Rezensionen

Für immer ist die längste Zeit

Autor: Fabiaschi, Abby

Erschienen bei S. Fischer Verlag GmbH
ISBN 978-3-8105-2479-9
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Ergreifend, einfühlsam und witzig - 5 Sterne

Abby ist eine hingebungsvolle Hausfrau und Mutter: Sie ist Gastgeberin von ausgezeichneten Partys, hat das Talent aufmerksame Geschenke zu überreichen und ist eine Quelle für weise Ratschläge. Sie ist der Eckpfeiler ihrer Familie… bis zu dem Tag, an dem sie von Dach der Bibliothek stürzt begeht. Ihren Ehemann Brady und ihre Tochter Eve lässt sie mit gebrochenen Herzen zurück. Sie fragen sich, wie es dazu kommen konnte, hatte Maddy doch Pläne für die nahe Zukunft. Warum ist Maddy scheinbar ohne Grund aus ihrem Leben verschwunden? Und wie können sie ohne Maddy weiter machen? Auf der Suche nach Antworten sind Brady und Eve gezwungen, sich mit beunruhigen Wahrheiten auseinanderzusetzen.
Maddy hingegen ist noch nicht bereit, diese Welt und ihre Familie für immer zu verlassen. Aus dem Jenseits beobachtet sie ihre Familie und begibt sich auf die Suche nach dem perfekten Ersatz für sich und stößt dabei auf Rory, einer hübschen und fürsorglichen Grundschullehrerin. Doch auch sie hat ihre Last zu tragen.

„Unser Leben ist ein Geschenk und die Konsequenz ist der Tod.“ (Kapitel 16, Madeline)

Mit „Für immer ist die längste Zeit“ legt Abby Fabiaschi ein erstaunliches Debüt hin. Dieses an sich sehr sensible Thema, der vermeintliche Selbstmord/ das Ableben einer geliebten Person, arbeitet die Autorin gekonnt auf. Passend dazu sind die Kapitel in jeweils drei Abschnitte unterteilt, in denen jeweils einer der Protagonisten in seiner ganz eigenen Art und Weise die Handlung wiedergibt: Maddy aus dem Jenseits, die ihre Familie beobachtet und Eve und Brady im Diesseits. Davon profitiert die Geschichte stark, denn die Emotionen der drei Protagonisten werden dadurch hervorragend ausgearbeitet, und schließlich fühlt man mit jedem mit, versteht ihre Wünsche und ihr Handeln, aber auch die Wut, die Enttäuschung und die Resignation. Natürlich sind die emotionalen Aspekte des Buches nicht zu übersehen, aber die Autorin beherrscht es, immer wieder humorvolle Szenen zu bringen, sodass das Geschehen aufgelockert wird.
Eve und Brady sind auf der Suche nach dem „Warum“. Sie suchen Gründe dafür, denn keiner kann sich vorstellen, dass es Maddy so schlecht erging, dass sie dieses Leben verlassen wollte. Die Schuldgefühle, die sie als Angehörige entwickeln, sind realitätsnah und auch der Schmerz durch den Verlust entstanden ist, wird überzeugend dargestellt. Sehr einprägsam war, dass Eve und Brady jeweils ganz eigen damit umgehen. Das überzeugte mich, denn jeder Mensch geht mit Verlusten anders um.
Auch Maddys Rolle aus dem Jenseits fand ich sehr bemerkenswert. Als Verstorbene wirkte sie stets ein wenig pragmatisch, was ihre Schilderungen anfangs etwas nüchtern erscheinen lassen: sie will ihre letzten Angelegenheiten noch regeln, alles dafür tun, dass es einen Nachfolger für sie gibt und es ihrer Familie gut geht. Das Maddy mehr bewegt, wird dennoch im Verlauf der Geschichte deutlich.

