Rezensionen

Wir sind das Licht
Roman

Autor: Gerda Blees

Erschienen 2022 bei Paul Zsolnay Verlag
ISBN 978-3-552-07274-9
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Wer nicht alles eine Geschichte erzählen kann! - 4 Sterne

Elisabeth ist tot. Einfach gestorben in der Nacht. Ihre Mitbewohner*innen der Wohngemeinschaft Klang & Liebe waren bei ihr und haben ihr einfach dabei zugesehen. Elisabeth hat sich, wie ihre Schwester und Freunde, von Nahrung losgesagt und lebte von Licht und Energie. Sie war wohl die Schwächste, oder hat am wenigsten geschummelt.

Aufgrund dieser Thematik wollte ich dieses Buch eigentlich nicht lesen. Ich hasse die Weisheiten, die solche Menschen verbreiten. Sie finden Anhänger, die traumatisiert und einsam sind und dadurch leicht manipuliert werden können. Bei manchen Sätzen der Anführerin stellten sich mir die Nackenhaare auf.

Die vielen guten Bewertungen haben mich überzeugt, die Lektüre doch zu wagen und ich habe es nicht bereut. Gerda Blees hat einen großartig kreativen Weg gewählt um uns diese tragische Geschichte zu erzählen. Hier kommt ein Brot zu Wort, ein Kugelschreiber, Zigaretten, die kognitive Dissonanz, der Zweifel und sogar die Erzählung selbst.

Jedes Kapitel überrascht aufs neue und die verschiedenen Sichtweise formen langsam ein Bild der Wohngemeinschaft Klang & Liebe, die von ihren Prämissen nicht weiter entfernt sein könnte.

Der Autorin ist hier ein grandioses Debüt gelungen. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie begeistert ich gewesen wäre, hätte mir auch noch die Thematik gefallen. Ich ziehe meinen Hut vor dieser Idee, muss aber trotzdem einen Stern abziehen, weil es meinen persönlichen Interessen einfach so gar nicht entspricht. Ich kann nicht behaupten, das Buch uneingeschränkt gerne gelesen zu haben, aber ich freue mich jetzt schon auf das nächste Buch von Gerda Blees!
von Miro - 2022-04-25 16:06:00

Wir sind das Licht - 5 Sterne

Dieses außergewöhnliche Romandebüt wurde bereits vielfach ausgezeichnet. Die Geschichte ist einzigartig: In einer Wohnung leben über Jahre vier Personen zusammen, die sich von Lichtnahrung ernähren. Bis das älteste und schwächste Mitglied Elisabeth stirbt. Ihr Hungertod wird aus unterschiedlichen Perspektiven erforscht. Von der Polizei, dem Gerichtsmediziner, dem Tatort, den Nachbarn, aber auch die Nahrung kommt zu Wort. Es ist beeindruckend zu sehen, wie sehr eine Person andere beeinflussen kann und ihnen die eigene Persönlichkeit nimmt. Erschreckend und faszinierend zu gleich!
von Barbara Kumpitsch - 2022-01-21 10:18:00