Rezensionen

Rezensionen von Tarika

„Wir sind eher so was wie eine kleine alternative Familie[…]“ (Kapitel 23) - 5 Sterne

Nachdem ihre Mutter beschlossen hat mit Ärzte ohne Grenzen nach Afrika zu gehen, muss die 17-jährige Svea zu ihrer Schwester in die Wohngemeinschaft ziehen. Wirklich begeistert ist sie davon nicht, denn sie wechselt mitten im Abitur nicht nur den Wohnort, sondern auch noch die Schule. Dort lernt sie schließlich Jona kennen, der nicht nur mit in ihrer WG wohnt, sondern auch noch zusammen mit ihr Abitur machen wird. Außerdem begegnen sie noch Nik, der sich auf der Straße durchschlägt, aber große Träume hat. Zwischen den dreien entwickelt sich schließlich eine Freundschaft, doch die beiden Jungs haben Geheimnisse, die die junge Freundschaft auf eine harte Probe stellt…

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive durch Svea geschildert, dabei nimmt sie kein Blatt vor den Mund und die führt uns ungeschönt durch die Erlebnisse. Dabei kommt der (Galgen-)Humor keinesfalls zu kurz und wenn Svea eins kann, dann Sarkasmus. Durch ihre ganz eigene und vor allem sehr direkte Art ist sie allerdings sympathisch.
Die Geschichte dreht sich vor allem um die drei Freunde, Svea, Jona und Nik, die alle mit verschiedenen Problemen kämpfen. Bei Svea ist es vor allem das Ankommen in der neuen Lebenssituation und der neuen Umgebung, allerdings machen es ihr die Tatsachen, dass sie zu ihrer Schwester zieht und einen der Bewohner bereits vorher per Facebook kennenlernt, deutlich leichter. Im Grunde fand ich Sveas Situation im Gegensatz zu Jonas oder Niks nicht so heftig. Jona wurde von seinen Eltern nach seinem Outing von zu Hause rausgeworfen und Nik ist von zu Hause abgehauen und hat seinen trinkenden Vater allein zurückgelassen und zieht es vor auf der Straße zu leben und seinen Lebensunterhalt mit nicht so ganz legalen Mitteln zu verdienen. Svea macht sich natürlich immer mehr Sorgen um Nik, der, Sturkopf der er ist, kaum Hilfe annimmt. Das Verarbeiten der Themen ist gut gelungen, ohne dabei maßlos übertrieben zu wirken. Dennoch regt es sehr zum Nachdenken an.
Mir gefiel es sehr, wie wir als Leser anfangen, Sveas Sorgen um die Jungs zu teilen. Denn im Grunde dreht sich die Geschichte viel mehr um Jona und Nik als um Svea. Herangetrieben von der Neugierde und der Hoffnung, was sich für die Jungs ergibt, ob sich was ändert, will man immer weiterlesen. Emotionen stehen hier vor allem im Vordergrund, und werden auch passend an Sveas Charakter ausgearbeitet, und zum Glück nicht maßlos übertrieben.

Insgesamt ein sehr schöner Roman, der mir gut gefallen hat und das Erwachsenwerden aus einem etwas anderen Blickwinkel zeigt. Die Protagonisten sind sehr gelungen, sehr auffällig und gerade das macht das Buch doch sehr interessant. Sehr ansprechend sind auch die angesprochenen Themen und deren Umgang damit. Insgesamt ist „Wahre Helden“ ein Roman, der noch eine Weile nachklingen wird.
Autor: Nadine Erdmann

Wer ist Anonymous? - 5 Sterne

Nachdem die Freunde die Erlebnisse vom Anschlag auf CyberLondon durch R.A.T.s verarbeitet haben und wieder in ihren Alltag zurückgefunden, entwickeln Ned und die Jungs ein eigenes CyberGame. Während eines Testlaufs des Spiels hackt sich jedoch ein Unbekannter ins Spiel. Was will er und sie die Freunde in Gefahr? Zu allem Überfluss tauchen auch noch Zacks Eltern in London auf und sorgen für Unruhe…

