Rezensionen

Die Übersetzerin
Roman

Autor: Jenny Lecoat

Erschienen 2021 bei Bastei Lübbe
ISBN 978-3-7857-2756-0
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Eine Kriegsliebe - 4 Sterne

Hedy ist Jüdin und lebt auf den Kanalinseln als diese von den Deutschen besetzt werden. Und sie arbeitet als Übersetzerin, ausgerechnet beim "Feind". Als sie sich dann auch noch ausgerechnet in einen deutschen Leutnant verliebt, scheint ihr Schicksal besiegelt zu sein ...

Diese Seite des Krieges kannte ich noch nicht. Ich wusste zwar, das die Deutschen damals an einigen Stellen gleichzeitig waren, aber die Geschichte der Kanalinseln war mir unbekannt..Daher fand ich alleine schon das sehr interessant und spannend. Und dann natürlich Hedy, ihr bester Freund Anton und dessen Frau Dorothea. Die Kriegsarmut, der ewige Hunger, all das wurde gut beschrieben. Auch die zarte Liebe zu Kurt, dem Leutnant der deutschen Wehrmacht. Allerdings hatte die Geschichte auch ihre Längen, manche Situationen wurden zu ausführlich behandelt, obwohl sie nicht unbedingt Storyrelevant waren. Dennoch ein sehr interessantes Buch über eine sehr bewegende Zeit

Tolle reale Story, die leider nur mittelmäßig umgesetzt wurde - 3 Sterne

Ich lese unheimlich gerne historische Romane, speziell jene, die handlungstechnisch in den Jahren der Weltkriege angesiedelt sind. Am Beispiel von Einzelschicksalen lässt sich so viel über die damalige Zeit lernen, und ich finde es wichtig, sich zu erinnern – man darf niemals vergessen, was damals geschehen ist. Die Tatsache, dass die Autorin aufgrund ihrer eigenen Familienhistorie und Herkunft einen engen Bezug zu den geschilderten Ereignissen hat, machte den Roman noch faszinierender für mich. Er basiert auf der "ungewöhnlichen, wahren Geschichte" von Hedwig (Hedy) Bercu, Kurt Rümmele (im Roman Kurt Neumann) sowie Dorothea und Anton Weber.

Erzählt wird in der dritten Person aus Hedys und Kurts Perspektive. Ich hätte mir die Einflechtung von mehr zeitgenössischen Begriffen gewünscht als "jerrybag" oder "schoyte" (deren Bedeutung man übrigens zwar erahnen kann, im Buch allerdings nicht angesprochen wird). Der Schreibstil ist atmosphärisch, eindringlich und bildreich, insbesondere im Hinblick auf die Landschaftsbeschreibungen. "Das hier war eine Fläche aus glitzerndem Saphir, die an einen Strand aus hellgelbem Sand und wogendem schwarzem Seetang plätscherte." Man fühlt sich direkt in die Szenerie hineinversetzt.

Mit der weiblichen Hauptfigur tat ich mich schwer. Zu Beginn der Handlung fühlte ich zwar ihre Angst vor dem Einrücken der Deutschen und den für sie drohenden Konsequenzen, und auch ihre generelle Abscheu ihnen gegenüber konnte ich vollends nachvollziehen, doch auf menschlicher Ebene, gerade in Bezug auf ihr Verhalten gegenüber ihrem besten Freund Anton, seiner neuen Partnerin Dorothea sowie auch gegenüber Kurt, den sie mit der Zeit lieben lernen wird, war sie mir nicht gerade sympathisch. Zickig, teilweise taktlos und selbstsüchtig wirkte sie auf mich, weshalb ich nur bedingt mit ihr mitfiebern konnte. Aus diesem Grund konzentrierte ich mich auf Kurt und die Nebenfiguren. Vor allem Dorothea, die während der ersten Kapitel aus Hedys Sicht recht oberflächlich und naiv dargestellt wird, hatte es mir angetan. Welch eine starke, bewundernswerte Persönlichkeit! In meinen Augen hatte die Roman-Hedy solch eine tolle Freundin, die später sogar ihr Leben für sie riskieren wird, gar nicht verdient, zumal Anton Hedy erst hatte überreden müssen, überhaupt Zeit mit Dory zu verbringen – und selbst zu diesem Freundschaftsdienst, den sie als lästige Pflicht betrachtete, ließ Hedy sich nur herab, weil sie bei ihren Besuchen gerne Dorotheas Radio lauschte (sie selbst besaß kein eigenes).

