Rezensionen

Die marmornen Träume
Thriller

Autor: Jean-Christophe Grangé

Erschienen 2023 bei Tropen
ISBN 978-3-608-50171-1
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Weniger wäre mehr gewesen - 3 Sterne

Berlin im Jahr 1939: Der Psychoanalytiker und Traumforscher Simon Kraus verdient sein Geld nicht nur mit seinen Therapiestunden. Er verführt auch gerne seine Klientinnen, um sie anschließend zu erpressen. Besonders pikant dabei ist, dass es sich bei seinen Klientinnen fast ausnahmslos um Ehefrauen hochrangiger Nazi-Funktionäre handelt. Für Simon Kraus ist dies ein äußerst lukratives Geschäft, allerdings spielt er als jüdischer Psychoanalytiker in dieser Zeit auch sehr mit dem Feuer.
Als eine von Simon Kraus Klientinnen grausam ermordet wird, soll der SS-Offizier Franz Beewen das Verbrechen aufklären. Die Tote gehörte zum sogenannten Wilhelmklub, einem Zirkel reicher Nazi-Frauen, der sich jeden Tag im Hotel Adlon trifft. Bald schon gibt es weitere Leichen. Von seinen Klientinnen erfährt Kraus, dass ihnen ,,Der Marmormann“ in Alpträumen erschienen sei. Da Beween weiß, dass er alleine kein Verbrechen aufklären kann, holt er sich Simon Kraus und die Psychiaterin Minna von Hassel zur Unterstützung, die Angst hat, ihre Klinik und ihre Patienten zu verlieren.
Alle drei beteiligen sich aus sehr unterschiedlichen Gründen an der Suche nach dem Mörder und geraten dabei tief in den Sumpf der Nazi-Verbrechen.
Das sehr ungleiche Trio muss erst so einige Differenzen überwinden, um gemeinsam zu handeln. Das wirkt manchmal nicht ganz realistisch, vielleicht aber doch menschlich.
Keiner der drei ist ein wirklicher Sympathieträger, dafür haben alle drei zu viele schlechte Seiten. Und doch nimmt man ihnen den Kampf gegen das Böse ein Stück weit ab.
Denkt man dann, der Täter ist gefasst, wird man doch schnell eines Besseren bzw. Schlechteren belehrt. Denn so mancher Beteiligte entpuppt sich als eine völlig andere Person mit gänzlich anderen Motiven als bisher vermutet. Das führt zu einigen überraschenden Wendungen, zieht die Handlung allerdings auch sehr in die Länge. Hier wäre meines Erachtens weniger mehr gewesen.
von Amena25 - 2023-05-11 17:34:00

Historischer Nazi-Thriller - 4 Sterne

Der Psychoanalytiker und Traumforscher Simon Kraus hat einflussreiche Frauen von Nazi-Größen, die allesamt dem Wilhelmclub angehörten, der im berühmten Hotel Adlon täglich zum Kaffeetratsch zusammenkam, nicht nur behandelt und verführt, sondern mit den erotischen Untersuchungsergebnissen auch erpresst. Das war ein einträgliches Geschäft. Bis der SS-Offizier Franz Beewen auftaucht und ihm mitteilt, dass eine seiner Klientinnen grausam ermordet wurde.
Simon, Franz Beewen und die alkoholsüchtige Psychiaterin Minna von Hassel werden so unbeabsichtigt im Jahr 1939 zu einem Ermittlerteam, um die Morde an wohlhabenden Nazi-Frauen aufzuklären, um nicht selbst in die Fänge der Gestapo zu kommen.
Jean-Christophe Grangé gelingt es, mein Interesse an dieser grausamen Gewaltherrschaft zu wecken. Allein das macht diesen Thriller zu einem guten Buch! Die drei Protagonisten begeben sich auf die Suche nach dem oder die Täter, immer wieder gibt es Wendungen, die das bisher Mitgedachte auf den Kopf stellen. Das brutale System der Naziherrschaft wird deutlich herausgearbeitet, Grangé hat einen Spannungsbogen aufgebaut, der immer weiter aufsteigt.
Das blutrote Cover mit dem Kopf mit Marmorstruktur ist sehr passend ausgewählt worden.
von froschman - 2023-05-08 12:25:00

