Rezensionen

Rezensionen von Emmmbeee

Autor: Silke Neumayer

Freundinnen-Roman - 4 Sterne

Innerhalb kurzer Zeit ist dies der zweite Spaghetti-Roman, den ich lese. Damit meine ich das Wort „Spaghetti“ im Titel. Ich muss schon sagen, dass sich auch bei diesem beim Lesen ständig ein Pasta-Appetit in mir regte. Bereits das stimmige, sympathische Cover trägt dazu bei.
Tragisch ist der Inhalt des Buches, ist doch ein Teil des Freundinnenkreises gestorben, Amelie. Zudem enthüllen sich nach und nach die Schwachstellen des vierblättrigen Frauen-Kleeblattes. Das führt zu Streit, Eifersüchteleien und Zornausbrüchen. Die Situationen werden abwechselnd aus der Sichtweise der verbliebenen drei Frauen beleuchtet, und so versteht man auch gut, warum sie so handeln.
Die Heiterkeit kommt dennoch nicht zu kurz, befinden wir uns doch in der sonnigen Toskana, wo das Dolce Vita letztendlich nicht zu kurz kommen darf. Zudem ist da natürlich ein sehr attraktiver Nachbar und andere aufgeschlossene Ragazzi in Reichweite.
Ich finde, so ein Italien-Roman tut immer gut, wenn man selbst gern im sonnigen Süden war und die mediterrane Küche zu schätzen weiß. Die Autorin Silke Neumayer versteht es, uns Leser von „Keine Spaghetti sind auch keine Lösung“ durch ihre bilderreiche, sinnliche Sprache mit in den Süden zu nehmen.
Es ist kein tiefsinniger Roman, doch regt er durchaus zum Nachdenken an. Manches sollte man nicht so ernst nehmen, anderes hingegen wieder sehr sorgfältig behandeln, etwa eine Freundschaft und die eigene Familie. Immer aber: Ein Problem lediglich vor sich her zu schieben und den Kopf in den Sand zu stecken, das ist absolut keine Lösung.
Auf jeden Fall eine prima Urlaubslektüre, aber auch für die Daheimbleibenden ein toller Ausflug in den sonnigen Süden.
Autor: Alexandra Blöchl

Meerjungfrauen müssen frei sein - 3 Sterne

Als Vida das erste Mal Marie begegnet, ist sie sofort fasziniert von ihr. Nicht nur, dass sie bei eisigen Temperaturen im Meer schwimmt und ein Meerjungfrauenkostüm bei sich hat, sie verliebt sich auch in sie. Marie schenkt Vida zwar ebenfalls ihre Zuneigung, doch sie will sich nicht an sie binden, sondern liebt auch Männer.
Mir gefiel die Stimmung, welche Alexandra Blöchl gleich von Beginn an zu schaffen versteht. Es war, als wäre ich ebenfalls auf der Insel und überall mit dabei. Im Lauf der vier Teile, in die der Roman gegliedert ist, wächst die Spannung bis zum Zerreißen.
Am Anfang von Teil vier glaubte ich schon zu wissen, auf welchen Schluss die Handlung hintreibt, denn hier endet die Ich-Form, und dass das Ende tragisch wird, war mir ohnehin klar. Doch ich hatte mich getäuscht.
Schon fast ein Thriller, dieses Buch! Der Mythos von der Meerjungfrau wurde geschickt genutzt und stützt den Spannungsbogen ganz erheblich.
Das Cover übermittelt eine kühle Atmosphäre, und die davonschwimmende Frau deutet das Hauptthema bereits an. Die Geschichte liest sich flott, nicht nur, weil hier eine mitreißende Story sehr lebhaft und farbig erzählt wird, sondern auch noch in großer Schrift gedruckt ist. Allerdings hätte ich mir einen anderen Titel gewünscht, denn: Verspricht das Meer in diesem Buch denn irgend etwas?
Ich empfehle den Roman allen, die sich einerseits von einem Mythos gern ein wenig verzaubern lassen wollen und andrerseits straff gespannte Handlungsfäden mögen.
Autor: Janna Steenfatt

