Rezensionen

Das Land, in dem die Wörter wohnen

Autor: Clemens Sedmak

Erschienen 2019 bei Tyrolia
ISBN 978-3-7022-3743-1
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Ein Märchen zum Philosophieren - 5 Sterne

Beim Abendessen erzählt Papa von seiner Bergwanderung und plötzlich fehlen ihm die einfachsten Worte. Und nicht nur ihm ergeht es so. Immer wieder fallen den Menschen die gebräuchlichsten Wörter nicht mehr ein, bis sie eines Tages plötzlich gänzlich verstummen. Einem kleinen Jungen kommt die rettende Idee. Er begibt sich mit seinen beiden Schwestern in einen Buchladen, um in das Buch der Wörter zu schlüpfen. Sie finden sich plötzlich im Land der Wörter wieder, in dem König Logos regiert. Dieser ist der Meinung, so könne es nicht mehr weiter gehen. Die Wörter aus seinem Reich werden nämlich immer öfter zurückgedrängt von Wörtern der Lüge. Aus diesem Grund ruft er eine Vollversammlung ein. In dieser Zeit verstummen die Menschen auf der Erde. Die drei Kinder können es nicht zulassen, die Wörter für immer zu verlieren und bieten ihre Hilfe im Kampf gegen die Lügen-Wörter an. Sie begeben sich auf eine spannende, gefährliche und lehrreiche Reise.

Clemens Sedmak greift die aktuelle Depatte um Fake News im Stil eines Märchens auf und liefert ein nachdrückliches Plädoyer für den sorgsamen Umgang mit Wörtern und Botschaften. Trotz der Ernsthaftigkeit der Thematik gelingt es dem Autor durch die kindliche Perspektive des Ich-Erzählers eine Leichtigkeit zu vermitteln. Das Land, in dem die Wörter wohnen wird fantasievoll und mit einer wundervollen Liebe zum Detail beschrieben.

Eine märchenhafte Geschichte, mit einer wichtigen Botschaft, die aktueller nicht sein kann!
von Rina - 2019-04-27 16:28:00

Plädoyer für das Miteinander und den bewussten Umgang mit Sprache - 5 Sterne

“Ein Bild sagt mehr als tausend Worte”; “Reden ist Silber, Schweigen ist Gold”; “Taten sagen mehr als Worte”; es gibt endlose Listen mit Redewendungen und Sprichwörtern über Worte und in manchen davon kommen sie gar nicht so gut weg.

Dass das Reden und dass die Wörter, dass unsere Sprache aber durchaus zentrale Bedeutung haben und auch so behandelt werden sollten, unterstreicht “Das Land, in dem die Wörter wohnen”.

Auch wenn dieses Buch nicht unendlich, sondern schmal und kompakt ist, hat dieses “Märchen für Erwachsene” auch etwas von der großen unendlichen Geschichte von Michael Ende. Erzählt wird diese Geschichte hier von Günther, einem jungen Buben, der mit seinen beiden Schwestern ausreitet um der Welt die Wörter wiederzubringen.

Sie werden nämlich von Lügen und falscher Verwendung der Sprache zunehmend verdrängt und haben sich aus der Welt zurückgezogen. Ein Alltag ohne Sprache, ohne Dialog? Unvorstellbar! Dieser Roman ist daher ein klares Plädoyer für einen achtsameren Umgang mit Wörtern und miteinander.

Es fängt den viel zitierten “Zeitgeist” ein und wirft ein paar ziemlich pointierte Seitenblicke Richtung Politik. Aber alles in allem ist es dennoch ein Büchlein zum Wohlfühlen, das nebenbei mit viel Liebe gestaltet wurde. Jedes Kapitel hat eine eigene erste Seite mit einem Hügel voll Wörter (dem Cover nachempfunden), aus denen Schlüsselbegriffe für den kommenden Abschnitt herausstechen. Das gelbe Lesebändchen und die mit kleinen Krönchen unterlegten Seitenzahlen sind ebenso hübsche wie stimmige Details.

“Das Land, in dem die Wörter wohnen” ist für jeden - egal ob Viel- oder Wenigleser, ob Phrasendrescher oder Pantomime - als Ermahnung zu verstehen und lässt sich wunderbar als kleine Aufmerksamkeit verschenken.
von yesterday - 2019-03-07 22:56:00