Rezensionen

All die Nacht über uns
Roman

Autor: Gerhard Jäger

Erschienen 2018 bei Picus
ISBN 978-3-7117-2064-1
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Über Ausnahmezustände - 5 Sterne

>> Nicht jeder hat das Glück, dass ihm die Heimat bleibt <<, schreibt Gerhard Jäger in seinem neuen Roman. Weder die materielle noch die geistig-emotionale. Jägers Buch ist zutiefst metaphorisch: Es handelt vom Leben und seinen Hürden, von der Ohnmacht des Einzelnen, von der Sehnsucht nach einem besseren Leben jenseits der eigenen Grenzen. Eindrucksvoll auch der Bericht der Großmutter des Soldaten, die als junges Mädchen aus Pommern fliehen muss. Dieses Buch macht, gerade vor dem Hintergrund der weltweiten Massenfluchten und ihrer Konsequenzen, nachdenklich. Vielleicht befinden wir uns alle auf der Flucht, auch wenn wir keine Flüchtlinge im eigentlichen Sinne sind. Ein sehr poetisches Werk über einen Menschen und eine Welt im Ausnahmezustand!
von TestleserIn Dornbirn - 2018-11-05 14:45:00

Auf der Flucht - 1 Sterne

Ein Wachsoldat sitzt in der hereinbrechenden Dunkelheit alleine auf seinem Turm und überwacht die Grenze. In dieser einen Nacht bricht aber noch so viel mehr über den jungen Mann herein. Erinnerungen an sein anfängliches privates Glück, das in einer Tragödie endet. Die Erinnerungen seiner Großmutter, deren Tagebuch er bei sich trägt, in dem sie über ihre Vertreibung aus Pommern im 2. Weltkrieg erzählt. Und schließlich die aktuelle politische Situation, die ihn dazu zwingt, auf seinem Turm zu wachen.
Als er auf der anderen Seite des Grenzzauns ein Gesicht wahrnimmt, muss er eine Entscheidung treffen.

Ein starkes, vielschichtiges Buch zum Thema Flucht und Vertreibung. Die Erinnerungen der Großmutter basieren auf den Berichten einer Zeitzeugin und geben so dem Roman noch mehr Gewicht. Ein wichtiges Stück Literatur des großartigen Vorarlberger Autors Gerhard Jäger.

Nominiert für den Österreichischen Buchpreis!
von Alexander Kornell - 2018-09-21 15:46:00

All die Nacht über uns - 5 Sterne

Ein Soldat muss Wache schieben, er ist alleine auf seinem Turm an der Grenze. Nässe und Kälte setzen ihm zu und die Stunden wollen nicht vergehen. Im Rucksack hat er Geschriebenes seiner Großmutter, über deren Vergangenheit weiß er nicht viel. Er weiß, dass sie als Kind den Krieg als einzige in der Familie überlebt hat. Ihre Flucht aus Vorpommern kann sie nur in Briefen an die Verstorbenen verarbeiten. Der Soldat selbst ist schwer traumatisiert und seine Flucht ähnelt einem Krieg. Mit Entsetzen verbringt der Leser Stunden auf dem Wachturm und immer mehr Details aus der Vergangenheit des Erzählers kommen zum Vorschein. Diese schlimme Nacht wird mir nicht mehr aus dem Kopf gehen!
von Barbara Kumpitsch - 2018-08-31 10:42:00

All die Nacht über uns - 5 Sterne

Ein Soldat bewacht alleine eine Grenze. In dieser Nacht erinnert er sich 12 Stunden lang an sein Leben - seine Frau, seinen Sohn, seine Rastlosigkeit und liest die Briefe seiner Großmutter.

Gerhard Jäger gelingt es meisterhaft, diese langen Stunden im abwechselnden Rhythmus zwischen Gegenwart und Vergangenheit wie einen Film ablaufen zu lassen - hautnah und spannend bis zur letzten Zeile. Gekonnt verknüpft der Autor die Themen unserer Zeit miteinander: Flucht, Vertreibung, Einsamkeit, die Sehnsucht nach Liebe und Heimat, Vertreibung im Zweiten Weltkrieg, Gewalt und Verzweiflung angesichts des eigenen Schicksals.
von Brigitte Thaler - 2018-08-14 10:24:00