Rezensionen

Das Schweigen des Wassers
Kriminalroman

Autor: Susanne Tägder

Erschienen 2024 bei Tropen
ISBN 978-3-608-50194-0
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großartiges Debüt - 5 Sterne


"Das Schweigen des Wassers" war für mich eine großartige Entdeckung! Susanne Tägder schreibt meisterhaft, sie zeichnet mit Worten Szenen, mit einer Leichtigkeit, die doch anspruchsvoll ist. Es ist eine Reise in die Vergangenheit, in die Jahre nach dem Fall der Mauer.

Hauptkommissar Groth kehrt ins Mecklenburgische Wechtershagen zurück, den Ort, an dem er aufgewachsen ist. Die Jahre dazwischen hat er in Hamburg verbracht, bis zu seinem beruflichen Fehltritt und dem Unfalltod seiner Tochter. Ein Neuanfang musste her.

Als aus dem örtlichen See die Leiche des Bootsverleihers Siegmar Eck geborgen wird, ergeben die Untersuchungen kein Fremdverschulden, Eck ist bei einem tragischen Unfall um Leben gekommen. Wenige Tage vor seinem Tod hatte Eck mit Groth gesprochen, ihm erklärt dass er verfolgt wird. So kommen Groth große Zweifel an einem Unfalltod, er ermittelt weiter und die Spuren führen ihn Jahre zurück, zu einem Mordfall, der nie gelöst wurde.

Ich bin beeindruckt vom Plot, der Figurenzeichnung und der leicht melancholischen Stimmung, die sich durch die ganze Geschichte zieht. Tragische Gestalten, die vor dem inneren Auge lebendig werden, dazu das Retrofeeling in einer Zeit, in der es noch keine Handys gab und das Leben etwas geruhsamer als heute ablief. Der Krimi war für mich ganz großes Kino, mit Überraschungen bis zum Schluss. Ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung!
von readpassion9 - 2024-05-08 19:53:00

Das Schweigen des Wassers - 5 Sterne

Kommissar Groth hat es in seiner Jugend rechtzeitig geschafft, die DDR zu verlassen und in Hamburg Karriere zu machen. Nach der Wende wird er aufgrund eines "Fehltritts" in seine Heimatstadt in der ostdeutschen Provinz versetzt, wo er den Polizisten westliche Polizeimethoden vermitteln soll. Kaum angekommen, taucht ein verwahrloster junger Mann bei ihm auf, der sich verfolgt fühlt. Nach einigen Tagen wird seine Leiche im See gefunden. Die Ermittlungen führen zu einem Mordfall, der zehn Jahre zurückliegt. Je tiefer Groth schürft, desto verzwickter wird der Fall, denn die Spur weist auf die Verwicklung allerhöchster Kreise hin... Susanne Tägder beschreibt eine Welt im Umbruch, auf der die Schatten der Vergangenheit lasten. Der Roman basiert auf Tatsachen, was die Lektüre noch beklemmender macht. Ein Geheimtipp, der sich lohnt!
von Florian Lechner - 2024-04-30 12:12:56

guter Krimi - 4 Sterne

"Das Schweigen des Wassers" von der Autorin Susanne Tägder ist ein gelungener Krimi.
Das Cover des Buches ist auffällig, mir gefällt aber die Farbwahl nicht so gut.
Hauptkommissar Groth hat einen Fehler begangen und wird als Konsequenz in seine Heimat versetzt. Und dort wartet gleich ein brisanter Fall auf ihn, ein Mann der sich verfolgt fühlt wird 2 Tage später tot aufgefunden. Schnell wird klar, dass dieser Mord in Verbindung zu einem Mord von vor 10 Jahren steht - das aktuelle Mordopfer war damals der Verdächtige.
Mir haben die Charaktere in diesem Buch wirklich sehr gut gefallen - sehr gut skizziert. Der Schreibstil ist flüssig und der Spannungsaufbau ist auch gut gelungen. Ich bin wirklich so durch die Seiten geflogen, wollte das Buch nicht mehr weglegen und habe mich gut unterhalten gefühlt.
Von mir gibt es eine Empfehlung für diesen Krimi.



von book_love - 2024-04-15 12:05:00

Altlasten - 5 Sterne

Susanne Tägder, 1968 in Heidelberg geboren, ist Juristin und war Richterin am Sozialgericht in Karlsruhe, und hat nun mit „ Das Schweigen des Wassers“ ihren ersten Kriminalroman vorgelegt. Inspiriert wurde sie dazu durch eine Zeitungsreportage, in dem es um einen Fall aus DDR-Zeiten ging, der kurz nach der Wende wieder aufgerollt wurde.

