café schnell zu Simons Lebensmittelpunkt. Die Menschen strömen herbei - Stammgäste und zufällige Besucher verbringen ihre Zeit in Simons Café, während die Jahre verstreichen und ihre individuellen Lebenswege sich entwickeln.

Die Handlung entfaltet sich kontinuierlich durch einzelne Episoden, die Kapitel darstellen und in denen abwechselnd ein oder mehrere Charakter(e) im Fokus stehen. Wir erleben die Veränderungen in ihrem Leben, denn während dieser Jahre verändern sie sich alle, sei es bemerkt oder beinahe unbemerkt.
Seethaler achtet auf die subtilen Nuancen des menschlichen Verhaltens und der Gefühle. Der Autor erzählt auf leise, poetische Weise und betrachtet die Dinge des Lebens mit genauer Beobachtungsgabe.

Fazit: Sein neuer Roman ist wie immer eine Empfehlung!
von Raphaela Lüth - 2023-06-10 14:38:20

Schmalzbrote mit Alkohol - 5 Sterne

Wien, 1966 im zweiten Bezirk in Wien sind die armen Leute zu Hause. Alle die wenig verdienen und den Buckel krumm machen müssen um zu überleben. Hier in diesem Viertel arbeitet auch Robert Simon, ein Gelegenheitsjobber der alles macht was ihm aufgetragen wird, vor allem Kisten schleppt er auf dem Karmelitermarkt.
Und dann entdeckt er seine Gelegenheit! Das ‚Café ohne Namen‘ wird geboren. Er sorgt vor allem für Schmalzbrote mit Alkohol und gibt den Menschen im Viertel einen Begegnungsort, an dem für einige Zeit das Elend und die Schufterei vergessen werden kann! Ein Zufluchtsort für selige Stunden ist das was er bietet und es wird angenommen. 10 Jahre lang schuftet Robert Simon hier für die Menschen am Rande der Gesellschaft. Auch wenn es bei ihm nicht immer rosig läuft, den auch ihn trifft es auf die ein und andere Art heftig.
Der österreichische Schriftsteller Robert Seethaler hat mal wieder einen gelungenen Roman geschrieben. Er selbst sagt, dass er sich vorher keinen Plot austüftelt, sondern eher bildhaft schreibt. In der Tat ist es wie ein Stapel alter Fotos die man anschaut und sich ein gesamtes Bild daraus ergibt. Ich fand auch die Figuren wieder sehr gelungen, neben der Hauptfigur gibt es noch zwei sehr zentrale Frauen, die gelungen in den Roman eingewebt sind – nein keine Liebschaften, ganz im Gegenteil.
Fazit: Ein Einzelner mag die Welt nicht retten, aber guten tun in seiner direkten Umgebung kann er trotz all dem!
von nil_liest - 2023-05-28 10:52:00

Wiener Flair - 4 Sterne

Ich habe schon einige Bücher von Robert Seethaler mit Begeisterung gelesen und mich daher schon extrem auf sein neues Buch gefreut.

Das Café ohne Namen handelt von dem Protagonisten Robert Simon der in den 60iger Jahren ein kleines Kaffee in der Wiener Innenstadt eröffnet.

Wie so oft in seinen Büchern hat es Herr Seethaler auch in diesem Buch geschafft, die Umwelt und Menschen einen ganz speziellen Touch zu verleihen, sodass man sich fühlt als wäre man mitten drin in der Geschichte. Besonders gut gefallen hat mir das typische Wiener Flair und die für Wiener so bekannte Umgangston. Weiters wurden auch geschichtliche Aspekte eingearbeitet, die mir so noch nicht bekannt waren und mich dazu gebracht haben ein wenig zu recherchieren.

Der einzige Minuspunkt für mich persönlich in diesem Buch war es, dass mich die Menschen und Ihre Geschichten emotional nicht vollends erreichen konnten.