„Für immer ist die längste Zeit“ ein kurzweiliger, emotionaler Roman. Die Geschichte schafft es, den Leser zu berühren, und führt geschickt durch das sensible Thema über den Verlust eines geliebten Menschen. Durch gelegentlichen Humor mäßigt Abby Fabiaschi die Schwermut in der Erzählung.
von Tarika - 2018-09-05 13:42:00

Trauerarbeit - 4 Sterne

Ein ansprechender, gut lesbarer Familienroman. Ein Mann verliert seine Frau, möglicherweise Selbstmord.
Der Roman zeigt, wie der Mann und die 15jährige Tochter Eve in Trauer zurückbleiben und mit der Situation leben müssen. Als Gedankenspiel lässt die Autorin auch die Verstorbene Madeleine auftreten, die gestorben ist, jedoch sich noch nicht von ihrer Familie trennen mag. Sie versucht Einfluß zu nehmen und eine neue Frau für ihren Witwer zu finden. Die patente Rory soll eine geeignete Kandidatin sein.

Die Erzählperspektive wechselt zwischen Brady, Maddy und Eve. Dadurch lernt man die Figuren bald gut kennen. Sogar Maddy, die einen selbstironischen Ton hat.
Der Originaltitel “I linkes my life” gefällt mir besser als der deutsche.

Abby Fabiaschi schafft es, auch humorvolle Momente dezent einzubringen ohne das ernste Thema dadurch zu gefährden.

Zum Ende hin wird der Roman zahmer, aber insgesamt kann man zufrieden sein.
von yellowdog - 2018-04-14 11:31:00

War es wirklich Selbstmord? - 3 Sterne


INHALT:

Maddy ist vom Dach der Bibliothek gestürzt, doch landet sie nicht im friedvollen Himmel, sondern blickt aus kurzer Höhe auf ihre Familie herab. Von hier kann sie ihre Familie
noch sehen, hören und immer wieder in ihre Entscheidungen eingreifen. Maddy taucht in ihren Gedanken auf und gibt Entscheidungshilfen.

Eve und Brady können es einfach nicht glauben, dass Maddy sich vom Dach der Bibliothek gestürzt hat. Es gab keine Hinweise, dass sie traurig oder verzweifelt war. Oder wollten sie es einfach nicht sehen? Schnell wird klar, dass sie schon mit den einfachsten Alltagssituationen überfordert sind und hier dringend Hilfe brauchen.

Eine neue Frau muss her und Maddy hat auch schon jemanden im Blick...

MEINUNG:

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Maddy, Eve und Brady erzählt. Sowas gefällt mir immer sehr gut, da man unterschiedliche Meinungen und Perspektiven hat. Man lernt die einzelnen Personen dadurch besser kennen.

Eve war bis zum Tod ihrer Mutter ein ziemlich verwöhntes Einzelkind. Sie hatte alles und konnte sich immer auf ihre Mutter verlassen. Durch ihre Trauer kapselt sie sich ziemlich ab, trifft sich nicht mehr mit ihren Freunden und findet alles nur noch sinnlos.

Brady versucht zu verstehen, warum seine Ehefrau diesen Schritt gegangen ist. Was hat ihr im Leben gefehlt und was hat er falsch gemacht? Er merkt schnell, dass er nicht immer der beste Ehemann gewesen ist. Für ihn stand die Arbeit immer an erster Stelle und danach kam irgendwann seine Familie.

Maddy war eine hingebungsvolle Mutter, perfekte Gastgeberin und Beraterin in allen Lebenslagen. Sie war der Puffer zwischen Eve und ihrem Vater, der nun wegfällt. Aus dem Jenseits versucht sie nun zu helfen, so gut es eben geht. Aber ihre Zeit ist begrenzt.

Eve und Brady können es einfach nicht fassen, dass Maddy sich vom Dach gestürzt hat. Es gab doch gar keine Anzeichen, dass es ihr nicht gut ging. Was hatten sie wohl übersehen?
Durch ihr Tagebuch haben sie Maddy etwas besser kennengelernt und gemerkt, dass sie ihr oft Unrecht getan haben. Für sie war immer alles selbstverständlich: „Maddy macht das schon!“
Sie haben gar nicht gemerkt, was sie alles für sie getan hat und was sie von ihnen zurückbekommen hat. Maddy hat mir an einigen Stellen ziemlich leid getan. Aber das sie deswegen Selbstmord begeht, wollte ich nicht so richtig glauben. Da musste mehr vorgefallen sein.

„Für immer ist die längste Zeit“ ist der Debütroman von Abby Fabiaschi und der Klappentext verspricht eine ziemlich emotionale Geschichte. Der Roman ist wirklich schön und lässt sich sehr gut lesen, aber mir hat es hier an Emotionen gefehlt. Ich konnte leider mit keinem Protagonisten mitfühlen.