Spielarten des Lebens - 3 Sterne

Drei Menschen, die im Lauf der Handlung aufeinandertreffen: Lukas, Eva und Jette. Das heißt, Lukas und Eva sind bereits verheiratet und haben miteinander zwei Kinder. Das Ehepaar ist bereits erheblich auseinandergedriftet, als Jette erst in Lukas‘ Leben, dann auch in Jettes auftaucht. Nein, sie drängt sich nicht zwischen das Paar, es sind eher die Umstände bei einer schwierigen Situation, welche die drei Menschen zusammenführen. Das Leben hat anscheinend viel Phantasie in seinen Spielarten, es gibt immer wieder neue Nuancen.
Der Sprachstil ist frisch, fließend, farbenfroh. Die Handlung wird von Kapitel zu Kapitel jeweils aus der Sicht einer der drei einzelnen Personen betrachtet, was mir immer gefällt und zu besserem Verständnis führt. Den Schluss finde ich etwas idealisiert, aber er ist eine kreative Lösung.
Besonders begeistert bin ich von diesem Roman von Janna Steenfatt dennoch nicht.
Mir fehlt der Drive. Die Absätze sind sehr lang und verleiten zum Querlesen, manche Überlegungen scheinen mir zu langatmig. Es kommt keine rechte Spannung auf, obwohl der Leser sich schon fragt, wie diese Sache wohl endet.
Das Cover mit seinem senkrecht gestellten Querformat-Bild zieht sofort die Aufmerksamkeit auf sich und verweist auf die drei Hauptprotagonisten. Dass es von der Tochter eines bedeutenden Mitglieds der Wiener Schule, Rudolf Hausner, stammt, hat mich erstaunt und gefreut. Xenia Hausner ist auch Bühnenbildnerin und muss dort mit Raumgestaltung und Tiefe umgehen. Das spürt man beim Betrachten des Umschlagbildes.
Autor: David James Poissant

Hervorragendes Debut - 5 Sterne

„Sommerhaus am See“, das Romandebut von David James Poissant, hat mir sehr gefallen. Eigentlich gleich schon von der ersten Seite an. Ich wollte das Buch bereits lesen, als ich vom Inhalt noch gar nichts gewusst und erst das Cover gesehen hatte. Mit einem zufriedenen Aufatmen habe ich es soeben zugeklappt.
Zwar klingt der Titel nach leichter Sommerlektüre, aber das ist die Geschichte keineswegs. Wie mit einem Sprung ins Wasser beginnt es mit einem Todesfall: Ein fremdes Kind ertrinkt hinter dem Rücken seiner Eltern, aber vor den Augen einer anderen Familie, welche ihre letzten Tage in einem anliegenden Ferienhaus verbringt. Und als einer der Söhne dieser Starlings das kleine Kind zu retten versucht, verletzt er sich schwer. Doch nicht nur diese körperliche Wunde klafft auf, sondern nach und nach viele sorgsam verdeckten Geheimnisse jedes einzelnen Familienmitglieds.
Marode wie die morsche Holztreppe zum See ist vieles bei Vater, Mutter, den Söhnen, ihrer Partnerin, ihrem Partner. Der Wassertod des kleinen Kindes spült viel Schmerz ans Ufer, bleibt stets gegenwärtig, befeuert und beschleunigt die Momente noch, an denen die Probleme sich offenbaren und in ihrem ganzen Umfang öffnen, Eifersucht mit sich bringen, Zorn, Hass, Süchte und Sehnsüchte. Auch wenn dieses Sommerhaus nicht, wie von den Eltern beabsichtigt, verkauft würde, ist doch die Zeit der Ferienharmonie unwiderruflich zu Ende.
Aus der Sichtweise jedes einzelnen Familienmitglieds der Starlings wird jede Person näher beleuchtet. Der Leser lernt die Fehler und Schwierigkeiten von jedem kennen und verstehen. Es gibt kein Happy End, doch sind die letzten Seiten von einer wohltuenden Hoffnung durchströmt. Und deshalb habe ich es, wie anfangs erwähnt, mit einem zufriedenen Aufatmen zugeklappt.
Der Sog dieses Romans beginnt mit den ersten Sätzen, und es fiel mir schwer, das Buch zwischendurch wegzulegen. Die Spannung steigt augenblicklich und hat mich mit sich gezogen. Der Sprachstil ist sehr farbig, lebhaft fließend, manchmal sprühend. Ich war richtig mit dabei, habe mitgebangt, mitgehofft, war miterschrocken. Nach diesem Debut wünsche ich mir vom Autor weitere Romane.
Das Cover ist keineswegs reißerisch, fällt aber in einem Schaufenster oder auf einem Büchertisch sofort auf und zieht die Blicke auf sich. Es vermittelt erstaunlich genau, was den Leser erwartet.
Ich empfehle den Roman allen, die mehr als nur leicht-seichte Sommerlektüre suchen.
Autor: Mirrianne Mahn

