Haas, WolfEigentum

Hardcover

Hanser, Carl, GmbH & Co. (2023)

160 Seiten; 17 mm x 134 mm

ISBN 978-3-446-27833-2

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Eigentum

Besprechung
"Ein ganz großes Memorial für ein nicht vergebens gelebtes Leben, aber auch eine große sprachartistische Leistung." Denis Scheck, Best of Druckfrisch, 21.03.24

"Ein Sprachspiel und intellektueller Genuss ... eine zärtliche Liebeserklärung ... ein wunderbares Buch." Stefan Kuzmany, Der Spiegel, 02.09.2023

"Wolf Haas kann es, vom Leben schreiben und vom Tod. Und dies so gelungen, wie derzeit selten zu lesen in der autofiktional engagierten Gegenwartsliteratur. ... Wolf Haas verlässt sich trittsicher auf sein erzählerisches Vermögen und schafft einen Sog, der immer wieder kurz stockt, wenn die Abwesenheit auftritt. Nicht zuletzt ist dieser Roman ein so noch nicht gelesenes Buch der Trauer." Aus der Jurybegründung zur Shortlist des Österreichischen Buchpreises 2023

"Eine helle intellektuelle Freude... Diese Übersetzung von der Immobilie... in das wahre Eigentum von Wolf Haas, das ist schon sensationell gut gelöst." Denis Scheck, SWR lesenswert, 17.12.23

"Wolf Haas ist ein Formkünstler sondergleichen... Das ist alles von höchster Kunstfertigkeit getrieben und doch eine anrührende Mutter-Sohn Geschichte... Die hochartistische Sprache von Wolf Haas verbindet sich so wunderbar mit der tatsächlich auch dialektal aufgeschriebenen Sprache der Mutter - allein das ist schon ein Kunstwerk." Ijoma Mangold

"Wolf Haas hat einen so humorvollen wie tiefsinnigen Roman geschrieben: Ein präzises Sprachkunstwerk - humorvolle Mutterbeschimpfung und lakonische Lobpreisung in einem, von Trauer und Erleichterung gleichermaßen getragen und vor allem durch und durch ein echter Wolf Haas." Andrea Gerk, WDR3 Lesestoff, 30.10.23

"Ja, Wolf Haas kann vom Leben schreiben - und wie! ... Die Bücher leben von ihrem sprachlichen Witz, vom Schmäh, von der Lässigkeit, mit der Haas scheinbar wie nebenbei sozial relevante Themen in eine anarchische Textstruktur und in manchmal abstrus wirkende Plots verpackt." Christoph Schröder, Deutschlandfunk Büchermarkt, 05.09.23

"Auf knapp 160 Seiten gelingt Wolf Haas das Wunder, den eigenen Sound zu bewahren und trotzdem zu trauern. Lachen und weinen gleichzeitig." Barbara Beer, Kurier, 03.09.23

Kurztext / Annotation
Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2024

Langtext
"Alles hin." Die Mutter, das Geld, das Leben. - Der neue Roman von Wolf Haas

"Ich war angefressen. Mein ganzes Leben lang hat mir meine Mutter weisgemacht, dass es ihr schlecht ging. Drei Tage vor dem Tod kam sie mit der Neuigkeit daher, dass es ihr gut ging. Es musste ein Irrtum vorliegen." Mit liebevoll grimmigem Witz erzählt Wolf Haas die heillose Geschichte seiner Mutter, die, fast fünfundneunzigjährig, im Sterben liegt. 1923 geboren, hat sie erlebt, was Eigentum bedeutet, wenn man es nicht hat. "Dann ist die Inflation gekommen und das Geld war hin." Für sie bedeutete das schon als Kind: Armut, Arbeit und Sparen, Sparen, Sparen. Doch nicht einmal für einen Quadratmeter war es je genug. Endlich wieder ein neuer Roman von Wolf Haas. Ein großes, berührendes Vergnügen.

Beschreibung für Leser
Nominiert für den Österreichischen Buchpreis 2023 (Shortlist) und den 20. Preis der Leipziger Buchmesse (Leipziger Buchpreis) in der Kategorie Belletristik 2024 (Shortlist)

Wolf Haas wurde 1960 in Maria Alm am Steinernen Meer geboren. Für sein Werk erhielt er u. a. den Bremer Literaturpreis, den Wilhelm-Raabe-Preis und den Jonathan-Swift-Preis. Er veröffentlichte die Romane "Das Wetter vor 15 Jahren" (2006), "Verteidigung der Missionarsstellung" (2012) und "Junger Mann" (2017) sowie neun Brenner-Krimis, zuletzt "Müll" (2022). Bei Hanser erschien zuletzt "Eigentum" (2023). Wolf Haas lebt in Wien.