Die marmornen Träume - 4 Sterne

Simon Kraus, Psychoanalytiker und Lebemann im Berlin der 30er, pflegt mit den Damen der Führungselite nicht nur professionelle Beziehungen. Als sie ihm von ihren Träumen von einem Marmormann berichten, schenkt Kraus dem kaum Beachtung. Aber eine der Damen wird grausam ermordet, und Kraus gerät ins Visier eines SS-Offiziers. Als das Morden weitergeht, werden Kraus und die Psychiaterin Minna von Hassel bei den Ermittlungen gebraucht.
Die drei anfänglich zwielichtig wirkenden Ermittlerfiguren suchen gemeinsam nach dem Täter und bewegen sich in gesellschaftlichen Kreisen voller menschlicher Abgründe und brutaler Verrohung. Dies bestärkt aber ihre Allianz.
Dieses Buch empfehle ich all jenen, die historische, detailreiche Thriller mögen und nicht leicht zu schockieren sind.
von Marion Dalvit - 2023-04-21 10:49:04

Komplexer historischer Thriller auf hohem Niveau - 5 Sterne

Berlin, 1939: Eine Frau aus der Nazi-Elite wird brutal ermordet und zerstückelt aufgefunden. Mit den Ermittlungen wird SS-Offizier Franz Beewen beauftragt, der vor dem Problem steht, einen Mordfall unter einem Regime aufzuklären, in welchem es offiziell keine Kriminellen mehr gibt. Hinweise erhofft er sich von Psychoanalytiker und Gigolo Simon Kraus, bei welchem die reichen Damen sich die Klinke in die Hand geben und der sein Gehalt mit pikanten Erpressungen aufbügelt. Ungeplant hinzu kommt Minna von Hassel, eine Psychiaterin mit Alkoholproblem und Beewens heimlicher Schwarm. Und das nächste Opfer aus der Riege der reichen Frauen lässt nicht lange auf sich warten.
Mit diesem historischen Thriller hat J.-C. Grangé mich wieder von seinem Können überzeugt. Eingebettet in eine regelrecht greifbare Atmosphäre des damaligen Berlins und gespickt mit einer Vielzahl beeindruckender, historischer Details gestaltet sich der Fall als überaus komplex und undurchschaubar. Unterstützt wird das Leseerlebnis vom Vermögen des Autors, geschickt mit Worten zu jonglieren sowie seinen Charakteren regelrecht Leben einzuhauchen, um mit ihnen beim Lesen fühlen und leiden zu können. Die Abgründe der Menschlichkeit sind überaus ausdrucksstark geschildert. Und auch die gesellschaftspolitischen Gegebenheiten dieser Zeit sind so eindrucksvoll dargestellt, dass es wohl niemanden kalt lässt beim Lesen.
Mitreißend, bedrückend, komplex: ein grandioser historischer Thriller in einer emotional aufwühlenden Zeit.
von Christina P. - 2023-03-26 17:50:00

Ein Thriller der Enttäuschungen - 2 Sterne


Hohe Erwartungen hatte ich an dieses 700 Seiten starke Werk vom „Meister der französischen Spannung“. Hmmm… Vermutlich habe ich den Begriff „französische Spannung“ falsch verstanden. Aber dem Buch wurde auch nachgesagt, dass es ein „Donnerschlag“ sei, eine „Meisterleistung“ mit „Suchtfaktor“. Warum nur war ich so maßlos enttäuscht?
Der Thriller spielt in einer sehr dunklen Zeit, nämlich im Berlin um 1939. Der Zirkel der Ehefrauen der Nazi-Elite trifft sich beim Champagner. Der angesagte Psychoanalytiker Simon Kraus befasst sich auf gerissene Weise mit eben diesen Damen, verführt und erpresst sie. Als eine aufs Grausamste zugerichtete Frauenleiche gefunden wird, führt die Spur des Täters bis in die obersten Führungskreise des Regimes. Simon Kraus, die alkoholkranke Minna von Hassel und der Nazi Franz Beween versuchen gemeinsam, den Täter zu stellen, um nicht selbst in die Fänge der Gestapo zu geraten. So könnte man den Inhalt in Kürzestform in Worte fassen.
Natürlich passiert sehr viel mehr auf diesen 700 Seiten. Und doch musste ich mich durch die Seiten schleppen. Denn ich empfand das Buch mindestens bis zur Hälfte einfach nur langweilig. Es geschieht dies und das und doch nichts, was fesseln könnte. Personen tauchen auf und tauchen wieder ab. Weniger wäre mehr gewesen, hätte ich gerne dem Autor zugerufen. Ganz und gar nicht gefiel mir der Sprachstil, insbesondere in den Dialogen. Eine seltsame Mischung von seltsam geschraubten Fremdwörtern, die man zu jener Zeit vermutlich niemals benutzte und dann wieder ungewöhnlich locker-flapsig, was ich ebenfalls oftmals als sehr unpassend empfand. Das könnte natürlich möglicherweise auch der Übersetzung geschuldet sein. Die Schwarz-Weiß-Darstellung der Protagonisten wirkt auf mich nicht nur unsympathisch, sondern auch völlig unglaubwürdig, überzeichnet wie Karikaturen, hohl und psychologisch überhaupt nicht überzeugend. Die Handlung hatte für mich keine klare Struktur, der man als Leser hätte ernsthaft folgen wollen und können. Da helfen auch nicht eingestreute extrem brutale Szenen. Denn reißerische Brutalität und Perversität allein ohne Zusammenhang, sei es politischer, sei es psychologischer Natur, dient keineswegs dazu, den Leser zu fesseln, im Gegenteil.