Frau zwischen zwei Welten - 5 Sterne

Die Titelheldin Issa kehrt schwanger in die Heimat ihrer Mutter Ayudele zurück, welche mit einem Deutschen verheiratet ist und in Deutschland lebt. Issa soll Rituale vollziehen, die ihrem Ungeborenen zu einem guten Start ins Leben verhelfen. Widerwillig, hin und her gerissen zwischen modernem Denken und der Angst vor der Missgunst der Geister ihrer Ahnen fliegt sie nach Kamerun. Im Lauf ihres Aufenthaltes bekommt sie deutlich zu spüren, dass sie sich zwischen zwei Welten befindet: zu schwarz für Deutschland und zu europäisch für Kamerun.
Mit ihr taucht der Leser in die Familien-Vergangenheit und das Leben in diesem afrikanischen Land ein. Noch sind die Deutschen als Sklavenhalter nicht ganz aus dem Denken der Einheimischen verschwunden. Vielfach wird noch immer gedienert und gekuscht, und der Rassismus ist keineswegs vom Tisch.
Mirrianne Mahn schreibt in einer speziellen Sprache, deren Melodie und Gebrauch nicht wie bei den gewohnten Gegenwartsautoren (obwohl deutsch verfasst) klingt, sondern bei der man das im weitesten Sinn exotisch – afrikanische Denken herausspürt. Das macht diesen Roman auch so eindrücklich und berührend. Mir gefällt die sehr bilderreiche, sinnliche Sprache. Ein Beispiel: „Eine Träne tritt über die Ufer meiner Lider.“
Es ist die Geschichte einer großen Familie, die sich mit insgesamt sieben Generationen in die Handlung einfügt. Frauen, die zwar so gut wie rechtlos sind, aber doch über eine solche Stärke verfügen, dass sie sich immer wieder behaupten können. Eine große Rolle spielen die Ahnen, die im Empfinden der Protagonisten immerzu anwesend sind und die oft angerufen werden, um den Lebenden beizustehen und zu raten. Sogar in den Neugeborenen werden sie einige Zeit lang vermutet.
Es geht um Schweres, das sich dank der eleganten, flüssigen Erzählweise federleicht und unterhaltsam liest. Wir bekommen einen Einblick in die sozialen Strukturen, die Hierarchie besonders unter den Frauen. Zur besseren räumlichen Orientierung gibt es eine Landkarte vom Gebiet, in dem die Handlung sich abspielt. Auch eine Familientafel, Erläuterungen und Übersetzungen helfen beim Lesen. Von dieser Autorin wünsche ich mir weitere Werke.
Ich empfehle den Roman allen, die sich für die Problematik interessieren, aber auch jenen, deren Anteilnahme den Menschen aus anderen Erdteilen gilt.
Autor: Stefan Maiwald