Aufgrund des Klappentextes von Jenny Lecoats Werk (Bastei Lübbe, September 2021) erwartete ich eine mitreißend-emotionale Geschichte über eine junge Jüdin, die auf der von den Nazis besetzten britischen Kanalinsel Jersey in einem deutschen Lager einen Job als Übersetzerin antritt, sich ausgerechnet in einen deutschen Wehrmachtssoldaten verliebt und heimlich gegen die Nazis agiert, ehe ihre Tarnung auffliegt. Diese Punkte treffen auch tatsächlich auf die Story zu, allerdings sind sie nicht so spannend ausgearbeitet worden, wie ich mir erhofft hatte; hier wurde ziemlich viel Potential verschenkt.

***ACHTUNG, SPOILER***

Wie auch im echten Leben bestand Hedys 'Akt des Widerstandes' gegen die Nazis aus dem Diebstahl von Benzingutscheinen. Sicher war dies ein gefährliches Unterfangen, aber hier hatte ich von der immerhin auch mit Fiktion angereicherten Story deutlich mehr erwartet, z.B. dass Hedy wichtige Akten verschwinden lässt, sich selbst für andere Juden einsetzt, etc. Ihr 'mutiger Plan' bestand schlichtweg darin, sich zu verstecken (nach einem vorgetäuschten Selbstmord) und zwar bei jener Frau, für die sie bis dahin kaum einen freundlichen Gedanken hatte aufbringen können. Ihrer Situation im Versteck wird verschwindend wenig Bedeutung geschenkt, dabei sollte dies doch eigentlich ein zentrales Element der Handlung darstellen; Spannung kommt kaum auf.

Entgegen den vom Buchtitel geschürten Erwartungen nimmt Hedys Arbeit als Übersetzerin kaum Raum ein, läuft eher zufällig nebenher. Und ihre Romanze zu Kurt war im realen Leben garantiert tiefgründiger als hier beschrieben, das Paar heiratete schließlich sogar nach dem Krieg. Die Zeitungsberichte zur Recherchearbeit von Dr. Gilly Car, Dozentin an der Cambridge University, lesen sich diesbezüglich deutlich interessanter; im Roman hingegen scheint die Anziehungskraft zwischen Kurt und Hedy hauptsächlich auf Äußerlichkeiten zu beruhen, was ich wahnsinnig schade fand.

Fazit: Kann man mal gelesen haben, muss man aber nicht. Mir fehlten die Emotionen und Hedy blieb mir leider unsympathisch. Es war an sich kein schlechtes Buch, doch gerade im Genre der historischen Romane gibt es so viele weitaus bewegendere, tiefgründigere Werke, die noch lange nach der Lektüre nachhallen.
von Furbaby_Mom - 2021-11-20 14:13:00

Hedy's Krieg - 5 Sterne

Mit einem Seufzen der Erleichterung und einem Hoffnungsschimmer vor Augen habe ich die Bauchdeckel von Jenny Lecoats Debütroman geschlossen. Hedys Krieg - im Original heißt das Buch 'Hedy's War' - hat mir einmal mehr vor Augen geführt, wie gut es uns heute geht, aber aber auch, dass es sich immer lohnt zu kämpfen.

Es ist das Jahr 1940 in dem Hedy Bercu, eine junge Jüdin, zur Flucht aus Österreich gezwungen wird. Eigentlich wollte sie nach Amerika, doch das Geld war knapp und so strandet Hedy auf der von den Deutschen besetzten britischen Kanalinsel Jersey. Als Jüdin registriert, hat die junge Frau so gut wie keine Chance auf Arbeit. Als sich die Möglichkeit ergibt als Übersetzerin für die deutschen Besatzer zu arbeiten, ergreift sie diese widerwillig. Gleichzeitig beginnt sie durch kleine Akte des Widerstands, wie dem Diebstahl von Benzingutscheinen, gegen das System aufzubegehren und sie lernt den deutschen Wehrmachtssoldaten Kurt Neumann kennen und lieben. Eine Liebe, die nicht sein darf und die inmitten der Wirren des zweiten Weltkrieges immer mehr aufblüht.

Ich habe beim Lesen eine unglaublich intensive Beziehung zu Hedy aufgebaut. Habe mit ihr ihr dunkelsten Stunden durchlebt, als sie zitternd in ihrem Versteck im Boden ausharren musste, um der Deportation zu entgehen. Ich habe mit ihr gelitten, als der Hunger Hedy und ihre Freundin Dorothea umzubringen drohte. Ich habe aber auch die schönsten Momente, die sie mit Kurt in Zweisamkeit geteilt hat, mit Freude verfolgt. Kurt wurde wie so viele andere in den Dienst der deutschen Wehrmacht gezwungen. Er erfüllt zwar seine Pflichten, kann sich selber mit der Ideologie der Herrenrasse aber nicht identifizieren.