Kurzum: Dieser Thriller war für mich eine Enttäuschung, denn ich langweilte mich über lange Strecken. Und der Rest überzeugte mich nicht, wie oben ausgeführt.

von heinoko - 2023-03-20 14:44:00

Die marmornen Träume - 5 Sterne

Jean Christophe Grange siedelt seinen neuesten Thriller im Berlin des Jahres 1939 an. Das gesellschaftliche Leben spielt sich in einem seltsamen Spannungsfeld zwischen den Ausschweifungen der Weimarer Republik und dem rigiden Reglement der Nationalsozialisten ab. Mitten drin befindet sich ein erlesener Kreis von Ehefrauen hochrangiger Nazis, die sich regelmäßig im Hotel Adlon treffen und denselben Psychiater aufsuchen, den kleinwüchsigen Simon Kraus. Eines Tages wird eine von ihnen ermordet aufgefunden: Der Bauch wurde aufgeschlitzt, und die Gebärmutter wurde entfernt. Weiters fehlten die Schuhe. Franz Beewen, Mitglied der Gestapo soll ermitteln, doch schon bald stößt er an seine Grenzen, und so beschließt er, sich an Simon zu wenden, der als behandelnder Psychiater des Opfers doch einige Geheimnisse kennen sollte. Weiters zieht er noch Minna von Hassel hinzu, kommunistische Gräfin mit Alkoholproblem und Leiterin einer Nervenheilanstalt. Gemeinsam macht sich das ungleiche Trio auf Mörderjagd, doch immer wenn sie einen mutmaßlichen Täter gefasst haben, geschieht ein weiterer Mord. Ungemein spannend erzählt Grange vom Berliner Alltag zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, von den gesellschaftlichen Umbrüchen und den krankhaften Phantasien des Naziregimes. Drastisch werden die Gräueltaten der Nationalsozialisten vor Augen geführt und mit der großteils überraschenden Krimihandlung verwoben. Ein perfekter Spannungsroman gespickt mit historischen Details - fesselnd bis zur letzten Seite!
von Florian Lechner - 2023-03-18 11:04:48

Unglaublich gut - 5 Sterne

Zum Inhalt:
Trotz des Grauen des Krieges scheinen die Damen der Führerriege unantastbar bis eine von ihnen brutal ermordet an der Spree aufgefunden wird. Simon Kraus, der sich gerne mit diesen Damen umgibt, sie verführt und dann für sein Stillschweigen erpresst, gerät er ins Blickfeld der Gestapo und schnell steckt er mit in den Ermittlungen, denn weitere Frauenleichen werden entdeckt.
Meine Meinung:
Ich habe schon einiges vom Autoren gelesen, aber dieses Buch ist anders als alle anderen Bücher vorher. Meist gibt es ja irgendeinen Protagonisten, den man mag. Hier sind im Grunde alle handelnden Personen irgendwie unsympathisch, dennoch zieht die Geschichte auf historischem Hintergrund einen wahnsinnig in den Bann. Gerade auch die Betrachtung von psychisch Kranken und die Beurteilung von wertem und unwertem Leben bringt einen an Grenzen. Absolute Leseempfehlung.
Fazit:
Unglaublich gut
von brauneye29 - 2023-02-27 12:35:00

ein typischer Grangé - 5 Sterne

Schon einige Bücher habe ich von Grangé gelesen und war in etwas darauf gefasst was mich erwartet.

