Rezensionen

Michaela Maczejka

Autor: Stipsits, Thomas

Kein Titel - 5 Sterne

Inspektor "Schiffi" Sifkovits ermittelt wieder ! Die vielen Einsatzfahrzeuge vor dem Weinkeller des Uhudler-Bauern Alois Stipsits beenden den Ausflug von Inspektor Sifkovits und seiner Mutter Baba. Die Ermittlernase von Schiffi wittert sofort ein Verbrechen, obwohl oberflächlich alles auf einen Gärgasunfall hindeutet. Aber für den Inspektor steht von Anfang an fest, Stipsits ist gewaltsam ins Jenseits befördert worden. Schiffi sollte eigentlich in einer Hühnerdiebstahl-Sache ermitteln, aber die löst er nebenbei, mit links... Nach literweise Käsepappeltee und tatkräftiger Unterstützung der Kopftuchmafia bringt Sifkovits einige Dinge aus der Vergangenheit des Uhudler-Bauern ans Licht und nach einem Kurzbesuch in Rumänien ist für den "burgenländischen Columbo" alles klar...
Ein Stinatz-Krimi mit viel Lokalkolorit und originellen Figuren bis in die "Nebenrollen" - Empfehlung !
Autor: Felix Mitterer

Kein Titel - 4 Sterne

Mit "Keiner von euch" legt der Dramatiker Felix Mitterer seinen ersten Roman vor. Er erzählt darin die Geschichte der historischen Persönlichkeit Angelo Soliman, welche bereits in Musils "Der Mann ohne Eigenschaften" literarisch verarbeitet wurde. Bei Mitterer steht Soliman im Mittelpunkt des Romans. Als Sklavenjunge gelangt Soliman auf Umwegen über Sizilien nach Wien und schließlich bis an den Hof von Kaiser Joseph II und kann trotz einiger Schwierigkeiten ein schillerndes, befreites Leben führen.
Spannend wird von Liebschaften, Mord, geheimen Zirkeln, Wahn und Verrat erzählt. Mitterer ist ein packendes, kurzweiliges Leseerlebnis geglückt, das trotz einfacher Sprache fesselt wie ein guter Krimi.

Gelesen & besprochen von:
Marlene Csillag
Autor: Charlotte Wood

Kein Titel - 5 Sterne

Vier Freundinnen bleiben sich, trotz unterschiedlicher Lebensläufe, über die Jahrzehnte hinweg treu und verbunden. Jude, die kultivierte Gastronomin, Adele, einst gefeierte Schauspielerin, Wendy, eine feministische Intellektuelle und schließlich Sylvie, die die Gruppe zusammenhält.
Als Sylvie stirbt, wird den drei anderen klar, dass sie ohne ihre Freundin auf eine neue Art miteinander auskommen müssen. Ein gemeinsames Wochenende in Sylvies altem Strandhaus fördert ein über die Jahre wohlgehütetes Geheimnis ans Tageslicht, das die jahrelange Freundschaft auf eine harte Probe stellt. Dazu kommen noch eine Menge Wein und ungebetene Gäste, was die Sache nicht leichter macht...
Ein wunderbares Buch über das Leben und den Wert der Freundschaft !
Autor: Delphine Vigan

Kein Titel - 5 Sterne

In "Dankbarkeiten" erzählt Delphine de Vigan von der charismatischen, alten Dame Michka, die plötzlich nicht mehr alleine wohnen kann und deshalb in ein Seniorenheim zieht.
Diese Umstellung fällt Michka schwer, denn unter den vielen alten Leuten merkt sie erst, wie es um sie selbst bestellt ist. Aus diesem Grund kann sie sich sehr schwer eingewöhnen, außerdem beschleicht sie ständig das Gefühl etwas vergessen zu haben, weshalb sie Tage damit verbringt,die paar Quadratmeter, die ihr gehören auf den Kopf zu stellen und nach dem Verlorenen zu suchen. Erst durch die Hilfe ihres Logopäden Jérome und ihrer Ziehtochter Marie, erkennt die alte Dame, dass sie nicht per se etwas verloren hat, sondern dass sie an Aphasie leidet, einer Wortfindungsstörung - sie also auf der Suche nach den richtigen Worten ist.
Einfühlsam und zärtlich erzählt die Autorin von Michkas letztem Wunsch, der banal erscheinen mag, sich aber nur schwer umsetzen lässt:"Danke" sagen. Denn die Menschen, denen ihre Dankbarkeit gilt, sind nicht auffindbar. Wie schwer ein solch unausgesprochenes "Dankeschön" wiegt, und wie Jung und Alt von einander lernen können, einander Halt und Trost geben, schildert Delphine de Vigan pointiert, charmant und lehrreich.
Absolute Leseempfehlung !

