Rezensionen

Johannes Bodemann

Buchhändler
Autor: Kenah Cusanit

Nominiert für den Leipziger Buchpreis: Dieses Buch hat das Zeug zum modernen Klassiker! - 5 Sterne

BABEL ist weniger ein Roman über die archäologischen Ausgrabungen von Babylon selbst, sondern eine Mischung aus Erzählung über den Archäologen Robert Koldewey und Kritik an der sogenannten kolonialen Raubkunst. Fast die Hälfte des Romans verbringt Koldewey in seinem Zimmer und leitet die Ausgrabung, schreibt Briefe, streitet sich mit seinen Untergebenen und leidet an seiner vermuteten Blinddarmerkrankung.

BABEL mag auf ersten Blick ziemlich trocken wirken, wie die Umgebung, die Cusanit als Drehpunkt für ihren Roman ausgewählt hat. Tatsächlich aber verhält es sich, wie auf einer archäologischen Ausgrabung, je mehr man liest, desto mehr stoßt man auf Schichten von philosophischen Gedanken, schwer zu enziffernder Symbolik, humorigen und schon fast slapstickartigen Auseinandersetzungen zwischen Koldewey und seinen Untergebenen.
Höchst ansprechend fand ich Cusanits Schreibstil, da er durch ständigen Wechsel zwischen Briefen, Listen und Dialogen aufgefrischt wird. Manchmal finden sich auch Bilder zu den Personen oder zu der Ausgrabung, was desweiteren hilft, sich in die damalige Welt zu vertiefen.

Was meiner Meinung nach den Roman überhaupt erst richtig interessant und lesenswert gemacht hat, war die, manchmal etwas überspitze, Ruchlosigkeit und die gnadenlose Unverständnis von Koldewey gegenüber seinem Untergebenen Buddensieg. Koldewey lässt keine Gelegenheit aus, ihn nach Strich und Faden zu veräppeln. In Gertrude Bell finden wir einen weiteren höchst interessanten Charakter, eine Abenteurerin, die schlussendlich dafür sorgte, dass die archäologischen Funde ihren Weg in die deutschen Museen fanden, auch wenn sie der englischen Krone treu und eine Spionin war.

Ich empfehle dieses Buch jedem, der sich mit dem Thema Archäologie und Geschichte auseinandersetzen will, da der Roman gut beschreibt, wie es damals war, sich als Archäologe zu verdingen. Jeder Liebhaber der hochwertigen Literatur, aber auch Leser, die die humorige Komponente nicht missen wollen, sollten auf dieses moderne Meisterwerk zurückgreifen.
Autor: Tom Hillenbrand

Abenteuer, Geschichte und eine Prise Humor - 5 Sterne

Wie kam der Kaffee eigentlich nach Europa? Diese Frage muss sich Tom Hillenbrand gestellt haben und er hat ein wirklich interessantes Werk geliefert. Im 17. Jahrhundert war Kaffee sehr teuer und zuerst auch nicht sehr beliebt, aber plötzlich kam es zu einem extremen Anstieg an Bedarf und das Dumme: Nur die Ossmanen besaßen diesen teuren Luxus und sie hüteten ihn wie ihren Augapfel. Ein junger Engländer aber hatte die gloriose Idee „Wieso nicht die Kaffeebohnen stehlen und selber anbauen?“ Leichter gesagt wie getan, wenn man bedenkt, dass dieser Engländer ein gescheiterter Trickbetrüger ist...

Hillenbrands Werk besteht zu einer guten Portion aus Abenteuer, Geschichte und einer kleinen Prise Humor. Auch wenn die Geschichte größtenteils fiktiv ist, macht es jede Menge Spass, der kleinen Chaotentruppe zu folgen, die den Hauptteil dieses Buches bildet. Die Handlung baut sich spannend auf und fesselt direkt an den Lesesessel. Man will wissen, wie sich die Mission des Engländers entwickelt und ob sie ein Erfolg wird...

Lebendige Geschichte ungewöhnlich und spannend erzählt! - 5 Sterne

John Williams beschreibt mit diesem Roman perfekt den Werdegang eines Herrschers, der die Last eines gewaltigen Reiches tragen muss. Nachdem Julius Cäsar ermordet wird, fällt dem Adoptivsohn Octavius die Aufgabe zu das Reich zu leiten und er tat das mit Bravour.
Octavius, später auch als Augustus bekannt, führte das Römische Reich zu Wohlstand und Frieden, wie es kein anderer Kaiser vor ihm konnte.

Williams schaffte es durch seine ungewöhnliche Textaufteilung die Person „Augustus“ lebendig zu machen. Durch Briefe, Senatsprotokolle, Tagebucheinträge usw. bekommt man einen guten Einblick in die Person hinter dem Titel „Kaiser“. Ein Mensch, trotz seines Status ein unfehlbarer und tadelloser Mann zu sein. Ob die Briefe, Einträge usw. real oder fiktiv sind spielt hier keine Rolle. Augustus und seine Taten sollen in den Mittelpunkt gebracht werden und wer wirklich dahinter steckt. Für Historienliebhaber ist dieses Buch perfekt gemacht, aber jeder, der auch nur Fakten gemischt mit Fiktion haben möchte, ist hier richtig. Die ausgewogene Balance zwischen Realität und Fiktion macht „Augustus“ zu einem Titel, der in das Regal jedes anspruchsvollen Lesers gehören sollte.

Für Fans von Game of Thrones - 5 Sterne

„Der letzte Wunsch“ ist eine Sammlung von Sapkowskis ersten Erzählungen und wurde 2007 neu zu Ehren des neu erscheinenden Videospiels „Der Hexer“ aufgelegt. Sapkowskis Geschichten sind einmalig in ihrer Schreibweise und bestechen durch ihre einzigartigen Charakter und durch den absolut genialen Humor. Der Hexer Geralt, ein durch Zauberei und Alchemie genetisch veränderter Mensch, erlebt auf seinen Reisen allerlei skurille Abenteuer. Wenn man sich erst mal in die Charaktere hineinversetzt hat, dann kann man nicht mehr loslassen.

Auch wenn Sapkowskis Bücher stark auf der humoristischen Ebene angesiedelt sind, darf man nicht außer Acht lassen, dass er auf sehr schlaue Weise unterschwellige Botschaften eingeflochten hat. Zum Beispiel baut er gerne Märchen in seine eigene Geschichte ein, wie Rotkäppchen und der Böse Wolf. Allerdings wird hier Rotkäppchen von einem Werwolf gebissen und frisst dann ihre eigene Großmutter. Auch Themen wie Korruption, Politik und Rassismus sind starker Bestandteil seines Universums, die manche Leute gerne mit Game of Thrones vergleichen.
Für jeden Liebhaber des Fantasygenres ein Muss.