Rezensionen

Die Spiele
Kriminalroman

Autor: Schmidt, Stephan

Erschienen 2024 bei DuMont Literatur und Kunst Verlag GmbH & Co. KG
ISBN 978-3-8321-6807-0
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Die Spiele - 5 Sterne

Wir befinden uns in Shanghai, wo das IOC über die Vergabe der Olympischen Sommerspiele abstimmen soll. Es gibt zwei aussichtsreiche Kandidaten aus Europa, gestützt von der deutschen Kanzlerin, die extra anreist, und aus Afrika, gestützt von China. Als der afrikanische Repräsentant des IOC ermordet aufgefunden wird, gerät ein deutscher Journalist, der den Toten von früher kennt und ein ausführliches Dossier über ihn angefertigt hat, unter Verdacht. Er wird verhaftet, woraufhin sich eine Mitarbeiterin der Deutschen Botschaft einschaltet. Wer hier welches Spiel spielt, und welche Interessen dabei verfolgt werden, offenbart sich Stück für Stück in Rückblenden aus verschiedenen Perspektiven. Stephan Schmidt, der auch unter seinem Pseudonym Stephan Thome für analytische Romane über China und Taiwan bekannt ist, schildert spannend eine Ermittlung im totalen Überwachungsstaat, wo die Wahrheit nur Mittel zum Zweck ist - ernüchternd und erhellend!
von Florian Lechner - 2024-04-09 11:32:25

Guter Politkrimi - 4 Sterne

Das Cover des Buches hatte mich zuallerst angesprochen. Es ist farbenfroh und spiegelt meiner Meinung nach sehr gut den Ort des Geschehens, nämlich Shanghai, wider.
Kurz vor der finalen Abstimmung für die Vergabe der olympischen Sommerspiele 2032, wird der IOC-Funktionär Charles Murandi in seinem Hotelzimmer ermordet aufgefunden. Für die Konsularbeamtin Lena Hechfellner beginnt ein brisanter Fall der Ermittlung.

Im Großen und Ganzen fand ich "Die Spiele" von Stephan Schmidt eigentlich ganz passabel. Man muss sich allerdings gut auf die Geschichte konzentrieren und kann nicht einige Passagen mal eben fix überfliegen.
Ich denke, wer gerne Politkrimis liest, der wird sich für dieses Buch sicherlich begeistern können.
Ich vergebe 4 Sterne, muss allerdings zugeben, dass mir andere Krimis schon wesentlich besser gefallen haben.
von felidae - 2024-04-06 13:30:00

Informativer und anspruchsvoller Politkrimi - 5 Sterne

Der Journalist Thomas Gärtner steht noch am Anfang seiner Karriere, als er in Mosambik zufällig auf eine Demonstration ehemaliger Vertragsarbeiter aus der DDR trifft. Dabei lernt er den charismatischen Charles Murandi kennen, der ihn über die Hintergründe aufklärt. Diese Begegnung bedeutet einen Wendepunkt im Leben des Journalisten. Immer wieder trifft er im Laufe der Zeit auf Murandi, der von einem um seinen Lohn betrogenen Vertragsarbeiter zum einflussreichen IOC Funktionär wird und knapp 30 Jahre später in Shanghai dabei ist, als das Olympische Komitee über die Vergabe der olympischen Spiele entscheiden wird. Doch Murandi wird ermordet und Thomas Gärtner, der sich sein Visum erschlichen hat, ist der Hauptverdächtige.
Sehr schnell schaltet sich das deutsche Konsulat ein und auch die Kanzlerin wird involviert, für die die Bewerbung um die olympischen Spiele ein unspektakulärer Routinetermin am Ende ihrer Karriere sein sollte.
Obwohl der Autor ausdrücklich darauf hin weist, dass der Roman und alle darin vorkommenden Personen Fiktion ist, lassen sich einzelne Personen und auch Geschehnisse unschwer identifizieren.

Shanghai, das politische System und die Strukturen innerhalb der Behörden sind sehr detailliert und nachvollziehbar beschrieben. Überwachung und Kontrolle, Rücksichten, die genommen werden müssen, das Taktieren im diplomatischen Umgang – diese Beschreibungen zeugen von sehr guter Kenntnis der aktuellen politischen Situation und hinterlassen ein beklemmendes Gefühl. Auch die Ein-Kind-Politik Chinas in der Vergangenheit und die heutige Bedeutung Chinas in der Welt spielen eine Rolle, ohne das der Roman überfrachtet wird.

