Rezensionen

Als Großmutter im Regen tanzte
Roman | Der bewegende Jahres-Bestseller

Autor: Trude Teige

Erschienen 2023 bei S. Fischer Verlag GmbH
ISBN 978-3-949465-12-3
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Als Großmutter im Regen tantze - 5 Sterne

Juni zieht nach dem Tod ihrer Mutter in das Haus ihrer Großeltern. Somit begibt sie sich auf Spurensuche in die Vergangenheit. Weder ihre Großmutter noch ihre Mutter haben viel über deren Herkunft
Preis gegeben. Die Suche nach der Wahrheit führt sie von Norwegen bis Ostdeutschland. Viele Offenbarungen sind sehr aufwühlend und auch berührend.
von Doris Stadlbauer - 2023-06-16 12:12:46

Berührende Nachkriegsgeschichte - 3 Sterne

Der Roman "Als Großmutter im Regen tanzte" der norwegischen Autorin Trude Teige, der bereits 2015 erschienen ist und lange auf den norwegischen Bestsellerlisten stand, liegt nun auch in deutscher Übersetzung vor.

Die Ich-Erzählerin Juni ist schwanger und verlässt ihren gewalttätigen Ehemann Jahn. Sie flieht auf die kleine norwegische Insel, auf der sie einen Großteil ihrer Kindheit verbracht hat. Ihre Mutter Lilla hat das Haus der Großeltern bis zu ihrem Tod bewohnt und ihrer Tochter vererbt. Nun muss Juni sich entscheiden, ob sie Jahns Kind zur Welt bringen möchte. Neben einem Brief, den ihre Großmutter Tekla aus Deutschland geschickt hat, entdeckt sie eine Aufnahme, die sie nie zuvor gesehen hat. Sie zeigt Tekla neben einem deutschen Soldaten. Juni findet heraus, dass ihre Mutter Lilla bereits 9 Monate vor der Hochzeit der Großeltern geboren wurde. Ihre Neugier ist geweckt, und sie begibt sich auf Spurensuche. Dabei ist ihr Georg behilflich, ihr neuer Nachbar und Freund. Gemeinsam reisen sie nach Berlin und Demmin.

Die Geschichte wird in 67 Kapiteln auf zwei Zeitebenen erzählt. Wir begleiten im Hier und Jetzt Juni bei ihren Recherchen. Auf der zweiten Zeitebene steht Junis Großmutter Tekla im Fokus, die sich in den vierziger Jahren in den deutschen Soldaten Otto verliebt. Ihre Beziehung stößt auf Ablehnung und Verachtung. Tekla und Otto reisen nach Deutschland aus, wo Ottos Familie in Demmin ihren Wohnsitz hat. Doch dort haben russische Soldaten den Hof besetzt, und nichts ist mehr wie früher ...

Nach und nach erfahren wir, was Tekla nach dem Zweiten Weltkrieg widerfahren ist. Als Norwegerin, die in einen Deutschen verliebt war, wurde sie als "Deutschenmädchen" verachtet und verlor nach ihrer Heirat die norwegische Staatsbürgerschaft. Die Schilderung der Massensuizide in Demmin hat mich sehr erschüttert, davon hatte ich bisher nie gelesen. Junis Suche nach der Wahrheit ist sehr spannend erzählt, sukzessive werden Teklas traumatische Erlebnisse und ihre Geheimnisse aufgedeckt.

Das gut recherchierte und flüssig zu lesende Buch ist in einfacher und klarer Sprache geschrieben. Teklas Geschichte wird sehr authentisch und berührend geschildert, sie ist mir sehr nahe gegangen. Den Erzählstrang um Juni fand ich dagegen recht unglaubwürdig und vorhersehbar. Außerdem hätte ich gern mehr über den gemeinsamen Lebensweg der Großeltern und Lillas Leben erfahren. 
von Bücherfreundin - 2023-05-18 17:07:00

Zeitgeschichte - 5 Sterne

Zum Buch:

Juni kehrt in das Haus ihrer Großeltern zurück. Nachdem auch ihre Mutter verstorben ist, ist niemand mehr da und sie beginnt die alten Sachen auszuräumen. Dabei findet sie ein Foto ihrer Großmutter mit einem ihr unbekannten deutschen Soldaten und Briefe die sie neugierig machen. Gemeinsam mit ihrem Nachbarn Georg, der Geschichte unterrichtet, macht sie sich auf Spurensuche.