FAZIT:

Auch wenn der Roman mich emotional nicht so packen konnte, kann ich ihn trotzdem empfehlen.

Für immer ist die längste Zeit - 3 Sterne

Maddy ist tot. Vom Dach der Bibliothek gestürzt. Sie landet jedoch nicht im friedvollen Himmel, sondern blickt aus kurzer Höhe auf ihre Familie – ihre pubertierende Tochter Eve und den emotional unaufgeräumten Ehemann Brady – herab. Ohne Maddy sind sie schon in einfachen Dingen der Alltagsorganisation überfordert. Jetzt drohen sie an der Frage nach dem Warum zu zerbrechen. Maddy muss etwas tun. Doch ihre Möglichkeiten der Einflussnahme aus dem Jenseits sind begrenzt – sie ist ja auch neu hier.

‚Für immer ist die längste Zeit‘ ist der Debütroman von Abby Fabiashi. Der Schreibstil gefällt mir gut, er ist schnörkellos und direkt. Gefühle kann er nach meinem Empfinden nur bedingt vermitteln, teilweise kam es mir etwas hölzern vor. Die Story ist durchaus emotional, das Thema Selbstmord und Umgang mit diesem wurde gut aufgegriffen. Für mich waren die Reaktionen der verbliebenen Menschen durchaus authentisch dargestellt. Dennoch blieben die Schilderungen distanziert und ich konnte mich nicht wirklich in die emotionale Lage der Charaktere hineinversetzen.
Die Handlung wird aus drei verschiedenen Perspektiven geschildert, so dass man als Leser stets gut im Bilde über alle Gefühlslagen und Ansichten ist. Wirklich ans Herz ist mir keiner der Charaktere gewachsen. Ich habe ihren Werdegang gern verfolgt, habe jedoch nicht mitgefiebert.
Richtig packen konnte mich das Buch jedoch nicht, dafür hatte es zu viele Längen. Zum Ende hin nimmt die Story nochmals ein wenig Fahrt auf, was zumindest die letzten Seiten angenehm macht.
von CanYouSeeMe - 2018-04-03 20:47:00

Nette Idee aber leider langweilige Umsetzung - 3 Sterne

Maddy ist tot. Vom Dach der Bibliothek gestürzt. Sie landet jedoch nicht im friedvollen Himmel, sondern blickt aus kurzer Höhe auf ihre Familie - ihre pubertierende Tochter Eve und den emotional unaufgeräumten Ehemann Brady - herab. Ohne Maddy sind sie schon in einfachen Dingen der Alltagsorganisation überfordert. Jetzt drohen sie an der Frage nach dem Warum zu zerbrechen.
Maddy muss etwas tun. Doch ihre Möglichkeiten der Einflussnahme aus dem Jenseits sind begrenzt - sie ist ja auch neu hier.

Die Idee des Buches hat mir wirklich gut gefallen. Es klang nach einem Roman mit viel Gefühl und vielleicht ein wenig Witz dabei. Ich glaube, die Autorin hat auch genau das versucht, es aber leider nicht geschafft. Es kam für mich an fast keiner Stelle wirklich Gefühl rüber. Alles wirkte distanziert. Von der Trauer konnte ich als Leser nichts wirklich spüren.
Der Witz war da. Das ein oder andere Mal musste ich tatsächlich schmunzeln. Was umso schöner gewesen wäre, wenn sonst auch mehr Tiefgang oder Gefühl vorhanden gewesen wäre.
Die Geschichte fand ich an sich gut. Auch die Figuren Brady und Eve zu begleiten war eigentlich ganz ok. Bis auf, dass ich mich immer entfernt gefühlt habe.
Schade war auch, dass das Buch mit einem unnützen Handlungsstrang in die Länge gezogen wurde. Die Seiten hätten noch für das Ende verwendet werden können. Das war nämlich ganz gut bis auf, dass es irgendwie zu kurz war. Es hat den Eindruck vermittelt, dass das Buch nur schnell fertig sein sollte. Leider hatte das Buch immer wieder einige Längen.
Wäre nicht die Idee der Geschichte ganz gut gewesen und hätte ich nicht Gefallen an Brady und vor allem Eve gefunden, wäre das Buch ein Flop für mich geworden. So war es ganz in Ordnung aber hat mich absolut nicht vom Hocker gehauen. Nochmal würde ich es nicht lesen.
von LadyIceTea - 2018-03-29 19:07:00