Auch mit dem sechsten Band der Reihe begeben wir uns in die spannende Welt der CyberGames. Die Jungs entwickeln ein weiteres eigenes Spiel, dass nun ausgiebig von allen Freunden getestet wird. Charlie, die in der Entwicklung des Spiels nicht mitgewirkt hat, darf Versuchskaninchen spielen. Charlie bekam erst nach und nach in den Bänden mehr Auftritte, aber ihre Rolle hat sich immer als sehr sympathisch gezeigt. Das bleibt auch hier so und mir gefällt es, wie wir als Leser durch ihre Augen das neue Game der Jungs erkunden. Eigentlich stellt das Spiel eher eine nebengeordnete Rolle, denn schon bald tritt Anonymous auf den Plan und hackt das Spiel, schreibt Filmsequenzen hinein und erschreckt damit die Freunde durchaus. Dennoch testen sie weiter, in der Annahme, dass Ned ihn vom System aussperren kann. Aber Anonymous ist nicht nur besonders hartnäckig, nein, er ist auch verdammt gut.
Das Rätsel um Anonymous ist gut dargestellt, auch wenn ich manchmal dachte, dass die Freunde wirklich vielleicht auch ein wenig naiv an die Sache rangehen, vor allem mit dem Hintergrund dessen, was sie in CyberLondon durch den Anschlag durch R.A.T.s erlebt haben.
In diesem Band zeigt Nadine Erdmann zudem wieder einmal ihre Stärke: Zwischenmenschliches und Emotionen. Zacks Eltern treten hier wieder einmal auf den Plan und zeigen sich wirklich von einer Seite, die ich von Eltern nicht erleben will. Sie stellen sich und ihre Pläne über das Wohlergehen ihres Sohnes, der dennoch für sich Dinge erledigen soll, die einfach ein No-Go sind. Besonders hervorgehoben wird dabei Zacks Gefühlsleben, wie sehr er darunter zu leiden hat. Nicht nur, dass seine Eltern diesen Weg beschreiten, sondern auch die drohende Gefahr, alles zu verlieren, was er in London aufgebaut hat, seine Familie. Denn seine Familie sind nicht seine Eltern, sondern Robert, der für ihn all die Jahre mehr Vater war als sein leiblicher, sowie Jemma und Jamie. Auch wenn es für den Leser logisch erscheinen muss, so muss Zack an dieser Erkenntnis arbeiten und bis dahin leiden wir als Leser wohl mit ihm mit.

„Anonymous“ ist ein emotional starker Band, aber auch das Rätsel um Anonymous selbst ist sehr spannend mitzuverfolgen. Auch die Mischung von CyberWorld und der realen Welt gefiel mir, wobei die Realität hier eindeutig im Vordergrund steht. Für mich wieder eine sehr gelungene Fortsetzung.
Autor: Elli. H. Radinger

Faszination Wolf - 5 Sterne

„In dieser Zeit habe ich viel von den Wölfen und ihrem Sozialverhalten gelernt. Heute glaube ich, dass ich durch ihr Beispiel ein besserer Mensch geworden bin, weil ich ihr Vorbild von Familie, Fürsorge und Loyalität immer wieder aufs Neue versuche in mein eigenes Leben zu integrieren.“ (aus: Elli H. Radinger, Wolfsküsse, Kapitel „Lernen gelernt“)

In ihrer Autobiographie „Wolfsküsse“ lässt Elli Radinger den Leser Teil ihres Lebens werden. Sie berichtet davon, wie sie ihr abgesichertes Leben aufgibt um ihrem Traum zu folgen. Ein großes Wagnis, dass sich am Ende für sie allerdings ausgezahlt hat. Sie kommt Wölfen so nahe und ihr Verständnis für diese hochintelligenten und sozialen Tiere wird mehr als nur deutlich. Nach der Lektüre kann man auch nicht anders als Wölfe mit anderen Augen zu sehen.
Elli Radinger berichtet so authentisch, dass man sich manchmal so fühlt als würde man selbst dabei sein und den Wölfen so nah. Was für viele nur ein Traum bleiben wird, kann man anhand ihrer Beschreibungen dennoch erleben. Auf ihrem Weg zur Wolfsexpertin begegnet sie zudem auch vielen bekannteren Namen der Wolfsforschung, u. a. Jim Brandenburg, aber auch viele Helfer begleiten sie. Ein gewisser Punkt an noch größerer Authentizität ergab sich für mich zudem, als ich anhand einer Beschreibung eine ehemalige Nachbarin erkannt habe, die auch später in der Danksagung namentlich erwähnt wurde.
Viele ihrer Erlebnisse handeln im Yellowstone Nationalpark, in denen sie seit über dreißig Jahre den Großteil des Jahres verbringt, auch wenn wir auf dem Weg dahin Zwischenstopps einlegen, u. a. im Wolf Park.
Ihre Faszination für diese wunderbaren Tiere bringt die Naturforscherin sprachlich sehr gekonnt rüber. Es fällt nicht schwer, sich die umherstreifenden Wölfe oder auch anderen Tiere durch dichte Wälder vorzustellen. Radinger schreibt zudem keineswegs trocken, sondern sie schreibt humorvoll, persönlich und dennoch schafft sie es Fachwissen einzubringen.

