Rezensionen

Die Schwestern vom Ku'damm: Ein neuer Morgen

Autor: Brigitte Riebe

Erschienen 2021 bei Wunderlich
ISBN 978-3-8052-0067-7
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Die Schwestern vom Ku'damm - 5 Sterne

Mit dem 4. Band der Thalheim-Saga sind wir nun im Berlin der Jahre 1966 1971 angekommen. In diesem Buch steht Tochter Miriam Feldmann, Miri genannt, im Mittelpunkt. Miri, die erst spät vom Patriarchen Friedrich Thalheim anerkannt wurde, arbeitet inzwischen, wie früher ihre Mutter Ruth, als Chefdesignerin für das Modehaus. Sie ist eine Modeexpertin, die immer am Puls der Zeit ist. Die „Swinging Sixties“ bedeuten auch für ein konservatives Modehaus eine neue Herausforderung. Die Frauen wollen Farben, kurze Röcke und das Flair der weiten Welt.

Aber auch im Privatleben gibt es Umbrüche für Miri und ihre kleine Familie. Ganz unverhofft wird sie mit 42 schwanger, nachdem es hieß, sie könnte keine Kinder bekommen. Eine freudige Überraschung, aber auch eine Herausforderung. Zudem begegnet Miri einem Mann wieder, der ihr in der Zeit als untergetauchte Jüdin, sehr nahestand.

Ich bin – wieder einmal – restlos begeistert. Ich kenne keine Autorin, die es schafft Geschichte so farbig und lebendig in ihre Romane einzubauen. Die punktgenaue Recherche der promovierten Historikerin machtdiese Roman-Reihe so besonders für mich. Aus jedem Buch erfahre ich mehr über Geschichte, als es ich aus Unterricht oder Sachbüchern kenne. Die vielen zeitgeschichtlichen Bezüge sind mir immer auch Anlass, mit tiefer mit den Ereignissen zu beschäftigen. Zum Beispiel, die untergetaucht in der Stadt lebenden Juden, U Boote genannt, die immer auf der Suche nach einem sicheren Versteck sind und Tag für Tag auf‘s Neue um’s Überleben kämpfen müssen. So wie Miri, die oft durch einen Geruch oder ein Bild wieder in die Vergangenheit zurück katapultiert wird und sich nur langsam mit ihren Erlebnissen ihren Vertrauten öffnen kann.

Daneben kommt aber auch die Familie Thalheim nicht zu kurz. Wir erleben Freude und Trauer mit ihnen, auch Streit und Versöhnung. Inzwischen ist der Thalheim Clan groß und bunt geworden. Rike mit ihrem italienischen Ehemann, Flori mit ihrem politisch links engagierten Lebensgefährtin, oder Miri selbst mit ihrer fast erwachsenen Pflegetochter Jenny, die einen unbekannten schwarzen GI zum Vater hatte.

Das gibt viel Stoff für emotionale Lesestunden, ich konnte mich dem Sog der Bücher einfach nicht entziehen und fühlte mich geradezu in die Sixties und die Familie versetzt.

Besonders gut gefallen hat, dass Brigitte Riebe wahre Ereignisse und Personen in ihren Roman einbaut. Die Szenen mit Rut Brandt habe ich sehr genossen.

Am Ende des Buches gibt es noch eine Zeittafel, die für mich eine ideale Ergänzung war.

Ich kann die Bücher von Brigtte Riebe nur jeder Leserin ans Herz legen.
von Bibliomarie - 2021-09-29 13:20:00

Faszinierende Fortsetzung - 5 Sterne

Berlin, 1966: Das Modekaufhaus Thalheim muss mit der Zeit gehen, um die Kundinnen weiterhin zum Kauf zu animieren. Denn die Mode wandelt sich schnell. Die Röcke werden immer kürzer und die Farben knalliger. Doch Chef-Designerin Miriam Feldmann schafft es mühelos, den Geschmack der Kundinnen zu treffen. Schwerer ist es dagegen, Friedrich Thalheim von Veränderungen zu überzeugen. Doch auch da beweist Miri, gemeinsam mit ihren Halbschwestern, großes Geschick. Miris Privatleben mit Ehemann Schani und Adoptivtochter Jenny verläuft dagegen ruhiger. Obwohl Jenny mitten in der Pubertät steckt und Miri mit ihrem Verhalten zuweilen an ihre Grenzen bringt. Doch dann ist in Miris Leben plötzlich nichts mehr so, wie es vorher war: denn Miri entdeckt, dass sie nach all den Jahren plötzlich schwanger ist. Und dann trifft sie Moritz wieder und mit dieser Begegnung werden die Erinnerungen an ihrer dunkelsten Stunden, in denen sie sich im Krieg verstecken musste, wieder wach...