Ein unglaublich herzerwärmendes Buch! - 5 Sterne

„Wenn die Welt es dir schwermacht, nimm dir ein Buch und geh in eine andere.“
(S.270)
Der Inhalt
Maddy ist tot, hat sich von dem Dach einer Bibliothek gestürzt. Zurückgelassen hat sie ihren Mann Brady und ihre Teenager-Tochter Eve. Die beiden waren noch nie auf sich alleine gestellt und kommen nur sehr schwer zurecht. Also beschließt Maddy, die nicht etwa im Himmel, sondern in einer Art Zwischenraum gelandet ist, den beiden eine neue Frau/Mutter zu suchen. So tritt Rory in das Leben der beiden…

Der Titel
Am Anfang scheint das Schicksal kaum erträglich zu sein für Eve und Brady. Eve wird ihr restliches Leben ohne ihre Mutter verbringen müssen, ihre Kinder werden ihre Großmutter niemals kennenlernen. Brady hat seine Frau, seinen Gegenpart, verloren. Die Zeit nach Maddys Tod erscheint ihnen unendlich lang und sinnlos. Dass diese Zeit für immer bedeutet, macht es nicht besser für sie.

Das Cover
Das Cover finde ich sehr schön. Es ist zwar schlicht, aber durch den Schmetterling und die Blumen weckt es Lebensfreude und Energie, was für die Protagonisten sehr wichtig ist. Der Schmetterling symbolisiert für mich außerdem den Beginn von Bradys und Eves neuem Leben ohne Maddy. Und genau wie ein Schmetterling sich an seine Flügel gewöhnen muss, müssen auch die beiden sich an die neue Situation gewöhnen und brauchen Zeit, um gemeinsam neu beginnen zu können.

Die Protagonisten
Maddy ist Mitte 40, als sie sich vom Dach der Bibliothek in den Tod stürzt. Nach außen hin schien ihre Familie perfekt und so kann niemand ihren Entschluss verstehen oder nachvollziehen. Mehr über ihr Leben erfährt man jedoch trotzdem durch Rückblenden: Ihre eigene Kindheit verbrachte Maddy mit einer alkoholkranken Mutter und der Angst, genauso zu versagen wie sie. Sie ist ein sehr rationaler Mensch, hat aber dennoch ein reges Gefühlsleben und ist sehr sensibel. Von ihrem Mann wünscht sie sich mehr Anerkennung und auch von ihrer Tochter hätte sie gerne mehr Dankbarkeit, dennoch geht sie in ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter voll auf und ist glücklich mit ihrem Leben. Nach ihrem Tod überwacht sie das Leben ihrer Familie aus einer Art Zwischenwelt und versucht durch ihre Gedanken das Handeln ihres Mannes, ihrer Tochter und ihrer besten Freundin zu beeinflussen.
Die 16-jährige Eve ist am Boden zerstört. Bevor der Tod ihrer Mutter alles veränderte, hatte sie ein durchaus reges Sozialleben mit einem großen Freundeskreis. Sie ist der Tennisstar der Schule und sie und ihr Freund Jake sind ein echtes Traumpaar. Seit dem letzten Karfreitag aber, dem Tag, an dem Maddy starb, zieht sich Eve immer mehr in sich zurück und taucht kaum noch auf Partys oder sonstigen Treffen auf. Und dann plagen sie auch noch die Schuldgefühle wegen Maddys Entscheidung.
Auch Brady hat es nicht einfach: Er vertieft sich mehr und mehr in seine Arbeit, um nicht an der Trauer und seinem Gewissen, das ihm Mal um Mal die Schuld an Maddys Tod zuschreibt, zu zerbrechen. Seine Tochter Eve vergisst er in dieser Zeit fast. Maddys Tagebuch ist der einzige Halt, den Brady in dieser Zeit hat. Mit dessen Hilfe will er herausfinden, was seine Frau zu ihrer Tat trieb.