Ein Titel, lang wie Spaghetti - 3 Sterne

Eine heitere Geschichte um Essen und Trinken, um Italien und seine Menschen, wer liest so eine Neuerscheinung nicht gern. Autor Stefan Maiwald versteht es auch, uns Italien und die Italiener nahezubringen, was er bereits in früheren Werken bewiesen hat.
Reichhaltig mit Zutaten ausgestattet, fährt der erzählende Schwiegersohn im Auto zwischen Venedig und Triest durch Norditalien, kehrt hier ein, besorgt sich dort noch rasch dies und jenes, ist offen für einen Rat. Zwischendurch erfahren wir Leser, was genau er an seinem Geburtstagsfest kochen und kredenzen will und vieles über typisch italienische Speisen und Getränke.
Der Roman erinnert mich an Simmels „Es muss nicht immer Kaviar sein“. Auch dort sind viele Rezepte und Tipps zu finden, natürlich nebst zahlreichen Liebestreffen und Abenteuern (bei Simmel). Man könnte bei diesen Autoren Appetit bekommen.
Nach dem Bild mit dem langen Titel fällt der haptische Eindruck des Hardcovers auf. Es ist recht anspruchsvoll in aufgeleimtes Leinen gebunden. Die jeweiligen Zwischenkapitel „Am Wegesrand“ befassen sich mit Nebenthemen, ebenfalls auf besonderen in Lachsrosa getauchten Seiten werden kurze Textstellen wiederholt, die der Autor bedeutsam findet. Im Anhang erläutert er Einzelheiten, welche über bloße Fußnoten hinausgehen. Die drei Teile des Buches werden ebenfalls mit Farbe und Platz großzügig bedacht. So bietet der Schnitt insgesamt einen rotdurchwirkten Anblick.
À propos drei Teile und ihre Kapitel: Das Inhaltsverzeichnis ist derart umfangreich, dass es sich über fünf Seiten hinweg erstreckt.
Der Titel, und das haben wir als erstes am Roman kennengelernt, verheißt an seinem Ende, dass Maiwald mit seinen Kochkünsten die Schwiegereltern beeindrucken möchte. Ganz klar, die Vorarbeit dazu nimmt mehr als 99 Prozent des Platzes im Buch ein. Doch dann lediglich zwei kurze Bemerkungen, wie die Eltern seiner Frau auf seine doch immensen Anstrengungen reagiert haben, beschränkt auf zwei Gesten, das hat mich ein wenig enttäuscht. So vollmundig angekündigt, hätte ich gern mehr erfahren.
Autor: Dost, Sehnaz

Türkischkenntnisse erforderlich - 3 Sterne

Im vergangenen Jahrhundert wanderten im deutschen Raum zuerst die Südtiroler und Italiener ein, später die Griechen, um die Immigrationsbewegungen mal kurz zu fassen. Und wenn gegen Ende des Jahrtausends vor dem Balkankrieg die Kroaten, Bosnier und Serben zu uns flüchteten, suchten teils schon vor ihnen Menschen aus der Türkei bei uns bessere Verdienstmöglichkeiten.
Inzwischen sind die meisten bestens integriert und ins Kulturleben eingebunden, doch wird es ihnen bis heute nicht leicht gemacht. Rassismus lässt sich besonders von konservativ Eingestellten nur schwer überwinden. Das spürt auch der Deutschlehrer Cemal, von seiner Frau getrennt lebend mit einer entzückenden kleinen Tochter und in einer wackligen Beziehung zu Georg.
Immer wieder geistern in Rückblicken die Vorfahren durch seine Gedanken und durchdringen seine Seelenruhe. Dazu der Alltag als Lehrer, Vater und Geliebten eines Mannes, der die Beziehung vertiefen will, was Cemal aus dem Gleichgewicht bringt und seine Seele durchbeutelt.
Mich hat beeindruckt, mit welcher Sprachkraft Sehnaz Dost die Situationen in der Diaspora schildert und uns Lesern auch Cemals Erinnerungen an seine Kindheit in der Türkei nahebringt. Der Spannungsbogen hält sich etwas in Grenzen, ist vielleicht auch gar nicht unbedingt nötig. Doch die Farben, die Lebendigkeit, der Erzählfluss machen das Lesen zur Freude.
Am Schluss wird ein Familienstammbaum angeführt, ebenso eine genaue Liste der Musiktitel in den einzelnen Teilen. Für mich jedoch fehlt etwas Wichtiges: ein Vokabularium, denn türkische Ausdrücke finden sich auf fast jeder Seite. Einzelne Speisen und Bezeichnungen kann man ja nachschlagen, aber nicht ganze Sätze oder gar, wie treffend ein Vorname von den Eltern ausgewählt wurde. Schade! Eine ausschließlich türkische Leserschaft kann doch kaum die Absicht der Autorin gewesen sein. Deutschsprachige jedoch stehen häufig vor einem Rätsel.
Das Cover sieht zwar recht hübsch aus, ist aber zu neutral-bunt und hebt mich nicht gerade aus den Socken. Ich empfehle den Roman solchen Lesern, die zumindest Grundkenntnisse der türkischen Sprache haben.
Autor: Stefan Sommer

