Rezensionen

Arbeit ruiniert die Welt
Warum wir eine andere Wirtschaft brauchen

Autor: Günther Moewes

Erschienen 2020 bei Nomen
ISBN 978-3-939816-74-4
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Kein Titel - 5 Sterne

Der provokante Titel des fünfzig Wirtschaftskolumnen umfassenden Buches rechtfertigt sich durch die Argumentation des Autors, dass Großreichtum immer aus der Arbeit anderer entsteht und zudem nicht ausreichend besteuert wird. Lohndumping bei den Angestellten, Preisnachlässe bei den Zulieferern und Finanztricks auf Kosten der Öffentlichkeit entziehen der Allgemeinheit jenes Geld, das dann in Folge für Investitionen in wichtige Strukturen wie Straßeninstandhaltung, Krankenhäuser, Schulen oder Altersheime fehlt. Angesichts der Corona-Krise wundert sich der Autor, dass Regierungen zwar kaum noch Präventionsarbeit leisten, um sich gegen Probleme zu wappnen, jetzt jedoch Gelder lockergemacht werden können, die vorher mit der Begründung „nicht finanzierbar“ zurückgehalten wurden. Konzerne ziehen sich aus der Verantwortung, indem sie damit argumentieren, es würden Arbeitsplätze vernichtet, wenn Regierungen sie mit aus ihrer Sicht unnötigen Verboten und Regeln belegen. Die Klasse der Superreichen wurde zwar von niemandem gewählt und fühlt sich niemandem verantwortlich, spekuliert aber dennoch darauf, die Haftung für Verluste aus ihren Finanzgeschäften auf die Bevölkerung abzuwälzen. Das Lesen der Kolumnen, die in der „Frankfurter Rundschau“ veröffentlicht wurden, wird den Wirtschaftskapitänen die Zornesröte ins Gesicht treiben, während der normale Arbeitnehmer durch die schonungslose und argumentative Rhetorik jenes kritische Rüstzeug fürs Leben erhält, welches für Denkprozesse auf Augenhöhe unabdingbar ist.
von Sonja Kienzl - 2020-07-22 10:12:00