Berlin kurz vor Beginn des zweiten Weltkrieges und drei Protagonisten die es in sich haben. Da ist der Psychiater Simin Kraus, mit allen Wassern gewaschen, der sich mit kriminellen Machenschaften ein gutes Leben gönnt. Franz Beewen, ein hohes Tier bei der Gestappo, der einen bestialischen Mord aufzuklären hat und die Leiterin der Psychiatrie, Minna von Hassel, die nicht nur ein Alkoholproblem ihr eigen nenne kann.

Diese drei, doch sehr unterschiedlich motivierten Charaktere geraten zusammen, da sie gemeinsam den Mörder fassen wollen. Im Hintergrund immer die Gräueltaten der Nazis, auch ihr Leben ist auf einmal nicht mehr sicher.

Mir war der Schreibstil des Autors bekannt und auf die Längen, die teilweise vorkommen war ich eingestellt. Die Geschichte startet ziemlich rasant, schwächelt dann ein wenig, um dann im letzten Drittel noch einmal richtig anzuziehen.
Zu den ausführlichen Beschreibung der Taten der Nazi muss ich nichts hizufügen, sie lesen sich grausam und auch leider sehr realistisch.
Ein Buch, welches ich nicht als Thriller, sondern eher als Kriminalroman beschreiben würde bekommt von mir gute 4 Sterne.


von Nele33 - 2023-02-26 13:42:00

Superspannend - 5 Sterne

Das Cover ist genial gestaltet. Die "marmorne" Haut der Frau, die wie eine Statue aussieht, das Ganze in einem blutigen Rotton gehalten. In Kombination mit dem Namen Grangé war mir sofort klar, dass ich dieses Buch lesen möchte. Ich habe schon einige Bücher von Grangé gelesen und war darum sehr neugierig auf dieses Buch. Dieses Mal spielt die Handlung in Berlin im Jahr 1939. Die Nazis sind auf dem Höhepunkt ihrer Macht. Ihre Frauen vergnügen sich und lassen es sich gut gehen. Doch dann gibt es eine Mordserie unter eben diesen Frauen. Die Ermittlungen werden von einem ungewöhnlichen Trio geleitet und allein schon die Ausgestaltung der Personen ist genial und zeigt, dass Grangé sich auf diesem historischen "Parkett" gut bewährt. Die Beschreibungen sind so anschaulich und das Spannungsniveau wird durchgängig gehalten. Für dieses dicke Buch braucht man weniger Lesezeit als gedacht, denn man muss einfach immer schneller lesen, um zu erfahren, wie es weitergeht.
von lectrice - 2023-02-24 17:39:00

Hat es in sich - 4 Sterne

Jean-Christophe Grangé, bekannt durch seine Thriller, wagt den Schritt in Neuland und veröffentlicht einen historischen Krimi.
Ich finde französische Bücher immer ein wenig schwierig und finde schwer in die Handlung. Dieses Mal nicht. Grangé erregt schnell die Neugier des Lesers durch anschauliche und grausame Morde. Gestapo-Mann Franz Beewen soll den Mord an zwei Frauen der gehobenen Gesellschaft aufklären, die barbarisch verstümmelt wurden. An Franz‘ Seite der kleinwüchsige Simon und die Psychiaterin Minna. Zusammen wollen sie den Fall aufklären, was aber nicht so einfach ist im Jahre 1939: wird doch überall alles vertuscht.
Eigentlich fand ich die Handlung sehr gut, allerdings war sie mir ein wenig zu langgezogen. Grangé schildert sehr ausführlich und flicht kleine Nebenschauplätze ein, die es für mich nicht gebraucht hätte, die dem Buch aber eine historische Tiefe geben. Denn was die drei Freunde herausfinden hat es in sich und ist absolut lesenswert.
Vor allem das Ende – und hier die letzten beiden Seiten – haben mir sehr gut gefallen. Die Grausamkeit, die der Autor schildert treffen wohl die Realität sehr genau und der Schluss ist einfach nur zauberhaft.
Fazit: Grangés Exkurs in die Vergangenheit ist gut gelungen, dennoch gefallen mir seine Gegenwartsthriller besser.
von Harakiri - 2023-02-24 13:57:00