Rezensionen

Trophäe
Roman

Autor: Gaea Schoeters

Erschienen 2024 bei Zsolnay, Paul;Querido
ISBN 978-3-552-07388-3
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Trophäe - 4 Sterne

„Ein ethischer Mindfuck!“

So bezeichnet der Schriftsteller Dimitri Verhulst diesen Roman der belgischen Autorin Gaea Schoeters, und das trifft es sehr gut.

Wir treffen hier auf den reichen Amerikaner Hunter White, der wieder mal auf Großwildjagd in Afrika ist. Für ihn befriedigt die Jagd ein Ur-Bedürfnis, und er hat großen Respekt vor den beeindruckenden Wildtieren. Als jedoch die Jagd auf ein Nashorn fehlschlägt, weil es zuvor von Wilderern getötet wurde, und ihm als Ersatz angeboten wird, Jagd auf einen jungen Mann aus einem dort ansässigen Stamm zu machen, muss er seine Grundsätze hinterfragen.

Alles natürlich furchtbar und moralisch höchst verwerflich?

Sehr geschickt führt die Autorin in dieser literarischen Abenteuergeschichte immer wieder an die Grenzen zwischen Richtig und Falsch. Dabei stellt man fest, dass vielleicht nicht alles so moralisch und ethisch schwarz und weiß ist, wie man meinen könnte.

Große Empfehlung!
von Alexander Engel - 2024-05-06 15:45:35

Trophäenjagd in Afrika - 5 Sterne


Ein Amerikaner mit dem sprechenden Namen Hunter White ist durch Börsen- und Immobilienspekulationen steinreich geworden. Er wurde schon als Junge von seinem Vater und Großvater zum Jagen mitgenommen und hat schon damals seine ersten Tiere erschossen. Jetzt fliegt er wieder einmal nach Afrika, wo er seinen Freund Van Heeren trifft. Van Heeren hat ihm für eine gewaltige Summe die Lizenz für die Jagd auf ein Spitzmaulnashorn verkauft. Wenn er dieses geschützte Tier tötet, macht er die Big Five voll. Die anderen vier - Löwe, Leopard, Elefant und Wasserbüffel - hat er bereits erlegt und seiner Frau als Trophäen mitgebracht. Zusammen mit Van Heeren und den Fährtenlesern verfolgen sie das ausgewählte Tier. Doch dann kommt alles anders. Wilderer töten das Nashorn, bevor Hunter vor Ort ist. Sein Freund bietet dem enttäuschten und wütenden Hunter die Big Six an. Für 500.000 Dollar kann er einen jungen Afrikaner jagen und töten. Hunter kann diesem Angebot nach kurzem Zögern nicht widerstehen. Er lernt die ausgewählte Beute kennen und nimmt an den vorbereitenden Stammesritualen in der Siedlung der Afrikaner teil. Dann nimmt die Handlung eine dramatische Entwicklung?
Auch wenn man alles andere als ein Fan von Jagen und Töten ist, liest sich der ungewöhnliche Roman sehr spannend. Man stellt sich den mit der Jagd auf Tiere und Menschen verbundenen ethischen Fragen, liest die packenden Beschreibungen von Flora, Fauna und Klima und begreift, dass die Ausbeutung des Kontinents auch in der postkolonialen Zeit nie aufgehört hat. Für Dollars ist alles zu haben: „Die Menschenjagd ist ein Nebenprodukt der Trophäenjagd.“ (S. 93). Mit den Riesensummen, die Van Heeren einnimmt, finanziert er paradoxerweise Artenschutz und bietet der indigenen Bevölkerung Lebensraum sowie medizinische Versorgung und eine Chance auf Bildung.
„Trophäe“ fasziniert und schockiert gleichermaßen und hat zu Recht große Beachtung gefunden.
von cosmea - 2024-05-05 19:04:00

Abstoßend, mit wahnsinniger Sogwirkung - 5 Sterne

Ich habe den Roman verschlungen. Bereits nach wenigen Seiten hat mich eine Sogwirkung gepackt, welche es mir kaum ermöglicht hat das Buch zur Seite zu legen. Beim Lesen wurde ich von so vielen widersprüchlichen Gefühlen erfasst, dass ich mehrmals ratlos innehalten musste. Ich wurde immer wieder mit moralischen Dilemmata konfrontiert. Was ist ein Leben wert? Aber auch was passiert, wenn das Gleichgewicht zwischen Jägern und Beute gestört wird? Gibt es Gründe welches das Verhalten rechtfertigen? Und dann wieder: So verblendet kann doch niemand sein? Welche Ignoranz treibt einen zu so einem Verhalten und dies obwohl man die Natur durchaus schätzt und sich dem zerstörerischen Verhalten der Menschheit durchaus bewusst ist.
All dies ist in eine wunderbare prägnante Sprache, welche pointiert unangenehme Themen anspricht.

