Rezensionen

Rezensionen von la_stellina

Autor: Elena Fischer

Story über einen Roadtrip, Herkunft und Identität - 5 Sterne

Elena Fischer schrieb mit Paradise Garden einen Roman, der auf den ersten Blick an Tschick von Wolfgang Herrndorf erinnert, im Laufe der Geschichte dann doch aber gänzlich andere Wendungen nimmt und andere Themenfelder behandelt.

Die 14-jährige Billie lebt mit ihrer Mutter Marika in einer Hochhaussiedlung am Rande einer deutschen Stadt in eher prekären Lebensverhältnissen. Die Mutter hält sich mit zwei Jobs über Wasser. Nun stehen die Sommerferien an und es soll mithilfe eines Gewinns in den Urlaub gefahren werden, doch dazu kommt es nicht, denn Marikas ungarische, kranke Mutter hat sich angesagt. Als Marika dann noch durch einen Unfall umkommt, beschließt Billie, die mit ihrer Großmutter nicht unbedingt warm wird, ihren unbekannten Vater, über den ihre Mutter nie sprechen wollte zu suchen und reißt von zu Hause aus. Es folgt ein Road-Trip quer durch Deutschland.

Cover und Gestaltung des Buches im klassischen "Diogenes-Stil" gefallen mir wie immer sehr gut. Auch der Schreibstil war angenehm zu lesen und ließ mich sofort in die Story hineinfinden. Die Autorin verzichtet auf Längen und so kam es, dass das Buch in zwei Tagen bereits ausgelesen war, da ich es nicht mehr aus der Hand legen konnte. Auch die Themen und Fragen der der Herkunft, Identität etc. die behandelt wurden fand ich spannend in die Geschichte eingewebt. Definitiv eine Leseempfehlung nicht nur für Erwachsene Leser:Innen sondern auch Jugendliche.
Autor: Linda Zervakis; Elissavet Patrikiou

Kochbuch mit Hintergrundstories - 3 Sterne

Ehrlich gesagt hat mir der Name Linda Zervakis nichts gesagt, als ich auf die Leseprobe aufmerksam geworden bin. Sie konnte mich dann aber schnell überzeugen, sodass ich einen Leseeindruck verfasst habe.

Das Kochbuch kommt mit einem ansprechenden Cover daher und auch im Buchinneren geht es mit vielen schönen Bildern, seien es welche von Gerichte oder von Linda Zervakis und ihrer Mutter.

Die Rezepte, sind wie im Titel beschrieben, nicht kompliziert und sicher auch von KochanfängerInnen zu meistern. Schwerpunktmäßig findet man, sehr zu meiner Freude, griechische Rezepte, die sehr alltagstauglich umgesetzt wurden, aber auch Ideen aus dem Orient oder Norddeutschland (Hamburg) wurden eingearbeitet.

Ein weiterer Pluspunkt sind die sehr übersichtlich gehaltenen Zutatenlisten. Sämtliche Zutaten sind in "normalen" Supermärkten zu erwerben, somit spart man sich den Weg in Spezialmärkte und kann gleich mit dem Kochen loslegen.

Alles in allem ein sehr gelungenes Werk, allerdings hätte ich mir noch ein paar mehr Rezepte gewünscht, da aufgrund der vielen Bilder und Hintergrundstories doch ein großer Teil des Buches nicht auf Rezepte entfallen.
Autor: Matthias F. Mangold

Ansprechende Rezepte für Fleischliebhaber mit Gasgrill - 3 Sterne

Das Cover ist für ein Grillbuch das sich von anderen Grillbüchern abheben sollte, sehr klassisch ausgefallen. Vielleicht hätte man auch ein vegetarisches Gericht oder ein Dessert zusätzlich zum Stück Fleisch mit den Tomaten abbilden können.
Für ein Büchlein mit ca. 64 Seiten fand ich die Rezepte bedingt abwechslungsreich, es werden auch Fisch bzw. Veggie-Gerichte gegrillt, allerdings wirbt das Buch auch damit und es gibt nur sehr wenige Gerichte in denen kein Fleisch oder Fisch enthalten sind.

