Rezensionen

Rezensionen von Karin Porsch

Autor: Flores & Santana

Atmosphärisch & spannend - 5 Sterne

„Dunkle Verwicklungen auf La Palma“ ist der erste Band mit den Protagonisten Naira Calderon und Ben Rodriguez des Autorenduos Flores & Santana. Hinter Flores & Santana stecken die Gründern der Wiener Kult-Buchhandlung Leporello. Dieses Projekt haben sie nun beendet und widmen sich dem Schreiben. In ihrem Buch ist direkt zu spüren, dass sie die Kanaren lieben und dort auch jedes Jahr mehrere Wochen verbringen.

Der Bauunternehmer Álvaro Martínez wird erschlagen am Strand von Los Guirres gefunden.
Die Buchhändlerin Naira Calderon und der Journalist Ben Rodriguez sind sich schnell einig, dass sie ihren Freund Pedro Fernández - den Kripochef von Santa Cruz - bei seinen Ermittlungen unterstützen müssen. Es dauert nicht lange bis ein weiterer Toter auftaucht….

Naira und Ben sind sympathische Protagonisten. Sie sind zwei sehr unterschiedliche Charaktere teilen aber ihr Interesse für die kanarische Geschichte, gutes Essen und Wein. An dieser Stelle möchte ich davon abraten das Buch zu lesen, wenn Hunger vorhanden ist.

Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen. Die Handlung schreitet tageweise voran, ist spannend und voller Wendungen. Ich hatte Spaß daran herumzurätseln, lag allerdings mehr als einmal vollkommen falsch.
Die Atmosphäre der Kanaren wird gut eingefangen und kam direkt bei mir an.

Die Haptik des Covers, der mit Palmen bedruckte Buchschnitt und die Abbildung der Insel im vorderen Innencover machen das Buch zu einem gelungenen Leseerlebnis. Hier passt einfach alles zusammen.

Ich freue mich schon jetzt darauf im September diesen Jahres Naira Calderon und Ben Rodriguez bei ihrem zweiten Fall auf den Kanaren zu begleiten.
Autor: Erin Litteken

Eindringlich & erschütternd - 5 Sterne

„Wären wir Vögel am Himmel“ ist der zweite Roman in dem die in Illinois lebende Autorin Erin Litteken über die Erfahrungen ihrer Familie in der Ukraine berichtet.

Die Handlung beginnt 1941 mitten im Zweiten Weltkrieg in Wolhynien. Die Sowjets sind auf dem Rückzug aber statt des erhofften Friedens walzen nun die Nazis durch das Land und nehmen sich rücksichtslos was sie brauchen. Familien werden auseinander gerissen und die Kinder werden zur Zwangsarbeit nach Deutschland geschickt.
Anhand der siebzehnjährigen Lilija, ihrem vierzehnjährigen Cousin Slavko und der elfjährigen Halya - denen genau dieses Schicksal widerfährt – und ihren Familien schildert die Autorin eindringlich die damaligen Ereignisse.

Auch wenn mir von vornherein klar war, dass dies keine leichte Lektüre ist, waren die Schilderungen stellenweise für mich kaum auszuhalten. Die Grausamkeiten des Krieges waren mir nicht unbekannt, aber diese durch Einzelschicksale zu erleben ist noch einmal etwas ganz anderes.
Die Schilderungen werden im Wechsel aus Liljas, Halyas und Vikas - Slavkos Mutter – berichtet, wodurch ich mich gut in die Gedanken und Gefühlswelt der Charaktere einfinden konnte.
Es ist unglaublich welche Kraft die Menschen aufgebracht haben, um sich durch die Kriegswirren zu kämpfen, um geliebte Familienangehörige wiederzufinden. Ebenso unbegreiflich sind die Grausamkeiten, die die Menschen sich gegenseitig angetan haben. Gleichzeitig gibt es eine einzigartige Hilfebereitschaft zwischen denen, die schon unsagbar viel Leid ertragen mussten und müssen.

Der Schreibstil von Erin Litteken ist eindringlich und lässt sich leicht lesen. Durch die Perspektivwechsel baut sie Spannung auf. Ich habe mit den Charakteren gebangt, gehofft und geweint.

Sehr hilfreich fand ich die historischen Informationen vorab, in denen die Autorin die politische Lage einordnet. Mit ihrem Nachwort rundet die Autorin ihr Werk gelungen ab und ordnet die Geschichte in ihre reale Familiengeschichte ein.

„Wären wir Vögel am Himmel“ ist ein Buch, das unter die Haut geht und vor dem derzeitigen Weltgeschehen aktueller denn je ist.
Autor: Melanie Laibl

Schöne Reime und wundervolle Illustrationen - 5 Sterne

„In mir spielt Musik“ ist ein Aufwachbuch für kleine Zuhörer ab zwei Jahren der österreichischen Autorin Melanie Laibl mit dem die Wahrnehmung für die Geräusche in unserer Umwelt geschärft wird.