„Wenn ein Wolf sich dir neugierig nähert oder eindeutig versucht zu betteln, dann kannst du ihn anschreien und in die Hände klatschen. Hau ab, Wolf! […] Am besten sprichst du Deutsch mit ihm. Eure harte Aussprache wird ihn gleich verschrecken.“ (aus: Elli H. Radinger, Wolfsküsse, Kapitel „Mit Wölfen leben“)

„Wolfsküsse“ lässt uns teilhaben an dem bemerkenswerten Leben von Elli Radinger und ihren Erlebnissen mit Wölfen. Mit diesen faszinierenden, wilden, unzähmbaren und loyalen Tieren, deren Sozialverhalten ein Vorbild für Familie und Fürsorge ist. Nach der Lektüre meint man, sich Wölfen vielleicht etwas näher zu fühlen und sieht in ihnen vielleicht nicht mehr die gefährlichen Tiere, dennoch darf man nicht vergessen, dass Wölfe wilde Tiere sind.
Autor: Nadine Erdmann

Ein vielversprechender Auftakt - 5 Sterne

Als Liv sich plötzlich in einer fremden Welt wiederfindet, sieht sie sich mit der Wahrheit konfrontiert, dass es neben der Menschenwelt auch weitere Welten gibt. Die Schattenwelt und eine Welt zwischen dieser und der unsrigen, Interria. Die Schattenwelt bedroht Interria und damit auch die Menschenwelt. Um die Dunkelheit zu bezwingen, begibt sich Liv mit ihren neuen Gefährten auf eine Reise, deren Ausgang über das Schicksal der Menschenwelt und Interria entscheiden wird…

„Aquilas“ bildet den Auftakt zu „Die Lichtstein-Saga“, eine neue Reihe, die der Feder von Nadine Erdmann entspringt. Ich kenne Nadine bereits durch ihre CyberWorld-Reihe, an der ich einen Narren gefressen habe. Daher war es keine Frage, auch die Lichtstein-Saga muss gelesen werden!
Im Gegensatz zu der CyberWorld begeben wir uns hier allerdings nicht in Science-Fiction-mäßige Cyber-Abenteuer, sondern wir betreten das Reich der Fantasy.
Der erste Band gliedert sich zunächst in zwei Teile. Während Teil 1 noch die Grundpfeiler gesetzt werden und wir viel über die Protagonisten und Interria selbst erfahren, schlägt Teil 2 so richtig zu und es wird sehr spannend.
Die Welt, die Nadine Erdmann hier erschaffen hat, ist ausgesprochen interessant und gerade Teil 1 widmet sich dem Aufbau dieser Welt. Für das weitergehende Geständnis also einfach nur wichtig, denn auf diesem Wissen baut die Geschichte auf. Auch wenn die Beschreibungen detailreich sind, verliert sich die Autorin nicht in diesen. Man erfährt so viel, wie man für das Vorankommen der Handlung benötigt. Das gefiel mir persönlich sehr gut.
Aber auch bei den Protagonisten bekommen wir gerade in Teil 1 viele Informationen an die Hand. Zunächst begegnen wir Liv. Ich kann es nicht genau sagen, wie es Frau Erdmann geschafft hat, aber mir war Liv vom ersten Moment einfach nur sympathisch. Vielleicht liegt das an der einfach natürlichen Art, wie Liv rüberkommt, vielleicht auch daran, dass Liv einfach wie eine ganz normale junge Frau wirkt, von der Problemen mit ihrer Familie mal abgesehen. Aber auch die anderen Cays, die Auserwählten des Engels, empfand ich als Leserin angenehme Zeitgenossen, wenn auch alle ihre kleinen oder großen Laster zu tragen haben. Überhaupt steckt Nadine sehr viel Liebe ins Detail, vor allem in zwischenmenschliche Beziehungen, was ich an ihren Geschichten immer sehr mag und es auch in diesem Buch wieder sehr gelungen ist.
Wenn dann alle Weichen gestellt worden sind und wir grundlegendes über die Protagonisten und Interria erfahren haben, dann geht es so richtig zur Sache in Teil 2. Hier wird es unglaublich spannend und die erste Reise von Liv und ihren neuen Gefährten gestaltet sich zunächst als sehr interessant. Auch wenn ich viel mehr Gefahren vermutet habe, als unsere Protagonisten, wurde ich mit Action auf keinen Fall enttäuscht. Und man soll ja vorsichtig sein, mit dem, was man sich wünscht, denn das Ende ist so ziemlich der Hammer und absolut megaspannend. Ich würde am liebsten den nächsten Band lesen, aber da muss ich mich wohl noch etwas gedulden.

