Rezensionen

American Spy
Thriller

Autor: Lauren Wilkinson

Erschienen 2020 bei Tropen
ISBN 978-3-608-50464-4
Rezension verfassen

Weit mehr als ein Spionagethriller - 5 Sterne

Alles Äußere an diesem Buch ist unattraktiv. Orangefarbenes Cover, rote dicke Titel- und schwarze dicke Autorenletter, das wiederum mit der schwarzen Autorin harmonisiert und die stilisierte Rückansicht eines schwarzen dünnen Mädchens mit einem Umhang an die US-amerikanische Flagge angelehnt. Und dann noch das dicke Papier, natürlich FSC zertifiziert – einfach eine furchtbare Haptik. Doch nicht von diesen schrecklichen äußeren Eindrücken täuschen lassen und auf den Inhalt schließen. Dieser Debütroman von Lauren Wilkinson (bereits die dritte Auflage 2020) ist von großer literarischer Klasse. Hervorragend und außergewöhnlich was den Plot, den Schreib- und Erzählstil betrifft. Kompliment an Lektoren und Übersetzer.

Am Anfang Connecticut, 1992: Marie Mitchell, die Heldin? in “American Spy” schreibt alles auf, wie einen Brief oder ein Tagebuch, um ehrliche Antworten auf die Fragen ihrer Kinder zu geben, die sie sich im Laufe ihres Lebens stellen werden. Sie schreibt alles hier auf, falls sie dann nicht mehr da ist: Sie kann ihnen erzählen, wer den Mann geschickt hat, der bei ihr eingebrochen ist, sie töten wollte, und warum. Diesen Mann hat sie während des Kampfes eine Kugel in den Kopf geschossen. Daraufhin verlässt Marie New York mit ihren vier Jahre alten Zwillingen, William und Tommy und ihrem Hund Poochini in Richtung Martinique, wo ihre mémé Agathe wohnt. Ist Marie auf Martinique in Sicherheit?

Marie Mitchell mit eckigem Charakter, was ist das? Findet es heraus. Sie steckt beim FBI im gewünschten Karriereaufstieg fest.

„Ein Geheimnis birgt Macht, angewandte Macht ist Stärke, Stärke bedeutet Kraft, und Kraft ist immer von Vorteil,“ Marie ist viel zu klug für ihre Schreibtischarbeiten beim FBI. Sie hat eine unheimlich gute Beobachtungsgabe, ein ausgesprochen gutes Gedächtnis und von Natur aus ein gutes Ohr für Akzente. Sie ist eine extraordinäre und gnadenlose Analytikerin.

Nebenbei, eine der zauberhaftesten Feststellungen je gelesen, vor allem für einen Vielleser: “Mich interessiert immer, was jemand dazu bringt, ein bestimmtes Buch zu lesen.“ „Und dass es gar keine richtige oder falsche Antwort auf diese Frage gibt, ob die gelesen Bücher gefallen haben!“

Von 1983 bis 1987 hat Marie in New York für das FBI gearbeitet. Sie wird von der CIA-Kollegen auf den revolutionären Präsidenten von Burkina Faso, Thomas Sankara, angesetzt, offenbar als “Honigfalle”. Sie lässt sich darauf ein, obwohl sie eigentlich mit seinen politischen Zielen sympathisiert. Marie analysiert ihre problematische Situation treffend: „Ich bin eine Frau, ich bin auch noch schwarz, da steht es schon mal zwei zu null gegen mich."

Die wahre Identität von Marie konnte man schon immer anhand der Menschen erkennen, denen sie ihr Herz geschenkt hatte.

“American Spy” ist kein Thriller, sondern ‚A NOVEL‘, wie bei der englischen Originalausgabe, ein Roman. Für die Autorin Lauren Wilkinson stehen weder Krimi- noch Thriller-Elemente im Vordergrund, sondern viel mehr die Person Marie Mitchell, in der Zwickmühle zwischen FBI und CIA, und ihrem Idealismus für die richtige Seite zu kämpfen. Gegen den Imperialismus und den latenten Rassismus. Sie thematisiert die Ausbeutung afrikanischer Staaten durch westliche Staaten wie US-Amerika und Frankreich. Sie verbindet großartig die damaligen politischen Verhältnisse in Burkina Faso von 1987 mit dem persönlichen Schicksal von Marie. Natürlich ist “American Spy” ein Spionageroman, aber auch ein Familienroman, das sehr innige Verhältnis zu ihrer Schwester Helene und das ambivalente Verhältnis zu ihrer Mutter und ihrem Vater bestimmen große Teile des Romans.

