Rezensionen

Endling
Roman

Autor: Jasmin Schreiber

Erschienen 2023 bei Eichborn
ISBN 978-3-8479-0145-7
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Endling - 5 Sterne

Kaum hatte ich ein Foto des Buches hochgeladen, reagierten schon einige auf Instagram auf meine Story. Jeder wollte meine Meinung wissen, vor allem, was ich als Mann von dem Buch halte, da sich die Handlung fast ausschließlich um weibliche Individuen dreht. Egal, ob es sich hierbei um Menschen oder Tiere handelt. Es sind nicht nur sehr viele Tier- und Pflanzenarten ausgestorben, sondern irgendwie auch die männliche Spezies. Ob es am veränderten Klima liegt, oder andere Ursachen hat, ist zu Beginn bislang nicht klar. Fakt ist, die Gründe dafür wurden detailliert und annähernd logisch erklärt.

Aber beginnen wir am Anfang. Zoe wird aus ihrem Biologie-Alltag gerissen, als sie von ihrer Mutter erfährt, dass sich diese aus gesundheitlichen Gründen in Behandlung begibt. Da sich Tante Auguste gerade mal um sich selbst kümmern kann, hat diese dementsprechend keine Zeit, um sich großartig mit Hanna zu befassen. Da Zoe viel zu wenig Zeit mir ihr verbracht hat, trifft es sich gut, dass sie diesen Job übernehmen muss. In den ersten Stunden wirkt alles so, wie es unsere Protagonistin erwartet hat. Die Tante sperrt sich Zuhause ein und ihre Schwester ist so wie junge Menschen nun mal so sind.

Soweit alles normal. Als dann die Freundin von Auguste nichts mehr von sich hören lässt, kommt die Handlung so richtig in Fahrt. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich schon einige positive Eindrücke über das Buch gewonnen. Die bisher vorgestellten Charaktere sind mir allesamt auf ihre eigene Art und Weise sympathisch. Jede einzelne von ihnen konnte mit ihren Eigenschaften bei mir punkten. Was bei Jasmin Schreiber nicht fehlen darf, sind Erklärungen zu biologischen Vorgängen und/oder kurze Beschreibungen zu bestimmten Tierarten. Inklusive wissenschaftlicher Bezeichnung versteht sich. Diese finden wir auch als Überschriften bei jedem neuen Kapitel. So etwas mag ich.

Im Verlauf ihrer Reise lernt unsere kleine Gruppe neue Charaktere, Umgebungen und Eigenheiten in ihrer Zeit kennen. Denn das Klima scheint sich sehr ungleichmäßig verändert zu haben. Vor allem scheinen sich die Klimabedingungen stark verschoben zu haben. Im Tal wirkt alles wie leer gefegt, je höher man kommt, desto lebendiger und vor allem größer wird alles. Ausgestorbene Tier- und Pflanzenarten scheinen sich hier wohler denn je zu fühlen. Selbstverständlich erhalten wir auch hier einen Schnellkurs in Bezug auf Biologie.

Die große Frage, die ich mir ganz zu Beginn gestellt habe, ob diese Kombination funktionieren kann, lässt sich mit einem eindeutigen Ja beantworten. Man wird als Leser von Jasmin Schreiber sachte an der Hand genommen. Da die Handlung die meiste Zeit über recht gemächlich ist und es nur wenige, aber dafür intensive Passagen gibt, wirkt alles wie aus einem Guss. Sogar in hektischen Situationen bekommen wir einen Schnellkurs im Umgang mit unter anderem Wölfen spendiert.

Die Gründe, warum es kaum männliche Exemplare, vor allem in den höheren Gegenden gibt, bleiben lange diffus und wirken zunächst etwas unglaubwürdig. Diese Herangehensweise verleiht dem ganzen eine mystische Aura. Erst am Ende wird das Geheimnis fein säuberlich aufgedröselt. Inklusive Spielraum für die eigenen Gedanken.

