Rezensionen

Paare
Eine Liebesgeschichte

Autor: Maggie Millner

Erschienen 2024 bei Klett-Cotta
ISBN 978-3-608-96612-1
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Paare - 5 Sterne

Ein sehr interessantes Büchlein von Maggie Millner liegt hier im Klett-Cotta Verlag in deutscher Übersetzung vor. Im Original "Couplets"(=Paarreime) geheißen schreibt sie in diesem Band hauptsächlich in zweizeiliger Lyrik (aber auch mit Prosaeinschlägen) eine zusammenhängende Geschichte. Wie üblich Respekt an die Übersetzung, denn auch im Deutschen wurde auf die Reimform geachtet. Sprachlich und inhaltlich fängt die Autorin sehr aktuelle Themen und entsprechende Begrifflichkeiten ein. Coming-Out, Queer-Sein, Polyamorie, Kinks und wie sich dies alles in Höhen und vor allem Tiefen einer Paar-Beziehung niederschlagen kann. Ich erkenne darin viele Gedanken und Muster mit denen sich ein Teil meiner Generation in den letzten Jahren auseinander gesetzt hat - vor allem auch im Internet- und schätze die Aktualität der Erzählung sehr. Definitiv etwas für Fans von Julia Engelmann, Rupi Kaur oder LeserInnen, die sich an etwas Neues wagen möchten.
von Christina Welser - 2024-04-09 14:55:13

Eine schwierige Liebesbeziehung - 3 Sterne

Eine junge Frau in den Zwanzigern hat eine längere Beziehung mit einem Mann, in der beide nicht glücklich sind, so dass es häufig zu Streit kommt. Dann verliebt sich die Protagonistin in eine andere Frau und geht zum ersten Mal in ihrem Leben eine lesbische Beziehung ein. Der Mann trennt sich daraufhin von ihr. Auch mit der Freundin wird sie nicht glücklich, denn diese verlangt irgendwann Exklusivität von ihr, ist aber selbst nicht bereit, auf ihre zahlreichen Kontakte zu anderen Frauen zu verzichten. So ist das Ende auch für den Leser dieser ungewöhnlichen Liebesgeschichte, in der explizit dargestellte sexuelle Kontakte eine große Rolle spielen, schon bald abzusehen. Auch diese Beziehung geht zu Ende. Wenn die Protagonistin am Ende Bilanz zieht, betont sie, dass sie viel gelernt hat, vor allem auf dem Weg der Selbsterkenntnis große Fortschritte gemacht hat.

Der Roman ist formal ein ungewöhnliches Experiment, denn er besteht zur Hälfte aus Paarreimen, zur anderen aus teilweise sehr poetischer Prosa, was sicherlich damit zu tun hat, dass die Autorin eine Dichterin ist. Interessanterweise spielt der deutsche Titel „Paare“ sowohl auf die Liebesbeziehungen zwischen Männern und Frauen an als auch auf Reimpaare/Paarreime, während der Originaltitel „Couplets“ sich nur auf die gewählte sprachliche Form in einem Teil des Romans bezieht.

Für mich war dieses Buch ein interessantes Experiment, das mich aber nicht begeistert hat. Es fehlt an Handlungselementen und jeglicher Verortung in Zeit und Raum. Außerdem bleiben die Nebenfiguren – der Ex-Freund und die Geliebte – zu blass. Der Leser wird nur über die Gier und Besessenheit, den Kummer und die Verlusterfahrungen der Protagonistin informiert. Das ist mir zu wenig.
von cosmea - 2024-03-14 19:07:00

"Liebe ist echt alles" - 3 Sterne

"Ich möchte deshalb in Gedichtform erklären,

dass die Liebe für mich einer der primären

Antriebe zur Selbsterkenntnis war. Sie ist immer noch das,

was den ganzen Rest erträglich macht." (S. 110)



Alle paar Jahre mal versuche ich einen Ausflug in die Lyrik, um wiederholt zu erkennen, dass ich mich nicht optimal darauf einlassen kann. Da ich mir dessen bewusst bin, gebe ich nur ungern eine Bewertung ab.

Hier finden wir eine Analyse des Liebeslebens einer jungen Frau, die ihren Mann für eine andere Frau verlassen hat. Sie hatte sich wohl etwas eingeengt gefühlt in ihrer ersten Beziehung, doch die totale Freiheit macht sie erst recht nicht glücklich. Sie erkennt, dass sie nicht polyamourös leben kann und hofft auf Exklusivität. In ihrem Leiden beginnt sie ihrer vorherigen Beziehung nachzutrauern. Ganz normales Verhalten also, hat wohl fast jede*r von uns schon gemacht.

Es folgt eine Phase der Harmonie, vor allem um Weihnachten, doch bereits zu Silvester erkennt sie, dass diese Beziehung das neue Jahr nicht überstehen wird.

Irgendwie ist alles ziemlich tragisch hier. Die Protagonistin leidet, reflektiert und leidet weiter. Doch am Ende hat sie sich selbst besser kennengelernt und schafft es, gestärkt aus dem Drama hervorzutreten. Ein Heldenepos also?

Sprachlich konnte mich dieses Epos absolut begeistern und auch der Übersetzerin Eva Bonné ist mit Hochachtung zu begegnen. Das war bestimmt eine schwere Geburt!

Dennoch fand ich es streckenweise anstrengend zu lesen. Inhaltlich bleibt vieles nur angedeutet, die Lücken animieren zur Imagination, was aber gut transportiert wird sind Emotionen. Das ist wohl der Erzählform geschuldet. Die Lyrik ist wohl eher die Sprache des Herzens. Als Prosaleserin bin ich es gewohnt, den Fokus auf den Handlungsverlauf zu legen. Das scheint mir hier verkehrt. Vielleicht sollte man den Text eher wie ein Bild betrachten und die einzelnen Gefühle zu einem stimmigen Bild der Person wachsen lassen.

"Paare" ist definitiv gut geschrieben, aber so richtig gut gefallen hat es mir nicht. Ich werde wohl wieder eine paar Jahre verstreichen lassen, bevor ich mich ein weiteres Mal in die Welt der Lyrik begebe.
von Miro - 2024-03-13 22:27:00

Erzählt in Reimpaaren - 4 Sterne

Erzählt in Reimpaaren

Maggie Millner ist eine interessante, junge amerikanische Autorin, die für ihr Buch Paare einen ungewöhnlichen Stil wählt. In einer Form von Prosagedicht, gelegentlich unterbrochen von Textblöcken, erzählt sie von einer Frau, die mit anderen Frauen schlafen will. Das führt zur Trennung von ihrem Freund. Auch die Beziehung mit der Frau, die sie trifft, wird nicht von Dauer sein und ihre Sehnsucht bleibt.
Das Buch ist voll mit literarischen Referenzen und Zitaten. Das ist geschickt gemacht und ergänzt den Text auf stimmige Weise.
Eva Bonné hat den lyrischen Text gut übertragen, so jedenfalls meine Empfindung.
von yellowdog - 2024-02-14 08:13:00