Lauren Wilkinson, 36, aufgewachsen in New York City, lebt in der Lower East Side. Sie lehrte Schreiben an der Columbia University und am Fashion Institute of Technology. Ihre Texte sind im Granta Magazine erschienen.
von Manfred Fürst - 2021-01-30 19:22:00

Tagebuch einer willensstarken Frau - 3 Sterne

Dieser Thriller ist zwar ein Agententhriller, aber in vielerlei Hinsicht komplett anders. Der Agent der hier aus der Ego-Perspektive erzählt, ist eine Frau. Und sie ist schwarz. Auch heute wird es nicht so viele von ihnen beim FBI geben, aber die Geschichte spielt großteils auch noch für mehr als 30 Jahren.

Marie Mitchell schreibt ihre Geschichte in ein Tagebuch nieder, das sie ihren Zwillingssöhnen vermachen möchte. Sie sollen darin unter anderem erfahren wer ihr Vater ist. Marie erwähnt natürlich, dass vieles in ihrem Beruf nicht einfach war und als Kinder gingen sie und ihre Schwester beispielsweise schwimmen in Bädern für Schwarze oder fuhren in ebensolche Sommercamps.

Doch sie spielt nie die “Rassismus-Karte” aus, nicht auf eine weinerliche oder Mitleid heischende Art. Ihre Hautfarbe bringt Marie plötzlich einen Sonderauftrag ein, der sie bis nach Afrika führt. Auch das könnte rassischtisch ausgelegt werden und teilweise denken die “weißen Männer”, die das einfädeln, auch so. Aber Marie hat Pläne und Ziele in ihrer Karriere und sagt letztlich doch zu.

Lauren Wilkinson hat mir ihrer Spionin eine willensstarke, selbstbestimmte Frau geschaffen, die von einer schwierigen Kindheit und weiterem nicht selbst verschuldetem Leid geprägt wurde. Sie ist gut in dem was sie macht, so gut wie es die Umstände zulassen. Das gilt für ihren Job, aber auch für die Familie und ihre eigenen Kinder.

Das Ende bleibt teilweise offen. Man erfährt wie ihre FBI-Karriere endete, man weiß warum Marie das Tagebuch geschrieben hat, aber wie dieses “warum” verläuft und endet, wird nicht erzählt. Schafft sie, was sie sich vorgenommen hat?

Der Schreibstil ist stellenweise packend, aber bleibt trotz der Ego-Perspektive großteils distanziert. Es gibt viele (für Marie) aufwühlende Szenen aber den Leser rühren nur wenige davon. Auch Marie bleibt meist möglichst neutral, will ihren Söhnen gegenüber vielleicht auch nicht alles preisgeben.
von yesterday - 2020-10-16 23:34:00

Nicht ganz meins - 3 Sterne

Ein Geräusch. Der Schatten eines Mannes. Ein Schuss. Als Marie Mitchell eines Nachts in ihrem Haus von einem bewaffneten Mann angegriffen wird und ihm nur knapp entkommt, weiß sie, dass ihre Vergangenheit als amerikanische Spionin sie eingeholt hat. Und dass sie in den USA nicht länger sicher ist.

1986: Der Kalte Krieg ist noch nicht vorbei. Marie Mitchell arbeitet als Geheimagentin beim FBI. Sie ist außerordentlich gut in ihrem Job, und sie ist die einzige schwarze Frau in einem Club weißer Männer. Statt endlich ins Feld geschickt zu werden, muss sie sich Tag für Tag mit Papierkram herumschlagen. Dann wird ihr plötzlich doch die Teilnahme an einer Geheimoperation angeboten. Sie soll Thomas Sankara ausspionieren, den charismatischen sozialistischen Präsidenten von Burkina Faso.

Was Marie nicht ahnt: Dieser Einsatz wird nicht nur alles ändern, was sie über Spione, die Liebe und ihr Land zu wissen glaubte, er wird sie auch direkt ins Fadenkreuz des Geheimdienstes führen. Lauren Wilkinson erzählt den Spionageroman neu: mutig, zeitgemäß und hochspannend. Dieses Gesicht des Kalten Krieges kennen Sie noch nicht.

Ich wollte mal wieder was neues ausprobieren, über meinen Tellerrand blicken, und las einen Thriller mir politischen Hintergrund.
Ea konnte mich aber nicht wirklich überzeugen. Oftmals war es mir zu trocken, zu politisch und einfach zu lange her. Lange vor meiner Geburt war der kalte Krieg.
Obwohl ich mich für Geschichtliches interessiere, konnte mcih diese nicht überzeugen.
Fast schon schade um die Lesezeit.