Die Story
In die Geschichte rein kam ich sehr schnell. Ich denke das lag vor allem daran, dass es keine ewig lange Einleitung gibt, sondern die Handlung direkt beginnt. Und trotzdem wird man nicht ins kalte Wasser geworfen, sondern erfährt durch die Rückblicke auch immer wieder etwas über die Vergangenheit.
Eve und Brady wirkten im Umgang miteinander zunächst sehr unbeholfen und auch ihren Alltag meisterten sie eher schlecht als recht. Doch Maddys Anweisungen aus dem Off helfen vor allem Brady dabei, wieder eine tiefe Beziehung zu Eve aufzubauen. Die beiden streiten sich zwar mehrmals dabei, doch diese Szenen sind sehr humorvoll geschrieben und man muss beim Lesen schmunzeln.
Was mir besonders gut gefiel, war, dass jedes Kapitel aufgegliedert war in drei Abschnitte: Jeder Abschnitt war aus der Sicht eines der drei Protagonisten geschrieben. So hat man zu bestimmten Szenen gleich mehrere Sichtweisen gesehen und konnte so jeden verstehen und die Emotionen und Gedanken von Maddy, Eve und Brady gleichermaßen nachvollziehen.
Toll sind außerdem die Beschreibungen der Emotionen. Wenn Eve trauert, fühlt man sich irgendwie schlecht, bei Maddy kommt die Entschlossenheit, dem Leben ihrer Familie wieder einen Sinn zu geben, wunderbar rüber. Die traurigen Szenen waren sehr berührend und ergreifend geschrieben, die lustigen dagegen wieder sehr humorvoll und witzig.
Auch die Überleitungen von vergangenen Erlebnissen zur Gegenwart sind sehr gelungen. So erfährt man, was manche Personen warum in der Vergangenheit getan haben und wie sie heute darüber denken. Besonders diese Gedanken sind sehr beeindruckend und teilweise auch unerwartet.
Über Rory und ihre Rolle in der Geschichte möchte ich an dieser Stelle nichs verraten, das müsst ihr schon selbst herausfinden. :) Sie ist auf jeden Fall eine wunderbare Frau, die sehr wichtig für die Handlung ist.

Mein Fazit
Vor allem Maddys Eingriffe in die Handlung haben dazu beigetragen, dass es immer wieder eine neue Überraschung gab. Ich denke, es wäre ein bisschen langweilig gewesen, wäre sie nur eine stille Beobachterin gewesen und hätte nichts zum Geschehen beisteuern können. Sie ist zwar tot, aber immer noch anwesend.
Das Ende war ganz anders, als ich es erwartete hatte, aber es hat mir auf jeden Fall sehr gut gefallen!
Insgesamt hat mir das Buch wahnsinnig gut gefallen und ich finde, man kann sehr viel davon mitnehmen, wie zum Beispiel den Umgang mit Trauer und wie verschiedene Menschen damit klarkommen. Ein unglaublich herzerwärmendes Buch!

regt zum Nachdenken an, konnte mich aber nicht richtig fesseln - 3 Sterne



Maddy ist vom Dach der Bibliothek gesprungen. Nun blickt sie von oben auf ihre Familie und sucht nach einer neuen Frau für ihren Mann und einer Mutter für ihre 17-jährige Tochter. Eve und Brady hingegen versuchen verzweifelt herauszufinden, warum Maddy so unzufrieden war, dass sie den Freitod gewählt hat. Dabei erhalten beide einen ganz neuen Blick auf ihr Leben.

Der Einstieg in das Buch fiel mir nicht ganz leicht. Anfangs fand ich den Schreibstil etwas umständlich, zu stelzig und unrund. Mit der Zeit hatte ich mich aber eingelesen und bin auch mit den drei wechselnden Ich-Perspektiven gut zurechtgekommen.
Maddy nimmt dabei eine Beobachterrolle ein. Aus einer Art Zwischendimension schaut sie auf ihre Familie und versucht Einfluss auf deren Handeln zu nehmen. Da sie teilweise Gedanken hören kann, bekommt der Leser einen zusätzlichen Blick auf die Figuren, die sie beobachtet, und einige Eindrücke von Maddys Sicht auf das Geschehen sowie Erinnerungen aus ihrem Leben.
Ich bin kein gläubiger Mensch und fand Maddys Position und die Beschreibungen, was mit ihrer Seele bzw. ihrem Geist weiter passiert, teilweise etwas eigenwillig.
Brady arbeitet unglaublich viel, sodass er nach Maddys Tod erkennen muss, wie wenig er von dem Familienleben mitbekommen hat. Anfangs fand ich ihn nicht sonderlich sympathisch, allerdings macht er einen ziemlichen Wandel durch.
Auch Tochter Eve mochte ich anfangs nicht. Sie wirkt extrem zickig, allerdings reagiert sie damit nur auf ihr Umfeld, das so tut, als müsste nach dem Selbstmord ihrer Mutter ihr eigenes Leben ganz normal weiterlaufen. Schnell zeigt sich, wie der Tod ihrer Mutter Eve aufwühlt und auch sie macht im Verlauf eine Veränderung durch durch.

