Rezensionen

Vegetarianer
Roman

Autor: Felix Kucher

Erschienen 2022 bei Picus Verlag
ISBN 978-3-7117-2120-4
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Diefenbach, Vater der Veganerbewegung - 4 Sterne

Felix Kucher "Vegetarianer"

Karl Wilhelm Diefenbach schlägt di Laufbahn seines Vaters ein und studiert Malerei.
Nach einer überstandenen Typhusinfektion beschließt er, seinen Glauben als Veganer, Nudist, Anhänger der Glaubens-u nd Ehelosigkeit zu predigen, um die Menschheit zu bekehren.
Ständig leidet er an Geldnot, Gichtanfällen und Problemen mit seinen wechselnden Partnerinnen.
Doch seine Bilder bringen immer wieder Geld ein, sodaß er weitermachen kann.
Schlußendlich zieht er mit seinen Kindern nach Capri, wird dort geschätzt und beschließt sein Leben mit 62 Jahren wegen einem Darmverschluß.
Die Biographie von Felix Kucher gibt den schwierigen Lebensweg Diefenbachs eindrucksvoll wieder und vermittelt dessen unbezwingbaren Glauben an die vegane Lebensweise.
von PFIFF - 2022-11-08 18:40:00

Interessante Romanbiografie - 5 Sterne

Karl Wilhelm Diefenbach möchte die Welt verändern. Er schart Bewunderer um sich, die seine Lebenseinstellungen teilen. Nämlich die, kein Fleisch zu essen, in der Sonne nackt zu baden und die der freien Liebe. Um sich dieses Leben leisten zu können, malt er.
Felix Kucher zeichnet ein genaues Bild dieses vielschichtigen Mannes, der nie die Überzeugung an der Richtigkeit seines Tuns verliert. Sprachlich sehr gut an diese Zeit angepasst, ist es das reinste Vergnügen, dieses Buch zu lesen.
Leseempfehlung!
von HEYN Leserunde Manuela Meierhofer - 2022-06-26 17:56:00

Ein interessanter biographischer Roman - 4 Sterne

Der Deutsche Karl Wilhelm Diefenbach war ein Maler und Sozialreformer im 19. Jahrhundert. So glaubte er unter anderem an den Vegetarismus, die Freikörperkultur, das Leben im Einklang mit der Natur, sowie Ablehnung von Monogamie und Religion. Der Vegetarismus, den Diefenbach gelebt hat, würde man heute als Veganismus bezeichnen, hat er doch jegliche tierischen Produkte abgelehnt. Der biographischen Roman von Felix Kucher beschäftigt sich mit dessen Leben und Wirken.

Ich kannte Karl Wilhelm Diefenbach bisher nicht. Die altertümliche Sprache gibt der Geschichte ein authentisches Flair, hat aber auch bewirkt, dass ich etwas brauchte, um in das Buch hineinzukommen. Das Leben des Exzentrikers und Schmarotzers Diefenbach wird sehr interessant dargestellt. Ich habe das Buch gern gelesen, es wird in mir noch länger nachwirken.
von skiaddict7 - 2022-05-28 14:09:00

Fleischloses Leben und mehr - 4 Sterne

Wie viele Leserinnen und Leser von Felix Kuchers "Vegetarianer" war auch ich recht erstaunt, dass die fleischlose und sogar die Rohkosternährung bereits im 19. Jahrhundert eine Rolle spielten bzw. von Karl Wilhelm Diefenbach und seinen Anhängern empfohlen wurde. In einer Zeit, in der die meisten Menschen froh waren, wenigstens hin und wieder ein Stück Fleisch auf den Teller zu bekommen, waren dies sicher nur die Gedanken der Gebildeten und der Oberschicht. Heute nennt man die Menschen Flexitarier, die höchstens dreimal pro Woche Fleisch essen, doch über Jahrhunderte gab es nur den Sonntagsbraten und damit eher wenig Fleisch.

Doch Diefenbach geht weiter. Er sieht in der gesunden Ernährung quasi eine Alternative zur konventionellen Medizin, leidet selbst unter mehreren Beschwerden, die man in der Tat durch eine gesunde Ernährung lindern konnte. So weit, so gut. Mit weiteren Theorien und Weltanschauungen Diefenbachs konnte ich mich leider nicht so anfreunden; auch sein Wesen ist eher egozentrisch und wenig vorbildlich.