Die Zeitsprünge umfassen manchmal Jahrzehnte, dann 1 oder 2 Tage vor oder nach dem Mord oder auch nur wenige Stunden innerhalb eines Tages. Auch die Ortswechsel sind sprunghaft angelegt. Dies erfordert schon etwas Aufmerksamkeit, trägt aber zur Erhaltung des Spannungsbogens bis zum Ende des Romans bei. Das ist sicher auch dem wirklich gut lesbaren Schreibstil geschuldet und den gut herausgearbeiteten Charakteren. Wirkliche Sympathieträger oder Identifikationsfiguren gibt es allerdings nicht.

Wer einen spannenden, gut geschriebenen Krimi mit fundiertem politischem Hintergrundwissen lesen möchte, dem ist dieser Roman absolut zu empfehlen.
von bedard - 2024-02-25 17:53:00

Ein Lese - Highlight: Aufregend, spannend, hochinteressant und hintergründig! - 5 Sterne

Mein Leseeindruck hat nicht getäuscht! Ein Kriminalroman, der einen atemlos durch die Kapitel eilen lässt, um mehr über die Verstrickungen rund um die Vergabe der Olympischen Spiele zu erfahren. Stephan Schmidt traut sich da wirklich tief hinein, in die politischen Hintergründe, die, wenn auch fiktiv, mit Sicherheit einen wahren Kern in sich bergen. Wir befinden uns in Shanghai im September 2021 kurz vor Bekanntgabe des Austragungslandes der nächsten Olympischen Sommerspiele durch das IOC. Der Medienrummel und die politischen Aktivitäten drumherum spitzen sich zu. Ein wichtiger IOC Funktionär aus Mosambik wird in seinem Hotelzimmer tot aufgefunden. Noch ist völlig unklar, ob er eines natürlichen Todes gestorben ist, oder ob es Mord war und ab da springen wir, genau wie die Ereignisse im Buch, zwischen den Kontinenten und den Jahrzehnten hin und her bis sich Puzzleteil um Puzzleteil zögerlich aneinanderfügt. Ich kann nur jeden Leser dazu ermuntern sich auf diese Reise zu begeben und sich gegebenenfalls Hintergrundinformationen selbst zu besorgen und nachzulesen. Sprach- und fassungslos erfährt man dann wahre Geschichte, die vom Autor unglaublich packend, an einigen Stellen sogar pikant heiter, zu einem genialen Roman verwoben wurde. Absolute Leseempfehlung!
von evaki - 2024-02-18 23:44:00

verwirrend und spannend - 3 Sterne

Der Journalist Thomas Gärtner reist auf eigene Faust und mit Touristenvisum nach Shanghai um bei der Vergabe der Olympischen Spiele für 2032 dabei zu sein. Dabei geht es nicht nur darum, dass die Spiele in Afrika stattfinden sollen, sondern dass China dahinter steckt.
Der mosambikanische IOC-Funktionär Charles Murandi ist nicht nur der Vertreter für Afrika, sondern auch ein alter Bekannter von Thomas Gärtner der sich für die Madgermans engagiert, schlussendlich aber wegen Geldhinterziehung verdächtigt wird.
Nachdem Murandi tot im Zimmer aufgefunden wird und Gärtner laut Überwachungskameras der letzte bei ihm war, wird es spannend und die Olympischen Spiele stehen nicht mehr im Vordergrund des Treffens.
Weitere Akteure sind noch die Diplomatin Lena Hochfellner, weitere Journaliste, die Kanzlerin und chinesische Polizisten.

Das Buch behandelt mehrere historische und politische Themen. Dadurch wird es meiner Meinung nach sehr komplex und zeitweise verwirrend. Wenn ich nciht so neugierig gewesen wäre, wer der Möder von Murandi ist, dann hätte ich das Buch wohl nach dem ersten Drittel weggelegt.
Also einerseits sehr spannend geschrieben, andererseits viel zu vielschichtig angelegt.
von barbara.liest - 2024-02-16 21:01:00

Shanghai-Nights - Was ist wirklich in der Nacht auf den 2. September 2021 passiert? - 3 Sterne

So schillernd und bunt das Cover des Kriminalromans "Die Spiele" von Stephan Schmidt daherkommt, genau so bunt stellte ich mir tatsächlich auch die Ausarbeitung desselbigen vor.

Der Teasertext als solches klang für mich unheimlich spannend.

Schmidt verwebt ein Stück deutsch-deutscher Geschichte, den sogenannten Madgermanes in der damaligen DDR, von denen wahrscheinlich sehr viele von uns aktiv noch nichts gehört haben mit einem fiktiven Mordfall im fernen Osten Asiens.

Vielleicht gleich eines Vorab für Leseinteressierte dieses Romans, einen Thriller darf man hier nicht erwarten. Das Genre Kriminalroman trifft es ziemlich gut, welches auch auf dem Cover prangt.