Nicht jedermanns Geschmack, aber meiner
„Am Ende hieß es noch, ich hätte mich über sie lustig gemacht. Man schuldet ja allen einen gewissen Respekt. Auch jenen, die es vielleicht nicht wahrnehmen, wenn man ihn nicht zeigt. Man kann auch den Verlöschenden und vor sich hin Dämmernden nicht irgendwas erzählen, nur weil es langweilig ist mit ihnen. Man darf unterlegene Menschen nicht auf die Schaufel nehmen. Man darf Schwachsinnige nicht verarschen, man darf kleine Kinder nicht verarschen, man darf Behinderte nicht verarschen. Im Prinzip darf man überhaupt niemanden verarschen, fürchte ich. Schon gar nicht seine sterbende Mutter.“ (S. 8, Haas)

Wolf Haas besucht das Altersheim, in dem seine 95-jährige Mutter wohnt, die in drei Tagen sterben wird. Haas tut gar nicht so, als ginge sie ihm nicht auf die Nerven. (Unausgesprochen: Ich darf doch etwas dement sein, wenn ich meinen Sohn bitte, meinen längst verstorbenen Eltern eine Nachricht zu überbringen.) Ausgesprochen: „Meine Mami und mein Tati, wo sie jetzt sind, ich weiß nicht wie es da heißt, aber du kannst dort mit dem Handy anrufen und ihnen sagen, dass es mir gut geht.“
Das Gejammer tönt ihm noch in den Ohren: „Immer nur sparen, sparen, sparen.“ Immer nur „arbeiten, arbeiten, arbeiten“,
Und im Rückblick Geschichte: Die seiner Mutter und der Familie und die Österreichs, von einer Frau, die 1923, ins Jahr der Superinflation, hineingeboren wurde.

Sicher Autofiktion, aber weder geschmacklos noch sentimental. Von Seite zu Seite verschwindet der lapidare Ton, der Sohn erzählt von der Mutter, die in Zeiten jung gewesen ist, als fast jeder ein Schicksal hatte und nicht nur ein Leben mit Aufs und Abs. Krieg. Krankheit. Gewalt. Tod überall. Und die Hoffnung auf das Eigenheim, das sich nie erfüllt hat. Bis jetzt. Seit vielen Jahren steht schon ihr Name auf dem Grab, ihre eigenen Kubikmeter nun bereit, bezogen zu werden – nur ein Datum fehlt.

„Mein ganzes Leben lang hat mir meine Mutter weisgemacht, dass es ihr schlecht ging. Drei Tage vor dem Tod kam sie mit der Neuigkeit daher, dass es ihr gut ging." (W. Haas)

Wolf Haas, Autor beim Carl Hanser Verlag, wovon viele seiner Kollegen nur träumen.

"kein Krimi"
Wolf Haas hat diesen Roman seiner verstorbenen Mutter geschrieben, die mit 95 Jahren in einem Altersheim verstorben ist. Der Autor setzt sich in dieser Story mit seiner Familiengeschichte auseinander. Abwechselnd wird aus der Vergangenheit der Mutter und von Wolf Haas erzählt. Stets musste gespart werden, wo es nur ging. Es waren keine leichten Zeiten.
Doch trotz allem, kommt der schwarze Humor auch nicht zu kurz.

Der Roman machte mich ein bisserl traurig, stimmte mich aber auch nachdenklich. Aber wie gesagt, auch der Humor kommt nicht zu kurz und das lockert die ganze Geschichte auch wieder auf. Gut hat mit gefallen, dass die Dialoge im österreichischen Dialekt geschrieben wurden.
Der Roman hat mir gut gefallen, ist halt mal was anderes als die Krimis, die man von Wolf Haas kennt. Auf jeden Fall ein lesenswerter Roman für zwischendurch!

Lebensstationen
Die Mutter von Wolf Haas liegt im Sterben. Ihr Sohn ist in den letzten Tagen an ihrer Seite und erinnert sich an manche Begebenheiten aus ihrem (und auch seinem) Leben.
Die rund 150 Seiten lesen sich gut, sind auch interessant. Werden bei mir aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Absolute Leseempfehlung
von reimon
Ein typisches Haas-Buch und doch so ganz anders als die Brenner-Krimis. Auch hier kommen die bekannten - und von manchen verachteten - verkürzten Sätze vor, die meist der gesprochenen Sprache entsprechen, mit Einsprengseln im Pinzgauer Dialekt.
Das schmale Büchlein will sorgfältig gelesen werden, damit die sprachlichen Kostbarkeiten auch wirklich ankommen: 
Dann ist die Inflation gekommen und das Geld war hin. In etlichen Varianten kommt das vor.
Oder: Wer kennt die „rhetorische Trias“: waschen putzen bügeln; Arbeit Arbeit Arbeit; sparen sparen sparen
Der Autor/Sohn philosophiert über „Seufzen als vielfältige vorsprachliche Äußerung“.
Aus dem bekannten Lied Besame mucho (Küss mich oft) macht Haas den köstlichen Text Bes auf mi, Mutti?
Mein Lieblingssatz: Mutter erzählte häufig, wie sie schon als Kind die Stutzen der Bauernsöhne ausbessern und nachstricken musste. „Dafür muss ich jetzt ihr Leben nachstricken.“
Wie immer bei Wolf Haas weiß man nicht, wieviel von der erzählten Familiengeschichte wahr ist. Ist auch egal. Auf jeden Fall ist es eine Auseinandersetzung mit der sterbenden Mutter.
Der Titel wird verständlich, wenn von der „tobenden Geldentwertung“ erzählt wird: Immer wieder kommt es zu Grundverkäufen des Großvaters, um einen größeren zu kaufen. Plötzlich ist das Geld wertlos. Auch die Mutter ist immer wieder beim Sparen hinterher, nie kommt sie zu eigenem Besitz - das Grab mit seinen 2 m2 wird ihr erstes „Eigentum“.