Ein weiterer Wehrmutstropfen ist, dass viele Rezepte nicht mit einem Kohlegrill umsetzbar sind und sich das Buch eher an Gasgriller richtet - man aber auf dem Klappentext etc. nicht darauf hingewiesen wird.

Super fand ich, dass die Rezepte vom Aufbau und Ablauf her sehr schlüssig beschrieben sind und auch die verwendeten Zutaten nicht allzu exotisch sind, sodass man nicht jedes Mal extra einkaufen fahren muss um diese zu besorgen.

Die Fotos der einzelnen Gerichte sind sehr gelungen und ansprechend, sodass man Lust auf's Grillen bekommt.
Autor: Luca Ventura

Ein italienischer Inselkrimi mit Eignung zur Sommerlektüre - 5 Sterne

Maria Grifo die Leiterin des Konservatoriums in Neapel wird tot in einem Koffer auf einem Felsvorsprung über dem Meer aufgefunden. Die Inselpolizisten Enrico Rizzi und Antonia Cirillo werden zum Fundort gerufen und beginnen mit ihren Ermittlungen, schon bald schaltet sich jedoch die Kriminalpolizei vom Festland in Neapel ein und beansprucht den Fall für sich. Doch Rizzi und Cirillo ermitteln weiter im Umfeld der Toten und finden heraus warum sie überhaupt, just am achten Geburtstage ihrer Enkelin nach Capri gereist ist, was es mit dem ominösen, am Tag ihres Todes an ihre Tochter versandten Brief auf sich hat und was es mit der Accademia per corpo e anima, direkt neben dem Hotel La Principessa auf sich hat.
„In einer stillen Bucht“ von Luca Ventura spielt auf Capri und hat mich aufgrund der Beschreibungen und der Charaktere sehr neugierig auf die Insel gemacht. Es handelt sich dabei um den dritten Teil einer Krimiserie, es tut der Handlung aber keinerlei Abbruch, wenn man die ersten beiden Teile nicht gelesen hat, da nicht nennenswert auf die Vorgänger Bezug genommen wird, sondern ein eigenständiger Fall bearbeitet wird. Nichtsdestotrotz werde ich aufgrund der kurzweiligen und sehr spannenden Lektüre auch die ersten beiden Teile noch lesen. Definitiv eine Krimireihe, die sich als Sommerlektüre eignet.
Autor: Jonathan Lee

Kein Krimi - eine spannende Lebensgeschichte - 5 Sterne

Den Klappentext habe ich wohl etwas missinterpretiert, denn der klang für mich nach einem Krimi, wobei es sich beim Buch dann eher um eine Lebensgeschichte handelt. Die Story beginnt mit dem Mord an Andrew Green, woraufhin Inspector McClusty seine Ermittlungen aufnimmt und man nach und nach mehr über das Leben des Ermordeten erfährt. Von seiner Kindheit in ärmlichen, bäuerlichen Verhältnissen bis über seine Zeit in Trinidad bis hin zu seiner Zeit in seiner Wahlheimat New York für die er im Laufe seines Lebens viel geleistet hat. So entspringt zB der Central Park oder die Öffentliche Bibliothek seinem Schaffen. Ziel seines Lebens war für Andrew Green den Sprung vom Bauernsohn zu einer gebildeten, angesehenen Persönlichkeit zu werden.
Der Schreibstil ist Anfangs aufgrund vieler Schachtelsätze etwas gewöhnungsbedürftig, nach ein paar Kapiteln kommt man aber dann in einen Lesefluss. Zu Beginn des Buches war mir nicht klar, dass es sich bei Andrew Green um eine reale Persönlichkeit handelte, über deren Leben der Autor nun dieses Werk verfasst hat, um ihn aus der Vergessenheit zu holen. Nachdem ich einen Krimi erwartet hatte, wurde die Story dann spannend für mich, als ich feststellte, dass historische Fakten rund um Andrew Green im Buch verarbeitet wurden. Und ich es sehr bemerkenswert fand, was er in seinem Leben für New York geleistet hat. Sollte ich je nach NY reisen, werde ich auf alle Fälle in der Stadt Ausschau nach seinen Spuren halten.
Autor: Frank Goldammer