Empfohlen von : MARLENE CSILLAG

Kein Titel - 5 Sterne

Die besten, die ältesten Geschichten der Welt beginnen seit jeher auf diese Weise: Es war so. Und es war nicht so. Ein einzelner persischer Satz aus einer ganzen Schatzkiste persischer Sätze, aber dieser ist das Fundament. Die Triebfeder jedes Geschichtenerzählens. Der Beginn jedes Märchens.

So beginnt der neue Roman von Pierre Jarawan, die Geschichte des Jungen Amin, der als Jugendlicher mit seiner Großmutter aus Deutschland in den Libanon zurückkehrte - zwölf Jahre nach dem Tod seiner Eltern.
Als 2011 der Arabische Frühling Hoffnung gibt, schreibt Amin im ehemaligen Haus der Großmutter seine Erinnerungen auf.
Es ist eine Geschichte vom Bürgerkrieg, von Armut, von Bespitzelung und dem Verlust der Eltern, die nach einem Abendessen in der Stadt einfach "verschwinden". Er erzählt aber auch von einer Kindheit in einer Nachkriegswelt, die Amin gemeinsam mit seinem besten Freund Jafar durchstreift.
Eindringlich und berührend beschreibt Pierre Jarawan ein Land in dem es nie Gewissheit geben wird, weder über den Lebensweg seines Freundes, noch über das Verschwinden seiner Eltern.
Die offizielle Zahl der Verschwundenen beträgt 17415 Menschen, auch Jahrzehnte nach Ende des Bürgerkriegs bleibt die Frage nach dem Verbleib der Vermissten großteils ungeklärt..
Große Leseempfehlung !
Autor: Wolfgang Schorlau; Claudio Caiolo

Kein Titel - 5 Sterne

Widmung der Autoren :
In Erinnerung an Paolo Borsellino und Giovanni Falcone - und Andrea Camilleri

Commissario Antonio Morello hat sich in seiner Heimat Sizilien "unbeliebt" gemacht. Seine akribische Arbeit im Kampf gegen korrupte Politiker hat ihn ins Visier der Mafia gerückt, auf deren Todesliste er nun steht. Um ihn aus der Schusslinie zu nehmen, wird er von seiner Dienststelle nach Venedig versetzt. Er hasst die Stadt vom ersten Augenblick an. Zu laut, zu voll, viel zu viele Touristen, dreckiges Wasser und der Espresso doppio schmeckt zuhause auch viel besser. Außerdem behandeln die neuen KollegInnen den "freien Hund" gelinde gesagt, etwas distanziert.
Doch eine schöne Nachbarin, die Morello ihr ganz persönliches, verborgenes Venedig näher bringt und sein erster Fall - der Tod eines jungen Mannes, der mit einer Bürgerinitative gegen die Kreuzfahrtschiffe und die Korruption kämpfte - lassen keine Zeit für Heimweh und Selbstmitleid. Der Commissario taucht ein in sein Spezialgebiet: die Verstrickungen der italienischen Politik mit Korruption und Verbrechen.
Spannend, rasant und brandaktuell - und ein neuer charismatischer Commissario - absolute Empfehlung !!

Kein Titel - 1 Sterne

Schwieriges Thema - wunderbares Buch!
Lena und Kurt ziehen von der Stadt aufs Land, nach Brandenburg. Mit allem Drum und Dran: Besuch im Baumarkt, zweckmässiges Einrichten, Grillparty im Garten und viel Natur. Und da wäre da noch der kleine Kurt, der Sohn von Kurt und seiner Ex-Frau Jana. Der kleine Kurt wohnt nun eine Woche in der Stadt und eine Woche auf dem Land - und findet das toll ! Alles läuft gut.
Und dann schlägt das Leben zu. Der kleine Kurt stürzt auf dem Spielplatz vom Klettergerüst und stirbt. Die Erwachsenen bleiben verstört, trauernd und vor Schmerz sprachlos zurück.
Wie die Autorin diese Trauer beschreibt - sachte, unaufgeregt und wunderbar einfühlsam, das ist einfach grossartig.
Wie findet man sich wieder im Leben, nach diesem schrecklichen Verlust ?