Jenny Lecoat spricht eine Zeit unserer Geschichte an, die nicht vergessen werden sollte, stellt dabei aber nicht die historischen Ereignisse, sondern die Menschen, in den Fokus. Die Autorin schildert ergreifend und realitätsnah die Umstände der Kriegsjahre von 1940 bis 1946. Jenny Lecoat vermittelt ein authentisches Bild der Ängste und Nöte der Bevölkerung Jerseys. Angefangen bei der Rationierung der Nahrung, der ständigen Beobachtung durch die Besatzer bishin zum völligen Abgeschnittensein von der Außenwelt. Nicht einmal ein Radio war erlaubt. Die Menschen mussten die Nachrichten glauben, die ihnen die Besatzer auftischten. Einfach schrecklich!
Das besondere ist, dass es die Personen teilweise wirklich gegeben hat. So zum Beispiel Hedy Bercu, welche die Vorlage für den fiktionalen Roman liefert. Und auch Dorothea Weber, Hedys beste Freundin und Helferin, sowie die große Heldin des Romanes, hat wirklich existiert.
Jenny Lecoat wurde 15 Jahre nach Ende der Besatzung auf der Insel Jersey geboren. Sie kennt die Insel, die Menschen und ihre Geschichte und das spürt man einfach mit jeder Zeile. Es steht zwar wie gesagt die Liebesgeschichte zwischen der Jüdin Hedy und dem Wehrmachtssoldaten Kurt im Fokus. Verwoben mit dem historischen Hintergrund ist diese aber unglaublich packend und mitreißend. Ein Hin und Her zwischen Hoffen und Bangen. Wahnsinnig bildgewaltig und ergreifend erzählt!

Fazit:

Die Übersetzerin ist ein ergreifendes Zeitzeugnis und bildgewaltiges Romandebüt. Jenny Lecoat erzählt die Geschichte der verbotenen Liebe zwischen der Jüdin Hedy und dem Wehrmachtssoldaten Kurt. Die Liebesgeschichte vor dem historischen Hintergrund des zweiten Weltkrieges ist unglaublich authentisch, emotional und fesselnd. Mich konnte sie begeistern. Absolute Leseempfehlung!



von April1985 - 2021-11-16 21:03:00

Kriegs-und Liebesgeschichte - 4 Sterne

Eine berührende Liebesgeschichte, die während der Tage des 2. Weltkrieges auf einer englischen Insel stattfindet. Eine Liebesgeschichte zwischen einer jüdischen Frau und einem deutschen Soldaten.
Das Buch hat mir gut gefallen. Die Charaktere waren sehr real, mit Ecken und Kanten, genau richtig, um sie entweder zu mögen oder zu hassen. Ich vertiefte mich in die Romantik und die tiefen Freundschaften, die aus der Notwendigkeit entstanden sind, einen treuen Freund zu haben, auch wenn es nicht genau der war, den man unbedingt als Freund haben wollte.
Die Recherche der Autorin war großartig und sie kannte alle besonderen Orte entlang der Küste. Die Zeit der Besatzung dort war eine katastrophale Epoche, in der man unter dem Atem der Nazis stand. Die kontinuirlichen Verfolgungen und Entbehrungen waren schrecklich. Allein die Anwesenheit der Nazis verursachte Angst, Zittern und Demütigung. Die Bürger litten und verhungerten.
Für manche war es dann vielleicht etwas unrealistisch, dass es doch noch ein Happy End gab, aber nach so einer traurigen Geschichte denke ich, ist es für den Leser herzenserwärmend das Buch mit einem guten Ende zu schliessen. Das Buch war für mich absolut glaubwürdig, vielleicht auch weil es auf echte Ereignissen basierte. Ich kann es nur empfehlen.
von eleisou - 2021-11-07 17:01:00