Der Auftaktband der vierteiligen Lichtstein-Saga hat mich begeistert. Der Weltenaufbau von Interria fasziniert, die Charaktere sind einfach nur sympathisch und die Geschichte selbst ist spannend. Ich freue mich auf jeden Fall auf die weiteren Bände.
Autor: Fabiaschi, Abby

Ergreifend, einfühlsam und witzig - 5 Sterne

Abby ist eine hingebungsvolle Hausfrau und Mutter: Sie ist Gastgeberin von ausgezeichneten Partys, hat das Talent aufmerksame Geschenke zu überreichen und ist eine Quelle für weise Ratschläge. Sie ist der Eckpfeiler ihrer Familie… bis zu dem Tag, an dem sie von Dach der Bibliothek stürzt begeht. Ihren Ehemann Brady und ihre Tochter Eve lässt sie mit gebrochenen Herzen zurück. Sie fragen sich, wie es dazu kommen konnte, hatte Maddy doch Pläne für die nahe Zukunft. Warum ist Maddy scheinbar ohne Grund aus ihrem Leben verschwunden? Und wie können sie ohne Maddy weiter machen? Auf der Suche nach Antworten sind Brady und Eve gezwungen, sich mit beunruhigen Wahrheiten auseinanderzusetzen.
Maddy hingegen ist noch nicht bereit, diese Welt und ihre Familie für immer zu verlassen. Aus dem Jenseits beobachtet sie ihre Familie und begibt sich auf die Suche nach dem perfekten Ersatz für sich und stößt dabei auf Rory, einer hübschen und fürsorglichen Grundschullehrerin. Doch auch sie hat ihre Last zu tragen.

„Unser Leben ist ein Geschenk und die Konsequenz ist der Tod.“ (Kapitel 16, Madeline)

Mit „Für immer ist die längste Zeit“ legt Abby Fabiaschi ein erstaunliches Debüt hin. Dieses an sich sehr sensible Thema, der vermeintliche Selbstmord/ das Ableben einer geliebten Person, arbeitet die Autorin gekonnt auf. Passend dazu sind die Kapitel in jeweils drei Abschnitte unterteilt, in denen jeweils einer der Protagonisten in seiner ganz eigenen Art und Weise die Handlung wiedergibt: Maddy aus dem Jenseits, die ihre Familie beobachtet und Eve und Brady im Diesseits. Davon profitiert die Geschichte stark, denn die Emotionen der drei Protagonisten werden dadurch hervorragend ausgearbeitet, und schließlich fühlt man mit jedem mit, versteht ihre Wünsche und ihr Handeln, aber auch die Wut, die Enttäuschung und die Resignation. Natürlich sind die emotionalen Aspekte des Buches nicht zu übersehen, aber die Autorin beherrscht es, immer wieder humorvolle Szenen zu bringen, sodass das Geschehen aufgelockert wird.
Eve und Brady sind auf der Suche nach dem „Warum“. Sie suchen Gründe dafür, denn keiner kann sich vorstellen, dass es Maddy so schlecht erging, dass sie dieses Leben verlassen wollte. Die Schuldgefühle, die sie als Angehörige entwickeln, sind realitätsnah und auch der Schmerz durch den Verlust entstanden ist, wird überzeugend dargestellt. Sehr einprägsam war, dass Eve und Brady jeweils ganz eigen damit umgehen. Das überzeugte mich, denn jeder Mensch geht mit Verlusten anders um.
Auch Maddys Rolle aus dem Jenseits fand ich sehr bemerkenswert. Als Verstorbene wirkte sie stets ein wenig pragmatisch, was ihre Schilderungen anfangs etwas nüchtern erscheinen lassen: sie will ihre letzten Angelegenheiten noch regeln, alles dafür tun, dass es einen Nachfolger für sie gibt und es ihrer Familie gut geht. Das Maddy mehr bewegt, wird dennoch im Verlauf der Geschichte deutlich.

