Rezensionen

Ein schönes Ausländerkind
Roman

Autor: Toxische Pommes

Erschienen 2024 bei Zsolnay, Paul
ISBN 978-3-552-07396-8
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Kein Titel - 5 Sterne

Mal ernst, mal witzig erzählt „Ein schönes Ausländerkind“ von den Erfahrungen eines Migranten-Kindes, das zwar in dem ehemaligen Jugoslawien geboren, aber in Österreich aufgewachsen ist.

Man erfährt unter andrem von den Schwierigkeiten für die Eltern, von Alltagsrassismus (die Nachbarin, die Deutsch-Lehrerin, etc.) und von wohlmeinenden Leuten, die es vielleicht gar nicht so gut meinen.
Toxische Pommes zeigt die unterschiedlichen Lebensstandards auf – das wohlhabende Österreich und die kriegsgebeutelten Balkanländer – und wie schwer es ist, Anschluss zu finden, auch wenn man die gleiche Sprache spricht.

Was mir besonders im Gedächtnis geblieben ist, war wie unterschiedlich Mehrsprachigkeit – nicht nur im Buch – gewertet wird: Wieso ist es besser Deutsch-Spanisch aufzuwachsen als Deutsch-B/K/M/S?
Mein absoluter Lieblingssatz ist der letzte Satz auf Seite 133: „Ich habe sie daraufhin gefragt, wie sie es fände, wenn sie zu mir in die Apotheke käme und ich ihr das falsche Medikament gäbe, weil sie mir vielleicht einfach nicht so sympathisch ist.“

Dieses Buch liest sich in einem Rutsch durch und regt doch zum Nachdenken an.
von Rebecca - 2024-04-26 16:36:00

Hervorragend! - 5 Sterne

Irina / Toxische Pommes erzählt vom Ankommen in Österreich. Sie wertet nicht, beschreibt keine Vorurteile. Beschreibt ihre Kindheit in Österreich. Dabei wird vieles angedeutet und muss von der Leserin / dem Leser selbst weiter- und durchdacht werden.
Tolles, kurzweiliges, amüsantes Buch mit ernstem Hintergrund.
Klare Leseempfehlung!
von HEYN Leserunde Manuela Meierhofer - 2024-04-23 15:38:00

Wunderbare autofiktionale Erzählung über Integration, lakonisch, humorvoll - 5 Sterne

Die Ich-Erzählerin berichtet von ihrem Aufwachsen in Österreich – genauer gesagt in Wiener Neustadt, was so gar nichts mit dem Wien zu tun hat, wie es sich ihre Eltern wohl vorgestellt hatten. Aber sie hatten dennoch so etwas wie Glück, bei Renate samt Mann und seltsamen Spross untergekommen zu sein, nachdem sie aus Ex-Jugoslawien zu Beginn des Balkankrieges geflohen waren. Die Mutter versorgte den Haushalt von Renate, versuchte sich zu integrieren, und schaffte es im Laufe der Zeit die Approbation ihres akademischen Grades, den sie in Montenegro erworben hatte und in Österreich nichts galt. Ihr Vater, ein Serbe, half hie und da aus, verlor sich im Putzfimmel, hatte nie einen richtigen Job. Und das mit der deutschen Sprache … aber Sonderangebote konnte er shoppen, en masse.
Die Erzählerin glänzte in der Schule mit lauter Einsern, ging zum Schwimmtraining, und unterstütze ihren Vater im Aufpeppen seiner spärlichen Deutschkenntnisse.
Und dazwischen: Alltagsrassismus, das Ausgenütztwerden durch Renate, und der harte Versuch der absoluten Integration. Der weibliche Teil der Familie hatte es geschafft, mit viel Entbehrungen und Fleiß.
Die Autorin berichtet leicht, locker, in einer lakonischen Sprache von ihren Erfahrungen, ihrem Leben als Ausländerkind. Es ist sehr authentisch, mit der nötigen Prise Humor. Und schockierend ehrlich. Es dreht sich hauptsächlich um die Vater-Tochter-Beziehung, warum diese immer wieder auf einen sehr harten Prüfstand gestellt wurde, und schließlich zu einer Entfremdung führte.
„Ein schönes Ausländerkind“ wurde das Mädchen genannt.
S. 70: „Immer und immer wieder wurde mir versichert, ich sei ein schönes Ausländerkind. Nicht nur Renate, auch unsere Nachbarn und die Familien meiner Freunde betonten regelmäßig, wir seien nicht wie die anderen."
Im Prinzip ist es der Alltag einer Familie, welche eine zweite Heimat sucht, findet, und von den Schatten der Vergangenheit dennoch immer wieder eingeholt wird. Wunderbar autofiktional erzählt und somit eine ganz große Leseempfehlung für diesen Roman, der noch lange nachhallt.
von MarcoL - 2024-04-10 09:10:00

Toxische Pommes zum Lesen! - 5 Sterne

Ihre Clips sind Kult, die Kabarettsäle sind ausverkauft und der Debütroman mehr als überzeugend.

Er erzählt die Geschichte einer Familie, die von Ex-Jugoslawien flüchtete. Nach Wiener Neustadt – dem neuen Wien und damit wohl dem besseren Wien! Das erwies sich als Irrtum, wiewohl Alltagsrassismus und Bürokratiehorror nicht auf Wiener Neustadt beschränkt ist.
Von Kopfschütteln bis Ertappt fühlen ist bei dem Buch alles dabei, „das schöne Ausländerkind“ ist ein scharfsichtiges, kluges, humorvolles Buch, das mit seiner schockierenden Ehrlichkeit und seiner klaren Sprache mehr als überzeugt.

Ein großartiger Debutroman, wir freuen uns schon auf das nächste Werk!
von Stephan Lauf - 2024-03-18 14:51:39