Ich kann nur eine klare Leseempfehlung abgeben, ein Roman welcher nachwirkt.
von Michaela - 2024-05-04 02:10:00

Trophäe - 5 Sterne

Die Niederlande waren das Gastland bei der – soeben zu Ende gegangenen – renommierten Leipziger Buchmesse 2024; Anlass genug also, um den kürzlich auf Deutsch erschienenen Roman „Trophäe“ der flämischen Autorin Gaea Schoeters zur Hand zu nehmen: Ein wirklich lohnenswertes Buch, das sich mit der Frage beschäftigt: Was ist ein Menschenleben wert?

Protagonist ist Hunter White, dessen Name ein Programm verspricht: Er ist der „weiße Jäger“, der nach Afrika reist, um die prestigeträchtige Jagd auf die „Big Five“ durch den Schuss auf ein Nashorn zu vollenden. Doch Wilderer durchkreuzen sein Projekt, das zum Scheitern verurteilt ist. Sein Freund Van Heeren macht ihn mit den sogenannten „Big Six“ vertraut: das „sechste Jagdobjekt“ ist der Mensch – ein Ansinnen, das sowohl Hunter als auch uns Leser sprachlos zurücklässt … Gaea Schoeters versteht es auf wunderbare Weise, auch jene in den Bann zu ziehen, die sich eigentlich nicht für Jagd interessieren, denn sie erzeugt eine Spannung, die viel mehr verspricht als eine krimihafte Handlung; philosophische Abgründe und eine Reise ins „Herz der Finsternis“ schweben zwischen den Zeilen wie auch die wiederkehrende Frage: Wie viel wiegt ein Menschenleben? Mehr als ein Tierleben? Wo liegt der Unterschied, wo die Grenze?

Gaea Schoeters selbst erklärt in einem Verlagsinterview: „Beim Scrollen auf Facebook stieß ich auf eine kleine Anzeige für eine Trophäenjagd auf eine seltene Steinbock-Art in Pakistan, in der es auch hieß, dass mit dem Geld für die Jagdlizenz ein Schutzprogramm initiiert werden soll. Eine seltene Spezies jagen, um die Umwelt zu schützen, das klang so paradox und ließ mich stutzen.“ So beginnt die Geschichte, die ein hautnahes Miterleben ermöglicht, wobei die faszinierende Natur Afrikas eine nostalgische Hintergrundbühne bildet, die eine einzigartige Atmosphäre schafft, denn der Mensch empfindet sich inmitten dieser Pracht als Fremdkörper, der mühsam die Zeichen zu deuten versucht, die der Urwald aussendet. Gleichzeitig wird die Jagd auch zu einer Spurensuche zu sich selbst: Hunter versteht, dass es – bei einer Verfolgung auf Augenhöhe – tatsächlich auch für den Menschen um Leben und Tod geht. Für den Leser erscheint dies zunächst als sinnlose Gewalt, die auch vor dem Äußersten - der Jagd auf einen Einheimischen – nicht zurückschreckt. Ist Hunter White nicht einfach im falschen Jahrhundert gelandet? Haben wir heute nicht fortschrittlichere Moralvorstellungen? Sollten Großwildjägertum und das Sammeln von Trophäen nicht längst überholt sein? Doch die Argumentation des Freundes Van Heeren ist bestechend: Das Geld (500.000 Dollar) kommt dem Stamm zugute, der quasi freiwillig den Deal eingeht. Zunächst fühlt sich der „Vorschlag so grotesk an, dass er zu einem perversen Scherz wird: Trophäenjagd als Naturschutz, Menschenjagd als Entwicklungshilfe“. So nimmt die Handlung ihren Lauf und die Jagd wird zu einer quälenden Selbsterkenntnis, führt zu verschwimmenden Grenzen zwischen Richtig und Falsch, was nur durch die wunderbaren Beschreibungen der Natur als krassen Gegensatz zu Gewalt und Grausamkeit erträglich scheint. Gaea Schoeters hat nicht umsonst ihrem Buch ein Zitat aus Joseph Conrads „Das Herz der Finsternis“ vorangestellt: „It was written I should be loyal / to the nightmare of my choice.“