Die Geschichte setzt ein im Herbst 1991 in der fiktiven Stadt Wechtershagen in Mecklenburg - Vorpommern. Von hier ging Arno Groth 1960 in den Westen und hierher wird er als Hauptkommissar von seiner früheren Dienststelle in Hamburg geschickt. Abgeschoben fühlt er sich, als „ Altlast“ nach einem beruflichen Fehler. Nun soll er hier als Aufbauhelfer Ost seine neuen Kollegen in westdeutscher Polizeiarbeit schulen. Keine leichte Aufgabe, denn diese begegnen ihm mit Vorsicht und Misstrauen.
Da wird er eines Tages auf dem Parkplatz der Polizeiwache von einem heruntergekommenen Mann angesprochen, ein Alkoholiker, wie es scheint. Der fühlt sich verfolgt und wolle nochmal wiederkommen, dieses Mal mit Beweisen. Während Groth noch überlegt, wie glaubwürdig diese Behauptung sei ( „ Jemand ist hinter mir her. Gilt das nicht für uns alle? denkt Groth. Wer wird denn nicht von etwas verfolgt, und wenn es nur die eigenen Fehler sind.“) und ob er der Sache nachgehen muss, da wird eine Leiche am Seeufer gefunden. Als Groth am Fundort eintrifft, stellt sich heraus, dass es sich bei dem Toten im Wasser um genau jenen Mann handelt. Der Bootsverleiher und Musiker Siegmar Eck. Für die Polizei vor Ort kein Unbekannter. War er doch in einem aufsehenerregenden Mordfall elf Jahre zuvor als Hauptverdächtiger festgenommen und verhört worden. Damals wurde die Polizistentochter Jutta Timm vergewaltigt und ermordet aufgefunden. Doch Eck kam wieder auf freien Fuß ; er hatte ein hieb- und stichfestes Alibi. Allerdings hat man danach das Verfahren eingestellt ; der Mörder der jungen Frau wurde nie gefasst.
Auch im aktuellen Fall versucht die Polizei die Sache schnell zu den Akten zu legen. Kein Verdacht auf Fremdeinwirkung; Eck scheint betrunken ins Wasser gefallen zu sein.
Doch Groth lässt das Ganze keine Ruhe. Seinem Gefühl nach stimmt hier etwas nicht. Er vermutet einen Zusammenhang zu dem alten ungelösten Fall und beginnt zu ermitteln, gegen den Befehl seiner Vorgesetzten.
Susanne Tägder entwickelt ihre Geschichte ruhig und mit viel Gespür für Details. Dabei fängt sie sehr gut die Atmosphäre dieser Umbruchszeit ein. Die DDR ist Geschichte, doch in den Köpfen ihrer früheren Bewohner steckt sie noch fest. Sie spüren die Verluste und fürchten sich vor dem Neuen. Auch die alten Seilschaften funktionieren nach wie vor.
Erzählt wird aus zwei Perspektiven. Neben dem melancholischen Ermittler Groth ist Regine Schadow die zweite Hauptfigur. Ihre tatsächliche Rolle wird erst im Verlaufe der Handlung klar. Warum hat sie ihren guten Job im Kempinski in Berlin aufgegeben, um nun in einem drittklassigen Ausflugslokal in Wechtershagen als Kellnerin zu arbeiten? Will sie tatsächlich nur die Wohnung ihrer Großmutter aufräumen, wie sie sagt, oder verfolgt sie ganz andere Pläne? Wie stand sie zu dem ermordeten Siegmar Eck?
Neben der Krimihandlung, bei der es um zwei zusammenhängende Verbrechen geht, überzeugt die Autorin vor allem mit ihrer Figurenzeichnung. Es sind beinahe alles Versehrte, die uns im Roman begegnen. Groth mit seiner grüblerischen Art und seinen Selbstzweifeln ist eine interessante Figur. Ein Kommissar mit einer Liebe zur Literatur, ein Mann, der mit Verlusten klarkommen musste - seine Ehe ist schon lange geschieden, seine Tochter gestorben - bringt allein schon deshalb viel Verständnis auf für diejenigen auf der Opferseite. Und auch Regine hat, trotz ihrer Jugend, schon viele traurige Erfahrungen machen müssen. Aber auch die Nebenfiguren werden vielschichtig gezeichnet, so z.B. der eher verschlossene Kollege mit fragwürdiger Vergangenheit, der Groth bei seinen Ermittlungen unterstützt oder der schweigsame und gebrochene Vater von Eck. All diesen Personen begegnet die Autorin mit viel psychologischem Einfühlungsvermögen und Empathie.
Susanne Tägder schreibt im Präsens. Das wirkt unmittelbarer und verstärkt den filmischen Effekt. Dabei bedient sie sich einer präzisen, z.T. lakonischen Sprache und zeigt gerade in den Dialogen ihr ganzes Können.
Der Autorin ist mit „ Das Schweigen des Wassers“ ein atmosphärisch dichter und fesselnder literarischer Krimi gelungen. Gleichzeitig ist der Roman ein stimmig gezeichnetes Porträt jener Umbruchjahre. Es ist zu hoffen, dass Susanne Tägder weitere Fälle mit dem sympathischen Ermittler folgen lässt.
von Ruth - 2024-04-04 19:35:00

