Rezensionen

Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte

Autor: Hacke, Axel

Erschienen 2023 bei DuMont Literatur und Kunst Verlag GmbH & Co. KG
ISBN 978-3-8321-6808-7
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Welch ein kluges Buch! - 5 Sterne


Immer schon war ich ein ernster Mensch, auch schon als Kind. Mir fehlt sie völlig, die Leichtigkeit der Heiterkeit. Deshalb sprang mich dieser sperrig-lange Buchtitel regelrecht an. Wie gerne würde ich leicht-heiter leben können. Aber ist das wirklich möglich?
Axel Hacke fängt mich sofort ein mit seinem geistreich-lockeren Plauderton. Das kleine handliche Büchlein mit dem nützlichen Lesebändchen lädt ein zum Zwischendurch-Lesen, zum Lesen von ein paar Seiten, wenn man warten muss oder eine kurze Pause hat. Man muss, nein, man sollte dieses Buch nicht am Stück konsumieren. Man sollte es eher sehen wie eine bereichernde Plauderei mit dem Autor, an der man teilnehmen darf, in herrlich geistreich-lockerer Weise. Denn die Gedanken von Axel Hacke zu lesen, regt meine eigenen Gedanken an. Und an seinem Wissen teilhaben zu können, erweitert meine eigene Gedankenwelt. Ich folge sehr willig den Ausführungen, weil sie nicht unangenehm-belehrend sind, sondern den Leser oftmals zum Lächeln bringen, ihn sozusagen ganz zwanglos in eine heitere Stimmung versetzen. Und ich bin begeistert von dem unglaublich großen Fundus an Facetten aus allen Bereichen des Wissens, die Axel Hacke in seinem Buch ausbreitet und damit einen weiten Bogen spannt rund um das Thema Heiterkeit. Triviales findet seinen Platz ebenso wie Literarisches, Philosophisches und Psychologisches. Immer schon gab es harte oder herausfordernde Zeiten, und immer gab und gibt es Geschichten, die auch in diesen Zeiten Hoffnung geben. Im Zahnarzt meiner Kindheit hing im Wartezimmer ein gerahmter Spruch: „Tröste dich, auch das geht vorüber“. Diese Art von zuversichtlichem Durchstehen belegt der Autor mit vielen unterschiedlichen kleinen Geschichten. Sich nicht in Ängsten zu verlieren, sondern mutig-gelassen durch das hindurchgehen, was wir nicht ändern können. So wird Leben leichter, und in der gewonnenen Leichtigkeit liegt viel Heiterkeit. Man lese nur ein paar Seiten im vorliegenden Buch und man spürt selbst die Wirksamkeit des Bewusstwerdens, dass Heiterkeit immer da ist, auch in dunklen Stunden.
Das Buch ist kein Selbsthilferatgeber, sondern eine intelligente, kluge Wanderung durch die Kultur der Heiterkeit mit der Chance, uns anzustecken. Was mir persönlich geblieben ist, unverrückbar, ist, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Überhaupt, so vieles nicht so wichtig zu nehmen. Den ganzen mit Wichtigkeit prall gefüllten Rucksack beiseite zu stellen. Und stattdessen Wohlwollen einzupacken, Freundlichkeit, vielleicht noch ein bisschen Neugierde dazu. Axel Hacke hat mich dazu ermuntert.
von heinoko - 2023-11-25 12:36:00

Ein hartes Thema für Wiener im speziellen und Österreicher generell. - 5 Sterne

Nicht das Raunzen und Dahingranteln bringt einem im Leben voran, sondern das Lachen, Kudern und vielleicht am ehesten noch das Schmähführen.
Alex Hacke drückt es ein bissl eleganter aus, nämlich so: „Lange Zeit habe ich gedacht, dass in meinem Leben die Angst der Motor war. Das war falsch. Was mich weiterbrachte war die Sehnsucht nach Heiterkeit ….“
Eigentlich sagt der ellenlange Titel eh schon alles, aber wenn wir unseren Senf noch dazugeben sollen, dann bleibt nur zu sagen „kaum ein Buchtitel passt so gut in die Zeit wie dieser“ und dass Alex Hacke dem Titel noch ein wunderbares und äußerst scharfsinniges Buch hinzugefügt hat mit äußerst klugen Gedanken, freut uns ganz gewaltig. Ganz im Sinne des Titels halt 
von Aloisia Prenninger - 2023-11-22 10:42:42