Etwas (N)ostalgie und viel Spannung - 3 Sterne

Frank Goldammer lässt seine Geschichte "Im Schatten der Wende" in Dresden, in der DDR spielen.
Das Buch gliedert sich in zwei Teile, einen vor und einen nach der Wende. Der Leser lernt zuerst Tobias Falck, einen jungen Polizisten kennen, der zunächst sehr regimetreu agiert und versucht nicht aufzufallen und seine Befehle bestmöglich auszuführen. Als er mit verdeckten Ermittlungen bezüglich der Belästigung von Frauen betraut wird, steckt er schneller als er sich versieht, in einem Mordfall und kommt auch mit regimekritischen Personen in Kontakt.
Eine wirklich gelungene und vor allem auch sehr spannende Story, in der man die (n)ostalgische Stimmung auch beim Lesen verspürt. Man bekommt als Leser auch mit, wie sich der Charakter Tobias Falck mit den Geschehnissen in der DDR auseinandersetzt und er dem Ganzen zum Schluss auch kritischer gegenübersteht und mehr hinterfragt und sich auch seine eigene Meinung gegenüber seinem Chef zu vertreten traut, ohne Angst vor Repressalien zu haben.
Definitiv eine sehr lesenswerte Story mit geschichtlichen Bezügen zur DDR. Ich würde mir wünschen, dass Frank Goldammer bald eine Fortsetzung zum Ermittler-Team rund um Falck veröffentlicht.
Autor: Ronja von Rönne

Leben oder sterben? - 5 Sterne

Hella und Juli, über 50 und noch keine 20 Jahre alt, haben beide mit ihren Leben abgeschlossen. Als Juli von einer Brücke vor Hellas Auto springt, als diese auf dem Weg in die Schweiz ist, um ihrem Leben ein selbst bestimmtes Ende zu bereiten, kreuzen sich ihre beiden Wege.
Hella eine ehemalige Schlagersängerin, die sich nicht mehr gewollt und gebraucht fühlt und Juli, die von zu Hause ausgebüxt ist und ein schwieriges Verhältnis zu ihrem Alleinerziehenden Vater hat, begeben sich auf eine Art Road-Trip, auf dem sie sich immer besser kennenlernen und sich gegenseitig Mut zusprechen.
Ronja von Rönne die ihr eigenes Buch auch liest, tut dies mit ruhiger und angenehmer Stimme.
Gehört habe ich das Hörbuch, im Auto, auf meinem Arbeitsweg und es hat mich sehr gut unterhalten, wobei ich sagen muss, dass es durchaus die eine oder andere Länge hatte. Kurz vor Ende wird es nochmal so richtig spannend.
Autor: Michaela Coel

Ein Manifest für alle - 5 Sterne

Bei "Misfits" handelt es sich um eine Rede, die von der britischen Schauspielerin, Drehbuchautorin und Regisseurin Michaela Coel im Rahmen des Edinburgh TV Festivals bei der MacTaggart Lectures gehalten und im nachhinein noch ergänzt, wurde.

Der Leser erfährt Einiges über die Tochter ghanaischer Einwanderer, die seit jeher in sämtlichen Bereichen wie Schule, Freizeit, während der Schauspielausbildung etc. Außenseiterin ist. Auch erlebt sie immer wieder rassistische Äußerungen ihrer Mitmenschen, da sie aufgrund ihrer Hautfarbe aus sämtlichen Gruppen in denen sie sich bewegt heraussticht. Diese Äußerungen werden zwar immer wieder zurückgenommen doch Michaela beginnt sich zu wehren und dreht den Spieß um und spricht die Missstände in ihrem Umfeld offen an, ohne Rücksicht darauf, ob dies für sie künftig mit Nachteilen verbunden ist.