Den Roman selbst kann man wegen seines eher altertümlichen Schreibstils nicht einfach so nebenbei lesen. Da er aber eine überschaubare Seitenzahl hat, kann man auch längere Zeit auf das Lesen verwenden, in Ruhe und Konzentration. Auch die Tatsache, dass die Aufmachung des Buches sehr hochwertig und ansprechend ist, trägt für mich dazu bei, dass ich ein Buch gern zur Hand nehme.

Am Ende bin ich ein wenig zwiegespalten und finde ich nicht leicht, das Buch zu bewerten. Ich habe es gern gelesen, aber man darf hier keine Spannung und keinen mitreißenden Handlungsverlauf erwarten. Das Buch ist ein Roman für Leser und Leserinnen hochwertiger Literatur, die sich Zeit nehmen zum Lesen und auch Lust darauf haben, sich mit Philosophie zu beschäftigen. Es ist eher kein Buch, das Lesende ansprechen wird, nur weil sie überzeugte Vegetarier/Veganer sind. Es steckt einfach viel mehr darin, und ich freue mich, dieses Buch für mich entdeckt zu haben, obwohl ich mich nicht fleischlos ernähre.
von signalhill - 2022-03-28 01:17:00

ein außergewöhnlicher Mann - 5 Sterne

Das Cover und der Titel haben mich sofort angesprochen. Im ersten Moment hatte ich an ein Kochbuch gedacht, aber dies ist der Roman natürlich nicht. Denn dieser Roman dreht sich um das Leben und Schaffen des Malers Karl Wilhelm Diefenbach. Dieser war seiner Zeit weit voraus und hat versucht seine Lebensweise und Gedanken auch den anderen Zeitgenossen zu vermitteln. Doch dass die vegetarische Lebensweise zu seiner Zeit nicht gerade in war, kann man sich denken und dass er mit seiner Art und Weise zu leben nicht viele Fans hatte und oft angeeckt ist, können wir uns auch denken. Doch genau diese Spannung in der Geschichte macht den Roman natürlich besonders interessant und man kann sich gut in den Maler hineinversetzen. Das Buch ist sehr gut geschrieben und ich wollte immer mehr über den Maler erfahren. Ich kann es allen Lesern empfehlen.
von inya - 2022-03-16 21:52:00

radikaler Vegetarismus in den Kinderschuhen - 3 Sterne

Karl Wilhelm Diefenbach hat ein Werte- und Lebensbild, das von dem seiner Lebenszeit, dem späten 19. Jahrhundert, sehr stark abweicht. Er predigt den Vegetarismus, setzt auf Licht, Luft und Wasser als Naturheilmethoden, lehnt Schulmedizin, Impfungen und Medikamente radikal ab und meint nur durch den Nudismus sei der Körper gesund. Mit diesen Ideen zum gesunden, perfekten Leben, aus dem sich eine neue Menschenrasse herausbilden wird, beginnt Diefenbach Anhänger:innen um sich zu scharren und gründet vor den Augen der entsetzten Münchner Gesellschaft eine Gruppe, die die Theorie seines idealen Lebensstils lebt. Doch dabei gibt es nicht nur emotionale und finanzielle Probleme, auch der Staat wird Diefenbach mehr und mehr zur unüberwindbaren Hürde.

Ich habe mich wirklich auf das Buch gefreut, da ich darin eine Möglichkeit gesehen habe, den heutigen Vegetarismus mit dem rebellischen Anfängen in Zeiten der industriellen Revolution zu vergleichen. Dafür eignet sich das Buch auch wirklich hervorragend. Man bekommt wirklich einen sehr guten Einblick in Vorstellungen der damaligen Vegetarier, wie sich durch ihren Einsatz die Weltverändern könnte. Auch der Blick auf die Naturheilmethoden sind interessant, gleichzeitig aber auch durchaus amüsant, da viele von ihnen aus dem heutigen Standpunkt betrachtet so absurd sind, dass man es sich schwer vorstellen kann, dass es im 19. Jahrhundert Menschen gegeben hat, die darin die Heilung aller Krankheiten und Leiden sahen. So ist der historische Aspekt des Buches wirklich enorm wertvoll, auch wenn ich sagen muss, dass für mich der Versuch einer literarischen Romanbiografie teilweise gescheitert ist. Zwar ist Diefenbach wie gesagt ein durchaus interessanter Charakter und auch sprachlich konnte das Buch mich auf weiten Teilen von sich überzeugen, zwar nicht immer begeistern, aber das habe ich keineswegs erwartet. Allerdings fehlte mir im Buch einerseits die Spannung. Irgendwann war einfach die Luft raus, da sich die Geldprobleme Diefenbachs und sein Konflikt mit dem Gesetz, aber auch das Auf und Ab der Vegetarianer-Gruppe, in einem periodischen Kreislauf ständig wiederholten. Dazu kommt noch, dass mich die Protagonist:innen auf emotionaler Ebene überhaupt nicht an sich binden konnten. Vor allem Diefenbach ging mir mit seinem Gejammere und Gesudere in der zweiten Hälfte des Buches ziemlich auf die Nerven.