Dröge Erzählung
von Marianna T.
Wolf Haas schreibt sich wenige Tage vor dem Tod seiner Mutter ihre Erinnerungen von der Seele. Ihr Leben, geboren 1923, scheint eine einzige Aneinanderreihung von Entbehrungen und einer Verbitterung darüber, die ihren Sohn sehr geprägt hat. Dies wird in der Erzählung sehr deutlich und zeigt sich gut in seinen spitzen und humoristischen Bemerkungen. In der Art, wie er schreibt, bildet sich das Wesen seiner Mutter ab. Da ist ihr ewiges "sparen, sparen, sparen" und ihre Erzählungen von "früher", die wie ein Tänzchen sind: ein Schritt vor und zwei zurück. So braucht es einen ganzen Absatz um etwas zu vermitteln, was auch gut in einem Satz untergebracht werden könnte. Alles erstreckt sich mehr, als es müsste und verdeutlicht gerade dadurch die Mühen eines alten Menschen Erinnerungen in Worte zu packen. Alles widerholt sich bis ins Endlose, zieht Schleifen, fast wie in einem Gedicht. Haas benennt sogar im Laufe der Erzählung Gründe für die Widerholungen. Hinzu kommt, dass er viel östereichische Mundart unterbringt. Sprachlich ist die Erzählung also anregend, aber vorallem anstrengend.
In der Erzählung wird nicht nur der Kampf seiner Mutter mit den schwierigen Lebensbedingungen deutlich, sondern auch sein Wunsch nach Befreiung von dieser Prägung, aber auch seine Wertschätzung für seine Mutter. Er sucht Trost.
Dabei geht er immer wieder in die Vergangenheit seiner Mutter. Manchmal bin ich über die unerwarteten Wechsel zwischen den Zeiten und den Erzählperspektiven gestolpert und musste mich erstmal wieder orientieren. Spannung kam dabei nicht auf. Ich hätte nicht erwartet, dass sich die 160 Seiten so lang ziehen.
Authentische Erzählung über eine Mutter, geboren 1923 rückblickend kurz vor ihrem Tod. Stilistisch authentisch, aber anstrengend und langatmig.

Ein geprägtes Leben
von Anndlich
Wolf Haas berichtet in Eigentum vom Leben seiner fünfundneunzigjährigen Mutter, die im Sterben liegt und zwei Tage später in ihre letzte Wohnung einzieht. Ein Leben, das geprägt von Arbeit und Armut war und dem Gefühl, nie genug zu haben.

Wolf Haas berichtet humoristisch über die Zeiten mit seiner Mutter und ihren Erzählungen über ihr Leben. Die Geschichte wechselt dabei ständig die Perspektiven, was zu Beginn noch sehr verwirrend ist. Die Erzählungen der Mutter lesen sich wie sprachliche Übermittlungen ihrerseits, viele Abbrüche, Einschübe und Dialekte machen das Verständnis zeitweise schwierig und anstrengend und auch wenn mich das Buch teilweise sehr gut unterhalten hat, fehlte mir zum Schluss die letzte Pointe.

Am Ende bleibt die Geschichte von Mariann Haas, die geprägt von der Inflation, durchs Leben schritt. Auch wenn man sein eigenes Leben nicht mit ihrem vergleichen kann, so bleibt in der Reflexion über das Gelesene am Ende doch die Erkenntnis, worauf es im Leben ankommen sollte und worauf eben nicht.

Lebensgeschichte
von BR
Wir begleiten Sohn und Mutter wenige Tage: am Sterbebett bis wenige Tage nach dem Tod der Mutter. Das eigentliche Thema ist „Eigentum“ oder vielmehr, dass Haas‘ Mutter zeit ihres Lebens darum betrogen wurde. Durch Krieg, Inflation und Geldentwertung. So bleibt ihr nur "sparen, sparen, sparen", ein Motto das die beiden Söhne von klein an begleitet hat.

Die vielen Episoden aus dem harten Leben der Mutter werden von ihr selbst erzählt, allerdings in der Rückerinnerung des Sohnes am Sterbebett. Zu Erkennen ist dies jeweils an der Sprechweise der Mutter: Dialekt, alte Begriffe und natürlich am Inhalt wie z.B. den Kriegserlebnissen. Ich muss sagen dass mir persönlich die Teile des Buches besser gefallen haben, die im hier und jetzt spielen, also die Sichtweise des Sohnes widerspiegeln. Der Humor von Wolf Haas beim Schreiben gefällt mir schon sehr gut: wie er abwägt ob er seine sterbende Mutter noch beschwindeln darf. Und wenn ja, ob nur harmlos oder gleich aus den Vollen.

Noch ein kleiner Insider-Witz: das zum Schluß vermisste Nokia: Ich habs gefunden!

Ein typischer Haas
von Spannring
Wolf Haas erzählt mit großem Respekt aus dem Leben seiner 95-jährigen Mutter – die letzten Tage und die Zeit nach ihrem Tod, rund um das Begräbnis. Authentisch liest sich der Roman, ohne Pathos. Distanziert und nach Nähe suchend zugleich.
Die letzten Jahre verbringt die Mutter in einem Altersheim, das einst die Gebärklinik war, in der Wolf Haas auf die Welt kam. Erinnerungen der Mutter im O-Ton. Gerade das Ungeschminkte und Originelle machen diesen Roman zu etwas Besonderem – ein Stück persönlicher Erinnerung des Autors, zu einem Roman sublimiert, der berührt..

Wolf Haas kann Geschichten erzählen, in die man sich hineinversetzen kann. Sein Erzählstil und seine Gedanken sind das reinste Vergnügen – auch bei dieser traurigen Thematik: mal ironisch, sarkastisch, dann wieder nüchtern-nüchtern und manchmal auch fast witzig. Sein intellektueller Schreibstil wirkt, als würde er „einfach“ seine Gedanken und Gefühle loslassen, ihnen folgen – genau das ist der Clou und das besondere an den Haas-Romanen. Richtig österreichisch – absolut zu empfehlen!

