Rezensionen

Nincshof
Ausgezeichnet mit dem Debütpreis des Harbour Front Literaturfestivals 2023

Autor: Johanna Sebauer

Erschienen 2023 bei DuMont Buchverlag
ISBN 978-3-8321-6820-9
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Ja was ist jetzt das??? - 5 Sterne

Ein Heimatroman, Märchen, Gesellschaftssatire … ??
Ist aber wurscht in welche Schublade wir es stecken. Für mich wars einfach ein seeeehr unterhaltsamer Roman. Zum Schmunzeln, Lachen, Wundern, auch ein bissl zum Nachdenken. Vergnüglich, poetisch, skurril, witzig.
Wem das als Empfehlung nicht reicht, dem sei gesagt, dass die Geschichte in einem Dorf im Burgenland spielt, in dem ein paar Bewohner, „die Oblivisten“, der Ansicht sind, dass es wohl gscheiter für alle wäre, wenn Nincshof einfach vergessen werden würde.
Weg von der Landkarte, für alle unsichtbar und unbemerkt, jeder hätte seine Ruhe, worin wiederum ein große Freiheit läge. Um dies zu erreichen müssen die Oblivisten so manches unternehmen, es wird diskutiert, debattiert bei Speckbroten und Pusztafeigenschnaps und natürlich gibt’s auch manche, denen das Ganze gar nicht passt.
Das Buch ist ein Heidenspass, voll mit schrulligen Vögeln und ab sofort hat das Burgenland einen Heimatroman, und was für einen …. 
von Aloisia Prenninger - 2023-12-22 11:04:09

Nincshof - 5 Sterne

Ein Dorf im Nirgendwo, genauer gesagt im Burgenland. Ein höchstamüsanter Roman den hier die österr. Jungautorin vorlegt. Liegt das Glück im Verschwinden, im Vergessenwerden ? Alles nicht so einfach, da plötzlich Fremde von der Stadt ins Dorf ziehen. Sehr sympathische Protagonisten diese "Oblivisten", eigentlich will ich dort sofort hin...raus aus dieser hektischen Zeit. Sehr gut auch dieses Stadt/Land Thema. Denken Menschen wirklich anders je nachdem wo sie wohnen ? Eins meiner Highlights in diesem Jahr. Lesen unbedingt, man kippt sofort rein, in diesen turbulenten Sommer.
von Michaela Santer - 2023-10-19 17:22:18

Nincshof - 5 Sterne

Seit drei Jahren arbeiten der Bürgermeister und zwei Helfer daran, dass Nincshof - dieses unscheinbare, kleine Dorf an der österreich-ungarischen Grenze - vergessen wird. Die "Oblivisten" wollen nichts zu tun haben mit diesem "Draußen", das ohnehin nur Ärger, Verdruß, Regeln und andere Einschränkungen bringt. Leider trägt die neu hinzugezogene Familie, die mit seltenen Ziegen touristische Pläne schmiedet, nicht gerade dazu bei, dass Nincshof unauffällig bleibt: Zeit, die fast 80-jährige Erna Rohdiebl ins Boot zu holen, deren Großmutter schon einmal für die Freiheit und Unabhängikeit Nincshofs aufgestanden ist...

Johanna Sebauer hat einen wunderbar charmanten und unterhaltsamen Roman über die österreichische Provinz geschrieben. Die Figuren sind liebevoll gezeichnet, die Geschichte mit Sprachwitz und ostösterreichischem Flair erzählt. Ein Buch für alle, die kurzweilige Unterhaltung suchen, die zwischen den Zeilen noch mehr bietet!
von MMag. Katharina Huchler - 2023-08-11 17:14:14

Nincshof - 5 Sterne

Ein kleiner Ort im Burgenland hat seine eigenen Regeln, entstanden aus seiner eigenen Geschichte. Manche der Einwohner nehmen das als selbstverständlich, andere sehen durch Einflüsse von "draußen" das Leben, wie sie es kennen und lieben, gefährdet. Und gründen eine Geheimgesellschaft mit einem besonderen Ziel: Nincshof soll von der Welt vergessen werden. Das wird umso schwieriger, als eine Filmemacherin ins Dorf zieht.
Feiner Humor, eine schonungslose Beobachtungsgabe und eine wunderbare Sprache machen dieses Buch zu etwas ganz besonderem. Sebauer wandelt gekonnt zwischen fast legendenartigem Erzählen (Legenden spielen eine große Rolle in der Dorftradition) und der Schilderung des alltäglichen Dorflebens, wo wohl alle, die in ländlicheren Gegenden wohnen, einiges wiedererkennen. Mein neues Lieblingsbuch!
von Lucia Kirchner-Krämer - 2023-08-07 12:41:16