„Für immer ist die längste Zeit“ ein kurzweiliger, emotionaler Roman. Die Geschichte schafft es, den Leser zu berühren, und führt geschickt durch das sensible Thema über den Verlust eines geliebten Menschen. Durch gelegentlichen Humor mäßigt Abby Fabiaschi die Schwermut in der Erzählung.
Autor: Andreas Suchanek

Der verlorene Junge - 5 Sterne

„Der verlorene Junge“ ist der 20. Band aus der Reihe „Ein MORDs-Team“ von Andreas Suchanek. Da es sich um eine fortlaufende Reihe handelt, empfehle ich Neulesern mit Band 1, „Der lautlose Schrei“, zu beginnen.

Um das Leben von Alice zu retten, begeben sich Mason, Olivia, Randy und Danielle auf die Suche nach deren verschollenem Zwillingsbruder.
Unterdessen beginnt Elisabeth damit, die Macht der Dynastien an allen Fronten anzugreifen – und Harrisons Dad unternimmt den entscheidenden Schritt. (Klappentext)

Mit dem 20. Band stolpert man quasi direkt ins nächste Abenteuer und es wird für Mason, Olivia, Randy und Danielle wieder unheimlich spannend. Gekonnt schafft es der Autor, die Ereignisse zu verweben und bringt schließlich zwei Bösewichte ins Spiel, mit deren Begegnung man vermutlich nicht so einfach gerechnet hätte. Klar, dass man hier nicht erwähnen muss, wie unheimlich actionreich das Aufeinanderprallen der unterschiedlichen Charaktere wird.
Immer wieder fasziniert es mich aufs Neue, wie Suchanek es schafft, gefühlt mit jedem Band die Spannung nicht nur zu halten, sondern sogar noch zu erhöhen. Lobend sollte man wohl auch erwähnen, dass die Charaktere sich mit jedem Band zwar weiterentwickeln, sich aber grundsätzlich treu bleiben. Und jemand sollte wirklich Mason und Socke von allen Vasen fernhalten. Womit wir auch schon beim nächsten Punkt wären: Ich liebe diesen Humor, den der Autor immer wieder einstreut. Sie sorgen für eine nötige Auflockerung und man liest keineswegs einen trockenen Text.

Alles in allem geht es vermutlich nun stark auf das Zyklus-Finale zu und wir dürfen wohl gespannt sein, was die nächsten Bände so bringen. Dieser hier hatte es wieder einmal in sich und konnte die volle Dröhnung Spannung, Action und Nervenkitzel bieten!
Autor: Tomi Adeyemi

Großartige Charaktere und eine fantastische Welt - 4 Sterne

Einst war Orïsha voller Magie, doch von Hass geblendet beschloss der König von Orïsha, dass die Magie für immer aus seinem Land verschwinden solle. In der Blutnacht, der Nacht, in der die Magie versiegte, ließ der König alle Magier töten und machte viele unschuldige Kinder zu Waisen oder Halbwaisen. Auch Zélie verlor in dieser Nacht ihre Mutter.
Viele Jahre später ergibt sich jedoch für Zélie die Chance, die Magie zurückzuholen. Die ohnehin nicht einfache erweist sich als noch schwerer, da ihre Feinde ihr auf den Fersen sind und die Rückkehr der Magie mit allen Mitteln verhindern wollen.

Tomi Adeyemi Debütroman entführt den Leser nach Orïsha, einem Land in einem fiktionalen Afrika. In Orïsha spaltete Magie die Bevölkerung. Zum einen gibt es die Divîné, diejenigen die vor der Blutnacht gelernt hätten, die Magie zu nutzen, und die Bevölkerung ohne magische Fähigkeiten. Die Divîné, zu denen auch Zélie gehört, werden seit König Saran an der Macht ist, unterdrückt. Sie müssen mit Vorurteilen durch die nicht-magische Bevölkerung leben und ein Verstoß gegen Gesetze, die ständig geändert werden, bringt für sie harte Strafen mit sich.
Vor allem von König Saran wird großer Hass gegen die Divîné geschürt, denn sie sind in der Lage die Magie vielleicht doch zurückzubringen. Generell zeigt sich, dass sein Hass in Angst gründet. Dieser Hass und diese Angst vor dem Andersartigen hat ihre Wurzeln, so die Autorin in Nachwort, seine Wurzeln in der Realität. Aus dem Fakt heraus, dass in den USA mehr als doppelt so viele Schwarze als Weiße von Polizisten erschossen werden, die unbewaffnet sind. Ursache ist auch hier die Furcht und Vorurteile gegenüber der schwarzen Bevölkerung. Dieser Hass und die Angst gegen das Fremde findet auch in Adeyemis Buch Einklang.