Großartig geschrieben – berührend & humorvoll zugleich
von Tara
"Eigentum" ist ein sehr persönliches Buch des in Wien lebenden Autors Wolf Haas.
Es geht um die letzten drei Tage im Leben seiner Mutter Marianne, die inzwischen 95 Jahre und ein wenig dement ist.

Die Handlung wird im Wechsel aus der Perspektive des Autors – wie er seine Mutter erlebt hat – und der von Marianne erzählt. So erfährt man viel über ihr Leben, aus ihrer Kindheit und Jugend, den entbehrungsreichen Kriegsjahren, ihrem Kampfgeist und permanenten Wunsch nach Eigentum.
Dabei berichtet Wolf Haas in einer ihm ganz eigenen Art, die mir sehr gut gefiel. Einige Äußerungen von ihm erscheinen grenzwertig, da sie ein wenig bissig sind, gleichzeitig bekommt der Leser so ein umfassendes Bild von der Familie und der gesamten Situation.

Das Schicksal der Mutter ist tragisch, ihren Wunsch nach Eigenheim konnte sie sich nicht erfüllen und anderen Menschen gegenüber wurde sie schwierig. Ihr Verhalten ist aber - durch das, was sie erleben musste - durchaus nachvollziehbar.

Es ist ein Buch, das wirklich aus dem Leben gegriffen ist. Viele Situationen kennt man so oder ähnlich, es kommen Erinnerungen hoch und man wird nachdenklich. Während des Lesens habe ich geschmunzelt, sogar gelacht, aber auch einige Tränen verdrückt.

Der Autor zieht hier auf bissige, ironische und humorvolle Art und Weise schonungslos Bilanz. Dabei ist das gesamte Werk in sich stimmig abgerundet, vom Originalton der Mutter bis hin zur perfekten Gestaltung des Covers.

Rückblick auf ein bewegtes Leben
von Marie aus E.
Das Büchlein ist mit nur nur 160 Seiten wahrlich nicht dick - aber mehr hat es auch nicht gebraucht, um der Mutter ein literarisches Denkmal zu setzen.

Haas blickt zurück auf das bewegte Leben seiner Mutter oder wie er es formuliert: "verantwortungsvolle Tätigkeit als Lagerist und Gabelstaplerfahrer für die Erinnerungen meiner Mutter". Für diese sprachliche Konstruktionen mag ich Haas, ebenso für seinen oft lakonischen Humor und die zumindest vordergründliche Abwesenheit von Sentimentalität trotz des Todes der Mutter.

Meine Lieblingsszene ist eine Abhandlung über Brennnesseltee für Haas´ lange verstorbenen Großvater, einfach köstlich.

Ich war beeindruckt vom harten Leben der Mutter, besonders in ihren frühen Jahren (hier liegt der Hautfokus), vom Kind bis zur jungen Frau. Wie schwer das Leben damals war, wenn man nicht aus einigermaßen wohlhabendem Elternhaus kam. Und wie klaglos das Schicksal angenommen wurde - bis man dann als Erwachsene zu lamentieren begann. Verständlich, wenn auch sehr anstrengend für die Familie. Haas schildert das virtuos.

Ich habe den Rückblick sehr gerne gelesen, stellenweise war er mir aber sogar etwas zu ausschweifend, trotz der Knappheit.

Die Geschichte einer Zeitzeugin
von Kapitel60
Der Roman, Eigentum, von Wolf Haas umfasst ca. 160 Seiten und ist im Hanser Verlag erschienen.

Worum geht’s?
Wolf Haas‘ Mutter lebt im Altersheim. Kurz vor ihrem Tode lässt der Autor ihr Leben noch einmal Revue passieren und erzählt Ereignisse aus ihrem Leben.

Das Cover
Das Cover des Buches ist schlicht gehalten. Anstatt eines Klappentextes gibt es nur UND DANN IST DIE INFLATION GEKOMMEN UND ALLES WAR HIN, NICHTS WIE SCHREIBEN SCHREIBEN SCHREIBEN, NICHTS WIE SPAREN SPAREN SPAREN, zu lesen. Es lohnt sich auch den Umschlag zu entfernen. Darunter versteckt sich ein Gegenstand, der wahrscheinlich bis heute nicht aufgetaucht ist.

Der Schreibstil
Leute - la gente - die Wolf Haas kennen, wissen, dass der Schreibstil sehr extravagant unverkennbar ist. Entweder man mag ihn, oder man mag ihn nicht.

Fazit
Wolf Haas erzählt von seiner Mutter, aber mit den Worten seiner Mutter. Die Geschichten erinnern sehr an die Erzählungen meiner Oma. Sie wurden immer wieder erzählt und man kennt sie regelrecht auswendig. So auch der Autor. Schön finde ich, dass diese Erzählungen niedergeschrieben wurden. So erhält man einen Einblick in das Leben, wie es einmal war. Alles andere als einfach. Es herrschte Krieg und Inflation und die Leute - la gente - mussten sparen wo es geht. Das große Ziel von Wolf Haas Mutter war es, einmal ein Eigenheim zu besitzen. Leider hat sie es bis zum Schluss nicht geschafft, bzw. am Ende hat sie es doch geschafft.

