Rezensionen

Sie haben mich nicht gekriegt
Roman

Autor: Felix Kucher

Erschienen 2021 bei Picus Verlag
ISBN 978-3-7117-2104-4
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puhh - 3 Sterne

Die Gestaltung des Buchcovers trifft meinen Geschmack nicht. Auch der Titel hat mich nicht eingefangen. Die in der Zusammenfassung angeschnittenen Themen und die Leseprobe haben mir sehr gut gefallen. Die Idee die Lebenswege der zwei Frauen nachzuzeichnen, die eine als junge Frau einer Buchhänderfamilie jüdischer Herkunft und die andere als junge Frau einer Arbeiterfamilie aus Italien, wie sie aufwachsen und wie was sie während der Zeit des Nationalsozalismus erleben fand ich klasse.
Das Buch selbst war ernüchternd. Es ist genau genommen teilweise ein historischer Roman, die historische Figur der berühmten Fotografin Tina Modotti wird beschrieben. Was ich überhaupt nicht leiden kann, ist wenn hierbei die Beziehungskisten so im Vordergrund stehen. Dieser Aspekt hat mich völlig von dem Buch abgebracht. Wüsste ich nicht um ihre historische Bedeutung, wäre es nicht so schlimm gewesen. Für mich überschreiten diese privaten Beschreibungen erstens eine Grenze und zweitens überschatten sie die politische Bedeutung ihres Tun und Handelns. Schade.
von Anamaii - 2021-10-09 12:33:00

Sie haben mich nicht gekriegt - 5 Sterne

An Hand von zwei Frauen aus unterschiedlichen Verhältnissen, aber beide Jüdinnen, beschreibt Felix Kucher die Zwischenkriegszeit und über den 2. Weltkrieg hinaus ihr Schicksal, das beide starken Frauen zwar stark gebeutelt hat, aber sie nicht von ihren Prinzipien abkommen ließ.
Flüchtig ist die Begegnung der beiden, zu unterschiedlich aber ihr Weg, den sie unbeirrbar gehen, emazipiert und fest davon überzeugt, dass die Zeiten besser werden müssen.
Beide Frauen sind reell, die Menschen, die sie treffen, bekannt, teils berühmt.
Die Fotografin Tina Modotti ist eine Vergfechterin des Kommunismus, hilft in Spanien unter Franco und Mexiko den Bedürftigen, Kriegsgebeutelten und Mittellosen bis zur Selbstaufgabe und kann es nicht glauben, dass sich die Idee des praktikablen Kommunismus in Luft auflöst. Die ehemals Unterdrückten sind zu Reichtum und Anerkennung gelangt und schlagen sich auf die Seite des Kapitalismus.
Die Buchhändlerin Marie Rosenberg glaubt an die Kraft des geschriebenen Wortes und lässt sich nicht einschüchtern durch das Naziregime. Am letzten Abdruck verlässt sie Deutschland und baut sich eine neue Existenz in den USA auf.
Felix Kucher bringt die Geschichte und die Zusammenhänge klar und verständlich, verflicht die zwei Frauenschicksale als Beispiel für eine aus den Fugen geratene Welt, die nur wieder in Ordnung kommen kann, wenn es starke Menschen mit Idealen gibt, die nach dem Zusammenbruch wieder Ordnung schaffen, insbesondere die Frauen, die weniger korrumpierbar und kriegsbereit sind als die Männer.
von Karin Pfeiffer - 2021-09-09 12:58:00

Frauenschicksale - 3 Sterne

Zwei sehr unterschiedliche Frauen sowohl vom Charakter als auch von der Lebensweise, eine Buchhändlerin und eine Revolutionärin, treffen aufeinander. Marie wächst als nicht praktizierende Jüdin behutsam auf und übernimmt später in ihrem Leben die Buchhandlung ihres Vaters in Nürnberg. Sie wollte eigentlich studieren aber ihre Träume mussten an zweiter Stelle stehen. Tina wächst als Arbeiterkind unter schwierigen Verhältnissen in Undine auf und wird später zur kommunistischen Revolutionärin, ohne jede Aktion zu scheuen. Auch sie hatte andere Lebensträume, die Notwendigkeit des Überlebens jedoch fesselte sie erstmal an den Webstuhl einer Weberei.
Die Wege der beiden Frauen kreuzen sich Jahre später in den USA als Tina eine Künstlerin ist und die Kommunisten weltweit unterstützt und Marie in Amerika ausgewandert ist um von den Nazis zu fliehen.
Diese zwei unterschiedliche Frauenbiografien werden in dem Roman anschaulich dargestellt und vom Autor lebendig beschrieben. Obwohl ich die beiden Frauen über vierzig Jahre ihres Lebens begleiten und bewundern konnte, gab es doch in dem Roman Längen mit denen ich mich schwertat.
Außerdem kamen mit die ständigen Wechsel etwas nervig vor, kaum hatte ich mich in die eine Geschichte eingelesen, kam schon wieder die nächste. Vielleicht wären zwei unabhängige Geschichte besser gewesen..
von eleisou - 2021-03-26 19:02:00