Es war spannend, zu lesen, wie die Welt im Jahr 2041 aussehen könnte. In Hinblick auf die Pflanzenwelt wäre ich diesem Szenario nicht abgeneigt. Dummerweise würde ich in diesem Ökosystem eher schlecht überleben. Aber ein Versuch wäre es wert.

Die wichtigste Frage, was ein Endling ist und was eine Schnecke damit zu tun hat, erfahrt ihr nach und nach. Fakt ist: Das gepanzerte Weichtier ist in diesem Buch ein toller Indikator dafür, wie sehr sich diese Umwelt verändert hat.
von Daniel - 2024-03-02 13:04:00

Unterhaltsam, aber wenig Tiefe - 3 Sterne

Unterhaltsam, aber wenig Tiefe

Inhalt:
Zoe ist Biologin und forscht in München. Ihre Familie - alkoholkranke Mutter, schrullige Tante Auguste und sechzehnjährige Schwester Hanna - hat sie in den letzten Jahren aufgrund wiederkehrender Pandemien kaum gesehen. Da bittet die Mutter sie, während deren Reha ein Auge auf Hanna und Auguste zu haben. Schon bald muss Zoe einsehen, dass sie hier so einiges verpasst hat. Die drei Frauen müssen sich einander erst wieder annähern und tun dies auf einem Roadtrip, denn Augustes Freundin Sophie ist verschollen. Die Spuren führen Zoe, Hanna und Auguste nach Italien zu einem mysteriösen Dorf, in dem nur Frauen leben.

Meine Meinung:
Von Jasmin Schreiber habe ich bereits „Marianengraben“ und „Der Mauersegler“ gelesen und war schlicht und ergreifend begeistert. Beide Bücher haben mich tief berührt. „Endling“ ist dies leider nicht gelungen. Ich bin mit den Charakteren einfach nicht warm geworden.

Die Handlung lässt sich zunächst ganz gut und interessant an. Wir befinden uns im Jahr 2041. Die Unterschiede zur Jetztzeit erweisen sich als durchaus nicht unwahrscheinlich. Der Umwelt geht es noch schlechter als heute, viele Arten sind vom Aussterben bedroht, die Rechte der Frauen wurden wieder mehr eingeschränkt und so manche muss gar um ihr Leben bangen. Dagegen kämpft Zoe, wenn auch ein bisschen halbherzig und ohne großen Erfolg.

Der Roadtrip der drei Frauen ist stellenweise ganz witzig zu lesen, hat aber auch ernste Seiten. Es werden viele Themen angerissen, aber leider für meinen Geschmack nicht ausreichend vertieft. Den Erzählstil empfand ich trotz Ich-Erzählerin als eher distanziert, sodass mich die Schicksale der Protagonistinnen nicht mitnahmen.

Wie von der Autorin gewohnt, sind auch diesmal wieder viele Fakten aus der Biologie eingestreut - auf Dauer waren es mir zu viele, zumal durch diese Ablenkungen von der Handlung der Lesefluss ein wenig leidet.

Der Roman ist im Großen und Ganzen ganz unterhaltsam, aber es fehlt ihm an Tiefe. Zudem entwickelt sich die Geschichte immer mehr in eine nicht greifbare, mystische Richtung, was ich nicht so gelungen finde. Einige wichtige und gute Denkansätze sind aber auch vorhanden.
von Lilli33 - 2023-12-29 20:08:00

Endling - 5 Sterne

Artensterben. Abtreibungs- und Verhütungsverbote. Repressalien. Die Welt, in der sich die Frauen dieses Romans zurechtfinden müssen, ist eine andere im Jahr 2041. Zoe ist Biologin und forscht fern der Heimat an Käfern. Als ihre Mutter in Reha muss, kehrt sie nach Hause zurück, um sich um ihre Teenager-Schwester Hanna und ihre schrullige Tante Auguste zu kümmern, die seit Jahren das Haus nicht mehr verlässt. Doch dann verschwindet Augustes Freundin Sophie, und während sich die Ereignisse überschlagen, lauert in Schweden ein dunkler Wald auf sie.

von Sandra Weigel - 2023-12-20 16:44:52