Rezensionen

Mord auf dem Eis
Historischer Kriminalroman

Autor: Beate Maly

Erschienen 2021 bei Emons Verlag
ISBN 978-3-7408-1202-7
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Eisbahn - Mord - 4 Sterne

Schon die Gestaltung des Buches weist auf die Zeit in der Beate Malys historische Krimis spielen. Reinstes Art Déco auf dem Umschlag und die passende Schrift bei Titel und Kapitelüberschriften. Da macht es gleich besondere Freude, das Buch aufzuschlagen.

Wieder lässt die Autorin ihr Ermittlerpaar Anton und Ernestine auftreten. Antons Enkelin trainiert fast täglich auf der Eisbahn und natürlich lassen es sich die beiden nicht nehmen, ebenfalls viel Zeit dort zu verbringen. Aber als eine junge Eiskunstläuferin ermordet wird, gibt es für Ernestine kein Halten mehr. Natürlich muss sie ihre Nase in den Fall stecken, auch wenn Antons Schwiegersohn als Kriminalkommissar davon nichts hält.

Ich kenne schon ein – zwei Folgen aus der erfolgreichen Serie der Autorin und weiß daher, was mich erwartet: ein gemütlicher Krimi mit einer Wiener Miss Marple und ihrem Verehrer Anton Koch als Mr Stringer an ihrer Seite. Dazu kommt immer viel Wissenswertes über die Schauplätze und ihre Geschichte, also genau richtig für einen grauen Wintertag.

Beate Maly schreibt sehr unterhaltsam und Setting und Zeit bei diesem Krimi passen ganz hervorragend in die Adventszeit und haben mich nicht enttäuscht. Auch wenn mir schon sehr früh klar war, in welche Richtung sich der Krimi entwickeln wird, hat das die Unterhaltung nicht geschmälert. Sehr gut gefiel mir, dass die Autorin die Probleme ihres Kommissars, der immer deutlicheren antijüdischen Ressentiments ausgesetzt ist, so passend in ihre Geschichte eingebettet hat. Damit wird auch die andere Seite der 20ger Jahre sichtbar, die Armut der einfachen Leute, die schlimme Wohnsituation, die sich erst allmählich durch die Gemeindebauten bessern wird und der immer im Hintergrund lauernde Antisemitismus.

Ihre Figuren – allen voran natürlich Ernestine und Anton – sind liebenswert gezeichnet und man lässt sich gern in die Nebenhandlungen ziehen. Trotzdem habe ich dieses Mal ein klein wenig den Pep vermisst, ein bisschen mehr an Spannung hätte mir gut gefallen.

von Bibliomarie - 2021-12-18 09:07:00

Eine gelungene Fortsetzung - 5 Sterne

In ihrem sechsten Kriminalfall dürfen sich Ernestine Kirsch und Anton Böck auf Eis begeben. Während Antons Enkelin Unterricht im Eisschnelllauf erhält, frönen Ernestine (mehr) und Anton (etwas weniger) dem Rundtanz auf dem Wiener Eislaufverein. Das winterliche Vergnügen, das jedes Mal einen Einkehrschwung in der Kantine des Eislaufvereins beinhaltet, findet ein jähes Ende, als eine der Eiskunstläuferinnen in ihrer Garderobe ermordet wird. Die junge Frau hat sich zugegebenermaßen jede Menge Feinde gemacht, denn sie ist wenig zimperlich, wenn es um ihre eigenen Interessen, wie gute Trainingsstunden geht.

Mit der Aufklärung des Verbrechens ist wieder Erich Felsberg betraut, der noch-nicht-ganz-Schwiegersohn von Anton. Eigentlich will Erich ja nicht, dass Ernestine und Anton ihre Nasen in den Kriminalfall stecken, doch dieses Mal ist er sehr froh, dass die beiden ihn unterstützen. Seine berufliche Laufbahn ist durch einen Kollegen, der ständig antisemitische Witze reißt und möglicherweise sein Vorgesetzter werden könnte, gefährdet. So fügt sich Erich ins Unvermeidliche und lässt sich Ernestine und Anton helfen.

Meine Meinung:

Beate Maly hat die Stimmung im Wien von 1924 sehr gut eingefangen. Auf der einen Seite gehen zahlreiche Menschen ihren Vergnügungen nach. Auf der anderen leben nach wie vor viele Familien in Not und Elend. Der in Wien latent vorhandene Antisemitismus hebt sein Haupt und das bekommt Erich Felsberg deutlich zu spüren. Oder dass ein alter Mann lieber in einer feuchten Bruchbude wohnt, als der sozialistischen Partei beizutreten, die er als „verjudet“ bezeichnet, um eine Gemeindewohnung zu erhalten.

Neben dem kriminalistischen Spürsinn wagen Ernestine und Anton ein Experiment: Das ehemalige Kutscherhäuschen soll renoviert werden und als gemeinsame Wohnung dienen. Obwohl sich beide auf mehr gemeinsame Stunden freuen, ist es vor allem Ernestine, die Bedenken hat. Wird sie ihre Freiheit aufgeben müssen?

Beate Maly hat wie immer penibel recherchiert und so dürfen in das Wien von 1924 eintauchen. Wir besuchen das „Carl-Theater“ in der Praterstraße. Leider wurde dieses, von Eduard van der Nüll und August von Sicard-Sicardsburg (Ja, genau, den Architekten der Wiener Staatsoper), 1944 von Bomben schwer getroffen und zerstört. An seiner Stelle steht nun der „Galaxy-Tower“, einer der zahlreichen gesichtslosen Bürotürme Wiens.

Der Schreibstil ist flüssig und eingängig. Neben der Krimihandlung enthält das Buch auch einige ernste Töne. Denn neben dem aufkeimenden Antisemitismus kommt auch das Elend, dem vergewaltigte Frauen und ledige Mütter ausgesetzt sind, zur Sprache. Nicht immer lässt sich alles mit Geld kaschieren.

Besonders loben möchte ich das gelungene Cover, das stimmig zur Zeit und zur gesamten Reihe passt. Es ist optisch und haptisch sehr ansprechend und hat einen hohen Wiedererkennungswert.

Fazit:

Ein gelungener 6. Kriminalfall, den Ernestine und Anton bravourös lösen. Gerne gebe ich hier wieder 5 Sterne und eine Leseempfehlung.
von Bellis-Perennis - 2021-11-01 09:04:00