"Ein neuer Morgen" ist der vierte Teil der Reihe um die Schwestern vom Ku'damm. Im Zentrum stehen die Thalheim-Schwestern, wobei im ersten Band Rike, im zweiten Silvie und im dritten Flori  im Mittelpunkt standen. In "Ein neuer Morgen" dreht sich alles um Miri, die Halbschwester, die sich während des Krieges versteckt halten musste. Da Brigitte Riebe wichtige Hintergrundinformationen in die Handlung einstreut, kann man Miris Geschichte sicher auch dann problemlos folgen, wenn man noch keinen Teil der Reihe gelesen hat. Allerdings hat die Autorin mit den Thalheims eine Familie erschaffen, die einem von Band zu Band mehr ans Herz wächst. Deshalb ist es unbedingt empfehlenswert, die Reihenfolge einzuhalten, um die Weiterentwicklung der Charaktere und der Familienbande zu beobachten.

Der erneute Einstieg in die Reihe gelingt mühelos, denn durch harmonisch in die Handlung eingestreute Hinweise, hat man vorherige Ereignisse wieder im Gedächtnis und kann das Wiedersehen mit den Thalheims genießen. Man fühlt sich wieder als Teil dieser sympathischen Familie und ist gespannt, mehr über Miri und ihre schicksalhafte Vergangenheit zu erfahren. Denn Miri ist Halbjüdin und musste sich daher während des Krieges verstecken, um ihr Leben zu retten. Doch auch in der Gegenwart stehen in diesem Band einige Veränderungen für Miri an. Die Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit sind von Brigitte Riebe so gekonnt angelegt, dass sie harmonisch ins Geschehen einfließen. 

Auch in diesem Band gelingt es der Autorin hervorragend, den damaligen Zeitgeist so zu beschreiben, dass eine ganz besondere Atmosphäre zwischen den Zeilen schwebt. Historische Begebenheiten fließen ins Geschehen ein, wodurch die fiktive Familie Thalheim und die Schicksalsschläge und Erfolge, die sie durchleben, noch authentischer wirken. Man hat quasi das Gefühl, selbst zur Familie zu gehören und alles hautnah mitzuerleben. Dadurch kann man ganz ins Geschehen eintauchen und jede einzelne Zeile genießen. 

Eine Familiengeschichte, die so fesselnd und authentisch erzählt wird, dass man das Gefühl hat, selbst Teil dieser Familie zu sein. Absolute Leseempfehlung! 
von KimVi - 2021-09-26 10:14:00

Die vierte der Ku'damm-Schwestern - 5 Sterne

Berlin 1966. Die geteilte Stadt wie auch das Modehaus Thalheim am Kurfürstendamm sind im Umbruch. Die Jugend wird rebellischer, die Röcke kürzer. Miriam Feldmann müht sich damit ab den Kaufhauschef Friedrich von ihrer Mode zu überzeugen. Knallfarben sind angesagt und nicht mehr Pastell. In ihrem Privatleben läuft alles ruhig. Jenny, Adoptivtochter wächst zur jungen Frau heran. Doch dann wird Miriam überraschend schwanger, hieß es doch, sie könne nie eigene Kinder bekommen. Dann begegnet sie ausgerechnet dem Mann wieder, den sie im Krieg kennengelernt hatte. Und diese Begegnung ruft ihre dunkelsten Stunden in ihr Gedächtnis zurück.


Meine Meinung
Auch dieses Buch, wie alle bisher gelesenen Bücher von Brigitte Riebe, ließ sich, bedingt durch deren unkomplizierten Schreibstil der keine Unklarheiten im Text zuließ und somit meinen Lesefluss nicht störte, leicht und flüssig lesen. In diesem Buch war ich wieder schnell drinnen, konnte mich in die Protagonisten gut hineinversetzen. Es geht hier hauptsächlich um die uneheliche Tochter des Kaufhauschefs Friedrich Thalheim um Miriam Feldmann. Darum, wie ihr Leben verläuft und in den Zwischenkapiteln immer wieder was sie während der Kriegszeiten durchmachen musst. Denn Miriam ist Jüdin, wie die Leser dieser Reihe ja wissen. Was passiert ist, als sie dem Mann wiederbegegnete, den sie im Krieg kennengelernt hatte, das verrate ich natürlich nicht. Auch nicht was mit Jenny los war, nach der Geburt ihres kleinen Geschwisterchens. Am Ende gab es noch, ich möchte sagen nicht nur eine, sondern dann ganz am Ende noch eine zweite Überraschung. Aber auch das muss der geneigte Leser eben selbst lesen. Das Buch war spannend, so spannend wie Familiengeschichten eben mal sind. Es hat mich gefesselt, mir gut gefallen und mit super unterhalten. Eine Weiterempfehlung von mir und verdiente volle Bewertungszahl.
von Lerchie - 2021-09-15 15:01:00