Langatmig - 2 Sterne

Langatmig und mit flacher Spannungskurve wird hier ein Geschehen geschildert, welches mich bis zuletzt nicht so recht fesseln konnte. Zwar sind die Charaktere schön ausgearbeitet und auch die Handlung und die polizeilichen Ermittlungen sind gut nachvollziehbar, doch der Funke sprang bei mir einfach nicht über. Wodurch mir auch das Schicksal des Bootsverleihers und einiger weiterer Personen eher kalt lies.
Angezogen vom recht auffälligen Cover hat mich dieses Krimi-Debüt von Susanne Tädger letztendlich doch sehr enttäuscht. Schreibstil und Genre harmonieren in meinen Augen nicht sehr gut miteinander. Und auch die interessante Buchbeschreibung verspricht mehr, als die Handlung letztlich hergibt. Interessant fand ich allein den gewählten Zeitpunkt der Handlung um 1980 und den spürbaren Einfluss der DDR auf das Geschehen.
von Stea - 2024-03-27 21:02:00

Realistischer Krimi in Mecklenburg - 4 Sterne

Hauptkommissar Groth wird im Herbst 1991 von Hamburg ins fiktive Wechtershagen nach Mecklenburg-Vorpommern versetzt. Der Verlust seiner Tochter Saskia lastet schwer auf ihm, doch sie ist stets an seiner Seite. In den ersten Tagen lernt er den Bootsverleiher Siegmar Eck kennen, der ihm anvertraut, jemand sei hinter ihm her. Als seine Leiche aus dem See geborgen wird, hat Groth als einziger seine Zweifel, dass es sich um einen Unfall handelt. Bei seinen Ermittlung stößt er auf den Mord an Jutta Timm, der elf Jahre zurück liegt.

Man spürt, dass die Geschichten sich an einem wahren Fall orientiert, denn alles wirkt, als wäre es wirklich geschehen, nicht zuletzt durch die verschlungene Mischung aus Fiktion und Realität. Bedacht und strukturiert gehen die Ermittlungen voran. Susanne Tägder erzählt eindringlich und dialogreich über mehrere Handlungsstränge von einem Fall, der in die Vergangenheit zurückreicht, nachdem der Mauerfall nur wenige Jahre zurückliegt. Mir hat diese kluge und ruhige Vorgehensweise gefallen, die allmählich an Spannung zunimmt. Wer wilde Konstruktionen und Hochspannung braucht, ist mit diesem Krimi nicht gut beraten.
von La Calavera Catrina - 2024-03-23 12:20:00

interessant - 4 Sterne

Bei "Das Schweigen des Wassers" handelt es sich um das Krimi Debut der Autorin Suasanne Tägder.