Wie bei Kriminalfällen und deren Ermittlung üblich zieht sich mitunter diese Arbeit ganz schön in die Länge. Dabei sind wir meiner bescheidenen Meinung nach bereits beim vielleicht größten Manko des vorliegenden Romans. Über weite Strecken tappte ich irgendwie komplett im Dunkeln und mir fehlte ganz einfach in weiten Teilen auch eine gewisse Grundspannung im Plot.

Die Handelnden selbst werden sehr ausführlich beschrieben und je weiter das Buch voran schreitet, desto plastischer wirken auch deren Charakteren, allerdings fehlte mir tatsächlich irgendwie immer der direkte Bezug zu den Handelnden und ich beäugte die Situationen quasi jeweils aus der Distanz heraus. Es gab bei mir leider nie eine wirkliche Identifikation mit den Handelnden und ihrem zugehörigen Tun.

Die recht vulgäre Sprache, gerade wenn es um sexuelle Aktivitäten im Roman ging, hat mich irgendwie komplett abgestoßen und passt auch nicht so ganz zum anderen Stil der Erzählweise.

Der Kriminalroman zeigt deutliche Licht- und Schattenseiten. Beispielsweise hätte ich mir fast noch mehr zum historischen Hintergrund zu den Madgermanes gewünscht. Gleichzeitig hätte aber auch der ganzen Erzählweise mehr Drive und vor allem Spannung gut getan.

Die Erzählsicht selbst wechselt quasi immer zwischen unterschiedlichen Perspektiven und Zeiten. Gerade in dieser Hinsicht haben mich diese sehr flotten und vielschichtigen Perspektivwechsel ehrlicherweise immer mehr verwirrt und vom Grundkonzept her zu stark abgebracht. In dieser Hinsicht wäre vielleicht weniger dann am Ende mehr gewesen.

Alles in allem ein akzeptabler Kriminalroman, der vom Cover her schillernd bunt angeteasert wird und beim Lesen dann leider sehr schnell abflacht und auch irgendwie versandet.
von Frechdachs - 2024-02-13 22:04:00

Gute Ideen, schwache Umsetzung - 3 Sterne

Dieses Buch ist kein typischer Krimi im Sinne von Opfer-Täter-Ermittler-Aufklärung, sondern ein Politik-Krimi, dessen Vorgeschichte bis in die ehemalige DDR reicht.

Was ist passiert?

Im Dunstkreis um die Vergabe der Olympischen Spiele von 2032 wird der deutsche Enthüllungsjournalist Thomas Gärtner von der Polizei in Shanghai des Mordes an dem Charles Murandi, seines Zeichens IOC-Funktionär aus Mosambik, bezichtigt. Gärtner hat Gedächtnislücken, doch ein Video zeigt ihm beim Verlassen von Murandis Hotelzimmer.

Der Ermittler Frank Luo will (oder muss?) den Fall so schnell wie möglich zu einem Abschluss bringen und die Wahrheitsfindung spielt wenig Rolle.

Meine Meinung:

Autor Stephan Schmidt hat sich in diesem Krimi zweier heißer Eisen angenommen. Zum einen die höchst undurchsichtigen Auswahlverfahren und Zuschläge für Großveranstaltungen wie Olympische Spiele und/oder Weltmeisterschaft und Ähnliches. Das zweite heiße Eisen sind die Machenschaften der ehemaligen DDR, die Gastarbeiter hauptsächlich aus Vietnam und Mosambik (und anderen Ländern) geholt hat, sie schuften hat lassen, und sie nach Ablauf der Arbeitsverträge, wieder in ihre Heimatländer abgeschoben hat, nicht ohne die Arbeiter, um Teile ihres Einkommens geprellt zu haben.

Die Charaktere sind fast alle ziemlich undurchsichtig. Der Journalist Gärtner macht da keine Ausnahme. Eine besonders eigenartige Rolle spielt der Ermittler Frank Luo, dessen Gedanken hauptsächlich um sein exzessives Sexleben kreisen. Dieses bringt die Handlung überhaupt nicht weiter und deshalb finde ich es unnötig, dem einen solch breiten Raum in dem Krimi einzuräumen. Sex sells nicht nimmer.

Wir Leser werden in Rückblicken in die komplexen Handlungsstränge eingeführt, doch das Ende wirkt ein wenig überhastet. Der wirkliche Mörder scheint davon zukommen, während Gärtner als Bauernopfer lebenslang bekommt.