Dieser Wandel ist es letztlich auch, der mir an dem Buch gut gefallen hat. Alle drei Figuren blicken auf ihr bisheriges Leben. Dabei stellen besonders Eve und Brady fest, dass sie teilweise aneinander vorbeigelebt haben, wenig auf die Wünsche der anderen geachtet haben. Sie hinterfragen alltägliche Handlungen und machen dabei deutlich, was für einen Unterschied es machen kann, wenn man sich nur ein paar Minuten Zeit nimmt, beispielsweise über das alljährliche Geburtstagsgeschenk ein wenig nachzudenken.
Auch der unterschiedliche Umgang mit der Trauer war interessant zu beobachten.

Ansonsten konnte mich die Geschichte aber nicht so richtig packen. Es passiert nicht wahnsinnig viel. Über weite Strecken plätschert die Handlung einfach so vor sich hin. In der zweiten Hälfte werden soar noch neue Handlungsstränge begonnen und flüchtig abgearbeitet, die letztlich gar nichts zum Geschehen beitragen. Spannung kommt nicht auf. Zwar deutet sich an, dass einige Figuren Geheimnisse haben, doch die Auflösung kommt nach vielen kleinen Hinweisen dann auch nicht mehr überraschend, sodass auch das Ende – wie auch das ganze Buch – nicht sonderlich spektakulär ist.

Fazit
Wichtige Gedanken, die zum Nachdenken über das eigene Leben und kleine Gesten des Alltags anregen, durchziehen das Buch. Die Entwicklung, die die Figuren im Umgang mit ihrer Trauer und der Erkenntnis, was sie in der Vergangenheit anders hätten machen können, durchmachen, ist ganz interessant zu beobachten. Leider zieht sich die Handlung aber insgesamt und das Ende kommt letztlich auch nicht mehr überraschend.
von Anja - 2018-03-27 17:55:00

Traurig, lustig und tiefgründig zugleich - 4 Sterne

Dieses Buch ist zugleich traurig und witzig. Maddy, Ehefrau und Mutter, nimmt sich das Leben und lässt ihre Familie ohne einen Hinweis auf den Grund zurück. Nun hängt sie zwischen den Welten fest und kann die Menschen beobachten und mit etwas Übung Signale in die Köpfe der anderen senden. Ihr wird schnell klar, ihr Mann braucht eine neue Frau, die sich um ihn und die Tochter kümmert – und sie hat da auch schon jemanden im Blick. In der Zwischenzeit müssen Brady und Eve sich mit ihrer Trauer und ihren Schuldgefühlen auseinandersetzen.

Die Geschichte wird immer abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Maddy, Brady und Eve erzählt. So bekommt man ganz schnell einen Einblick in die Charaktere und deren Gefühlswelt. Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig – die Seiten fliegen nur so dahin und man mag gar nicht aufhören zu lesen. Außerdem ist das Buch mit einer großen Portion Humor ausgestattet, was die Geschichte so wahnsinnig unterhaltsam und gleichzeitig auch aushaltbar macht, ohne dass man ununterbrochen ein Taschentuch in der Hand halten muss.

Es gibt aber natürlich auch soo viele Szenen, die sehr berühren und zum Nachdenken bringen. Die Trauer, die Wut, die Schuldgefühle – aber auch, wie Tochter und Vater versuchen, sich wieder einander anzunähern und ihr Leben irgendwie mit dieser unvorstellbaren Lücke neu zu organisieren.

Fazit: Ein Buch, das zum Lachen und Weinen bringt, das unterhält und mit seiner Aussage nachwirkt. Absolut lesenswert.