Meine Meinung:

Auf Empfehlung meiner Buchhändlerin war ich sehr neugierig auf das Buch. Und ich muss sagen, es hat mich sehr berührt aber auch sehr erschüttert. Alleine schon Junis Geschichte ist sehr traurig, kannte sie sich ihren Vater nicht und hatte ein schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter. Dafür hatte sie ein umso innigeres zu Ohren Großeltern, vor allem zum Großvater. Warum die Großmutter gerne im Regen tanzte und warum sie immer wieder dunkle Momente hatte wurde im Laufe der Geschichte immer klarer. Tekla hat die "Todsünde" begangen sich in einen Deutschen zu verlieben und mit ihm nach Deutschland zu gehen.
Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Einmal die Gegenwart als Juni das Haus ausräumt und dann Theklas Geschichte zwischen Mai 1945 und Frühjahr 1948. Was sie alles erlebt hat, hat mich sehr betroffen, eine sehr starke Frau die eine ganz schreckliche Vergangenheit bewältigen musste. Mich hat das Stück Zeitgeschehen gut unterhalten und ich fand es sehr interessant zu lesen. Auch konnte mich die Geschichte von Tekla sehr berühren.
von Lesemama - 2023-05-11 11:49:00

Harter Tobak teilweise - 5 Sterne

Das Titelbild hat mir irgendwie zugeflüstert, dass das Buch vielleicht nix für mich sein könnte, dann der Titel mit der Großmutter, die im Regen tanzte … Naja …
Irgendwann wars dann doch ganz oben am Stapel, kurz reingelesen und vorbei wars!
Junge Frau entschließt sich ihrer mehr als tristen Beziehung ein Ende zu bereiten, begibt sich auf familiäre Spurensuche. Mutter und Großmutter gaben wenig von ihrem Leben preis, die Recherche führt dann ins zerbombte Nachkriegsdeutschland, das gerade von russischen Soldaten überrollt wurde. Grausame Sequenzen prägen diese Zeit und machen den Roman aber auch zu einem faszinierenden Zeitdokument.
Ein großartiges Buch, eine unbedingte Leseempfehlung meinerseits und ein Appell an ähnlich gelagerte Menschen wie mich: „don´t judge a book by its cover“!
von Stephan Lauf - 2023-05-02 14:16:00

Norwegisch-deutsche Geschichte - 3 Sterne

Die norwegische Journalistin und Schriftstellerin Trude Teige hatte mit ihrem Roman „ Als Großmutter im Regen tanzte“ in ihrer Heimat einen Riesenerfolg. Das Buch stand lange Zeit auf den Bestsellerlisten und war für den dortigen Buchhandelspreis nominiert. Das verwundert nicht. Verarbeitet sie doch in einer spannenden und unterhaltsamen Familiengeschichte ein lang tabuisiertes Kapitel norwegischer Historie.
Während der Besatzung Norwegens durch die Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg haben etwa 30.000 bis 50.000 Frauen eine Beziehung zu deutschen Soldaten unterhalten. Nach dem Krieg wurden diese Frauen als sog. „Tyskerjentene“, als „ deutsche Mädchen“ gebrandmarkt. Sie wurden willkürlich verhaftet und eingesperrt, sie verloren ihre Arbeit und nach ihrer Heirat wurde ihnen die norwegische Staatsbürgerschaft aberkannt. Erst 2018 hat sich der norwegische Staat dafür entschuldigt.
Dieses brisante Thema verknüpft die Autorin mit einem lange verdrängten Kapitel deutscher Geschichte, dem Massenselbstmord in der vorpommerschen Kleinstadt Demmin im Frühling 1945. Schätzungsweise 1000 Menschen nahmen sich aus Angst vor den Russen und aus Verzweiflung über den verlorenen Krieg das Leben.

Juni hat massive Probleme mit ihrem gewalttätigen Ehemann. Zuflucht sucht sie auf der kleinen norwegischen Insel, auf der sie aufgewachsen ist. Hier steht das Haus ihrer Großeltern, das sie nach dem Tod ihrer Mutter Lilla geerbt hat. Beim Aufräumen stößt sie auf ein altes Photo, das ihre Großmutter Thekla in den Armen eines deutschen Soldaten zeigt. Dazu ein Brief ihrer Großmutter, datiert mit April 1947 und einem deutschen Poststempel.
Wer war dieser Soldat und weshalb war ihre Großmutter nach Kriegsende in Deutschland?
Auf der zweiten Erzählebene erfahren wir Theklas Geschichte. Die hat sich, zum Entsetzen ihrer ganzen Familie, in den deutschen Soldaten Otto verliebt. Nach der Befreiung Norwegens will sich das Paar in Ottos Heimat niederlassen. Bevor sie mit einem Frachtschiff nach Deutschland ausreisen können, müssen sie noch unter unwürdigen Verhältnissen in einem Ausreiselager verharren. Noch in Norwegen heiraten die Beiden. Im völlig zerstörten Hamburg angekommen, werden sie mit dem tatsächlichen Ausmaß der Zerstörung Deutschlands konfrontiert. Doch Otto will weiter, zum Gutshof seiner Eltern in Demmin. Aber auch dort ist nichts mehr so, wie er es in Erinnerung hat.