Kann dieses Buch auch jeden Fall weiterempfehlen.
von Sandy3333 - 2023-05-22 16:10:00

Der Roman versprüht einen ganz besonderen Flair - 5 Sterne

Robert Seethalers neues Werk ist in der Zeit von 1966 bis 1976 angesiedelt. Es herrscht Aufbruchstimmung in Wien.

Der Protagonist Robert Simon lebte bis vor kurzem von Gelegenheitsjob am Karmeliterplatz. Er übernimmt eine leerstehende Gaststätte, macht daraus ein Café, jedoch ein Name fällt ihm dafür nicht ein, daher bleibt es ohne Namen. Zu trinken gibt es das Übliche: Bier, Wein, Kaffee, Schnaps und im Winter Punsch, zu essen Schmalzbrot mit Salzgurken – ein überschaubares Angebot.

Im Café ohne Namen gehen die Arbeiter*innen vom Karmeliterplatz ein und aus, werden zu Stammgästen und erzählen von ihrem Leben, ihren Träumen und den Veränderungen in diesem Jahrzehnt.

Gleich auf den ersten Seiten taucht man in den Roman und dieses Jahrzehnt ein. In seinem ganz besonderen Stil erzählt Seethaler von den Menschen aus dem Arbeitermilieu und der Stimmung, die sich hier auftut.

Eine absolute Empfehlung, ein besonderer Roman.
von Spannring - 2023-05-21 07:59:00

Endlich wieder ein Seethaler - 5 Sterne

Endlich wieder ein Seethaler!

Diesmal Wien 1966: Aufbruchstimmung nach dem 2. Weltkrieg.

Robert Simon, der Protagonist, eröffnet ein Café in Wien am Karmeliterplatz – ein Name für das Café fällt ihm nicht ein, es bleibt daher ohne Namen. Das Café wird jedoch zum Treffpunkt für die Menschen rund um den Karmelitermarkt, für all jene, die dort wohnen, arbeiten oder zufällig vorbeitreiben.

Viele werden dort zu Stammgästen und erzählen von ihren kleineren und größeren Problemen, von Wünschen, Hoffnungen und vom Alltag. In den Gesprächen erlauscht man, wie sich die Welt innerhalb der zehn Jahre, während das Café besteht, verändert: Wenn zB der Fleischer beklagt, dass das Aufkommen von Supermärkten seinem Geschäft schadet.

Seethaler erzählt wie gewohnt von den einfachen Menschen, die teilweise schwierige Lebenssituationen zu bewältigen haben. Von jenen, die in dieses Café kommen und einen eigenen Mikrokosmos bilden.

Das Café ohne Namen berichtet von einer Zeit in Österreich, insbesondere in Wien, in der es eine Aufbruchstimmung gab. Mit viel Wehmut endet das Buch mit dem Einsturz der Reichsbrücke 1976.

Herrlich unaufgeregt mit einer Note Melancholie - eine unbedingte Leseempfehlung.
von niki - 2023-05-14 17:59:00

Wunderschön - 5 Sterne

"Das Cafe ohne Namen" war mein erstes Buch von Robert Seethaler - aber wird bestimmt nicht mein letztes sein. Wow - was ist das für eine fein erzählte und wundervoll komponierte Geschichte. Ich bin noch immer hin und weg!

Darin geht es um Robert Simon, der 1966 ein Café in Wien eröffnet, nachdem er sich längere Zeit als Gelegenheitsarbeiter durchgeschlagen hatte. Dieses ist, wie der Titel schon ankündigt, namenlos und erlangt doch durch all seine Besucher und ihre Geschichten einen höheren Sinn. Stück für Stück erfahren wir vom Leben der Stammgäste, von deren Wünschen und Problemen und bekommen auch im Verlauf von 10 Jahren die Entwicklungen innerhalb des Viertels der Leopoldstadt mit, das sich von einem armen hin zu einem beliebten und gut besuchten Viertel mausert.