Genau dazu versucht sie auch den Lesenden zu ermutigen. Einzustehen für die Werte die man vertritt, ohne an mögliche damit verbundene nachteilige Konsequenzen zu denken, denn nur so könne das System aufgebrochen und auch neue Herangehens- und Sichtweisen berücksichtigt werden.
Autor: Schlink, Bernhard

Eine Familiengeschichte zwischen Ost- und Westdeutschland - 5 Sterne

Wie kann es sein, dass zwei Menschen ihr ganzes Leben miteinander verbringen und einer der beiden die ganze Zeit über ein Geheimnis mit sich trägt, das ihn zerfrisst? Dass es genauso gewesen sein muss, zwischen ihm und seiner Frau Birgit muss Kaspar auf schmerzhafte Weise, nach Birgits Tod feststellen, als er aus ihren Unterlagen und Aufzeichnungen erfährt, dass sie im Osten, kurz vor ihrer Flucht zu ihm in den Westen, eine Tochter zur Welt gebracht hatte.
Nach Birgits Tod beschließt Kaspar nun das zu Ende zu bringen, was Birgit sich zwar gewünscht, aber nie fertig gebracht hatte: er sucht die Tochter und findet diese in einer völkischen Gemeinschaft im Osten. Und nicht nur das, er versucht zu deren Tochter Sigrun ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und sie mittels Musik und Kultur etwas weltoffener zu machen. Wahrlich keine leichte Aufgabe für Kaspar.
Bernhard Schlink schildert in dieser Familiengeschichte, die sich in Ost- und Westdeutschland abspielt, auf sehr eindringliche Weise warum sich Menschen völkischen oder rechten Gruppierungen anschließen und welche Weltbilder sie haben bzw. wie die Kinder in diesen Gruppen aufwachsen und die Welt sehen. Und dass es zwar nicht einfach ist, gegen die "Argumente" des Elternhauses anzukommen, aber dennoch wichtig ist, es zumindest zu versuchen. Definitiv eine Thematik mit der man sich sonst nicht beschäftigt und über die man sich eher wenig Gedanken macht. Somit also eine klare Leseempfehlung für alle die an dem Thema Ost-/West bzw. dem Lebensalltag in rechten Gruppierungen und völkischen Gemeinschaften interessiert sind.
Autor: Marco Balzano

Einblicke in eine zerrissene Familie - 5 Sterne

Marco Balzano erzählt auf 320 Seiten die Geschichte von Daniela und ihrer rumänischen Familie. Als sie eines Tages beschließt diese zu verlassen um in Italien als Pflegekraft ältere Menschen zu betreuen und ihrer Familie ein besseres Leben zu ermöglichen, beginnen für die zurückgebliebenen die Probleme und Veränderungen, die mit dem Weggang der Mutter und Ehefrau verbunden sind. Besonders tragisch und einschneidend ist der Weggang für ihren Sohn.
Marco Balzano erzählt in diesem einfühlsamen Roman insgesamt aus drei Erzählperspektiven: der des Sohnes, der Mutter und zum Schluss aus der der Tochter. Besonders durch diese drei Perspektiven kann man sich als LeserIn besonders gut in die Erzählenden einfühlen und ihre Gedanken und Gefühle nachvollziehen. Insgesamt eine sehr kurzweilige und interessante Geschichte, die viele Menschen betrifft. Es macht all jene sichtbar, die sonst in unserer Gesellschaft oft unsichtbar sind, nämlich Pflege- und Betreuungspersonen, die ihre Familie verlassen um bei uns bzw. in Europa ältere Menschen rund um die Uhr zu betreuen und an ihre psychischen und physischen Grenzen gehen.