Eine wirklich empfehlenswerte Lektüre, die viele Fragen aufwirft, ohne endgültige Antworten zu geben und die gerade deshalb lange nachhallt – leise und unaufdringlich, aber dafür umso eindrücklicher, denn „des Menschen Geist ist zu allem fähig – weil alles in ihm ist, die ganze Vergangenheit wie auch die ganze Zukunft. Schließlich, was war es denn, was wir da sahen? Freude, Furcht, Leid, Hingabe, Tapferkeit, Wut – wer konnte es sagen? – aber Wahrheit immerhin – Wahrheit, die ihres Zeitmantels entblößt war“ (Joseph Conrad, Herz der Finsternis).
von Katja Hölzl - 2024-04-17 15:51:24

Eines der besten Bücher des Jahres - 5 Sterne

In Gaea Schoeters' Roman "Trophäe" reist Hunter - ein steinreicher Amerikaner - auf den afrikanischen Kontinent, um hier ein Nashorn zu jagen. Dieses Tier fehlt ihm noch und dann hat er die Big Five vervollständigt. Er hält sich für etwas Besseres und vertritt die Ansicht, dass seine Jagd etwas Positives ist. Sein ausgewähltes Nashorn wird jedoch von Wilderern erlegt und Hunter will Rache - schließlich hat er viel Geld gezahlt, um dieses eine Nashorn mit nach Hause zu nehmen. In seinem Frust erfährt er von den Big Six - hier wird die Runde der fünf Tiere durch ein Menschenleben ergänzt. Er ist Hunter geschockt, doch dann beobachtet er zwei junge Afrikaner bei der Jagd und plötzlich wandelt sich sein Bild.

Ein Buch wie "Trophäe" habe ich wirklich noch nie vorher gelesen. Ich bin total fasziniert und begeistert, aber auch irgendwie überfordert und geekelt. Schon hier ein großes Lob an die Autorin, mit dem Thema und ihrem Schreibstil hat sie etwas ganz Großartiges geschaffen.
Hunter White ist ein absolut ekelhafter Charakter. Er scheint der Meinung zu sein, dass er über allem steht und über die Natur und das Leben entscheiden darf. Obwohl er so ein abscheulicher Charakter ist, will man ihn unbedingt begleiten und herausfinden, ob er jemals aufgehalten wird. Hier hat die Autorin etwas ganz Tolles geschaffen. Nicht viele können einen so abstoßenden Charakter gleichzeitig so faszinierend gestalten, dass man ihn unbedingt begleiten möchte. Allgemein gefällt mir der Schreibstil, sehr gut. Man fühlt sich sofort in die Situation versetzt und spürt die Jagd richtig mit. Teilweise hatte ich echt das Gefühl, dass ich mit im Jagdversteck sitze. Das Buch thematisiert kulturelle Unterschiede, die Frage nach Normen und Werten und nach der Moral. Es ist keine leichte Lektüre, aber eine, die mich absolut in ihren Bann gezogen hat. Ich habe das Buch innerhalb weniger Stunden beendet und musste auch danach noch lange über das Gelesene nachdenken. Man bedingt auch über sich und seine eigenen Moralvorstellungen nachzudenken und taucht somit erneut tief in die Handlung ein. Der Roman gehört für mich schon jetzt zu den besten Büchern des Jahres und hat eigentlich mehr als 5 Sterne verdient.
von Karo - 2024-04-08 10:56:00

Trophäenjäger - 4 Sterne

Hunter White, ein reicher Amerikaner, der in seiner Freizeit am liebsten Trophäen sammelt und dafür um die halbe Welt reist, hat das große Ziel die Big Five zu erjagen. Sein Freund van Heeren bietet ihm endlich ein Nashorn an und Hunter begibt sich auf die Reise nach Afrika. Doch Hunters Traum platzt durch einheimische Wilderer. Plötzlich durchflutet das Gefühl von Rache den weißen Jäger.

