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Ein langes Wochenende
Und dein Mörder wartet schon - Roman

Autor: Gilly Macmillan

Erschienen 2024 bei Blanvalet
ISBN 978-3-7341-1327-7
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Ein langes Wochenende - 5 Sterne

Der Titel ist Programm. Ein (normal) langes Wochenende reicht aus, um diesen Roman zu lesen, der sich nicht so recht entscheiden kann, was genau er ist: Eine haarsträubende Räuberpistole oder ein hochspannender Thriller.
Seit vielen Jahren schon gibt es das alljährlich stattfindende, gemeinsame Wochenende. Dieses Mal geht es in den äußersten Norden von England, in eine zum Ferienhaus umgebaute Scheune in der absoluten Einöde. Mit von der Partie sind wie immer Jayne und Mark, Ruth und Toby sowie Paul mit seiner neuen, um viele Jahre jüngeren Frau Emily. Zum ersten Mal nicht mit dabei: Rob und Edie. Rob ist vor einiger Zeit unter mysteriösen Umständen ertrunken, und vor allem die drei Frauen sind insgeheim ganz froh, dass die trauernde Witwe Edie alleine nicht mitkommen wollte. Eigentlich ist Edie allen dreien ein Dorn im Auge; zu offensichtlich ist, dass sie, die alle drei Ehemänner schon seit ihrer Jugend kennt, stets der Mittelpunkt und von allen Männern umschwärmt war. Seit Robs Tod ist die Fürsorge von Mark, Toby und Paul der hilflosen Edie gegenüber kaum noch zu ertragen.
Doch kaum sind die drei Frauen als erste im Ferienhaus angekommen -- die Männer sollen tags darauf folgen -- , erhalten sie einen Brief, der Edie plötzlich gar nicht mehr hilflos, sondern im Gegenteil höchst gefährlich und unberechenbar wirken lässt.
Die Autorin spielt gekonnt mit den Ängsten und Unsicherheiten ihrer Hauptfiguren (zugegeben: vor allem der weiblichen) und führt ihre Leser*innen raffiniert an der Nase herum. Dabei trägt sie für meinen Geschmack mitunter etwas zu dick auf und bürdet Jayne, Ruth & Co vielleicht einen Tick zu viele Probleme auf, u.a. starke Alkoholabhängigkeit, posttraumatische Belastungsstörung, der Verdacht auf sexuelle Belästigung, Schuld am Suizid einer Studentin und so weiter und so fort. Auch der Nebenstrang, nämlich die Geschichte rund um John und Maggie, die Besitzer der Scheune, ist eher verwirrend und eigentlich komplett unnötig.
Das Pendel schlägt aber zu guter Letzt doch in Richtung „superspannender Thriller“ aus, und das liegt an den Kapiteln, die aus der Ich-Perspektive erzählt werden und einen fast bis zum Schluss mitfiebern lassen, wer nun der wahre Psychopath ist.
von Maxie Bantleon - 2024-04-17 12:35:35