Tina Modotti und Mary S. Rosenberg - 5 Sterne

Tina Modotti hat einen schweren Start ins Leben, aus bitterarmen Verhältnissen stammend muss sie schon als Kind in der Seidenspinnerei arbeiten, um die Familie zu ernähren. Der Vater ist nach Amerika ausgewandert, es will und will aber kein Geld kommen und auch keine Schiffspassagen, um die Familie nachzuholen. Tina sieht keine Zukunft in Europa, sie beschließt selber auszuwandern. Ihr Leben nimmt einen überraschenden Verlauf. Erst Bohemien, Geliebte von Künstlern und verarmten Adeligen, bekannte femme fatale, von allen begehrt, erfolgreiche Fotografin, dann immer mehr glühende Kommunistin, die von der Revolution träumt und sich für sie einsetzt. Sie ist in Mexiko, in Spanien, organisiert Spendenaktionen, baut Krankenhäuser auf, koordiniert Flüchtlingstrecks und gerät dabei selbst zwischen die Fronten und sieht ihren Idealismus immer mehr verraten.
Mary S. Rosenberg hingegen hat ganz andere Träume. Im beschaulichen, langweiligen Fürth als Tochter eines Buchhändlers aufgewachsen, träumt sie davon, Medizin zu studieren. Doch der Vater will nichts davon wissen. Zwei seiner Kinder studieren bereits und irgendwer muss doch die Buchhandlung übernehmen. Lange Zeit kämpft Marie dagegen an, doch sie liebt Bücher und bringt frischen Schwung in den Laden. Lange Zeit kann sie nicht glauben, dass die Nazis nicht nur ein vorübergehender Spuk sind, sie will es aussitzen. Auch weil ihre Mutter nicht aus Fürth weg will. Marie zögert, bis es nicht mehr geht. Ihr Ziel: Amerika. Der Neuanfang dort ist nicht einfach, sie möchte bei ihren Büchern bleiben und schließlich hat sie eine zündende Idee, deutsche Bücher für die vielen deutschen Geflüchteten und Auswanderer.
Beide Frauen haben wirklich gelebt, ihre Leben bilden das tragische, chaotische und gewalttätige beginnende 20. Jahrhundert ab. Aber es ist auch ein Jahrhundert der Utopien, der neuen Rechte für Arbeiter, ein Schritt in Richtung Gleichberechtigung der Frauen. Anhand der Leben von Tina Moretti und Mary S. Rosenberg erhalten wir Einblick in eine Zeit, von der wir zwar viel wissen, die aber hier von Felix Kucher noch einmal zum Leben erweckt wird. Eine spannende Zeit, aber auch eine tragische Zeit.
Dem Autor gelingt es hervorragend, die Leben dieser beiden so unterschiedlichen Frauen zu verbinden, es wird immer abwechselnd erzählt, man kann gut folgen, stilistisch verbindet er sie, indem er beim Übergang ähnliche Elemente verwendet, ein Läuten an der Tür zum Beispiel, eine Tasse Tee,… Im Roman lässt er die beiden ein paar Mal aufeinander treffen, ohne dass sie sich wirklich begegnen. Möglich wäre es gewesen!
Ich konnte den Roman nicht mehr aus der Hand legen, habe ihn verschlungen, bin fasziniert von diesen beiden starken Frauen und ihrer Zeit und habe viel dazu gelernt zum Thema Kommunismus, 30er Jahre, Buchwelt,…
Spannende Lektüre mit ganz viel Hintergrund bei dem Timing, Erzähweise, Inhalt und Rhythmus einfach passen. Sehr lesenswert!
von Petris - 2021-03-18 09:46:00

Faszinierender Blick auf die Geschichte - 5 Sterne

"Sie haben mich nicht gekriegt" von Felix Kucher zeichnet die Geschichte zweier starker Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch unheimlich viel gemeinsam haben.

Da ist Tina, die in ärmlichen Verhältnissen in Italien geboren wird. Schon sehr fürh muss sie ums überleben von sich und ihrer Familie kämpfen. Als der Vater nach Amerika emigriert, ist sie mit 8 Jahren die Hauptverdienerin der Familie.
Ab da sitzt sie unter unmenschlichen Bedingungen am Webstuhl. Immer hat sie im Hintergrund im Kopf, einmal was gegen die ungerechte Verteilung der Güter und der Macht auf dieser Welt zu ändern. Ihr Weg führt sie über AMrika nach Mexiko, bis sie der Partei betritt und schließlich in der ganzen Welt für den Kommunismus kämpft.