Dennoch ist das Buch wirklich lesenswert und bietet einen interessanten Ausblick in die Zeit, in der der Vegetarismus noch in den Kinderschuhen steckte, vor allem für Menschen, die sich mit alternativen Ernährungsmethoden auseinandersetzen also durchaus spannend.
von MeinSohnPrinzAndreas - 2022-03-13 13:20:00

Kein Titel - 5 Sterne

Mein 1. Buch von Felix Kucher, aber definitiv nicht mein letztes! Der Protagonist könnte uns auch heute genau so über den Weg laufen, und wie Kucher ihn beschreibt, mit sanfter Ironie, doch nicht ohne dass wir ihn trotz aller menschlichen Schwächen mögen müssen, ist ebenso gelungen wie die Sprache, die Kucher der damaligen Zeit anpasst. Ein großes, viel zu kurzes Lesevergnügen!
von HEYNi Tanja Zwiener - 2022-03-08 16:19:42

interessante Persönlichkeit mit eigenen Ansätzen - 2 Sterne

interessante Persönlichkeit mit eigenen Ansätzen

Das Buch lässt mich sehr zwiegespalten zurück.

Auf der einen Seite ist der Maler Karl Wilhelm Diefenbach eine durchaus interessante Persönlichkeit, die wirklich auch mein Interesse geweckt hat - weil es einfach eine sehr exzentrische Persönlichkeit ist.

Auf der anderen Seite kann ich mit vielen Ansätzen von ihm einfach nichts anfangen und finde sie teilweise auch befremdlich (insbesondere in unserer heutigen Zeit - wo vor allem das Thema Impfung ja gerade sehr polarisiert). Es gibt einige Themenpunkte, die mit der Definition vegetarisch meiner Meinung nach einfach nichts zu tun haben. Daher passen sie dann auch nicht so ganz in das Buch - und ja, einige Dinge haben mich beim Lesen einfach so richtig geärgert.

Der Schreibstil, ist so wie das gesamte Buch gewöhnungsbedürftig - aber man kann sich daran gewöhnen.
Im Grunde kann ich dieses Buch nicht weiterempfehlen - positiv hervorheben kann ich nur, dass es doch immer wieder interessant ist, über exzentrische Persönlichkeiten zu lesen - aber inhaltlich konnte mich das Buch nicht wirklich überzeugen.
von rassi - 2022-03-07 13:57:00

Historisch - 4 Sterne


Von dem Autor Felix Kucher habe ich, Sie haben mich nicht gekriegt, gelesen. Darum wollte ich auch den neuen Roman „Vegetarianer“ lesen.

Er schreibt darin über den Maler Karl Wilhelm Diefembach der von 1851 191 lebte und der für den Vegetarismus, FKK und Freie Partner plädiert. Der Sprachstil ist überzeugend und mitreißend.

Trotzdem muss ich mich über den Maler immer wieder aufregen. Er lebt nach seiner Art, ist aber gegen die Frauen unmöglich. Zum Lebensunterhalt dürfen sie beitragen, aber sonst werden sie klein gehalten.
Als die Eine an Schwangerschaftsbeschwerden leidet, macht er auch einen auf krank und fährt zur Kur.
Einige seiner Ansichten kann ich ja noch verstehen, aber andere sind mir unzumutbar.

Mich interessieren Geschichten realer Personen nicht so sehr. Dann sehe ich deren Verhalten noch echter.

Der Schreibstil des Autors gefällt mir gut.
Seinen nächsten Roman lese ich bestimmt.


von begine - 2022-02-27 21:03:00