Intrige und Überleben - 4 Sterne

Dies ist eine Geschichte über ein jüdisches Mädchen namens Hedy, das kurz vor dem Zweiten Weltkrieg von Österreich nach Jersey geflohen war, um später die Insel von den Deutschen besetzt zu finden. Die Besatzung war brutal, und da sie Deutsch sprechen konnte, beschaffte sie sich einen Job in den deutschen Büros als Übersetzerin. Dort trifft sie einen deutschen Offizier namens Kurt, der die Nazi-Wege und das Regime verabscheute. Der Autor beschreibt die Besetzung Jerseys und wie die Bewohner misshandelt, verhungert, verängstigt, verarmt und schikaniert wurden. Viele der deutschen Polizisten missbrauchten ihre Macht an den Bewohnern von Jersey. Hedy hatte das Glück, eine gute Freundin zu treffen, die ihr während des Krieges half und sie bei Bedarf vor der deutschen Polizei versteckte. Es ist eine herzzerreißende Geschichte über Liebe, Macht, Hunger und durch all das etwas Anstand. Hedy und Dory hätten nicht überlebt, wenn es nicht den deutschen Offizier Kurt gegeben hätte. Er beschützte sie viele Male und sorgte dafür, dass sie etwas zu essen hatten, wenn er konnte. Dies ist eine herausragendee Geschichte über die wahre menschliche Natur, mit Freundlichkeit, Liebe und Grausamkeit verbunden.
von bibliofreund - 2021-11-01 08:26:00

Mut und Liebe in dunklen Zeiten - 5 Sterne

1940 - Hedy ist am Verhungern. In einem Lager in Jersey wird eine Übersetzerin gesucht, ihre letzte Chance. Was dabei niemand erfahren darf: Hedy ist Jüdin. Als sie sich ausgerechnet in einen Wehrmachtssoldaten verliebt, scheint die Katastrophe unaufhaltsam. Eine fesselnde Geschichte von Liebe und Überlebenswillen - bitte nicht entgehen lassen!
von HEYNi Eva Hafner - 2021-10-22 11:50:00

Eindrucksvoller Roman - 5 Sterne

Die Jüdin Hedy Bercu hat es bei ihrer Flucht vor den Nazis auf die Kanalinsel Jersey verschlagen. Doch dann wird die Insel von den Deutschen besetzt. Für Hedy beginnt der Kampf ums Überleben. Da sie fließend Englisch und Deutsch spricht, bewirbt sie sich um eine Stelle als Übersetzerin im Feindeslager. Obwohl ihr Pass sie als Jüdin ausweist, bekommt sie die Stelle. Hedy hasst die Besatzer und beginnt heimlich, begehrte Benzincoupons abzuzweigen. Als sie dabei fast erwischt wird, nimmt der deutsche Soldat Kurt die Schuld auf sich, ohne zu wissen, dass Hedy Jüdin ist. Die beiden verlieben sich ineinander. Doch in diesen Zeiten steht die Liebe der beiden unter keinem guten Stern. Als Hedy erneut ins Visier der Deutschen gerät, muss sie untertauchen... 

Dieser historische Roman beruht auf einer wahren Begebenheit. Wenn man das beim Lesen im Hinterkopf behält, dann kann sich Hedys eindrucksvoll erzähltes Schicksal noch besser entfalten. Man ist vom ersten Moment an mitten im Geschehen und beobachtet gebannt, wie sich ihr Leben auf der Kanalinsel ändert, als die Besatzer die Macht ergreifen. Dabei kann man ihre Sorgen und Ängste glaubhaft nachvollziehen. Dazu kommt der ständige Hunger, da es kaum etwas zu essen gibt. 

Die aufkeimenden Gefühle zwischen Hedy und Kurt werden ebenfalls glaubhaft beschrieben. Hedys innere Zerrissenheit, nicht nur für den Feind zu arbeiten, sondern auch noch einen Deutschen zu lieben, spürt man beim Lesen ebenfalls. Deshalb kann man sich ganz auf die Geschichte einlassen und mitfiebern, als Hedy schließlich untertauchen muss. 

Ein eindrucksvoll erzählter Roman, der auf einer wahren Begebenheit beruht. 
von KimVi - 2021-10-10 16:16:00

Die dunkle Wahrheit - 5 Sterne

Ich war von der Geschichte Der Übersetzerin fasziniert. Es handelt sich um einen sehr emotionalen und zum Nachdenken anregenden Roman der auf der kleinen Insel Jersey zwischen Frankreich und Großbritannien während des 2. Weltkrieges stattfindet. Die Inselbewohner standen dort während des Krieges unter deutscher Herrschaft. Die Besatzung war brutal und die Bewohner wurden misshandelt. Viele der deutschen Polizisten missbrauchten ihre Macht an ihnen.
Ein jüdisches Mädchen namens Hedy, befindet sich unter den Inselbewohnern und da sie Deutsch spricht findet sie eine Arbeit als Übersetzerin. Dort trifft sie einen deutschen Offizier namens Kurt, der die Nazi-Wege und das Regime verabscheut. Er muss sich nach und nach dem Schrecken stellen, den man den Juden und anderen eroberten Völkern zufügt, und Stellung beziehen, um einigen Inselbewohnern sowie seiner neuen Liebe, Hedy zu helfen.
Das Buch ist eine Liebesgeschichte, eine Geschichte über Intrigen und verrat und eine Geschichte über die Suche nach einem Weg, unter der deutschen Besatzung jahrelang zu existieren, da man von leben nicht sprechen konnte. Eine herzzerreißende Geschichte über Macht und was sie aus einem macht. Ein großartiges Buch, das ich nur empfehlen kann.
von büchernarr - 2021-10-03 19:38:00

