Rezensionen

Das tiefschwarze Herz
Ein Fall für Cormoran Strike

Autor: Robert Galbraith

Erschienen 2022 bei Blanvalet
ISBN 978-3-7645-0817-3
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Das tiefschwarze Herz - 5 Sterne

Fall sechs des Ermittlerduos Robin Ellacott und Cormoran Strikes. Wieder einmal greift Robert Galbraith, oder besser gesagt J. K. Rowling ein aktuelles und weitverbreitetes Thema auf, Hass im Netz. Die Co.-Entwicklerin einer Kult-Animationsserie wird brutal ermordet, findet sich der Mörder unter den zahlreichen Internet-Trollen eines Online-Spiels und wie kann sich die Detektei Zugang zu diesen Foren schaffen?
von Markus - 2022-10-16 20:42:03

Das tiefschwarze Herz - 4 Sterne

Ich freue mich ja immer, wenn ein neuer Roman rund um den mürrischen Cormoran Strike und seine Partnerin, die pfiffige Robin Ellacott, erscheint, und gerne darf es auch ein sehr dickes Buch sein, aber ganz ehrlich: 1350 Seiten und gefühlt 2 Kilo Gewicht, das ist schon happig! Zumal Galbraith alias J.K. Rowling beim inzwischen sechsten Fall ganz schön viel reingepackt hat. Es geht um ein junges, talentiertes Künstlerpärchen (Josh und Edie), das gut und gerne zeichnet und mit seiner skurril-liebevollen Independent-Mini-Animationsserie – „Das tiefschwarze Herz“ – einen Überraschungshit auf YouTube gelandet hat und gleich mal eine eingefleischte Fangemeinde um sich schart.
Ein ebenso genialer wie auch teuflischer Unbekannter namens Anomie entwickelt ein auf der Serie basierendes Computerspiel – „Drek’s Game“ – und schart auch eine eingefleischte Fangemeinde um sich.
Was nach Harmonie klingt, ist jedoch weit davon entfernt. Anomie hat nicht nur ein geniales Spiel entwickelt, sondern auch einen unbändigen Hass auf Edie, nachdem diese sich einmal in einem Interview abfällig über „Drek’s Game“ geäußert hat.
Was folgt, sind entsetzliche und verstörende Cybermobbing-Attacken sowohl im Spiel wie auch auf Twitter, die so richtig eskalieren, als die Serie von Netflix gekauft wird, und schließlich der Mord an Edie. Die große Frage: Ist der geheimnisvolle, anonyme Anomie der Mörder oder doch ein Mitglied der rechtsradikalen Vereinigung "The Halvening", die nicht nur "Drek's Game" infiltriert haben, sondern im Verlauf der Handlung auch dem Detektivbüro das Leben schwer machen.
Hier treten dann Strike und Robin auf den Plan und müssen sich, ebenso wie die Leserin, durch endlose Tweets von einer unüberschaubaren Menge an Twitter-Usern und einen Haufen von In-Game-Chats von „Drek’s Game“-Spielern ackern – fast bin ich versucht zu sagen: quälen.
Obwohl der Fall wirklich spannend und die Hintergründe – eben Cybermobbing und Shitstorms im Internet – natürlich brisante Themen der heutigen Zeit sind, war mir das echt zu viel und teilweise auch zu anstrengend.
So wie Robin sich permanent Notizen machen muss und sicher mehr als ein Notizbuch damit füllt, hätte eigentlich auch ich mitschreiben müssen, um all diese Menschen mit ihren schwierigen, oft sehr ähnlich klingenden Profilnamen auseinanderhalten zu können.

Für den siebten Fall – denn den muss es nach dem offenen Ende geben! – wünsche ich mir für Strike und Robin mal wieder eine ganz klassische Detektivgeschichte mit Beschattung, Pfeife und Trenchcoat.
Und wenn er nur 500 Seiten umfassen würde, wäre das auch genug.
von Maxie Bantleon - 2022-10-04 18:33:48