Eine schöne Geschichte, die zum Nachdenken anregt - 4 Sterne

In "Für immer ist die längste Zeit" erzählt Abby Fabiaschi eine Geschichte, in der der Tod und Trauer eine große Rolle spielen. Maddy ist erst vor kurzem verstorben und beim Blick auf ihre Tochter und ihren Ehemann muss sie feststellen, dass die beiden ohne sie nicht gut zurechtkommen und distanziert miteinander umgehen. Deshalb versucht sie, aus dem Jenseits heraus Einfluss auf die beiden zu nehmen und sie einander wieder näher zu bringen.

Die Vorstellung, dass geliebte verstorbene Menschen noch die Macht haben, unser Leben zu beeinflussen, fand ich schön und es hat etwas beruhigendes an sich. Maddy kann vielleicht nicht viel tun, aber ihre Gedanken und Gesten sind von großer Bedeutung für die Menschen, die sie lieben und um sie trauern. Die Autorin hat das sehr gut dargestellt und ich fand es auch interessant, dass man nicht nur die Perspektive der Hinterbliebenen zu lesen bekommen hat, sondern dass auch die Tote selbst zu Wort kam. Ihre Sicht auf die Dinge ist eine ganz andere als die ihrer Familie und das hat das Buch für mich bereichert. Sie war mir sehr sympathisch und das hat wirklich verdeutlicht, welchen Verlust Eve und Brady erlitten haben. Die beiden sind mir ebenfalls ans Herz gewachsen, trotz - oder vielleicht gerade wegen - aller Ecken und Kanten, den manchmal hässlichen Emotionen und schmerzhaften Reaktionen auf Ereignisse.

Die Trauer ist in dem Buch meiner Meinung nach sehr echt dargestellt, ohne etwas zu beschönigen. Es ist ein langer Prozess, mal gibt es bessere, mal schlechtere Tage, und man empfindet dem Toten gegenüber manchmal auch negative Gefühle, fühlt sich verlassen und fragt sich, ob man irgendetwas anders hätte machen können. Gerade letzteres ist für die Geschichte wichtig und es war beklemmend zu sehen, wie Eve und Brady mit der Lage umgegangen sind, aber dafür war es auch schön, wenn es ihnen ein bisschen besser ging oder sie füreinander da waren.

Trotz des Themas und der realistischen Darstellung von Trauer ist "Für immer ist die längste Zeit" kein deprimierendes Buch. Es ist eine eher ruhige Geschichte, die einen großen Fokus auf die emotionale Lage der Figuren und ihre Entwicklung legt, doch es gibt ebenfalls schöne, liebevolle Momente und die Botschaft, die hinter all dem steckt, ist auf jeden Fall sehr wichtig. Das Buch regt zum Nachdenken an, kann aber auch unterhalten. Diese Mischung hat mir gut gefallen.
von jiskett - 2018-03-24 21:20:00

Liebe überdauert den Tod - 5 Sterne

Maddy sucht die richtige Frau für ihren Ehemann und ihre 17-Jahrige Tochter. Sie sucht allerdings aus dem Jenseits, denn Maddy ist vom Dach der Bibliothek gestürzt. Ihr Mann Brady und die gemeinsame Tochter Eve können sich das einfach nicht erklären, was haben die beiden Falsch gemacht, damit Maddy sie freiwillig verlassen wollte. Brady wird bewusst, dass er seine Tochter gar nicht mehr richtig kennt. Beide versinken in tiefer Trauer und suchen die Fehler bei sich. Maddy beobachtet die beiden und versucht sie in die richtige Richtung zu lenken. Sie greift oft mit wohlüberlegten Worten ein und setzt sie ihn die Ohren ihrer Liebsten. Kann Maddy die beiden wieder näher zueinander bringen, ohne Körperlich anwesend zu sein?

Ein zutiefst berührendes Buch das die ein oder andere Träne fordert, einen aber auch hin und wieder ein Lächeln auf die Lippen zeigt. Man lernt viel über die Liebe einer Mutter und Ehefrau, die den Tod überdauert. Es ist ein komischer Moment wenn man die letzte Seite liest und realisiert, dass das Buch zu ende ist.

Ich kann Das Buch wirklich nur wärmstens weiterempfehlen, lest es, verschenkt es, liebt es.
von SuuperMichi - 2018-03-23 15:56:00