Der Einstieg in die Welt von Orïsha war etwas gewöhnungsbedürftig, da mir zu Beginn noch einiges an Informationen zu dem Land und seiner Geschichte wurde. Zwar legt sich der Schleier des Unwissens allmählich beim Lesen, dennoch bleiben einige Fragen offen. Dennoch zeigt sich ein sehr interessantes Bild eines Königreichs.
„Children of Blood and Bones“ wird aus drei Perspektiven erzählt, was dem Leser einen tiefen Einblick in die Gedankenwelt der drei Protagonisten bietet. Zélie ist im Grunde ein einfacher Charakter, den man einfach mag. Sie ist mutig, aber oft auch leichtsinnig. Sie will stets das richtige tun egal welche Konsequenzen es gibt. Ihr zur Seite steht ihr Bruder Tzain, der seine Aufgabe darin sieht, Zélie zu beschützen. Die zweite starke weibliche Protagonistin ist Amari, die Tochter von König Saran. Wenn man Amari kennenlernt, wirkt sie zunächst schüchtern und sanftmütig, doch sie weiß, dass der Hass gegen die Divîné falsch ist und ihre eigene Meinung trifft. Ihre Entwicklung gefiel mir am besten, denn aus der schüchternen Prinzessin wird eine starke Kämpferin. Die dritte Erzählperspektive ist die des Kronprinzen Inan. Er hat gelernt, dass Magie schlecht ist und sie vernichtet gehört. Von seinem Vater lernte er, die Magie zu hassen und alles dafür zu unternehmen, damit sie nie wieder zurückkehrt. Als sich seine Wege mit Zélie kreuzen, lernt er neben der Wahrheit seines Vaters eine weitere Wahrheit kennen. Diese neuen Erkenntnisse bringen seine Gedankenwelt in wanken und man merkt sehr deutlich, wie sehr ihn Saran mit seinem anerzogenen Hass zerrüttet.
Was ich ein wenig als unpassend empfunden habe, waren die Romanzen zwischen einigen Charakteren. Sie ging stellenweise zu schnell und passte in meinen Augen nicht so richtig, störte allerdings beim Lesen auch nicht wirklich.

Tomi Adeyemis Debütroman „Children of Blood and Bone“ nimmt die Leser mit auf eine Reise voller Hoffnung, aber zeigt auch das Leid in Orïsha. Mit überzeugenden Charakteren, einer beeindruckenden Welt und einem Ende, das einem bis in Mark geht, wird dieser Roman vermutlich nicht so schnell in Vergessenheit geraten.
Autor: Cecilia Lyra

Schöne Sommerlektüre - 4 Sterne

Als die Halbschwestern Cassie und Julie sich im Alter von neun Jahren kennen lernen und den Sommer im Strandhaus ihrer Großmutter verbringen, werden sie beste Freudinnen. Von nun an ist die gemeinsame verbrachte Zeit im Sommer die beste ihres Lebens. Doch eine Tragödie entzweit Cassie und Julie und die beiden ehemals besten Freundinnen sprechen 15 Jahre lang kein Wort miteinander. Als ihre Großmutter stirbt, führt ihr letzter Wunsch die beiden Schwestern wieder in das Strandhaus in den Hamptons. Die beiden sollen hier einen Monat gemeinsam verbringen. Können die beiden das, was zwischen ihnen stand, überwinden und ihre Freundschaft wiederaufleben lassen?