Trophäe von Gaea Schoeters ist aus der Perspektive des Jägers Hunter White geschrieben und treibt einen in eine extreme Gedankenwelt. Eine Welt, die etliche moralische Fragen aufwirft und die mir den Protagonisten zutiefst unsympathisch gemacht hat. Was dem Leseerlebnis aber keinen Abbruch getan hat.

Schoeters Schreibstil ist einnehmend, packend und detailreich. Die Dichte des Inhalts lässt einem am Ende mit dem Gefühl zurück, dass man keine 250, sondern 500 Seiten gelesen - Beeindruckend!

Trophäe lässt einen hoffen, dass diese Gedankenwelt nur eine Fiktion ist und doch bleibt das Gefühl, dass es genauso passieren könnte und passiert. Schockierend auf jeder Seite und doch eine absolute Empfehlung, um die eigenen Gedanken zum Thema Jagd zu reflektieren und möglicherweise zu hinterfragen.
von Anndlich - 2024-03-26 23:35:00

Gleichermaßen faszinierend wie abstoßend - 5 Sterne

Die Journalistin und Autorin Gaea Schoeters, geboren 1976, hat mit diesem Roman in ihrer flämischen Heimat Aufsehen erregt. Nun ist „ Trophäe“ auch in Deutschland erschienen und dem Buch wurde auch hier schon viel Aufmerksamkeit geschenkt. Denn es ist eine gleichermaßen faszinierende wie abstoßende Geschichte, die sie uns hier erzählt.
Der Protagonist mit dem sprechenden Namen White Hunter ( wem das zu plump erscheint, bekommt von der Autorin eine schlüssige Erklärung dafür ) ist ein schwerreicher Amerikaner, dessen große Passion die Jagd ist, vornehmlich die Großwildjagd. Er ist in Afrika, um endlich seine „ Big Five“ abzuschließen. Nach Elefant, Löwe, Leopard und Kaffernbüffel fehlt ihm nur noch das Spitzmaulnashorn. Seiner Frau, einer Kunst- und Antiqitätenhändlerin, will er die Trophäe für ihre Sammlung zum Geschenk machen. Hunter hat sehr viel Geld für die Jagdlizenz bezahlt und gemeinsam mit dem Jagdleiter und Freund van Heeren begibt er sich auf die Spur des begehrten Tieres. Doch Wilderer kommen ihm zuvor, denn das Horn ist wertvoll und verspricht viel Geld. Hunter ist enttäuscht. Da macht ihm van Heeren ein verlockendes Angebot. Ob er schon mal von den „ Big Six“ gehört habe? Anfangs ist Hunter schockiert , doch dann siegt sein Jagdtrieb über seine moralischen Bedenken.
Es ist ein erschreckendes Gedankenexperiment, auf das uns die Autorin hier mitnimmt. Und sie versteht es sehr geschickt, uns beinahe zum Komplizen ihrer Hauptfigur zu machen. Sie nimmt uns mit in seine innersten Gedanken, Gefühle und Überlegungen und schreibt dabei so eingängig, dass man anfänglich bereit ist, seiner Argumentation zu folgen. Auch wenn man die Großwildjagd vehement ablehnt, scheint es doch glaubwürdig, dass eine gezielte Jagd dem Schutz der Tiere dient. Denn, so Hunter, das viele Geld, das einer bereit ist für den Abschuss eines Tieres zu bezahlen, werde in den Arten- und Umweltschutz der Region gesteckt. Die anderen Tiere werden weiterhin vor Wilderen geschützt, das Fleisch bekommt die Bevölkerung und die wiederum erhält Arbeit und Verdienst als Fährtenleser und Treiber. Angeblich eine Situation, bei der alle nur gewinnen können. Doch Recherchen im Netz haben mir dann gezeigt, dass es sich Hunter mit seiner Argumentation etwas sehr einfach macht, denn die Problematik erweist sich als weitaus vielschichtiger als er es darstellt. Umweltschützer und Ethnologen kommen auf ganz andere Ergebnisse als Jäger und Jagdverbände.
Doch das ist nur eine von vielen Erkenntnissen, die ich aus dem Roman mitnehme.
Denn es geht der Autorin nicht nur um das Thema Großwildjagd, sondern auch um den Zusammenprall zweier Kulturen und die Folgen des Kolonialismus.