Kraftvolle Prosa
von yellowdog
Es gibt in der deutschsprachigen Weltliteratur schon einige bedeutende Mütterbücher (Handke, Meckel). Mit Eigentum kommt jetzt ein aktuelles dazu, dass sich durch eine wütende Ironie auszeichnet.
Wolf Haas betractet die 2 letzten Tage sener 95jährigen Mutter, erlebt aber auch das ganze Leben mit ihr mit.
Sein Großvater war Wagnermeister. Ein Beruf, den es heute nicht mehr gibt. Haas bringt mehrfach den Kontrast Vergangenheit und Gegenwart ins Spiel.
Er zeigt verschiedene Lebenszeiten der Mutter, auch gerade die schweren der Kriegs- und Nachkriegszeit und damit ihre geschichte und was sie prägte. Das lässt mich als Leser nicht kalt, ebenso wie die Beziehung zwischen Mutter und Sohn.
Ich denke, das Buch ist besonders für Leser der ungefähren Altersklasse des Autors interessant. Ich jedenfalls habe das Buc stilistisch genossen und würde es nicht gering einschätzen.

Sparen, sparen, sparen
von Murksy
Die heilige Dreifaltigkeit seiner Mutter: sparen, sparen, sparen, folgernd aus dem Requiem arbeiten, arbeiten, arbeiten zieht sich wie ein roter Faden durch den (biografischen !?) Roman des Schriftstellers. Gehalten in dialektischer Sprache lässt der Autor seine kürzlich verstorbene Mutter aus ihrem Leben voller Entbehrungen und unerfüllten Träumen erzählen. Vor dem Krieg während der großen Inflation geboren, spart sie auf Eigentum, will ein Haus oder zumindest eine Wohnung besitzen. Doch so schnell. wie sich ihre Wünsche und Hoffnungen verflüchtigen, sinkt der Wert des Geldes und in immer unerreichbarere Ferne rückt das ersehnte Glück. Die Erzählweise wechselt zwischen der Gegenwart des Sohnes und der Erinnerung seiner Mutter, lässt den Sohn langsam näher an seine Mutter rücken.
Sarkastisch, teilweise vielleicht sogar zynisch blickt der Autor auf die Frau zurück, die im das Leben schenkte. Sie selbst führte ein Leben voller Entbehrlichkeiten, überstand die Kriegsjahre und trauerte entgangenen Gelegenheiten hinterher. Doch was ist das Eigentum? Sind es nur die materiellen Dinge oder nicht doch die Erinnerungen an ein langes Leben, egal wie ärmlich oder hart es auch erscheinen mag? In gewohnt großartiger Weise versteht es Maas, zu beschreiben, Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Aus der scheinbaren Trostlosigkeit der Situation einer sterbenden Mutter entsteht so ein Sinnbild für die Hoffnung, die man nicht aufgeben darf und sollte. Das scheinbar gefühlskalte Verhalten des Sohnes, der in der Beerdigung eher eine Befreiung als Last sieht, entpuppt sich als Spurensuche nach dem Wesen einer kämpfenden Frau. Was bleibt vom Eigentum? Ein einsames Grab? Eine Urne? Oder doch ein Buch voller Erinnerungen, das es zu schreiben und zu bewahren lohnt. Letztendlich bleibt die Antwort vage, die Erinnerung verblasst und das Leben geht weiter, hier und da.

Liebevoll und humorvoll
von Bücherfreundin
Das Cover des neuen Romans von Wolf Haas ist recht ungewöhnlich gestaltet. Der Schutzumschlag erinnert an Packpapier, einen aussagefähigen Klappentext sucht man vergebens.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Marianne, die Mutter des Autors. Der Ich-Erzähler Wolf Haas fällt aus allen Wolken, als seine im Altersheim lebende fast 95-jährige Mutter ihm drei Tage vor ihrem Tod mitteilt, dass es ihr gut gehe. Sein ganzes Leben lang hat er nur von ihr gehört, dass es ihr schlecht gehe. Sie ist demenzkrank und möchte wissen, wie es ihren Eltern geht, Wolf soll sie anrufen. Am nächsten Tag erzählt er ihr, dass er angerufen habe, es gehe ihnen gut, nur der Vater habe einen Schnupfen. Aber es gehe ihm schon besser.

Liebevoll und mit viel Humor erzählt der Autor in seinem Buch von den letzten Tagen im Leben seiner Mutter bis zu ihrer Beerdigung. Offen und ehrlich lässt er ihr Leben Revue passieren und dabei viele Erzählungen seiner Mutter in der Ich-Form und in ihrer Mundart einfließen. Er erinnert sich an das gemeinsame Leben mit ihr und an zahlreiche Gespräche. Dabei lernen wir Marianne immer besser kennen, wir tauchen ein in ihr Leben und erfahren viel über ihre entbehrungsreiche Kindheit, die Kriegsjahre und die Jahre in der Schweiz. Sie war eine eigenwillige, eine schwierige Frau mit Ecken und Kanten, die "nicht mit den Leuten konnte". 

Marianne Haas wird 1923, im Jahr der Hyperinflation, als Tochter einer Magd und eines Wagnermeisters geboren. Das Geld ist knapp, sie wächst mit 9 Geschwistern auf und arbeitet bereits mit 12 Jahren auf einem Bauernhof. Das Thema Inflation zieht sich durch ihr ganzes Leben, sie träumt vom Eigentum, einem eigenen Haus oder einer Eigentumswohnung. Das ist ihr Lebensziel, dafür arbeitet sie, und dafür spart sie eisern. Bereits im Kindesalter weiß der Autor alles über die 3 Phasen eines Bausparvertrages und die Berechnung der Bewertungszahl. Doch die anhaltende Inflation macht es der Mutter unmöglich, ihren Traum zu verwirklichen. Erst mit ihrem Tod geht ihr Wunsch nach Eigentum in Erfüllung.