In liebevollen Reimen werden hier die Geräusche des Morgens beim Aufwachen verdeutlicht.
Jeder kennt sie, jeder hört sie, aber wer nimmt sie bewußt wahr und kann sie benennen ?
Gemeinsam mit dem Protagonisten reisen wir durch den Morgen und finden passend dazu auf jeder Doppelseite leicht verständliche achtzeilige Verse.

Die bunten, detaillierten Zeichnungen der Illustratorin Cansu Yakin erstrecken sich über die gesamten Seiten. Auf jeder gibt es eine Menge zu entdecken und die Farben sind wunderschön aufeinander abgestimmt.

Das Buch wirkt schon fast wie ein kleines Kunstwerk, an dem sowohl kleine Zuhörer als auch der Vorleser seine Freunde hat.

Durch die dicken Pappseiten und die abgerundeten Ecken eignet sich das Buch perfekt für kleine Kinderhände.
Autor: Martina Bogdahn

Das Leben auf dem Land, Familie & Erinnerungen - 5 Sterne

„Mühlensommer“ ist das Debüt der in München lebenden Autorin Martina Bogdahn. Da sie selbst auf einer Mühle groß geworden ist, hat sie sich von ihren eigenen Kindheitserinnerungen inspirieren lassen.

Maria freut sich auf ein langes Wochenende mit ihren beiden Teenagertöchtern und Freunden, als sie ein Anruf ihrer Mutter erreicht, dass ihr Vater im Krankenhaus liegt. Sie kehrt direkt um und fährt zum elterlichen Hof. Damit beginnt für Maria eine Reise in die Vergangenheit, in das Leben auf dem Land mit den damaligen Konflikten und denen, die es bis in die Gegenwart geschafft haben.

Der Schreibstil von Martina Bogdahn liest sich leicht und ist sehr lebendig. Sie hat es innerhalb kürzester Zeit geschafft, mich mit auf das Land zu nehmen. Ihre Beschreibungen sind so authentisch, dass ich das Gefühl hatte, den Duft von frischen Brot zu riechen und die unerträgliche Hitze bei der Heuernte wahrnehmen zu können.

Alles wird aus der Ich-Perspektive von Maria berichtet. Ihre Erinnerungen aus den 1980er Jahren als sie 10 Jahre als war, sind eine Mischung aus all dem, was das Landleben mit sich bringt. Neben vielen schönen Momenten werden auch die Schattenseiten einprägsam geschildert. So müssen z.B. Maria und ihr zwei Jahre älterer Bruder Thomas regelmäßig auf dem Hof helfen anstatt mit ihren Schulkameraden ins Schwimmbad zu gehen. Das Geld ist einfach knapp.
Auch der Umgang mit Tieren wird hier ungeschönt berichtet und ist nichts für schwache Nerven. Auf einige Details hätte ich gerne verzichtet, da mir auch so klar ist, dass sie zum Leben und in der Viehwirtschaft einfach dazugehören.

Die Autorin beschreibt das Landleben der 1980er Jahre und heute und es ist auf jeder Seite zu spüren, dass sie weiß wovon sie spricht.
„Mühlensommer“ ist ein gelungenes Debüt und ich bin gespannt auf weitere Werke der Autorin.
Autor: Claudia Scharf

Ein cooler Katzenmanga – fantastisch & spannend - 5 Sterne

„CAT GIRLS 1 – Nice to miez you“ ist ein fantastischer und spannender Katzenmanga der in Hamburg lebenden Autorin Claudia Scharf

Die dreizehnjährige Minou zieht mit ihren Eltern, vier Geschwistern und sechs Hunden in eine neue Stadt. Während ihre Geschwister super Stimmen haben und geniale Schwimmer sind, kann Minou nichts, sie ist absoluter Durchschnitt, kann nicht singen und ist zudem auch noch wasserscheu.
Zunächst geht es für sie in die neue Schule, sie kommt in eine neue Klasse und sie lernt ihre Mitschüler kennen. Ihr Start ist alles andere als glücklich, im Musikunterricht soll sie singen und in Sport steht schwimmen an. Alles fühlt sich nach einer ziemlichen Katastrophe an bis sie ihre Mitschülerin Feline kennenlernt und durch sie ihre Fähigkeiten entdeckt….

Auf den ersten Seiten gibt es einen hilfreichen Überblick über Minous Familie und ihre Mitschüler. Dieser Einstig ist perfekt, um ein erstes Bild von den Charakteren mit ihren Eigenheiten zu bekommen.