Mit Hunter haben wir einen typischen Vertreter des weißen Mannes, der von seiner Überlegenheit und der der westlichen Kultur überzeugt ist.
„ Denn nur er, Hunter, und niemand anderes, steht ganz oben in der Nahrungskette.“ Trotzdem treibt ihn eine Art romantischer Sehnsucht nach Afrika. „ Für ihn ist Afrika ein großes Naturreservat, von Gott geschaffen, um ihm Freude zu bereiten….Afrika ist sein Vergnügungspark, sein Jagdgebiet.“
In seinem Beruf als Börsenspekulant geht es um wenig Konkretes. Er lebt von den Hoffnungen anderer, oft an der Grenze zur Illegalität. Aber im Privaten sucht er das wahre, das authentische Leben, das Archaische und Ursprüngliche, die existenzielle Gefahr. Das scheint er in der Jagd zu finden, in der wilden Natur Afrikas. Dabei weiß er schon lange, dass es das wahre Afrika, das Afrika vor den Weißen, nicht mehr gibt. Zerstört von Menschen wie ihm. Und am Ende muss Hunter erkennen, dass seine westliche Überlegenheit nur eine vermeintliche ist angesichts den Gesetzen, die in der wilden Natur herrschen.
Auch van Heeren, der sehr gut von den reichen Weißen lebt, die sich bei seinen organisierten Jagden vergnügen und bestätigen, weiß, welche Schuld die Kolonialherren von früher an der jetzigen Situation in Afrika tragen. „ Unsere Vorfahren haben sie umgesiedelt, was eine nette Formulierung dafür ist, dass wir uns ihr Land unter den Nagel gerissen haben. Weil wir sie gezwungen haben, in Städten zu wohnen, sind die besten Jäger des Kontinents innerhalb von drei Generationen zu Alkoholikern und Drogensüchtigen verkümmert.“
Und die Ausbeutung von Land und Leuten geht ja weiter. Der Leser wird sich entsetzt abwenden von der grausamen Jagd im Verlauf des Buches. Gleichzeitig nehmen wir es aber hin, dass die westliche Welt mit ihrem Geld immer noch die Bedingungen stellt und die afrikanische gezwungen ist, sich denen zu unterwerfen.
Doch nicht nur die weißen „ Herrenmenschen“ werden im Roman porträtiert. Der Leser bekommt auch einen kleinen Einblick in afrikanisches Leben und afrikanische Kultur. Dabei legt sich die Autorin nicht konkret fest auf eine Region oder eine Ethnie. Sie zeigt nur den Gegensatz zwischen westlicher Individualität zu afrikanischem Gemeinschaftsdenken, die unterschiedlichen Motivationen zur Jagd und die Unterschiede im Wertesystem. „ Deine westliche Moral ist ein Luxusprodukt, das man sich leisten können muss. Der Rest der Welt muss mit Pragmatismus auskommen.“ Auch das wieder Sätze, die zum Nachdenken zwingen.
„ Trophäe“ ist in vieler Hinsicht ein Roman, der Augen öffnet, uns neue Blickwinkel eröffnet, ohne belehrend zu sein. Die Autorin beschreibt, schildert Situationen und Abläufe, ohne zu werten. Ein Urteil muss sich der Leser selbst bilden.
Dabei ist das Buch unglaublich spannend und fesselnd. Die Autorin erzeugt faszinierende Bilder und schafft eine Atmosphäre, die den Leser direkt teilhaben lässt. Grandiose Tier- und Landschaftsbeschreibungen im Wechsel mit actionreichen Szenen und griffigen Dialogen entwickeln einen Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Ein ungewöhnlicher Roman, der Stoff bietet für lange Diskussionen.
von Ruth - 2024-03-24 17:40:00

Jäger, jagen, Gejagte - 5 Sterne

Aufgrund des Klappentextes habe ich eine Weile überlegt, ob ich mich an dieses Buch wegen möchte und ich kann sagen, ich bereue es nicht. Dieses Buch ist definitiv ein Highlight in diesem Lesejahr. Es ist ein schriftstellerisches Meisterwerk!