Das Buch ist in eigenwilligem Sprachstil geschrieben und liest sich flüssig. Den Wechsel zwischen den Erzählungen der Mutter in der ihr eigenen Sprache und den Erinnerungen des Autors fand ich sehr gelungen. Der mit viel Humor und Sprachwitz erzählte Roman ist kurzweilig und hat mir sehr gut gefallen. Leseempfehlung von mir!

Kann man vom Leben schreiben?
von stina23
Ja, Wolf Haas kann!
In seinem neuesten Buch schreibt er über die letzten Tage seiner Mutter. Sie lebt in einem Altersheim, er verbringt viel Zeit mit ihr und es ist abzusehen, dass der Abschied naht. Wieviel Autobiographisches und wieviel Fiktion in seinem Werk stecken, bleibt unerklärt.
Schon bei der Beschreibung ihrer kleinen, gebeugten Gestalt, die sich mit Mühe im Rollstuhl, der an den Esstisch geschoben wurde, versucht aufzurichten, wurde ich unweigerlich an meine Großmutter erinnert. Obwohl sie ein ganz anderer Typ Mensch als die Mar. Haas war, gleichen sich ihre Erzählstile. Die Wiederholungen, das sich während des erzählens-doch-wieder-an Details-Erinnern, die Berichte über die Entbehrungen während des Kriegs und danach,… sind mit sehr vertraut. Marianne Haas ist getrieben, Eigentum zu erwerben, Grund, der ihr gehört, den ihr niemand wegnehmen kann. Dies gelingt ihr schlussendlich erst bei der Beisetzung im Familiengrab. So tragisch einiges in diesem Buch auch ist, der Autor schreibt darüber trocken aber nicht unemotional. Auf mich wirkte das richtiggehend wohltuend.
Haas springt in seinem Werk zwischen dem Abschiednehmen und den Erinnerungen der Mutter, die in ihren jungen Jahren ein sehr ereignisreiches Leben geführt hat und eine sehr eigenwillige Person war. Vor allem eines wird dabei klar. Er liebt seine Mutter. Er beschreibt sie und all ihre Eigenschaften mit Humor, einer liebevollen Bissigkeit, einer Schonungslosigkeit und immer mit einer tiefen Verbundenheit.
Die Passagen, in denen sich die Mutter erinnert, sind mit vielen österreichischen Dialektausdrücken gespickt. Das macht die Erzählungen sehr authentisch. Besonders schön finde ich, dass sich am Ende der Kreis der Geschichte durch einige Sätze über eine Alltäglichkeit schließt.
Für mich fühlte es sich an, als ob ich 157 Seiten lang in Wolf Haas‘ Hirn und Herz zu Gast war. Es war ein sehr schöner und auch aufschlussreicher Besuch. Danke, gerne wieder.

Mein Beileid
von lesen=liebe
Das Buch, Eigentum von Wolf Haas, erschienen bei Hanser, gibt einen Einblick in das Leben der Mutter des Autors.
Die letzten Tage der Mutter von Wolf Haas sind angebrochen. Dieses Buch erzählt von ihren letzten Tagen vor dem Tod und von ihrem früheren Leben, das geprägt von Krieg und Inflation war.

Marianne Haas, Tochter eines Wagnermeisters, wurde 1923 - in dem Jahr der Hyperinflation - geboren. Dieses Ereignis hat ihr ganzes Leben geprägt, denn es hieß sparen, sparen, sparen. Kurz vor ihrem Tod, ruft ihr Sohn, der Autor dieses Buches, ihre Erzählungen in Erinnerung und schreibt sie nieder. Kann man von Leben schreiben? Ja, kann man. Wolf Haas hält wichtige Erzählungen einer Zeitzeugin fest und gibt Einblicke in die Geschichte Österreichs. Er bezeichnet sich selbst, als externe Festplatte seiner Mutter, was ihn sogar ärgert. Aber er hat ihre Geschichten mehrfach erzählt bekommen und erinnert noch sehr genau an ihre Worte.

Wenn man die Erzählungen der Mutter liest, dann kann man sie sich dabei genau vorstellen, ohne sie jemals gekannt zu haben. Es werden teileweise Wörter im Dialekt verwendet und Füllwörter wie NIT und GELL. Für österreichische Leser natürlich sehr sympathisch.

Es ist nicht gerade das beste Buch von Wolf Haas, aber es liest sich sehr gut, ist interessant und es gibt viele Stellen, bei denen man schmunzeln muss.

lebenslange Eigentumsverfolgung
von
„Unsere Mutter, die ihr Leben lang auf den ersten Quadratmeter hingespart hatte, sollte ihr schlussendlich auf immerhin 1,7 Quadratmeter angewachsenes Grundstück voll ausnützen.“ S. 115



Inhalt:

Wolf Haas Mutter liegt im Sterben und ist schlussendlich zufrieden, obwohl sie 95 Jahre unzufrieden war. Im Wechsel erzählen Wolf Haas und seine Mutter prägende Episoden in ihrem Leben und wie die sich auch noch über das Leben ihrer Kinder auswirkten. Geprägt wurde sie von arbeiten, arbeiten, arbeiten und sparen, sparen, sparen. Doch was steckte wirklich hinter ihrem Verhalten?



Cover:

Das Cover passt mit dem Stempel zum Titel und ist schlicht gehalten. Besonders gut gefällt mir die Abbildung des alten Handys, wenn man die Hülle weg gibt. 



