Rezensionen

Andrea Jakoubi

Autor: Wolf Haas

Kein Titel - 5 Sterne

Der "junge Mann" verbringt seine Ferien mit einem Ferialjob an der Tankstelle, dem Ort an dem er sich auf den ersten Blick unsterblich verliebt und sich daraufhin ins Herz seiner unerreichbaren Traumfrau hungern möchte.
Das grellorange Cover und der Klappentext führen aber in die Irre, wenn man sich einen Roman erwartet, der sich nur in launiger Weise um das Gewicht des jungen Protagonisten dreht. Wolf Haas - bekannt für seine Brenner-Krimis - hat hier einen leichten Roman vorgelegt, der in feinen Nuancen die Sorgen und Nöte eines überaus reifen 13-jährigen schildert und uns in die 70er-Jahre mit Brigitte-Diät und autofreiem Tag zurückversetzt. Die Wendungen des Buches mögen etwas fantastisch sein, sie zeigen uns aber gerade dadurch die Personen von überraschenden Seiten und führen dazu, dass der "junge Mann" über den Sommer erwachsen wird ...
Autor: Dana von Suffrin

Kein Titel - 5 Sterne

Otto - je nach Einschätzung jüdischer Familienpatriarch, schwieriger alter Mann oder einfach nur Vater von Timna und ihrer Schwester Babi - ist ein vielschichtiger Charakter, der nicht nur ein bewegtes Leben hinter sich hat, sondern auch jetzt, in seinem gebrechlichen Zustand, seine Töchter auf Trab hält.
Einem Menschen, der so viel er- und überlebt hat, gesteht man als Leserin gerne Ecken, Kanten und Schrulligkeiten zu - gerade wenn diese von ganz viel Liebe zu seinen Töchtern zeugen.
Die Sprache der Erzählung wirkt auf den ersten Blick einfach und lapidar, in ihr liegt aber eine große Tiefe, Wahrheit und eine ganze Bandbreite an Emotionen verborgen.
Auf ehrliche und humorvolle Weise macht dieses gelungene Buch eine Familiengeschichte und das Altern zum Thema.
Autor: Norbert Gstrein

Kein Titel - 5 Sterne

Angelpunkt der Erzählung ist ein Kuss und eine tote Braut auf einer der Hochzeiten, auf denen Franz für das elterliche Unternehmen fotografiert. Zwei scheinbar unzusammenhängende Ereignisse, die dennoch das Leben von Franz zu dominieren scheinen.
Doch ist das die ganze Geschichte und beginnt sie nicht eigentlich schon lange davor ?
Norbert Gstrein webt den Stoff seines neuen Buches um eine spannende Frage: Wer bestimmt eigentlich die Geschichte, die über unser Leben erzählt wird ? Leute, die uns aufgrund von gemeinsamen Erlebnissen zu kennen scheinen ? Verkettungen von Ereignissen die miteinander zu einer Geschichte verknüpft werden? Oder wir selbst, die wir bestimmen können, welche Geschichte wir auslassen oder präsentieren, um andere nicht erzählen zu müssen ?
Ein interessantes, eindrückliches Buch, das beim Lesen Fragen offen lässt.
Autor: Laëtitia Colombani

Kein Titel - 5 Sterne

Laetitia Colombani verwebt in ihrem neuen Buch die Geschichte zweier Frauen aus zwei ganz unterschiedlichen Zeiten miteinander:
Solène, erfolgreiche Anwältin, stürzt in eine schwere Krise und Leere, als sich einer ihrer Klienten das Leben nimmt. Als Beschäftigung beginnt sie ehrenamtlich in einem Wohnheim für Frauen zu arbeiten - zuerst eher widerwillig, doch dann mit immer größerem Interesse und Engagement für das Schicksal der Frauen, die hier wohnen.
1926 wurde dieses Haus in Paris als der "Palast der Frau" von Blanche Peyron ins Leben gerufen, einer mutigen Frau, die sich gegen alle Konventionen ihrer Zeit für die Rechte der Armen, ganz speziell für die Rechte von schutzbedürftigen Frauen einsetzte.
In ihrem klaren Stil erzählt uns Colombani von Peyrons unermüdlichem Kampf für Gerechtigkeit und von einer Frau, die sich heute von diesem Engagement anstecken lässt.
Autor: Henning Mankell