»Thomas Gärtner ist kein Mörder und kein Spion. Wir werden weiterhin mit allen journalistischen Mitteln daran arbeiten, die Hintergründe des Falles aufzuklären und unseren Mitarbeiter freizubekommen.« (S. 324)

Obwohl der Krimi reine Fiktion ist, treten die vormalige Kanzlerin Angela Merkel und zahlreiche andere deutsche Politiker ziemlich prominent auf. Das irritiert ein wenig.

„Alle real existierenden Personen in diesem Roman, auch die Bundeskanzlerin, wurden von mir frei erfunden. Bei den anderen Figuren hingegen habe ich mich eng an die Vorgaben meiner Fantasie gehalten.“ (Stephan Schmidt im Nachwort).

Gut gefällt mir die Angabe der Quellen, aus denen sich der Autor inspirieren hat lassen. Das interessiert mich.

Das Cover ist mir ins Auge gestochen. Der Titel kann in mehrfacher Hinsicht interpretiert werden: Die Olympischen Spiele als solches, die Spielchen darum herum, die politischen Spielchen, die diversen Politiker von Ost und west spielen. Vielleicht haben auch Murandi und Gärtner zu hoch gepokert und verloren.

Fazit:

Die Ideen zu diesem Politik-Krimi haben mir gut gefallen, die Umsetzung eher weniger, daher gibt es nur 3 Sterne.

von Bellis-Perennis - 2024-02-03 06:25:00

Sehr enttäuschend - 1 Sterne

Ein Mord an dem IOC – Funktionär Charles Murandi stört den Kongress zur Vergabe der Olympischen Sommerspiele. Die Sicherheitskamera zeigt den Journalisten Thomas Gärtner beim Verlassen des Tatortes, der Täter ist gefasst. Doch der erinnert sich an nichts und für die Konsularbeamtin Lena Hechfellner könnte das ein spannender Fall werden, wenn sie selber nicht in das Visier der Behörden geraten würde.

Ich habe mich mit Freude an das Buch gemacht und wurde aber schnell enttäuscht. Es wurde als Kriminalroman verkauft und ich muss leider sagen, wer Krimis liebt ist hier falsch. Dieses Buch ist kein Krimi, eher ein Sachbuch oder Politthriller. Ich bin sehr enttäuscht, auch der Schreibstil ist sehr gewöhnungsbedürftig. Dieses Buch kann man nicht flüssig lesen, zumal die Zeitsprünge alles andere als einfach sind. Ich finde Bücher, die in verschiedenen Zeitebenen spielen super, aber hier ist das schlecht umgesetzt. Dann haben mich die ziemlich rüden Ausdrücke gestört, das ist schon teilweise vulgär und auf die Sexszenen hätte ich verzichten können. Für mich ist dieses Buch eine einzige Enttäuschung. Allein für das Cover vergebe ich einen Punkt.
von Brigitte S. - 2024-01-27 12:08:00

Sachlich, wenig spannend - 2 Sterne


"Hoffnung war so etwas wie die Kakerlake unter den Gefühlen, einfach nicht totzukriegen."

Eigentlich als Kriminalroman auf dem Buch-Cover angekündigt, entpuppt sich der Roman "Die Spiele" von Stephan Schmidt beim Lesen als eine recht spannungsarm geschriebene Erzählung ohne echte Höhepunkte.

Dennoch hat die Lektüre einige interessante und geschichtlich relevante Handlungsstränge zu bieten. Ich hatte bislang noch nie von den sogenannten "Madgermanes" gehört.
So werden in Mosambik rund 15.000 Vertragsarbeiter bezeichnet, die seit 1979 in der damaligen DDR arbeiteten. Sie wurden nach der Wende durch die Bundesrepublik ausgewiesen. Die DDR blieb diesen Arbeitern den größten Teil ihres zustehenden Lohns schuldig.

Aufgrund des sehr sachlich und ausgesprochen nüchtern gehaltenen Schreibstils benötigt es einiges an Konzentration um der verzweigten, zunehmend komplexer werdenden Handlung überhaupt folgen zu können.
Leider ziehen sich zudem einige Passagen enervierend langatmig dahin, die Erzählung kommt hier kaum voran.
Nur mit einer gehörigen Portion Geduld und Selbstdisziplin bleibt man bis zum Schluss dieses Romans dabei.

Da auch die handelnden Personen eher blass charakterisiert bleiben, fällt die Immersion mit der Handlung und eine Identifikation mit den Protagonisten deutlich schwer.

Fazit: Für einen Kriminalroman leider zu langatmig und dabei auch nicht wirklich spannend und überzeugend. Eine eher sachlich abgehandelte Mordermittlung. Schade.
von Arambol - 2024-01-17 09:05:00