Oblivisten der Welt - vereinigt euch! - 5 Sterne

Nincshof, ein kleines Dorf im Burgenland. Kennen Sie nicht? Das könnte an den ortansässigen "Oblivisten" liegen. Ein Trio rund um den Bürgermeister, das nur ein Ziel hat: Nincshof soll vergessen werden! Die Ortstafel wird abgeschraubt und sicherheitshalber noch eine "Duftbarriere" aus frischem Mist ausgelegt, damit die lästigen Radtouristen gar nicht erst auf die Idee kommen, falsch abzubiegen. Durch einen unglücklichen Zufall gerät die schrullige Erna Rohdiebl in den Dunstkreis der Oblivisten, denen vor allem die neu zugezogene Städterin - ihres Zeichens eine berühmte Dokumentarfilmemacherin - und ihr südamerikanische Irrziegen züchtender Ehemann ein Dorn im Auge sind. Und was hat es eigentlich mit der alten Legende über die Entstehung von Nincshof auf sich?
Wie die Geschichte ausgeht, wird hier nicht verraten. Nur so viel: Vergessen werden Sie diesen Roman ganz bestimmt nicht! Ein erfrischend komischer Provinzroman einer jungen österreichischen Autorin - sehr gelungen!
von Alexander Kornell - 2023-08-03 15:27:38

Verrückte Geschichten in Schilf - 4 Sterne

Nincshof liegt am Neusiedler See im österreichischen Burgenland. Es ist klein, unbedeutend und kaum bekannt. Das soll auch so bleiben! Doch Neue ziehen zu: Ein Ehepaar aus Wien hat hier eine alte Mühle restauriert und sich südamerikanische Ziegen angeschafft.
Die Autorin stammt aus dem Burgenland und kennt die Gegend und die Sonderbarkeiten der Einheimischen sehr gut. Dies ist ihr erster Roman; eine frühere Fassung erhielt bereits einen Preis.
Die Menschen, die in Nincshof leben, sind fast ganz normale Leute. So selbstverständlich wie sie einen schwulen Schwiegersohn akzeptieren ( „du hast doch auch einen Mann zuhause!"), so schräg sind ihre Einfälle. Ist es nicht naheliegend, in heißen Sommernächten im Pool der Nachbarin zu schwimmen, wenn diese in Urlaub ist? Ist es nicht vernünftig, Straßenschilder zu entfernen, wenn man von Fremden nicht aufgesucht werden möchte?
Einer Legende zufolge lag das Dorf einst vollkommen unbekannt und vor der Außenwelt verborgen im Schilf, ohne Bürgermeister und Pfarrer, ohne Geld, ohne Steuern und ohne Gesetze. Dann wurde es eines Tages „entdeckt".
Ist das wahr? Und ist es wichtig, ob das wahr ist? Hier prallen die Vorstellungen der Zugezogenen Isa Bachgasser und der Einheimischen Erna Rohdiebl aufeinander. Es sei, so Erna Rohdiebl, die erzählte Wahrheit. Die Geschichte wird aus der Perspektive dieser beiden Personen geschildert. Beide sind sehr sympathisch, verändern sich aber kaum im Laufe dieses Sommers.
Beim Lesen kommt kein Zweifel auf, dass alles wirklich so passiert ist. Dass mitten in Europa so ein versteckter Ort noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts existiert hat.
Schilderungen der Sommerhitze und der Umgebung lesen sich durchweg poetisch, ebenso wie Betrachtungen über das Leben. Zum Schluss glaubt man sogar, dass Irrziegen beim Gebären zu leuchten beginnen. Das ist verrückt, schön und wirklich ausgefallen. Eine ganz besondere Geschichte. Lesen!
von Krani - 2023-08-01 14:34:00

Was für ein lustiger, unterhaltsamer, origineller Roman! Absolut lesenswert!!! - 5 Sterne

von Monika Hörner - 2023-08-01 09:48:02

Die verlernte Kunst des Vergessens - 5 Sterne

Isa Bachgasser und ihren Mann Silvano Mezzaroni, wohnen noch nicht lange in dem österreichischem Nincshof im Burgenland. Isa hat früher Dokumentarfilme gedreht und sich eine journalistischen Neugier bewahrt, die bei den Dorfbewohnern Unruhe hervorruft. Oblivisten nennen sie sich. Der Bürgermeister ist ihr Anführer. Ihr Ziel ist es, den Frieden und vor allem die Abgeschiedenheit zu bewahren. Touristen und mediale Aufmerksamkeit würden nur die Ruhe stören. Mit der Außenwelt wollen sie nichts zutun haben. Frei wollen sie sein. Dadurch geraten sie auch mit Erna Rohdieble in Konflikt, die ihre eigenen Pläne verfolgt. Daraus ergibt sich ein höchst amüsanter und tiefgründiger Roman, der mich oft zum Schmunzeln gebracht hat, und der von kauzigen Dorfbewohnern erzählt, die mit kuriosen Mitteln darum kämpfen, vergessen zu werden. Erzählt wird in der dritten Personen aus drei Perspektiven. Das macht es nachvollziehbar und abwechslungsreich. Dabei kann man sich gar nicht entscheiden, was besonders unterhaltsam ist. Sind es die humorvollen Geschichten, die im Zusammenhang mit dem Dorf stehen oder die eigenwilligen Einfälle der Oblivisten, die jegliche Aufmerksamkeit der Außenwelt vermeiden wollen. Letztlich birgt die Geschichte auch eine ernsthafte Note, die interessante Gedanken anstößt. Der Schreibstil sticht dabei besonders hervor und erschafft eine glaubhafte Beständigkeit, die sich nahtlos einfügt. An dieser Stelle muss man auch das Cover erwähnen, was einfach hervorragend zum Inhalt passt und mit schönen Details den Gesamteindruck aufwertet.
von La Calavera Catrina - 2023-07-31 19:42:00