Trude Teige entwickelt ihre Geschichte auf zwei Zeitebenen. Parallel zum Erzählstrang in der Vergangenheit berichtet die Ich- Erzählerin Juni von sich und ihren Recherchen. Nach und nach erschließt sich ihr das ganze Geheimnis ihrer Großmutter, das mehr ist als die verbotene Liebe zwischen einer Norwegerin und einem Deutschen.
Juni begreift nun, warum das Verhältnis zwischen Thekla und ihrer Tochter Lilla so belastet war und auch Lillas Alkoholsucht und ihre psychische Verfassung erscheinen in einem neuen Licht. Sogar sich selbst und ihre Art, mit Schwierigkeiten umzugehen, kann Juni nun besser verstehen.
Der Autorin zeigt hier auf eindrückliche Weise, welche Auswirkungen die Verdrängung von Traumata auf die nächsten Generationen haben. Das Schweigen und Verschweigen, auch wenn man damit nur seine Nächsten und sich selbst schützen will, kann nicht die Lösung sein. Unbewusst entfalten die Geheimnisse ihre Wirkung und hinterlassen Narben in den Seelen der Nachkommen.
Trude Teige hat für diesen Roman umfangreich recherchiert, ist an Schauplätze gereist und hat mit Betroffenen geredet. Und sie hat sehr viel historischen Stoff verarbeitet. Das gelingt ihr meist eindrucksvoll, so z. B. wenn sie von Ottos und Theklas Erlebnissen rund um Demmin schreibt oder das kriegszerstörte Berlin aufleben lässt. Manchmal aber musste sie dafür belehrende Passagen bemühen, um bestimmte Sachverhalte anzusprechen. Und um alles unterzubringen, was ihr wichtig war, musste sie ihre Konstruktion schon arg bemühen.
Trotzdem hat mich die Geschichte der Großmutter stark berührt und mit viel Anteilnahme und Spannung habe ich ihren schweren Lebensweg verfolgt.
Blasser dagegen bleibt Lilla, Theklas Tochter. Und die Geschichte um Juni war leider etwas zu vorhersehbar und etwas klischeehaft.
Auch wenn mich die literarische Umsetzung etwas unbefriedigt zurückließ, habe ich den Roman doch gerne gelesen. Ich empfehle ihn allen, die Familiengeschichten mit historischem Hintergrund mögen.
Ich habe zuvor schon von der problembelasteten Beziehung zwischen norwegischen Frauen und deutschen Soldaten gewusst, auch vom Massensuizid in Demmin . Doch für manche Leser mag das neu gewesen sein. Diese Wissenslücke zu schließen ist ein Verdienst dieses fesselnden Unterhaltungsromans.
von Ruth - 2023-04-25 23:24:00

Als Großmutter im Regen tanzte - 5 Sterne

„Als Großmutter im Regen tanzte“ der Norwegerin Trude Teige ist meine liebste Entdeckung im aufkeimenden Bücherfrühling. Ein Teil der Geschichte dieses Generationenromans zwischen Norwegen und Deutschland ist in der Nachkriegszeit angesiedelt. Da werden einige vielleicht denken: Nachkriegszeit, da habe ich schon so viel gelesen, das reicht auch irgendwann. Die Autorin beleuchtet allerdings ein recht unbekanntes Kapitel dieser Zeit, das sie vor Ort recherchiert hat, und verknüpft es gekonnt mit einer interessanten Familienkonstellation – mein Interesse hat sie damit sofort geweckt! Trude Teige beweist mit ihrem Roman einmal mehr, dass skandinavische Literatur nicht nur auf die hervorragenden Krimis reduziert werden sollte.

Bewegend aber in klarer, schnörkelloser Sprache wird von Freundschaft, Liebe, Herkunft und einem Familiengeheimnis erzählt. Dabei bleiben die Lebenswege der drei Frauen und vor allem ihre Verbindung zueinander auch nach der Lektüre noch im Gedächtnis.
von Verena Gruber - 2023-04-17 17:44:16