Meine persönliche Meinung:

Aufgrund der Leseprobe freute ich mich schon total auf das Buch. Es ist mein erstes Buch von Wolf Haas. Er ist ja ein großartiger Schriftsteller was man so hört. Ich muss leider sagen, dass er mich gar nicht packen konnte. Deswegen ist meine Bewertung wohl mehr subjektiv, als neutral. Zu Beginn war mir nicht klar, warum die Absätze wie gewählt sind und wann die Mutter erzählt und wann er. Bis fast zur Hälfte des Buches war mir nicht ganz klar, was er möchte und was ihm die alten Geschichten bringen. Irgendwann war klar, dass er den Geschichten auf den Grund geht bzw. sie in die Gegenwart holt, indem er diverse Orte aufsucht. Das ist eine gute Idee, aber wohl zu spät umgesetzt, wie er selbst auch merkt. Das ist ein Punkt, den man sich bestimmt in sein eigenes Leben mitnehmen kann. Ich wurde mit dem Schreibstil überhaupt nicht warm. Durch diese halben Sätze und dem „nit“ war dann klar, was die Mutter erzählt. Er selbst wiederholt immer wieder Sätze und Tatsachen. Das war mir dann irgendwie zu langweilig und häufig. Vermutlich ist es literarisch und sprachlich ein Meisterwerk. Aber dazu ist mein sprachliches Verständnis zu einfach und deshalb nur meine persönliche Meinung. Es war für mich ein nettes Buch, bei dem ich mir ein bisschen etwas mitnehmen konnte und das ein wenig zum Nachdenken anregt, welche Beziehung man zu seinen Eltern hat. Aber mich gut unterhalten oder berühren konnte es mich nicht. 



Fazit:

Ein Roman über das Verfolgen von Zielen ein Leben lang und dem Abschied nehmen der eigenen Mutter.

Intergenerationales Verstehen
von Tobias Kallfell
Von dem österreichischen Autor Wolf Haas habe ich bisher noch nichts gelesen. Ich gehe also ohne Vorwissen zu seinen bisherigen Werken, für die er verschiedentlich ausgezeichnet worden ist (u.a. mit dem Wilhelm-Raabe-Literaturpreis der Stadt Braunschweig für „Das Wetter vor 15 Jahren“), an seinen neuesten Roman „Eigentum“ heran.

Zum Inhalt: Ein Sohn besucht seine altersdemente Mutter im Altersheim, zwei Tage vor ihrem Tod. Anfangs wird diese Begegnung mit ironischer Distanz und Bissigkeit geschildert. Die Art der Mutter, anderen Menschen vorwurfsvoll zu begegnen und ihr eigenes Leid zu beklagen, wird auf die Schippe genommen. Sie erinnert sich an die Armut in ihrer Kindheit, die in ihrer Gedankenwelt sehr präsent ist. Die Mutter wurde 1923 geboren. Eine prägende Erfahrung, die sich in das Gedächtnis der alten Frau eingebrannt hat, ist die Hyperinflation. Und ihr Sohn wusste schon im Kleinkindalter, was es mit dem Begriff auf sich hat: „Schon als Fünfjähriger wusste ich, was Inflation war. Das ist, wie wenn dein Eis auf einmal zwei Schilling kostet statt einen Schilling. Und das Zweischillingeis kostet sechs Schilling, oder zehn Schilling oder tausend Schilling. Das Dreischillingeis kostet eine Million Schilling, weil das Geld hin ist“ (S. 34).

Das große Ziel der Mutter habe immer darin bestanden, Eigentum zu erwirtschaften. Ebenfalls eine prägende Erfahrung für den Sohn: „Ich hörte immer brav zu, ich sah schon mit drei Jahren alt aus. Die drei Phasen des Bausparvertrages (Sparphase, Zuteilungsphase, Darlehensphase) hielt ich für einen Kinderreim. Die Berechnung der Bewertungszahl beherrschte ich im Schlaf. Als ich in die Volksschule kam, war ich bereits Professor für Inflationstheorie“ (S. 37). Für die Mutter bestand das Leben aus drei Tätigkeiten: 1) sparen, sparen, sparen; 2) arbeiten, arbeiten, arbeiten und 3) zahlen, zahlen, zahlen.

Erinnerungen der Mutter werden episodenhaft in der Ich-Form in die Handlung eingeflochten. Dabei sind die Schilderungen der Lebensstationen der Mutter der Alltagssprache und ihrem Sprachduktus angenähert. Dies hinterlässt eine höchst authentische und realistische Wirkung. Es wird deutlich, mit welchen Hürden und Einschränkungen die alte Frau in ihrem Leben zu kämpfen hatte. Und durch die erinnerte Erinnerung des Sohns werden die Erinnerungen der Mutter wieder lebendig. Man taucht als Leser:in in eine vergangene Lebenswelt ein. Und ihr Schicksal steht sicherlich exemplarisch für das Schicksal vieler Frauen jener Generation.

Die Mutter erscheint als willensstarke Frau mit Begabung für Fremdsprachen, die aber irgendwann ihren Traum von Eigentum aufgeben musste und aus diesem Grund von Niedergeschlagenheit erfasst worden ist. Charakterlich sei sie eine schwierige Frau gewesen: „Sie konnte blind tippen mit dem Zehnfingersystem, aber sie konnte nicht mit den Leuten, sie konnte einem Kind die Inflation erklären, aber sie konnte nicht mit den Leuten, sie konnte Englisch, sie konnte Französisch, sie konnte Generationen von Wirtskindern durch die Schule tragen, aber sie konnte nicht mit den Leuten“ (S. 117). Der Wunsch, Eigentum zu erwirtschaften, habe das Leben der Mutter bestimmt.