Falsche Erwartungen geweckt - 3 Sterne


,,Weit mehr als ein Spionagethriller", soll Barack Obama über ,American Spy' gesagt haben. Vielleicht hätte er besser ,,gar kein Spionagethriller" sagen sollen . Offensichtlich hat sich der Tropen-Verlag dazu hinreißen lassen, das Buch mit einem verkaufsfördernden Etikett zu versehen. Allerdings wird man dem Roman dadurch in keinster Weise gerecht und weckt beim Leser völlig falsche Erwartungen.
Einzig die Eingangssituation, in der Marie Mitchell nachts in ihrem Haus von einem bewaffneten Mann angegriffen wird und ihn erschießt, weist thrillermäßige Spannung auf. Danach liest sich der Roman teilweise eher wie eine Art Rechenschaftsbericht, in dem Marie Mitchell ihren Kindern von ihrem Leben als amerikanische Spionin erzählt und wie sie von ihrer Geheimdienst-Vergangenheit eingeholt wird. Sie formuliert das als eine Art schriftlichen Nachlass, den ihre Söhne lesen sollen, wenn sie alt genug dafür sind.
Nach dem nächtlichen Angriff flieht Marie Mitchell mit ihren Söhnen zu ihrer Mutter nach Martinique. Dort erfährt man, wie sie in den Achtzigern als erste schwarze Geheimagentin beim FBI anfängt. Obwohl sie sehr gut in ihrem Job ist, muss sie sich mit Büroarbeiten und Papierkram abgeben. Doch dann wird ihr plötzlich die Teilnahme an einer Geheimoperation angeboten. Sie soll Thomas Sankara, den sozialistischen Präsidenten von Burkina Faso ausspionieren. Und Marie verliebt sich in den charismatischen Mann, was ihre Mission, aber auch sie selbst in große Gefahr bringt.
Man erfährt in dem Roman viel über Rassismus und Diskriminierung, die Verwicklungen und Intrigen der Geheimdienste, über das Leben als Spion, das nie ein privates ist, aber auch über politische und historische Entwicklungen in den USA und in Afrika
Dennoch konnte mich ,American Spy' leider nicht so recht packen, was nicht so sehr an der Thematik liegt, die durchaus interessant ist. Doch die rückblickende Perspektive Marie Mitchells und der tagebuchartige Stil ließen zu wenig Spannung aufkommen.
von Amena25 - 2020-09-10 16:03:00

American Spy - 5 Sterne

Eine Agentin zwischen Job und Gewissen. -aber keine gewöhnliche Agentengeschichte.Marie Mitchel ist die einzige farbige Frau unter weißen Männern beim FBI. Sie ist gut bei allem was sie macht, hat es aber nicht leicht sich zu behaupten. Endlich für einen bedeutenden Auftrag ausgewählt - muss sie sich entscheiden: Job oder Gewissen...
von Jennifer Plewa - 2020-08-30 10:56:00

Spionagestory mit politischem Hintergrund - 3 Sterne

American Spy ist ein spannender Spionagethriller, dessen Geschichte in den USA, in Frankreich und im fernen Burkina Faso der 1980er Jahre abspielt. Die ehemalige Agentin des FBI Marie wird in ihrem Haus von einen Auftragskiller angegriffen. In letzter Sekunde schafft sie es, nachden sie den Einbrecher erledigt, mit ihren beiden Kindern zu fliehen und bringt diese nach Frankreich zu ihrer Mutter. Sie hinterlässt daraufhin ihren Kindern ein Tagebuch in Briefform in dem sie ihnen alles erklärt, was sie über ihre Existenz und ihre Entscheidung hin FBI Agentin zu werden wissen müssen. Die jeweiligen politischen Ereignisse, die rassistischen Hintergründe, der Karrieresprung, die verschiedenen Einsätze, alles hat seine Rolle gespielt.
Der Roman war für mich durchweg spannend geschrieben, sehr detailtreu und von Tiefe. Als Thriller würde ich in aber nicht beschreiben, jedenfalls nicht im klassischen Sinne. Definitiv jedoch eines der besten Bücher des Sommers!
von büchernarr - 2020-08-14 21:22:00

Mix aus Spionage und Familiendrama - 5 Sterne

American Spy lese ich als US-amerikanische Familiengeschichte, angesiedelt in der schwarzen Community und im Geheimdienstler-Milieu. Später sogar mit Handlungsabschnitten in Burkina Faso.
Einen konventionellen Spionagethriller sollte man nicht erwarten.