Ungewöhnlich Roman über Heimatliebe - 3 Sterne

Die Geschichte ist ungewöhnlich und schräg. Das macht es für mich besonders interessant, weil die Bedürfnisse der Gemeinde bzw. der Oblivisten in Kontrast zudem steht, was sich viele wünschen: Aufmerksamkeit, Besucher, Einnahmen für die Gemeinde. Es stellt sich als Herausforderung dar, in unserer modernen Welt, quasi von der Landkarte zu verschwinden. Ist Unabhängigkeit gleich Freiheit? Sind Touristen eine Belastung für die Dörfler, die ihre Ruhe wollen? Das regt auf witzige Weise zum Nachdenken an. Johanna Sebauer hat sich jedenfalls einiges an verrückten Ideen einfallen lassen und das ganze humorvoll verstrickt. Manchmal verlaufen Szenen aber auch ins Leere. An den Schreibstil musste ich mich erst gewöhnen. Ich habe ihn streckenweise als beschwerlich wahrgenommen.

Es geht um Legenden, die Bedrohung des Unkontrollierbaren und die Konsequenz daraus, ein vermeintliches Sicherheitsnetz zu spannen. Das wiederholt sich auch immer wieder und mir fehlte letztlich die Entwicklung, die dazu führt, dass sich die Handlung rund anfühlt. Insgesamt eine überraschende Lektüre.
von Kokoloreslot - 2023-07-28 19:21:00

Das Dorf, das vergessen werden will - 5 Sterne

Wer kennt sie nicht, diese Dörfer, deren Namen man liest und sich denkt "noch nie gehört", obwohl sie nur 20km vom eigenen Wohnort entfernt liegen. Orte, die gefühlt kein Mensch kennt, weil es dort einfach nichts Spannendes gibt, das je über die Grenzen des Dorfrandes in die Welt hinausschwappt. Was aber, wenn es irgendwo tatsächlich ein Dorf gäbe, in das sich niemand je verirrt, das nie in irgendeiner Zeitung oder Berichterstattung auftaucht, dessen Bewohner Außenstehenden nie vom aktuellen Dorfgeschehen berichten? Das einfach komplett unter den Radar der öffentlichen Aufmerksamkeit fällt?
Nincshof ist so ein Dorf. Oder war es zumindest. Und will es wieder werden. Aber das ist gar nicht so einfach, wenn da plötzlich irgendeine bekannte Schauspielerin (oder, warte, macht sie nicht sogar selber Filme? hoffentlich nicht über Nincshof!) aus der Stadt zuzieht und ihr Mann dann auch noch eine ziemlich hässliche, aber leider auch ziemlich seltene und damit Aufmerksamkeit erregende Ziegenart zu züchten beginnt. Und dann bricht auch noch die Erna von nebenan heimlich nachts irgendwo ein, um da im Pool zu schwimmen, muss das denn sein? Wenn das mal nicht in die Zeitung kommt. Vergessen werden wird Nincshof so jedenfalls nicht, da hilft alles Buchseiten-Rausreißen und Datenbanken-Löschen auch nichts. Klar also, dass man Erna irgendwie dazu bringen muss, sich an dem ganzen Unterfangen zu beteiligen, und was man dann mit den Zugezogenen anfängt, muss man sich halt noch überlegen.

Ich kann ihn absolut verstehen, den Wunsch dieser Dorfbewohner, einfach aus dem Weltgeschehen ausgeklammert zu werden. Einfach seine Ruhe zu haben und das Leben wie bisher weiterzuleben, bei den Nachbarn ein- und auszugehen ohne klingeln zu müssen, mittags hier ein bisschen Kuchen, da ein bisschen aushelfen. "Nincshof" war für mich ein sehr unterhaltsamer und zugleich auch nachdenklicher Roman, dessen Atmosphäre ich geliebt habe - das entspannte Dorfleben, die teils etwas schrägen, aber liebenswürdigen Menschen (das passende Adjekiv wäre wahrscheinlich "schrullig"), das gemeinsame Hinarbeiten auf ein Ziel, die ungewöhnlichen Dorftraditionen wie etwa die Weitergabe des Nachnamens der Frau statt dem des Mannes bei einer Heirat. Die Idee des aktiven Vergessen-Werdens hat mir sehr gefallen, die dahinterstehende eigens gegründete, ebenso wunderliche wie sympahische philosophische Strömung der "Oblivisten" und deren heimliche Treffen und skurrilen Pläne. "Nincshof" ist nicht nur ein wunderbar gelungenes Debüt der österreichischen Autorin, sondern zudem die perfekte Sommerlektüre. Klare Leseempfehlung!
von Anna625 - 2023-07-26 09:53:00