Ein Roman über ein Familiendrama mit einem großen Geheimnis war für mich die perfekte Sommerlektüre, weshalb ich „Schwestern für einen Sommer“ unbedingt lesen wollte. Familiengeheimnisse und -dramen bekommt man im Debütroman von Cecilia Lyra auch genügend, weshalb ich mich wirklich gut unterhalten fühlte.
Die Geschichte selbst wird aus der Ich-Perspektive von Cassie bzw. Julie geschildert, womit man einen ganz individuellen Eindruck sowohl von diesen beiden Charakteren bekommt und auch dem, was zur aktuellen Erzählzeit, aber auch in der Vergangenheit der beiden passiert bzw. passiert ist. Was mir aber außerdem sehr gut gefallen hat, dass die beiden Schwestern ihren ganz eigenen Stil haben, wie sie ihre Geschichte erzählen. Cassie wirkt so eher geradlinig, sehr ernst. Julie dagegen verträumt, mit Randnotizen und schweift öfters mit ihren Gedanken in ihre Märchen ab, die ein fester Bestandteil von ihr sind. Mir gefiel es sehr, dass die beiden sich doch so stark unterscheiden.
Ansonsten gestaltet sich die Geschichte recht geradlinig, ist aber dennoch auf ihre eigene Art und Weise spannend und fesselnd. Oft kann man sich als Leser schon denken, was passiert ist oder passieren wird, da die Geschichte wenig Überraschungen parat hält. Ich fand dennoch, dass dies der Geschichte keinen Abbruch tut, da die Geschichte davon lebt. Man erlebt die Geschichte mit den Charakteren und merkt, wie sie sich im Laufe verändern bzw. sich Eingeständnisse machen und zu Einsichten kommen. Große Gefühle, Zusammenhalt und die Frage, was Familie sein sollte, sind die großen Themen dieses Romans und die schafft es Autorin Lyra gekonnt herauszuarbeiten.

„Schwestern für einen Sommer“ ist ein wunderbarer kurzweiliger Sommerroman, bei dem Gefühle und die Frage nach „Familie“ nicht zu kurz kommen. Ich habe den Roman sehr gerne gelesen und fühlte mich gut unterhalten, auch wenn manches vorhersehbar ist.

Zwei Schwestern gegen die Unterdrückung - 5 Sterne

In einer Welt, in der Frauen keine Rechte haben, sehen sich die Schwestern Serina und Nomi zwei verschiedenen Schicksalen gegenüber: eines im Palast, das andere im Gefängnis.
Serina wurde ihr Leben lang dahingehen unterrichtet eine Grace zu werden. Eine Frau die dem Thronfolger zuteil ist, ihm unterwürfig und das perfekte Ebenbild einer anmutigen (und unterdrückten) Frau, deren Aufgabe es ist, dem Thronfolger zu dienen. Doch als ihre jüngere rebellische Schwester Nomi dem Thronfolger begegnet, passiert etwas, womit keiner gerechnet hat.
Beide landen in einem Leben, das keine je so wollte. Serina nimmt eine Schuld auf sich, um Nomi zu schützen. Nomi kämpft derweil damit, ihrer Rolle als Grace gerecht zu werden, um Serina helfen kann. Doch das Leben beider Schwestern ist in Gefahr…

Als ich angefangen habe, „Iron Flowers“ zu lesen, fühlte ich mich zunächst an Selection erinnert. Vielleicht mag es auch die eine oder andere parallele geben, dennoch ist das hier eine völlige eigenständige Geschichte, die ganz eigenen Ideen und Handlungen folgt. Als kurze Zeit später Serina im Gefängnis landet, musste ich bei den Ereignissen dort unweigerlich an Panem denken. Die Kämpfe dort ums Überleben sind heftig, und dienen auch einem meiner Meinung nach perversem Publikum als Unterhaltung, aber das war es auch schon an Ähnlichkeit. Wer also will, findet die eine oder andere Parallele zu den beiden genannten Werken. Trotzdem entwickelt sich das Buch und die Charaktere in sehr eigenen Bahnen. Also man darf jetzt kein Selction in Tribute von Panem verpackt erwarten. Das ist auch gut so.
Serina und Nomi sind als Charaktere relativ klar gezeichnet, aber durch ihre Schicksale bemerkt man auch, dass sie sich entwickeln und versuchen an ihren unterschiedlichen Aufgaben zu wachsen. Den Thronfolger Malachi und seinen Bruder Ava finde ich sehr gelungen. Zunächst hat man ein ziemlich (voreingenommenen) Bild von ihnen, aber für mich blieben die beiden Brüder bis zum Schluss recht undurchschaubar in ihren Handlungen und Absichten, was die Geschichte spannend macht. Ansonsten gibt es noch weitere Nebencharaktere über die man das nötigste erfährt, aber nicht mit unnötigen Details aufgehalten wird. Interessant fand ich hier vor allem den Wärter Val und die Grace Maris, über deren Hintergrund man viel erfährt. Das tut der Geschichte gut und gibt der Welt mehr Hintergrundwissen. Nichtsdestotrotz hatte ich beim Lesen nicht das Gefühl, dass man mit belanglosen Informationen zugeworfen wird, sondern dass sich die Handlung einem ganz klaren roten Faden folgt.
Der Sprachstil von Tracy Banghart ist sehr angenehm und die Geschichte lässt sich flüssig lesen. Spannung ist im Grunde stets vorhanden, sodass ich mich beim Lesen nur immer schwer vom Text trennen konnte. Die Kapitel sind abwechselnd aus Sicht von Serina und Nomi geschildert und an sich nicht sehr lang. Man fliegt im Grunde nur so durch das Buch.