Plädoyer für mehr Heiterkeit und Gelassenheit - 5 Sterne

Der bekannte Kolumnist und Schriftsteller Axel Hacke hat vor einigen Jahren ein sehr erfolgreiches Buch über "Den Anstand in schwierigen Zeiten" geschrieben. Nun widmet er sich hier dem Begriff der "Heiterkeit".
Eigentlich sollte daraus nur ein kurzer Artikel werden, um den ihn ein befreundeter Kollege bat. Aber bald merkte Axel Hacke, dass ihn dieses Thema auch persönlich berührte, war doch die aktuelle Situation bei ihm alles andere als heiter. Schicksalsschläge im näheren Umfeld, dazu die Pandemie und die damit verbundenen Probleme boten keinerlei Anlass zu Frohgestimmtheit. Kann und darf man angesichts der vielen Krisen und Bedrohungen überhaupt noch heiter sein? Um diese Frage zu beantworten, unternimmt der Autor einen philosophischen Streifzug durch die Kulturgeschichte.
Er geht zurück zu den großen Philosophen der Antike, die von der Unsicherheit und Unvollkommenheit der Welt wissen und deshalb zu Gelassenheit raten. Er findet Kluges bei Schiller ( " Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst.") und Goethe. Sogar Kleist und Nietzsche, die man wohl eher nicht mit dem Thema in Verbindung bringen würde, werden zitiert. Für Thomas Mann war "Heiterkeit keine oberflächliche Stimmung, sondern Teil seiner Kunstauffassung, ... , eine Art der Distanzierung vom Leben." In einem Brief spricht Thomas Mann von der " Durchheiterung", die eine Geschichte bedarf, um genießbar zu sein."
Aber nicht nur Geistesgrößen der Philosophie und Literatur werden zu Rate gezogen. Axel Hacke nennt andere, die vorbildhaft in ihrer Kunst das Prinzip der Heiterkeit vertreten. So z. B. der französische Zeichner Sempe, dessen Bilder immer von großer Menschenliebe zeugen. Sempe, der selbst eine sehr schreckliche Kindheit hatte, wusste, dass ohne Heiterkeit das Leben eine sehr traurige Angelegenheit wäre. Oder Loriot, der wie kaum ein anderer die Deutschen in seinen Sketchen persifliert hat. Und Hacke erinnert an den großen Kabarettisten Werner Finck, dem nicht einmal die Nazis seinen Humor verbieten konnten.
Aber auch aus persönlichen Erfahrungen gewinnt Hacke Erkenntnisse zum Thema, die er in kleinen unterhaltsamen Anekdoten präsentiert . Nach einem eher peinlichen Kurs in Lach-Yoga weiß Hacke, wie schwierig und albern Lachen auf Befehl sein kann, doch grundlos lächeln kann sich und andere heiter stimmen. Und er rät mal öfter die Welt mit den Augen eines Kindes zu betrachten oder über sich selbst zu lachen.
So begleitet der Leser Hacke auf seinen Assoziationen zum Thema, die er im Plauderton zum Besten gibt. Und man kommt mit ihm zum Schluss, dass es gerade in schlimmen Zeiten ( Wann waren die Zeiten mal nicht schlimm?) unbedingt geboten ist, der Welt heiter gegenüberzutreten. Das bedeutet nämlich keineswegs den Ernst des Lebens zu ignorieren, sondern sich davon nicht unterkriegen zu lassen. " Heiterkeit hat etwas tief Tröstliches, vor allem, wenn sie in Verbindung mit dem Ernst des Lebens steht, wenn sie mit ihm umgeht und zeigt, wie man ihm entkommen kann." " Es bedeutet nicht, das Schwere zu ignorieren, sondern es in etwas Leichtes zu verwandeln. Es jedenfalls zu versuchen."
Genau diesen Versuch zu unternehmen, immer und immer wieder, das ist mein Vorsatz, nachdem ich dieses kluge und gleichermaßen unterhaltsame Buch gelesen habe. Dass das nicht immer leicht ist, weiß auch Axel Hacke. Doch " Heiterkeit ist eine Möglichkeit", die jedem offen steht.
von Ruth - 2023-10-25 22:54:00

Wolkenlos, fidel, quietschvergnügt, frohgemut, beschwingt und gut drauf - 5 Sterne

Alles Synonyme für das Adjektiv heiter. Alles Andeutungen, die zum Titel von Axel Hacke's neuem Buch passen: "Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte." Ein wissenschaftlicher Ansatz mit viel Tiefgang und viel Recherche erwartet uns in 27 Kapiteln. Wobei der Bogen weit gespannt wird, von den Zeiten nach Christus bis heute. Dem Leser werden im wahrsten Sinne des Wortes die heiteren Äugelein geöffnet. Es ist kein leichtes Dahingeblubber, dass uns hier die tagesaktuellen schwermütigen Zeiten vertreibt und uns an der Hand nimmt, um eventuell ein zartes leichtes Tänzchen zu wagen, geschweige denn ein Liedchen zu trällern. Wir sind hier konfrontiert mit allem was uns das Herz schwer macht und erst bei ergiebigem, genauem Studium erfahren und verstehen wir die Zusammenhänge. Eine ausführliche Quellenangabe ermöglicht es uns tiefer in die Materie einzusteigen! Axel Hacke pur! Absolute Leseempfehlung!
von evaki - 2023-10-15 18:03:00