Als Großmutter im Regen tanzte - 5 Sterne

Juni flüchtet vor ihrem gewalttägigen Ehemann ins Haus ihrer Großeltern auf eine abgelegene norwegische Insel. Kurz vor ihrer Abreise erfährt sie auch noch, dass sie von Jahn schwanger ist. Die Frage, ob sie das Kind behalten möchte, wird ihren Aufenthalt begleiten. Als sie dort ein Foto ihrer Großmutter Tekla mit einem deutschen Soldaten sieht, beginnt sie nachzuforschen, denn sowohl ihre Oma als auch ihre Mutter Lilla haben ihr Geheimnis nie preisgegeben. So hat Lilla ihrer Tochter nie erzählt, wer Junis Vater ist. Die ständigen Streitigkeiten zwischen Tekla und Lilla haben Junis Kindheit geprägt.
Die Kapitel, in denen Juni von ihrem Insel-Leben erzählt, wechseln sich mit jenen ab, in denen das Jahr 1945 und die Nachkriegsjahre geschildert werden.
Wir erfahren, dass Tekla den deutschen Soldaten Otto kennen- und lieben gelernt hat und mit ihm nach dem Ende des Krieges ihre Heimat Norwegen verlassen hat und nach Deutschland emigriert ist. Doch was sie dort in den Lagern erwartet, ist für beide ein Schock, vor allem für Tekla, die sich nach ihrem Zuhause sehnt. Zumal Ottos Familie ausgelöscht wurde und sein Elternhaus in Demmin von Russen besetzt ist. In ganz Deutschland gab es an die 2 Millionen Vergewaltigungen von russischen Soldaten als Rache an den Deutschen. Auch Demmin blieb davon nicht verschont und führte zu Massenselbstmorden, über die bis heute geschwiegen wird.
Juni lernt durch Georg, der sich ebenfalls auf die Insel zurückgezogen hat, wieder Vertrauen, und gemeinsam begeben sie sich auf die Spurensuche nach Junis Vergangenheit.
Wie sind die Menschen im und nach dem Zweiten Weltkrieg mit ihrem Schmerz über die Verluste ihrer Familie und ihres Zuhauses umgegangen?
Wird Juni erfahren, wer ihr Großvater und ihr Vater waren? Was ist mit Otto passiert?
Spannend und erschütternd erzählt die Autorin die Geschichte von drei Frauen! Leider ist der Roman aktueller denn je, denn wieder erleidet die ukrainische Bevölkerung die Gräueltaten von russischen Soldaten!
von Brigitte Thaler - 2023-04-13 16:33:59

Als Großmutter im Regen tanzte - 5 Sterne

Norwegen-Deutschland, ein fesselndes Stück Zeitgeschichte hier in einem berührenden Familienroman verarbeitet. Juni reist auf den Spuren ihrer Großeltern nach Norwegen und wird mit einem Schicksal konfrontiert. Teils natürlich erschreckend, weil ein wahrer Kern im Inhalt, aber ich mag solche Romane sehr. Also klare 5 Sterne dafür von mir und es lohnt sich manchmal im Regen zu tanzen.
von Michaela Santer - 2023-04-13 10:49:48

Ein tolles Buch - 5 Sterne

Ich habe mich mit dem Nationalsozialismus in Norwegen bisher nicht wirklich beschäftigt was ich nun mit diesem wunderbar geschriebenen Roman der eine Art Spurensuche erzählt nachholen konnte.

Nach dem Tod ihrer Großmutter findet Juni in deren Haus ein Foto ihrer Großmutter als junge Frau mit einem deutschen Soldaten. Wer war dieser Soldat an dessen Seite ihre Großmutter so unwahrscheinlich glücklich aussieht? Was ist mit ihm geschehen? Sie beginnt Nachforschungen anzustellen die sie letztendlich nach Demmin im Osten Deutschlands führen und zu einem schrecklichen Ereignis von dem sie bisher nichts wusste. Wie hängt dieses Unglück mit ihrer Familiengeschichte zusammen?

Nach und Nach entrollt sich vor Juni eine Geschichte mit der sie so niemals gerechnet hätte.

Dieser Roman ist in seiner unaufgeregten, ernsten Art etwas ganz besonderes. Die Geschichte hat mich tief berührt und mir einen teil der Geschichte eröffnet von dem ich bisher nichts wusste. Trude Teige hat es geschafft mir einen wichtigen Teil der Geschichte näherzubringen und mich tief zu berühren. Für mich ein großartiges Stück Literatur
von Katharina Grassmugg - 2023-04-09 17:27:00

Als Großmutter im Regen tanzte - 5 Sterne

Juni hatte immer ein recht schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter, so wie diese auch zu ihrer, Junis Großmutter Tekla. Viel Unausgesprochenes, Vergangenes belastet die Beziehung der Frauen. Als Juni das Haus ihrer Großmutter, die am liebsten selbstvergessen im warmen Sommerregen tanzte, in Norwegen räumen muss, entdeckt sie ein Foto. Es zeigt die junge Tekla an der Seite eines deutschen Soldaten. Mit diesem Bild beginnt ein Suchen nach der Vergangenheit, ein Finden von Last und Leid, aber auch Stärke und Kraft und der Bedeutung von Regentänzen. Ein Buch, das noch lange nachhallt. Bewegend.
von Andrea Salomon - 2023-03-16 09:53:48