Auf der anderen Seite ist Marie, das dritte Kind einer jüdischen Familie in Bayern. Marie hat große Träume, Ärztin möchte sie werden. Studieren und weit weg aus dem konservativen Fürth. Sie bekommt keine Chance, ihr Vater bestimmt, dass sie den Buchladen übernehmen muss. Bald hält der Faschismus Einzug in Deutschland und auch Marie muss kämpfen um nicht alles, besonders ihr Leben zu verlieren.

Mich hat der Schreibstil des Autors schnell gepackt. Die Geschichte der beiden unterschiedlichen Frauen wird in schneller Abwechslung erzählt. Dies machte das Buch für mich sehr kurzweilig, und nahm mich mit in eine Welt des Kommunismus, die mir nicht so bekannt war. Die ganzen bekannten Leute, die Tina kannte( Frida Kalo etc) waren ein tolles eingebautes extra.
Die Protagonisten sind sehr lebendig und mit vielen Charaktereigenschaften gezeichnet worden.

Mich hat das Buch sehr begeistert.


von Nele33 - 2021-03-11 12:29:00

Eine Geschichte über Rebellion - 5 Sterne

„Sie haben mich nicht gekriegt“ ist ein beeindruckender Roman des österreichischen Autors Felix Kucher. Wie schon in seinem Buch „Malcontenta“ hat er auch dieses Mal wieder unterschiedliche Lebenswege gegenüber gestellt. Während es in seinem Debüt um drei Männer ging, sind es hier zwei Frauen, die Fotografin Tina Modotti und die Buchhändlerin Mary Rosenberg.

Nach dem Prolog im Jahr 1937 beginnt die Handlung 35 Jahre zuvor im Jahr 1902 und entwickelt sich im Anschluss chronologisch weiter.

Das Leben der beiden Protagonistinnen könnte kaum kontrastreicher sein.

Marie wird in Bayern groß und ihr Weg zur Buchhändlerin ist vorbestimmt. Sie ist Jüdin und schafft es gerade noch rechtzeitig nach New York.

Tina wächst in ärmlichen Verhältnissen in Norditalien auf und erkämpft sich ihren Weg als Fotografin nach Hollywood.
In ihrem Ursprung haben sie nicht viel gemeinsam, aber beide kämpfen für ihre Ziele und rebellieren gegen den Faschismus.

Es ist ein vielschichtiger Roman, in dem die historischen Hintergründe gut eingebunden wurden. Der Schreibstil von Felix Kucher ist ruhig und recht poetisch. Durch den permanenten Wechsel zwischen Tina und Marie entsteht ein Sog, der in mir das Bedürfnis hervorgerufen hat immer weiterzulesen.

Mich hat das Leben der beiden Frauen beeindruckt und wer gerne Bücher über starke und mutige Frauen liest, liegt hiermit genau richtig.
von Tara - 2021-03-03 21:57:00

Beeindruckende Zeitgeschichte - 5 Sterne




Der österreichische Schriftsteller Felix Kucher hat mit dem Buch „Sie haben mich nicht gekriegt“ einen wunderbaren Roman geschaffen.
In dem Roman wird abwechselnd der Lebensweg von Tina Modotti und Marie Rosenberg
Für Tina gab es wohl eine wirklich Vorlage. Sie wurde in Norditalien in ärmlichsten Verhältnissen geboren. Ihr Weg geht über Hollywood, Mexiko , als Kommunistische Agentin in den spanischen Bürgerkrieg.

Marie ist eine Buchhändlertochter und ihr Vater verlangt von ihr, das sie seinen Laden weiterführt. Nach anfänglichem Aufbegehren wird sie eine passionierte Buchhändlerin. Als Jüdin gelingt ihr in letzter Minute die Ausreise nach New York.

Felix Kucher zeichnet beide Wege mit großem Können.
Das einzige, was mir nicht so gefiel, war der schnelle Wechsel, der beiden Geschichten.
Der Roman ist sehr spannend, man zittert mit beiden Frauen.
Ein Roman den ich unbedingt empfehlen möchte.


von begine - 2021-03-03 09:28:00

Sie haben mich nicht gekriegt - 5 Sterne

Zwei junge Frauen, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Europa verlassen, und gegen alle Widerstände ihren eigenen Weg finden.
Tina Modotti wird Fotografin und Mary S. Rosenberg Verlegerin in New York.
von Doris Stadlbauer - 2021-03-01 15:51:00