Zwischen den Fließtexten gibt es immer wieder Comicelemente wodurch jede Menge Leben in die Handlung kommt.
Auf jeder Seite befinden sich Zeichnungen der Illustratorin Clara D'Amico – auch unter dem Künstlername Clariss bekannt. Ich mag ihren Stil und fand ihn passend zu den spannenden und actionreichen Abenteuern um die Cat Girls.

Der erste Band um Minou mit ihren ganz besonderen Eigenschaften hat uns gut gefallen und eignet sich gleichermaßen für Katzenliebhaber und Superheldenfans.
Die Mischung aus Spannung, Humor, Fantasie, chaotischer Familie und Schulalltag ist hier wirklich gut gelungen und macht einfach Spaß. Wir freuen uns schon auf die Fortsetzung.
Autor: Mariana da Silva

Ein stimmungsvoller Krimi aus Torreira - 5 Sterne

„Südlich von Porto wartet die Schuld“ ist nach „Südlich von Porto lauert der Tod“ der zweite Krimi der in Hamburg lebenden Autorin und Redakteurin Mariana da Silva mit den Protagonisten Ria Almeida und João Pinto. Der Fall ist ohne Vorkenntnisse aus dem vorherigen Band zu verstehen, allerdings entwickeln sich die Charaktere weiter und ich fand es interessant, diese Entwicklung zu verfolgen.

Zunächst war Ria Almeida Hauptkommissarin in Stuttgart, ist aber inzwischen in die alten Heimat ihrer Eltern den portugiesischen Küstenort Torreira gezogen. Ihre Kisten sind noch nicht ganz ausgepackt, als sie einen Anruf des Dorfpolizisten João Pinto erhält, der ihre Unterstützung benötigt. Im Naturschutzgebiet ist ein Toter gefunden worden und dabei handelt es sich ausgerechnet um den Richter auf den Comissário Baptista gerade in einer Verhandlung wartet.

Der Schreibstil von Mariana da Silva liest sich leicht und ist durch zahlreiche Dialoge sehr lebendig. Sie hat portugiesische Wurzeln und ihre Liebe zu dem Land ist deutlich zu spüren. Die Beschreibung der Umgebung macht Lust auf Portugal und Traditionen, Besonderheiten, Wissen über Land und Leute, Kulinarisches oder auch typische Redewendungen fließen ganz nebenbei ein, so dass ich direkt Urlaubssehnsucht bekam.

Gut gefielen mir die Kapitelüberschriften und -untertitel, die aus einem portugiesischen Wort mit einer kurzen Weisheit bestehen und so neugierig auf das folgende Kapitel machen.

Insgesamt ist es ein eher ruhiger Krimi mit Urlaubsfeeling, der durch ganz viel portugiesisches Flair und gut ausgearbeitete Protagonisten überzeugt. Mich hat die Autorin damit gut unterhalten und ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Fall von Ria Almeida und João Pinto.
Autor: Ria Radtke

Spannend & düster - 5 Sterne

„Matching Souls: Aconite Institute“ ist der zweite Teil der Dark-Academia-Dilogie der Autorin Ria Radtke und knüpft direkt an die Ereignisse aus „Spirit Dolls“ an.

Nachdem Runa aus dem Institut verwiesen wurde, verschwindet ihr Mentor Kyril bei einer Wanderung. Wenig später taucht er ohne Erinnerungen bei seinem Bruder Aurel wieder auf. Aurel und Runa versuchen gemeinsam herauszubekommen was vorgefallen ist.
Stecken ausgestoßene Schattenspringer dahinter ?
Und kann Runa Kyril helfen ?

Die Story ist im Wechsel aus der Perspektive von Runa, Kyril und Aurel geschrieben. Dadurch bleibt es durchgehend spannend und abwechslungsreich. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und ihre Gedanken und Emotionen nachvollziehbar.

Das düstere und geheimnisvolle Setting hat mir gut gefallen. Durch den angenehmen, detaillierten Schreibstil hatte ich alles vor Augen und konnte problemlos in die Geschichte abtauchen.

Mich hat das Buch gut unterhalten. Die wichtigsten Fragen wurden geklärt, allerdings bleiben leider auch ein paar Kleinigkeiten offen.
Insgesamt ist es ist eine gelungene Mischung aus Spannung, Romantik und Fantasy.
Autor: Stefan Maiwald

Eine amüsante kulinarische Reise und mehr - 5 Sterne

„Die Spaghetti-vongole-Tagebücher“ ist eher ein kulinarischen Reiseführer als ein Roman des in Grado lebenden Autors Stefan Maiwald.