Kein Titel - 4 Sterne

Um dem schrecklichen Regime der Nazis zu entkommen, flieht die junge Jüdin Hedy auf die Kanalinsel Jersey. Aber auch hier wird die Situation immer schlimmer und die Essensvorräte immer knapper. Als Hedy erfährt, dass im Lager der Deutschen eine Übersetzerin gesucht wird, bewirbt sie sich trotz der großen Gefahr um die Stelle. Während sie nun alles daran setzt, nicht enttarnt zu werden, verliebt sie sich wider Willen in den deutschen Wehrmann Kurt. Obwohl beide mit ihrer Liebe ein großes Risiko eingehen, verbringen sie doch gemeinsam eine schöne Zeit. Plötzlich aber dringt das Gericht durch, dass Hedys Tarnung aufgedeckt wurde und so schmieden die zwei Liebenden einen mutigen Plan um Hedys Leben zu retten.
Der auf einer wahren Geschichte basierende Roman erzählt in fesselnder Weise von der Stärke und dem Überlebenswillen der Menschen in dieser schrecklichen Zeit.
von Ingrid Mair - 2021-10-01 09:14:00

Nur eine Liebesgeschichte - 3 Sterne

Hedy, eine österreichische Jüdin ist auf der Flucht auf der englischen Kanalinsel Jersey gelandet. Bald danach sind auch die Deutschen da. Das Leben ist für sie gefährlich geworden. Vor allem weil einige englische Bürokraten gern mit den Deutschen zusammen arbeiten. Um zu Überleben muss sie arbeiten und da sie beide Sprachen spricht und schreibt, soll sie als Übersetzerin für die Wehrmacht arbeiten.
Kurt, ein deutscher Wehrmachtsleutnant lernt sie kennen und verliebt sich in sie, ohne von ihrer Herkunft zu wissen. Als ihre Herkunft allseits bekannt wird geht es um Leben und Tod. Mit Hilfe einer Freundin versuchen die beiden das Unmögliche.
Die Geschichte basiert auf dem realen Leben. Es gibt viele Menschen die sich unabhängig von Religion und Herkunft in einander verlieben. Es wird nur ungewöhnlich wenn sie auf zwei verschiedenen Seiten eines Krieges stehen oder wie in diesem Fall, einer fatalen Weltanschauung.
Die Hauptfiguren waren menschlich dargestellt. Hedy war zum Beispiel nicht nur die Verfolgte sie konnte auch anstrengend sein. Kurt war am Anfang sehr blauäugig, aber dadurch um so besser zu verstehen.
Die Nebenfiguren waren teilweise überzeichnet, die Herrenmenschen, der Arzt oder die Opportunisten.
Es war in der Hauptsache eine Liebesgeschichte, mir hat die eigentliche Atmosphäre von Angst und Hunger gefehlt. Weil sehr wenige Andere eine Rolle gespielt haben. Bis auf ein paar Ausnahmen war die Bevölkerung eine gesichts- und namenlose Masse. Selbst die Kolleginnen im Übersetzungsbüro, deutsche junge Frauen, hatten weder Namen noch ein Aussehen. Ich glaube nicht das man Tag ein Tag aus mehrere Stunden stumm neben einander an der Schreibmaschine hockt, ohne ein Wort miteinander zu sprechen. Genau das gleiche gilt für Kurt. Er ist Ingenieur in der Werkstatt, spricht fast, nur mit seinem Zimmergenossen und einem Spion, kein Kollege weit und breit.
Das Buch hätte mehr Tiefe bekommen, wenn mehr über die äußeren Umstände geschrieben worden wäre. Wo war die englische Regierung, gab es Widerstand, wie war die Verwaltung der Insel aufgestellt? Einiges weiß ich aber es ist schöner wenn man es in einem unmittelbaren Zusammenhang erzählt bekommt.

von Petra - 2021-09-24 14:21:00