Die geschilderten Charaktere treten durch Seethalers großartige Erzählkünste plastisch vor Augen, ob es nun die Näherin Mila oder der Ringer René oder der örtliche Fleischer Johannes ist. Man bekommt einen tollen Einblick in das damalige Leben, die damalige Cafékultur und die Menschen.

Mich hat das Buch so richtig aus dem Alltag herausgeholt und zum Träumen gebracht. Ganz große Klasse!
von Lesemaus2018 - 2023-05-12 18:00:00

Kein Titel - 5 Sterne

Wien, im Spätsommer 1966: Robert Simon wohnt zur Untermiete bei der Kriegerwitwe
Martha Pohl und schlägt sich als Gelegenheitsarbeiter auf dem Karmelitermarkt durch.
Als der Besitzer einer Gastwirtschaft verschwindet, pachtet er das Lokal und eröffnet sein eigenes
Café. Das Angebot ist überschaubar: Kaffee, Soda, Bier, Wein, Schmalzbrot und Salzgurken gibt es.
Doch nicht das Angebot lockt die Besucher*innen in das Cafe (mit Ausnahme des Punsches im
Winter), sondern sind es die Suche nach Gesprächen, Gemeinschaft und manchmal sogar der Liebe.
Der Autor gibt Einblicke in die Leben und Schicksale der Gäste, die immer wieder im Café ohne
Namen zusammen kommen.
Diese kleinen Geschichten, die bei genauerem Hinsehen existentielle Lebensfragen thematisieren,
werden ohne Kitsch, mit einer gewissen Distanz, aber dennoch tiefgründig und voller Empathie und
Respekt dem Menschen gegenüber erzählt.

Ein ruhiger, unaufgeregter und sehr schöner Roman.
von Slavica Komenda - 2023-05-12 16:02:21

Kann man lesen - 3 Sterne

Ach ja. Ich weiß, alle mögen Seethaler. Ist ja auch gar nicht so, als hätte ich irgendetwas gegen ihn und seine Romane. Aber irgendwie springt der Funke bei mir einfach nicht über. Keine Ahnung warum, ich würde ihn auch gerne mögen. Daher wollte ich auch unbedingt seinen neue Roman lesen. Jetzt, danach, sehe ich aber nur bestätigt, was ich von vorneherein befürchtet hatte - ich fand es absolut lesbar, aber mehr auch einfach nicht.

Aber gut, worum geht's hier eigentlich?
Wien, wir schreiben das Jahr 1966. Der Krieg ist seit 20 Jahren vorüber, das Echo seiner Auswirkungen jedoch noch längst nicht verhallt. Die Stadt ist im Werden begriffen und erholt sich langsam vom Schrecken der Vergangenheit. Auch Robert Simon, bisher Gelegenheitsarbeiter auf dem Karmelitermarkt, ergreift die Gelegenheit und eröffnet ein kleines Café. Seine Kundschaft ist ebenso vielfältig wie das Angebot des Cafés begrenzt ist. Doch es braucht gar kein riesiges Menü; die Leute kommen auch so, und das Café wird schnell zum Dreh- und Angelpunkt des Viertels. Denn hier können sie ihre Geschichten erzählen, ihr Lied von Leid und Liebe und Leben singen.

Es ist wirklich nicht so, als hätte ich den Roman nicht gemocht. Er lässt sich wunderbar lesen, ist unaufgeregt und voller Wärme. Seethaler schafft eine Leichtigkeit zwischen all der Schwere in den Leben der Protagonist*innen, die mir sehr gefallen hat. Und trotzdem habe ich ständig auf etwas gewartet, den Moment, in dem es mich wirklich packt und der Roman für mich mehr wird als nur "schön zu lesen". Leider kam dieser Augenblick aber nicht. Vielleicht passen Seethaler und ich einfach wirklich nicht so ganz zusammen.
von Anna625 - 2023-05-07 09:50:00