Rezensionen

Letzter Knödel. Ein Altaussee Krimi
Ein Altaussee-Krimi

Autor: Herbert Dutzler

Erschienen 2021 bei Haymon Verlag
ISBN 978-3-7099-7933-4
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Kein Titel - 5 Sterne

Es ist Herbst im Ausseer Land und wegen eines Gipfeltreffens, welches ausgerechnet hier stattfinden muss, wimmelt es nur so, vor Polizei aus Wien. Das passt dem Gasperlmaier natürlich so gar nicht, wo er seinen geregelten Arbeitsablauf und seinen eigenen Bürostuhl doch so sehr schätzt.
Und Zuhause ist es momentan auch alles andere als ruhig. Die Katharina, Gasperlmaiers Tochter, ist nämlich mit einer Freundin aus Wien angereist. Besagte Freundin ist Journalistin und möchte über den Politikergipfel einen Artikel veröffentlichen.
Als am nächsten Morgen auch noch eine Köchin tot im Cateringzelt aufgefunden wird, bleibt Gasperlmaier fast der Knödel im Hals stecken!
Steht der Mord in direkter Verbindung mit dem Gipfeltreffen? Oder führt die Spur doch in die Gastronomie und zu eifersüchtigen Kollegen?
von Sandra Heugenhauser - 2021-09-21 01:00:00

ein witziger Gasperlmaier ermittelt während des Politgipfels in Altaussee - 4 Sterne

Während des Polit-Gipfels in Altaussee liegt auf einmal die Hilfsköchin tot im Cateringzelt.
Kurz darauf wird auch der Koch tot aufgefunden.
Und später verschwindet die Freundin von Gasperlmaiers Tochter Katharina.
Hängen die Fälle zusammen? Vielleicht auch mit den Russen, die beim Politgipfel sind? Oder doch mit der Heimatpartei, deren Chef sich mit seiner Entourage ebenfalls zur gleichen Zeit in Altaussee aufhält?


Meine Meinung:
"Letzter Knödel" ist der neunte Fall für Franz Gasperlmaier, der sich in meinen Augen charakterlich sehr viel weiterentwickelt hat! Er weiß mit einem Smartphone umzugehen und dass seine Tochter eine Freundin hat, damit freundet er sich auch schnell an. Bloß die Sache mit dem Opa-werden macht ihm Sorge ;)
Man trifft wieder auf alte Bekannte, zB Gasperlmaiers Frau Christine, mit der er sich leidlich wieder ausgesöhnt hat, und Frau Doktor Kohlross, die er aus Liezen für die Leitung des Falles anfordert.
Mangels Büroräumen (die wurden für die Polizisten für den Politgipfel beschlagnahmt) wird das Hauptquartier in Gasperlmaiers Wohnzimmer aufgeschlagen, was auch immer zu viel Chaos und Witz führt.

Das Buch verarbeitet neben viel Humor auch aktuelle politische und gesellschaftskritische Themen, wie heimatnahe patriotische Parteien, Geldannahme und heimliche Geschäftemacherei.
Was mich leider in Büchern immer stört, ist, wenn ständig getrunken wird. Zwar gehört ein Schnapserl hier und eines da sicher zur Mentalität vor Ort, doch ständig darüber zu lesen finde ich nicht gut.
Die Auflösung fand ich dann etwas unaufregend, aber eben deshalb authentisch.
Wie man hier merkt, ist der Lokalkolorit sehr gut dargestellt. Was mir besonders gut gefiel, waren die Beschreibungen der Landschaft, des Ortes und der gesamten Umgebung- ich hatte alles genau vor Augen.


Fazit:
Humorvoller Altaussee-Krimi mit viel Lokalkolorit und einem witzigen Gasperlmaier, der sich definitiv charakterlich weiterentwickelt hat. Ich freue mich schon auf einen weiteren Fall mit ihm!
von Petra Sch. - 2021-08-25 14:57:00

Ich mag ihn einfach, den Gasperlmaier - 5 Sterne

Das schöne Altaussee ist Schauplatz eines Politik-Gipfels und Postenkommandant Franz Gasperlmaier wird von „Männern mit Knopf im Ohr“ unter der Führung von Major Teufl aus seiner Dienststelle verdrängt. Vor allem die herablassende Art der Herrn Majors schmeckt dem Gasperlmaier so gar nicht.

Doch all zu viel Zeit zum Ärgern bleibt nicht, denn erstens gibt es im trauten Heim einer Aufregung um Tochter Katharina, die Steffi als ihre Lebensgefährtin vorstellt und andererseits findet man im Schicki-Micki-Catering-Zelt die Leiche einer Hilfsköchin.

Gemeinsam mit Frau Doktor Renate Kohlross aus Liezen beginnt der Franz zu ermitteln. In Ermangelung von Büroräumen wird das Hauptquartier einfach in Gasperlmaiers Wohnzimmer aufgeschlagen.
Der Fall scheint kompliziert, denn die tote Küchenhilfe ist zwar tot, aber keine Küchenhilfe und heißt auch noch anders. Nur wer oder was ist sie dann?
Hat sie mit dem Politgipfel zu tun? Oder ist sie schlichtweg zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen? Und was haben die russischen Geschäftsleute mit der
Patriotischen Heimatpartei, deren Chef ausgerechnet einen tschechischen Familiennamen hat, zu tun? Oder ist alles ganz anders?