Der Geburtstag des Autors steht bevor und er möchte seine gesamte Familie bekochen. Das ist bei einer großen italienischen - und durchaus kritischen - Familie gar nicht mal so einfach.
Das Buch ist in drei Abschnitte gegliedert und alles beginnt mit den Vorbereitungen, die eine großen Teil der Handlung einnehmen. Als sich im zweiten Teil das Fest nähert, geht auf einmal alles ganz schnell und auch das Fest selbst, war fix vorbei. Aber das kennt vermutlich jeder, der schon einmal ein Familienfest vorbereitet hat.

Der lebendige Schreibstil von Stefan Mailwald ist toll, es ist fast so, als ob er einem gegenübersitzt und das alles direkt erzählen würde. Es ist eine Mischung aus Reisebericht, Rezepten und Kultur, die mir einfach großen Spaß gemacht hat.
Auf so gut wie jeder Seiten sind Fußnoten zu finden und auch wenn ich hin und wieder den Eindruck hatte, dass sie mich ein wenig aus dem Lesefluß reißen, wollte ich mir keine entgehen lassen.
Kulinarische Highlights der italienischen Küche, Tipps & Tricks, wissenswerte Fakten und amüsante Anekdoten reihen sich hier aneinander.

Bei diesem Buch spielt auch die Gestaltung eine große Rolle. Durch den Leineneinband, hat es eine tolle Haptik, die farblich abgesetzten Kapitel und die liebevoll illustrierten Seiten machen es zu einem gelungenem Gesamtpaket.

Wer Italien mag und sich ein wenig italienische Atmosphäre nach Hause holen möchte, liegt mit diesem Buch genau richtig.
Autor: Brodeur, Adrienne

Familiengeheimnisse - 5 Sterne

„Treibgut“ ist ein Roman um Familiengeheimnisse der auf Cape Cod lebenden Autorin Adrienne Brodeur.

Handlungsort ist Cape Cod. Der Meeresbiologe Adam Gardner steht kurz vor seinem 70. Geburtstag. Er hat sich Buckelwale spezialisiert und sein Ziel war es immer den Gesang der Buckelwale zu entschlüsseln. Da ihm seine Medikamente das Hirn vernebeln, beginnt er diese selbstständig abzusetzen. Seine Tochter Abby – eine Künstlerin – und sein Sohn Ken – ein Immobilienunternehmer – stehen im permanenten Konkurrenzkampf.

Der Schreibstil von Adrienne Brodeur ist angenehm zu lesen. Sie findet poetische, humorvolle, ergreifende und weise Worte, alles passend zur Situation und zu gegebener Zeit.
Ihre Charaktere sind facettenreich, interessant und nicht leicht zu durchschauen. Insbesondere die Frauenfiguren spielen hier eine große Rolle.
Die Geschichte wird im Wechsel aus der Perspektive von Adam, Abby. Ken und einigen anderen Charakteren geschildert. Dadurch liest sich das Buch abwechslungsreich und es entsteht eine interessante Dynamik. Jeder von ihnen hat etwas zu verbergen, wodurch sich Spannung und Dramatik aufbauen.
Die Handlung beginnt im April 2016, was auch durch verschiedene politische Ansichten deutlich wird.
Die Liebe der Autorin zu Cape Cod, ihre Verbundenheit mit der Natur wird spürbar. Ebenso wie die Fragilität dieser und die einer Familie.

Auch wenn dem Buch zum Ende hin ein paar Seiten mehr gut getan hätten, ist es ein mitreißender Sommerroman, der von seiner Kulisse - fast hatte ich das Gefühl das Meeresrauschen zu hören und die Brise des Windes zu spüren - , seinen Charakteren und seinem wundervollen Schreibstil lebt.
Autor: Robert Mitterwallner

Eine kurze Biografie eines 94-jährigen Lebens - 5 Sterne

In „Ein Leben zwischen Heilkunst und Hyazinthen“ beschreibt der Autor Robert Mitterwallner das Leben seiner Mutter.

Ich lese gerne Biografien, allerdings waren es bisher immer welche über Menschen, von denen ich schon einiges gehört und gelesen hatte. Hier geht es nun um das Leben eines mir bisher vollkommen unbekannten Menschen.

In zwölf kurzen Kapiteln schildert Robert Mitterwallner die wichtigsten beruflichen und privaten Stationen des Lebens seiner Mutter mit Höhen und Tiefen. Sein Schreibstil ist ruhig und klar, so dass ich seinen Worten leicht folgen konnte. Er schildert die Ereignisse aus der Ich-Perspektive seiner Mutter und ich denke, dass er ihr sehr nahe gestanden haben muss, um sich so gut in ihr Leben hineinversetzen zu können.

Ich habe das Leben der 94-jährigen mit großem Interesse verfolgt. Es ist eine Hommage an das ganz normale Leben einer ganz besonderen Frau.