Kein Titel - 1 Sterne

In "Der Wald" führt uns Nell Leyshon in eine Familie, deren Alltag von Krieg und Verzicht gezeichnet ist. Behütet wächst der kleine Pawel in seiner Heimatstadt Warschau auf, doch der Zweite Weltkrieg nimmt seiner Familie vieles weg, das vorher für sie selbstverständlich war. Als sein Vater schließlich im Widerstand gegen den Nationalsozialismus einen verwundeten, englischen Kampfpiloten mit nach Hause nimmt,bringt er die Familie noch weiter in Gefahr.Pawel und seine Mutter Zofia müssen schließlich in den Wald flüchten, wo sie abgeschottet und einsam die Tage bis zum Ende des Krieges zählen... Viele Jahre später leben die beiden in England. Paul - er ist Künstler geworden- und Zofia haben ihr in Trümmern liegendes Land verlassen, um ein neues Leben zu beginnen. Was während des Krieges passiert ist, hat seine Spuren hinterlassen - aber hat es sie auch stark genug für die Gegenwart gemacht ? Gekonnt verwebt die Autorin die Perspektive des kleinen, naiven Kindes mit jener der ausdrucksstarken Mutter und schafft ein filigranes Mosaik aus Empfindungen, Sehnsüchten und der Schwierigkeit, in harten Zeiten stark zu sein .

Rezension von : Hannah Oppolzer
Autor: Sammer, Claudia

Kein Titel - 1 Sterne

Eine Geschichte zwischen zwei Ländern, zwei Sprachen und zwei Identitäten: Als der kleine Leon in den Wirren eines Krieges seine Familie aus den Augen verliert, sieht er sich schlagartig auf sich allein gestellt. Gemeinsam mit anderen Kindern kämpft er ums Überleben, bis er und die jüngere Teres bei einer Bauernfamilie unterkommen. Leon heißt nun Leonas, muss eine fremde Sprache lernen und einen neuen, unbekannten Lebensweg gehen, in welchem seine Vergangenheit keinen Platz mehr hat. Er passt sich an und tut, was von ihm erwartet wird, stets entschlossen, aus diesem Leben das Bestmögliche zu machen. Währenddessen kämpft Teres zeitlebens mit Selbstzweifeln und kann mit ihrer Kindheit niemals abschließen, bis auch Leon mit seinen Grenzen konfrontiert wird und sich in einem Netz aus Verleugnung und Verdrängung wiederfindet.
Der Roman erzählt in kraftvoller Sprache von Menschen, die alles verloren
haben und neu beginnen müssen, von Leid und Hoffnung und davon, wie schwierig es ist, sich selbst zu belügen.
Ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen kann !

Empfohlen von : HANNAH OPPOLZER
Autor: Susan Hill

Kein Titel - 1 Sterne

Der Roman "Stummes Echo" von Susan Hill erzählt eine kleine Familiengeschichte im Norden Englands: Auf einer sturmumtosten Anhöhe steht das Elternhaus der vier Geschwister May, Frank, Colin und Berenice. Hier wachsen
die Kinder auf und durchleben eine glückliche Kindheit, auf die sie auch
als Erwachsene noch wohlwollend zurückblicken. Jahre später schreibt Frank einen autobiographischen Roman über einen Jungen, dessen Leben von Leid
und Gewalt geprägt war. Er selbst ? Seine Geschwister sind entsetzt - doch können sie ihren Erinnerungen wirklich trauen ? Wie stark ist die Macht des Verdrängens und Vergessens ? Wem aber kann man vertrauen, wenn nicht sich selbst? In wenigen Worten und dennoch malerischer Sprache entfaltet die Autorin eine Welt voller Geborgenheit, Liebe - und Zweifel. Ein gewaltiges Buch voller universeller Fragen über die Grenzen der Erinnerung und die Macht der Verdrängung, für Erwachsene wie auch für jugendliche Leserinnen ab 16Jahren empfohlen.
Rezension: HANNAH OPPOLZER