Kein Titel - 1 Sterne

Mit dem Buch "Der Sprengmeister" wurde nun endlich Henning Mankells bereits im 1973 im Schwedischen erschienene Debut-Roman ins Deutsche übersetzt.
Die Hauptperson, Sprengmeister Oskar Johansson, überlebt als junger Arbeiter einen schweren Sprengunfall, arbeitet jedoch sein Leben lang weiter als Sprenger.
Das Besondere an dem Buch ist die Art und Weise, wie Henning Mankell es schafft, durch seinen einmaligen Stil dem Charakter und Leben der wortkargen und bescheidenen Hauptperson gerecht zu werden: In Andeutungen, Zeitsprüngen, Erinnerungen und Kommentaren erschließt
sich uns darin nach und nach die persönliche, politische und berufliche Geschichte des Oskar Johansson, die - wie in allen Büchern Mankells- den gesellschaftlich Benachteiligten eine starke Stimme gibt.
Autor: Hackl, Erich

Kein Titel - 1 Sterne

Erich Hackl schafft in seinem neuen Buch ein eindrückliches Portrait eines stillen Helden des zweiten Weltkrieges:
Über vier Jahre lang gelingt es Reinhold Duschka, einem stillen, zurückhaltenden Menschen, Lucia und ihre Mutter in seiner Kunsthandwerkstatt zu verstecken und zu versorgen - er rettet ihnen dadurch das Leben.
Diese wahre Heldengeschichte basiert auf den Erinnerungen von Lucia.Es entsteht ein Bild des Lebens im Verborgenen, in dem unter extremen und beengten Umständen eine Normalität für
Lucia geschaffen wird, das aber auch von ständiger Angst und Restriktionen
geprägt ist.
Erich Hackl setzt mit seinem Roman ein
starkes Zeichen für Zivilcourage und
Mitmenschlichkeit und ein Denkmal für einen bewundernswerten Menschen.

Eine von uns - 1 Sterne

1984, in einem Sommer, in dem Dallas im Fernsehen läuft und die Welt in einem Dorf in der englischen Provinz noch in Ordnung scheint, verschwinden plötzlich Kleinigkeiten aus den Häusern oder tauchen an anderer Stelle wieder auf.
Als auch noch eine junge Frau verschwindet, wächst langsam das Gefühl, dass der Eindringling, der geheimnisvolle "Fox", einer von ihnen sein muss!
Kein Krimi, aber ein spannender Blick hinter die Kulissen einer "idyllischen" Kleinstadt, in der jeder ein Geheimnis zu verbergen hat – lesenswert!
Autor: Paulus Hochgatterer

Der Tag, an dem mein Großvater ein Held war - 1 Sterne

Ein niederösterreichischer Bauernhof gegen Ende des zweiten Weltkriegs. Auch wenn die großen Kriegsschauplätze weit entfernt sind, ist der Krieg auch hier im Alltag allgegenwärtig – in Form eines Mädchens und eines jungen Russen, die auf dem Bauernhof einquartiert werden, oder durch den „Besuch“ von Wehrmachtssoldaten, denen der Großvater entgegentritt.
Eine sprachlich besondere Momentaufnahme, die die Kriegszeit im Alltag spürbar macht.

Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie - 1 Sterne

Frank führt einen Plattenladen aus alter Zeit und spürt mit Treffsicherheit, welche Musik seine Kunden in welcher Lebenslage benötigen. Als sich eine Dame in grünem Mantel für ihn interessiert und ein Investor die heruntergekommenen Läden in seiner Straße kaufen möchte, gerät seine Sicherheit ins Wanken.
Ein ruhiges Buch über die Qualität von Freundschaft, Beständigkeit und die Liebe zur Musik in einer schnelllebigen Zeit.
Autor: Haruki Murakami

Die Ermordung des Commendatore - 1 Sterne

Ein Maler, der die Gabe hat, das Wesen von Personen in Bildern einzufangen.
Ein Nachbar, der mit dem Wunsch nach einem ganz speziellen Portrait in sein Leben tritt und fortan die Regie darüber zu übernehmen scheint. Eine Idee aus einem Bild, die Realität wird. Murakamis neuer Roman besticht durch seine klare, beschreibende Sprache, die trotzdem vielschichtige Bilder vor Augen entstehen lässt. Das abrupte Ende des 1. Teils des Romans lässt einen schon auf den 2. Teil warten, der voraussichtlich im April erscheint.