Hauptkommissar Groth kehrt zurück in seinen Heimatort Wechtershagen zurück, den er verlassen hat. Nun Anfang der 90-iger Jahre kehrt er dorthin zurück. Hier nun der Wessi, in Hamburg der komische Kollege aus dem Osten. An seine Seite gesellt sich der verschrobene Kollege Gerstacker. entgegen meiner Erwartungen entwickeln sie sich zu einem tollen Team, welches auch gegen Anordnungen von Oben agiert um die Fälle zu lösen. Die zwei Fälle spielen auf zwei Zeitebenen, ein ungeklärter Mordfall aus Anfang der 80-iger Jahren und den in den 90-iger angesiedelten. Dabei geht die Autorin immer wieder auf die Situation in der ehemaligen DDR ein und schafft ein interessantes und ich wie ich finde realistisches Szenario an Regressionen und Empfindungen.

Der Einstieg ist mir duch den flüssigen und angenehmen Schreibstil leicht gefallen. Die Protagonsiten waren toll charakterisiert und ich habe gerne an deren Veränderung bzw. Entwicklung teilgenommen. Im Mittelteil hatte das Buch leider einiges an Längen, diese wurden aber zum Ende hin wieder ausgeglichen.

Insgesamt hat mir die Verknüpfung zwischen dem Vor-und Nach-Wende sehr gut gefallen. Einzig die Längen im Buch lassen mich hier nur 4 Sterne vergeben.
von Nele33 - 2024-03-21 13:52:00

Nach einem wahren Fall - 5 Sterne


Als Hauptkommissar Groth Anfang der 90er Jahre nach vielen Jahren in Hamburg zurück in seine Heimatstadt geschickt wird, ergeht es ihm zunächst so wie jedem, der aus dem Westen in den Osten geht. Die Kollegen beäugen ihn misstrauisch. Als Aufbauhelfer Ost soll er Kollegen in westdeutscher Polizeiarbeit schulen. Doch eigentlich wollte man ihn nach einem ,,Fehltritt“ aus Hamburg weghaben.
Als die Leiche des Bootsverleihers Siegmar Eck im örtlichen See gefunden wird, ahnt Groth bald, dass es kein Unfall war. Denn kurz zuvor hatte Siegmar Eck Groth aufgesucht und ihm anvertraut, dass er sich verfolgt fühle. Allerdings war Eck auch Alkoholiker und ein ziemliches Wrack. Groths Kollegen und vor allem sein Chef wollen den Fall möglichst schnell zu den Akten legen, was Groth misstrauisch macht. Zusammen mit einem Kollegen ermittelt er dennoch weiter und stößt auf den Fall eines getöteten Mädchens, der noch zu DDR-Zeiten nicht aufgeklärt wurde, bei dem Groth aber so einiges merkwürdig vorkommt.
,,Das Schweigen des Wassers“ ist inspiriert von einem wahren Fall. Die Autorin versteht es, die Atmosphäre in einem kleinen Dorf der Wendezeit glaubwürdig einzufangen. Groth, aber auch einige andere Figuren, wirken aus der Spur geworfen und auf der Suche, Die Stimmung des Romans ist eher bedrückend und melancholisch, doch der Kriminalfall und die menschlichen Schicksale dahinter packen den Leser.
Sehr lesenswert!
von Amena25 - 2024-03-17 12:12:00

Was geschah wirklich? - 5 Sterne

Im Buch "Das Schweigen des Wassers" von Susanne Tägder geht es um einen Hauptkommissar Groth - ein "Aufbauhelfer Ost", der in seine Heimat zurück kehrt und die Kollegen in westdeutscher Polizeiarbeit schulen soll.
Direkt landet er in einem Fall, der sehr mysteriöse Züge annimmt und viele Charaktere einfließen lässt.
Die Story ist fließend geschrieben, gleichzeitig locker erzählt, dennoch mit einer schönen Spannung und dem Freiraum auf Spekulationen.

Das Cover hat bei mir direkt die Phantasie angeregt und mich sofort angesprochen.

Die Hauptcharaktere sind ausführlich beschrieben und man kann sich gut in sie hineinfühlen. Einige Nebendarsteller werden nur oberflächlich nahe gebracht, was
absolut ausreichend ist und dadurch zielführend.

Ich empfand diesen Kriminalroman als sehr gut geschrieben - genügend Spekulationsraum, immer wieder neue Richtungen und nah an der Realität.
Ich kann ihn jedem Krimi-Fan empfehlen.
von Lesehamster12 - 2024-03-13 08:41:00