Rezensionen

Die schwarze Rose
Roman

Autor: Dirk Schümer

Erschienen 2022 bei Paul Zsolnay Verlag
ISBN 978-3-552-07250-3
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Ein monumentaler Mittelalterkrimi - 4 Sterne

Gleich zu Beginn: Es ist keine Fortsetzung von „Der Name der Rose“, auch wenn diese Idee durch die Medien geisterte. Davon hat sich Dirk Schümer distanziert, wobei er durchaus zugibt, dass Umberto Ecos Bestseller ihn stark beeindruckt und auch ein wenig beeinflusst hat. „Die schwarze Rose“ schließt aber zeitlich und zum Teil auch thematisch an Ecos Buch an.

Diesmal befinden wir uns in Avignon im Jahr 1328. Papst Johannes XXII (Jacques Arnaud Duèze) war der erste Papst, der ausschließlich in Avignon residierte. Er herrschte brutal und rücksichtslos. Seine Götter waren Gold und Macht.

Die Hauptrolle spielt ganz eindeutig der Dominikanernovize Wittekind Tentronk, ein Schüler Meister Eckharts. Ein würdiger Protagonist! Wittekind ist eine geheimnisvolle Persönlichkeit mit bewegter Vergangenheit und kritischen, fast schon ketzerischen Gedanken bezüglich Papst, Kirche, Religion und Gott.
In Nebenrollen lässt der Autor aber auch William von Baskerville und Bernard Guy wieder auftreten – gut bekannt aus Ecos Bestseller. Interessante Dialoge, Gedankenspiele und detektivische Arbeit sind damit garantiert.
Dirk Schümer begnügt sich nicht mit einem spannenden Krimi. Das wäre viel zu wenig! Er erzählt auch Kirchengeschichte, liefert ein komplexes und gleichzeitig ambivalentes Gesellschaftsbild, lässt die Mönche moraltheologische Grundsatzdiskussionen führen und auch das revolutionäre Gedankengut der Bettelmönche wird thematisiert. Das alles zusammen auf höchst unterhaltsam-kluge Art. Ach ja... und eine Liebesgeschichte ist auch noch mit dabei. Und ganz geheim und versteckt hat sogar Umberto Eco einen kleinen Gastauftritt - eine Hommage der speziellen Art!
Ein Genuss, diese Welt lesend zu erobern!

Warum dann nur 4 Sterne?

Sehr geehrter Herr Schümer,
Warum – um Himmels Willen ;-) – dieser Epilog? Er ist ein literarischer Eisskübel, der über den Leser verschüttet wird! Damit verstoßen Sie den Leser höchst ungnädig aus der schillernd bunten Welt des Mittelalters, in der man (sicher im Lesesessel sitzend) gerne noch ein wenig verweilen möchte!

Trotzdem: wirklich lesenswert!
von MiriamBrandl - 2023-03-20 10:23:00

Kein Titel - 4 Sterne

Im Klappentext als Nachfolger von Umberto Ecos „Der Name der Rose“ angepriesen, kann der Mittelalterfan nicht anders, als sich auf die Geschichte um den Mönchsnovizen Wittekind und seinen Meister Eckhart von Hochheim einzulassen.
Wir finden uns in Avignon wieder, der Papst und sein Hof sind dort im Exil, und Eckhart soll seine Lehren vor der Inquisition verteidigen. Wittekind, ein für einen Novizen rebellischer junger Mann, verschlägt es in die verschiedenen Viertel der Stadt, von religiös-moralischen und staatsphilosophischen Gesprächen auch schon mal zur nächsten Schlägerei. Er wird Zeuge eines Raubmordes und lernt den berühmten William von Baskerville kennen, weitum bekannt aufgrund seiner Aufklärung mysteriöser Todesfälle in einem Kloster in den Alpen.
Der Roman ist kein „Name der Rose“ 2.0, lässt uns aber dennoch durch seine üppige Erzählweise in diese Welt eintauchen.
von Marion Dalvit - 2022-03-16 09:32:05