Dann überschlagen sich die Ereignisse im sonst so beschaulichen Altaussee. Steffi verschwindet spurlos und es gibt eine zweite Leiche.

Meine Meinung:

In diesem 9. Krimi darf sich Franz Gasperlmaier wieder weiter entwickeln. Der Gebrauch des Wischhandys ist ihm nun vertrauter und der Tatsache, dass seine Tochter mit einer Frau liiert ist, kann er nach einer Schrecksekunde, relativ entspannt begegnen. Er findet es nur schade, dass er keine Enkelkinder schaukeln kann. Aber, wer weiß, was unserem werten Herrn Autor noch alles einfällt.

Ich habe mich köstlich amüsiert, als Gasperlmaier mit dem Herrn Bundespräsidenten zusammentrifft, und der seine Security ausbremst. Ach ja, Securitiy - der Major Teufl heißt nicht nur so, sondern ist auch ein solcher. Nicht nur, dass er den Polizeiposten requiriert, anmaßend und überheblich ist, kanzelt er sowohl Gasperlmeier als auch die Frau Doktor ab. Doch wer die Reihe kennt, weiß, dass auch die Kohlross ihre Verbindungen hat.

Geschickt verknüpft Herbert Dutzler aktuelle politische Tendenzen und gesellschaftspolitische Themen in der Handlung.

Die Figur des Gasperlmaier ist liebevoll gestaltet. Er hebt sich wohltuend unter den jugendlichen, smarten Anzugträgern hervor. Der Franz ist längst zu einem „Kultkieberer“ herangereift und wird in den Verfilmungen sehr trefflich von Cornelius Obonya dargestellt.
Dass Gaspermaier manchmal ob seiner Gelassenheit (die ihm auch als Trägheit ausgelegt werden kann) unterschätzt wird, macht ihn so richtig liebenswert. Manchen Leser werden sich vielleicht an seinen Ess- und Trinkgewohnheiten stoßen, aber die machen in einfach bodenständig. Er liebt einfach deftige Speisen wie Schweinsbraten mit Kraut und Knödel. Sie seien ihm vergönnt! Zwischendurch sorgen seine Ehefrau Christine und Tochter Katharina schon für „gesundes Essen“.

Wie es sich für einen Regionalkrimi gehört, spielen die Landschaft und die manchmal eigenbrötlerisch wirkenden Bewohner eine große Rolle.

Fazit:

Mir hat der 9. Fall für den Gasperlmaier sehr gut gefallen. Mehrmals musste ich schmunzeln und vergebe deshalb wieder 5 Sterne.

von Bellis-Perennis - 2021-08-21 15:36:00

Gipfeltreffen - 5 Sterne

Polit-Gipfel in Altaussee! Da wird Postenkommandant Gasperlmaier schnell zum Statisten auf der eigenen Dienststelle. Überall wimmelt es von russischen Geschäftsleuten, Security, Beamten aus Wien und anderen Wichtigtuern. Aber auch im trauten Heim gibt es Aufregung: Tochter Katharina stellt ihre Lebensgefährtin vor und Gasperlmaier fällt erstmal aus allen Wolken. Freundin Stefanie will ein paar Tage bleiben und einige Storys von Prominenten für ihr Magazin schreiben.

Doch dann wird im Cateringzelt die Leiche einer jungen Hilfsköchin gefunden und Gasperlmaier ermittelt zusammen mit Frau Dr. Kohlross. Wer war die junge Frau? Hat ihr Tod etwas mit krummen Machenschaften im Gastronomiebereich zu tun oder hat sie Verbindungen zum Gipfeltreffen? Jedenfalls hat sie einen falschen Namen und gefälschte Referenzen benutzt und Gasperlmaier sieht sich wieder einmal mit einem komplizierten Fall konfrontiert.

Wer einmal von Gasperlmaier gehört hat, der wird ihn lieben. Der gestandene Beamte ist urig, manchmal ein wenig zu gemütlich und wirkt auf den ersten Blick eher von schlichtem Gemüt. Aber davon sollte man sich nicht täuschen lassen, er denkt zwar manchmal etwas langsamer, dafür gründlich. Ein in seiner Heimat verwurzelter Polizist, der menschliche Schwächen kennt und sich nichts vormachen lässt. Dafür lässt er dann auch schon mal die Behördenoberen alt aussehen.

Für mich ist der Altaussee-Krimi von Herbert Dutzler ein besonders gelungener Regionalkrimi. Er ist spannend aufgebaut mit einem verzwickten, aber sehr logischem Plot und vielen überraschenden Wendungen. Ich finde die Protagonisten lebendig gezeichnet, Gasperlmaier zum Beispiel hat Schmunzel-Potential, aber er wird nie zur Karikatur. Es gelingt dem Autor ganz aktuelle Themen in seinen Krimi einzubauen. So die Machenschaften einer neuen, rechtsnationalen Partei, deren Parolen Gasperlmaier sehr schnell entlarvt.

Natürlich darf bei einem Regionalkrimi der landschaftliche Bezug nicht fehlen und die kenntnisreiche und heimatverbundene Beschreibung der Gegend rund um den Altaussee gefiel mir genauso gut, wie der besondere österreichische Charme, den Herbert Dutzler seinen Krimis verleiht.
von Bibliomarie - 2021-08-11 16:07:00