Mir gefällt es gut, wie die Protagonistin ihre Lebensgeschichte erzählt, indem sie die Ereignisse in einen Brief an ihre Söhne verfasst, damit diese ihn später als Erwachsene mal lesen können.
Der zeitliche Ablauf ist nicht geradlinig. Es wird in den Zeiten gesprungen. Von dem aktuellen Handlungsstrang 1992 zurück in die sechziger Jahre, die zeigen wie die Icherzählerin Marie Mitchell mit ihrem Vater und ihrer Schwester Helene in Queens aufwächst. Die Mutter hat die Familie verlassen und lebt auf Martinique.
Maries selbstbewusste ältere Schwester Helene wird ihr Vorbild.
Helene geht zur Army, um dann vielleicht zum CIA zu kommen.
Das beeinflusst Marie, sie wird FBI-Agentin.

Auch die achtziger Jahre werden betrachtet. Dabei werden auch die politischen Stimmungen der Zeit gut gezeigt.

Mich hatte der Roman mit der Zeit richtig gepackt und ich habe mit Marie mitgefiebert.
Es ist beeindruckend wie die Autorin Lauren Wilkinson aus diesem ganzen Mix letztlich das Porträt einer starken schwarzen Frau im Kontext der Zeit und Ereignisse erstellt.
von yellowdog - 2020-07-29 18:11:00

Ich hatte etwas anderes erwartet - 3 Sterne

Die ehemalige FBI-Agentin Marie Mitschell wird in ihrer Wohnung angegriffen und töten dabei den Angreifer. Es scheint, als habe ihre Vergangenheit sie eingeholt. Um ihre beiden Söhne William und Tommy und auch sich selbst zu schützen, flieht sie mit ihren Kindern zu ihrer Mutter Agathe nach Martinique. Dort beginnt sie ihr Leben in Tagebuchform bzw. als Brief niederzuschreiben...

In ihrem Erstlingswerk „American Spy“ hat Lauren Wilkinson eine sehr außergewöhnliche Protagonistin erschaffen. Eine junge Frau, schwarz, Mutter zweier Kinder, die als Spionin gearbeitet hat. Marie, geboren als Monica Williams arbeitet ihre Vergangenheit auf, schildert ihre Probleme und die ihrer Familie und thematisiert die Rassen- und Klassenunterschiede in Amerika, was ja gerade sehr aktuell ist. Ihre lerne ihre Eltern Agathe und Bill und ihre Schwester Helene kennen. Alles sehr interessant, aber für mich ein wenig zu langatmig und zu ausschweifen.
Auch das dauernde springen innerhalb der verschiedenen Zeiten, den verschiedenen Orten und immer wieder neuen Menschen war mir etwas anstrengend. Wenn ich schon eine Lebensgeschichte lese, dann bitte chronologisch.
Leider hatte ich einen Spionagethriller erwartet. Ein bisserl Spionage – ja, ein Mord am Anfang, ja – aber das war´s dann auch schon fast mit Spionage und Thriller.

Leider haben der Klappentext und die Leseprobe nicht gehalten, was ich mir daraus versprochen hatte. Den Worten der Time auf der Rückseite des Buches stimme ich sogar zu: „So etwas haben sie noch nicht gelesen.“ Ja, leider nur im negativen Sinn.
Da ich mir dieser Geschichte so gar nicht klar gekommen bin, bekommt sie von mir gut gemeinte 3 von 5 Sternen.
von gaby2707 - 2020-07-28 09:42:00

langweiliger Bericht - 1 Sterne

Zu Beginn wird bei einem Einbruch ein Mann getötet.
Marie flieht mit ihren Kindern um sie zu schützen. Falls ihr doch noch etwas passieren sollte, schreibt sie ein Tagebuch damit ihre Söhne später wissen wer ihre Mutter war.
Soweit eine gute Idee, aber das war es dann auch.
Die Autorin schreibt ihren Bericht nicht chronologisch, sondern durcheinander.
Sie erzählt von ihren Eltern und ihrer Schwester dann zwischendurch von ihrem Job beim FBI. Sie erzählt wie schwer sie es hatte als schwarze Frau unter weißen Männern. Aber da ist nichts Spannendes.
Auch wenn das Buch wieder in der Gegenwart spielt, ist alles nur ein langweiliger Bericht.
Ich war enttäuscht von dem Buch weil ich mehr erwartet hatte. Vor allem weil jemand den Vergleich mit John le Carré zog.
von Petra - 2020-07-25 17:54:00