Rundum ein sehr toller und spannender Jugendroman sowie ein gelungener Auftakt der Reihe. Ein wunderbarer Sprachstil und interessante Charaktere machen dieses Buch für mich zu etwas ganz Besonderem. Fans von Selection und/oder Panem könnten hier voll auf ihre Kosten kommen, auch wenn dieses Werk etwas sehr Eigenständiges bildet. Ein zweiter Teil soll im Herbst 2019 folgen, den ich sehr sicher dann auch lesen werde.

Eine musikalische Liebesgeschichte - 5 Sterne

Die Straße, in der sich Franks Musikgeschäft befindet, hat schon bessere Tage gesehen. Der Mörtel fällt von den Wänden und Jugendliche ‚verschönern‘ die Läden mit Graffiti. Aber einige dieser Läden sind seit vielen Jahren hier, einschließlich Franks Musikgeschäft, das nur Schallplatten verkauft. Er weigert sich, CDs zu verkaufen, was ihn bei den Plattenlieferanten ziemlich unpopulär macht. Aber Franks Laden ist etwas Besonderes. Er hat das Talent, genau das richtige Lied zu finden, das seine Kunden brauchen um glücklich zu werden. Er schafft es, gebrochene Herzen und Ehen zu heilen, und sein Laden ist ein beliebter Ort in der Gegend. Doch eines Tages taucht eine geheimnisvolle Frau in Grün vor seinem Laden auf und bei dieser Frau, einer Deutschen namens Ilse, versagt sein Gespür und so sehr er sich auch bemüht, er kann nicht herausfinden, welche Musik sie glücklich machen kann.

Rachel Joyce hat einen sehr angenehmen Schreibstil, der sich flüssig und gut lesen lässt. Sie nimmt den Leser gekonnt mit in diese kleine Straße in einem Londoner Vorort in den späten 1980er Jahren. Die Geschichte selbst ist eine Hommage an die Musik, und ich wage zu behaupten, dass jeder Musikliebhaber seine Freude an der Geschichte finden wird. Die musikalischen Referenzen sowie das Trivialwissen zu Liedtexten, Bands bzw. Komponisten sind wirklich sehr gut gelungen.
Die Charaktere in dieser Geschichte sind manchmal etwas skurril, aber dennoch sehr liebenswert. Frank zum Beispiel spielt weder ein Instrument, noch kann er Noten lesen, aber er hört das richtige Lied für seine Kunden, genau das Lied, dass dieser Mensch braucht. Doch bei der Fremden, die vor seinem Laden ohnmächtig wird, Ilse Brauchmann, kann Frank kein Lied hören, da ist nur die Stille. Und in dem Moment weiß Frank, dass sich sein Leben ändern wird. Die Geschichte zwischen Frank und Ilse ist nun wirklich unkonventionell. Wer hier eine klassische Liebesgeschichte erwartet, wird eines Besseren belehrt.

»In der Musik geht es um Stille« (Kapitel 6, Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie – Rachel Joyce)

Aber in „Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie“ geht es nicht nur um Frank und Ilse, sondern auch um die Verbindung zwischen Menschen, wie die zwischen einem Mann und seiner Mutter oder einer Gemeinschaft von Menschen, die ums Überleben kämpfen, in einer Gegend, in der kleinere Läden und Familienunternehmen von den großen Ketten vertrieben werden.

Diese Geschichte, in der es um mehr als nur Musik geht, hat mich wirklich sehr bewegt. Denn es geht auch um Liebe, um Beziehungen, aber auch um die Art und Weise, wie sich die Welt entwickelt. Mit diesem Roman erhält man letztendlich nichts geringeres als eine schöne, ergreifende Geschichte, die reich an Atmosphäre und Emotionen ist.