Gaea Schoeters entführt uns nach Afrika an die Seite von Hunter White - Spekulant, Immobilienmagnat und Hobbyjäger. Endlich kann er sich seinen Traum erfüllen und die Big Five vollmachen. Er hat eine Lizenz erstanden und kann ein Spitzmaulnashorn schießen. Die Trophäe will er seiner Frau zum Hochzeitstag überreichen.

Doch alles kommt anders als gewünscht. Wilderer schnappen ihm sein Tier vor der Nase weg und die Erregung der begonnenen Jagd lässt einen schalen, unbefriedigten Beigeschmack zurück. Überraschend bietet ihm sein Freund und Jagdveranstalter Van Heeren eine ganz spezielle Trophäe an. Er stellt ihm die Big Six vor.

Sehr geschickt geht die Autorin an dieses Dilemma heran. Van Heeren und Hunter sind knallharte Geschäftsleute. Sie sind skrupellos und äußerst manipulativ. In ihren Argumenten spielt die Autorin so gekonnt mit den Facetten der Wahrheit, dass man als Leser*in fast bereit ist, sämtliche Werte über Bord zu werfen. Ich fühlte mich beinahe manipuliert bei der Lektüre und kann mir gut vorstellen, wie eine Diskussion mit Hunter verlaufen würde. Er schafft es wirklich alles schön zu reden; wohl auch ein bisschen für sein Gewissen. Er ist sich ja sicher, einer von den Guten zu sein.

So verliert sich Hunter in einer Jagd, bei der er eigentlich nicht gewinnen kann. Heimgesucht wird er dabei von Erinnerungen an seinen Großvater, der ihn schon früh in die Jagd und deren Grausamkeiten eingeführt hat. So erfahren wir, wie aus Hunter der Mann wurde, der schließlich in Afrika jagt.

Beeindruckend fand ich auch, dass mir dieser Jäger nicht von Grund auf unsympathisch war. Er hat durchaus brauchbare Ansichten, zeigt Respekt vor der Natur und der Tierwelt und weiß zu schätzen, was ihm da geschenkt wird bzw. was er nehmen darf. Doch schlußendlich nützt ihm das alles nichts. Er überschreitet eine Grenze, die er besser nicht überschritten hätte. Doch diese Erkenntnis kommt zu spät.

Dieser Roman ist eine schriftstellerische Meisterleistung. Ich habe noch nie ein Buch gelesen, das so geschickt mit den Grauschattierungen von Gut und Böse spielt, so gekonnte die Wahrheit verdreht und unsere koloniale Denkweise so behände in die Irre führt. Großer Applaus von meiner Seite! Ich empfehle, sich den Abgründen dieses Romans unbedingt zu stellen!
von Miro - 2024-03-20 22:09:00

Ein Buch auch für Sammler, nicht nur Jäger - 5 Sterne

Die Jagd – kein Thema für jedermann. Aber dieser Roman nimmt den Leser als Beute fest in den Griff und lässt ihn nicht mehr los! Der sehr wohlhabende Protagonist Hunter erlebt eine unglaubliche Jagd, die sehr gekonnt mit plastischen Schilderungen erzählt wird. Er erkennt, dass die Frage, wer der Jäger und wer die Beute ist, erforderlich ist, und dass sein bisheriges Bild von seinem Erholungsland Afrika korrigiert werden muss. Ein fesselndes Buch auch für Sammler, nicht nur für Jäger!
von HEYN Leserunde Laszlo Zoltan - 2024-03-18 19:09:00

Bitte nicht vom Jagdthema abhalten lassen und einfach LESEN! - 5 Sterne

Reicher Widerling kauft sich Nashornabschuss. Die Sache geht schief und zwar gewaltig. Und dann passiert etwas, was man sich nicht im entferntesten vorstellen konnte oder wollte.
Atemberaubend, schockierend, grausam, schonungslos und absolut überraschend - ein Buch über Moral, Tod, den Wert eines Menschenlebens. Und auch ein Buch, das die eigene Position immer wieder in Frage stellt, das Standpunkte verrückt die man vorher für unverrückbar hielt.
Unfassbar gut!
von Stephan Lauf - 2024-03-18 11:06:47