Letztlich eine interessante Lebensgeschichte, wie sie vermutlich von vielen erzählt werden könnte. Ein Buch, das ich mit Interesse gelesen habe. Das Werk ist für mich wieder ein Beweis dafür, dass Bücher Fenster zu neuen Welten öffnen können. Intergenerationales Verstehen wird durch dieses Werk gefördert. Allerdings hat mich der Roman nicht so sehr in seinen Bann gezogen, dass ich 5 Sterne geben kann. So komme ich auf 4 Sterne!

Sparen, anzahlen, abzahlen
von Emmmbeee
Der Autor Wolf Haas begleitet seine Mutter während ihrer letzten drei Lebenstage. Wie schon so oft erzählt sie aus ihrem Leben, in dem es recht turbulent zugegangen ist. Eines aber war ihr stets wichtig: ein wenigstens kleines Wohneigentum respective der Erwerb desselben. Danach strebte sie ihr ganzes Leben lang. Es gelang ihr jedoch nie, denn wegen der häufigen Geldentwertungen lief es ihr ständig davon, wie beim Hunderennen der Hase vor dem Greyhound.
Sparen sparen spraren könnte deshalb als Titel ihrer Biografie gelten. Zu guter (?) Letzt erfüllt sich ihr Wunsch mit dem Tod: die letzten zwei Quadratmeter gehören ihr, sind ihr Eigentum. Sogar mit Lift. Mit Absenklift.
Es ist ein echter Wolf Haas. Weil ihr müsst eines wissen: Er schreibt haargenau so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Authentischer geht es wohl kaum. Und auch seine Mutter lässt er in ihrem heimatlichen Idiom zu Wort kommen, samt nit und gell.
Und wie es so oft ist, und beileibe nicht nur bei den Senioren, zu denen auch die Rezensentin gehört, wird vieles wiederholt, es wird drei-, viermal wiedergekäut, eindringlich, litaneimäßig, aber keineswegs langweilig. Ich habe jede Seite genossen.
Der Humor kommt auch nicht zu kurz. Aus Las Vegas macht der Autor „Lass weg Haas“ und fungiert dabei als sein eigener Rotstift. Besonders gefiel mir aus der Sicht des Knaben Wolf die Schilderung des Flügelhornisten und seines Instruments bei Begräbnissen. Auch das wird dreimal erzählt. Mindestens.
Erst als ich das Buch in Händen hielt, fiel mir die Originalität des Covers auf. Denn da steht auf einem Schildchen: Eigentum von Wolf Haas, ebenso wie die Leihbücherei in und auf ihre Medien druckt: Eigentum der Bibliothek XY. Fast hätte ich es respektvoll wieder hingelegt. Zum Glück nicht, denn der Roman ist lesenswert. Ich empfehle ihn allen, die gern etwas anderes als 08/15 lesen.

Ein sehr persönlicher Text
von HEYNi Christine Klepitsch im Unruhestand
Die schwierige Mutter bringt, dement und sterbend im Pflegeheim, den Sohn noch immer auf die Palme. Zeitlebens schuftete sie, aus kleinsten Verhältnissen stammend, für den Aufstieg und versuchte vergeblich Eigentum zu schaffen. Ihre Litaneien über ihr schweres Leben begleiten den Erzähler von klein auf. Der humorvolle oft zornige und ungeduldige Text ändert sich nach dem Tod der Mutter, der Autor nähert sich ihrem Leben in Rückblicken erzählend an und setzt ihr ein liebevolles, literarisches Denkmal.

Ein neuer HAAS! JUHUUUU!
von Stephan Lauf
Und der ist wieder so …. Ja wie eigentlich??? Anders jedenfalls. Aber das wissen Haas- Fans ja sowieso, deshalb mögen wir den ja, weil alles immer irgendwie anders ist, was der so schreibt.
Kurz gesagt ist es die Geschichte der Mutter, bzw. ihrer letzten Stunden. In wie weit das autobiographisch ist, soll sich jeder selbst ausmalen. Jedenfalls sind die Gedanken und Erinnerungen an die Mutter sowas von genial aber auch etwas eigenwillig. HAAS halt ….
Also, für Wolf Haas Fans ist das Buch eine sichere Bank, für alle anderen übernehm ich keine Verantwortung. Aber ich gehör auch in die Fan-Abteilung ;-)

Eigentum
von Doris Stadlbauer
Wolf Haas schreibt in seinem unnachahmlichen Schreibstil über das Sterben seiner Mutter. Sehr persönlich und berührend lässt er die LeserInnen daran teilhaben.

von Christina Welser
Wolf Haas neues Buch ist ein persönlicher Abschied von seiner Mutter und zugleich eine sehr gelungene Erzählung ihrer wiederholten Erzählungen. Diesen nähert er sich in gewohnter Weise nicht ohne Humor, aber trotzdem ungeschönt an und driftet dadurch nicht ins Sentimentale ab. Dennoch hat das Büchlein etwas Tröstliches. Die Erinnerungen der Mutter sind zudem geschichtlich interessant und bergen für LeserInnen, die ähnliche ErzählerInnen in der Familie hatten spannende Parallelen. Sehr authentisch, voller Eigenironie und (österreichischem) Sprachwitz. Ganz klar eine Empfehlung.
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