Berührend - 3 Sterne

Viele Fragen quälen Georg Himmel, als er sich nach einigen äußerst seltsamen SMS im Corsa seiner Mutter auf den Weg macht, um vorerst zumindest seinen Vater zu suchen. Gerade dient er seinem besten Freund in Istrien als Treuzeuge, als er die – vielleicht irregeleiteten Nachrichten – empfängt. Ihn überfallen Ängste und Erinnerungen, positive und negative, Sorge um die Ehe seiner Eltern, Vaters Gesundheit. Realität mischt sich mit Vermutungen und Befürchtungen. Welchen Täuschungen ist er in der Vergangenheit unterlegen? Von einer Autobahnraststätte zur nächsten geht es, man könnte das Werk ein Roadmovie quer durch Europa nennen.
À propos Himmel: Der Familienname wurde wohl nicht einfach so vom Autor gewählt, denn der Hauptprotagonist interessiert sich sehr für den nächtlichen Himmel und die sichtbaren Gestirne.
Ich muss gestehen, dass ich lange nicht so recht in den Roman hineinfand. Auch die Spannung baute sich für mich noch nicht von Anfang an auf. Dann jedoch hielt sie mich in Atem. Mir gefällt der Erzählton, die fließende, später stürmisch tosende Sprache bis zum überraschenden Ende. Naja, gar so überraschend ist die Auflösung eigentlich nicht, hat Georg doch bereits geahnt, was der Grund für das Verschwinden des Vaters und die Fröhlichkeit in der Stimme seiner Mutter bedeuten.
Ein ernsthafter Text, tief gehend, der bestimmt seine Leser findet, wenn es auch kaum die breite Masse sein wird. Denn bereits die Covergestaltung lockt nicht gerade die Blicke auf sich.
Autor: Gaea Schoeters

Großartig! - 4 Sterne

Der Romantitel „Trophäe“ klingt entweder nach dem Jagderfolg in Richtung Frauendessous oder nach der Erlegung von Tieren. In diesem Fall handelt es sich um letzteres. Doch es geht nicht nur um eine Safari mit allem Drum und Dran. Doch der Amerikaner Hunter White ist keiner, der drauflosballert, nur um die „Big Five“ für sich zu vervollständigen. Selbst dann nicht, wenn das noch fehlende Nashorn genau in seinem Visier steht.
Es geht in diesem Roman von Gaea Schoeters (für den sie mit dem Literaturpreis von Sabam for Culture ausgezeichnet wurde) nicht nur um die Jagd an sich, sondern auch um Tierschutz, Brauchtum der afrikanischen Stämme und Überlebensfragen, sondern um viel mehr. Viele zwischenmenschlichen und ethnischen Themen spielen eine ebenso große Rolle.
Anfangs hatte ich etwas Mühe, in die Handlung hineinzufinden und auch später waren mir etliche Stellen zu ausführlich und langatmig behandelt, sodass ich quergelesen und dennoch lange dafür gebraucht habe. Doch der Schreibstil ist sehr farbig, greifbar, lebendig, spricht die Sinne an.
Das Cover ist eins der besten, die ich in letzter Zeit gesehen habe, und sticht ganz sicher auf dem Büchertisch heraus. Das Buch möchte ich eigentlich allen empfehlen, die gern mit Bedacht und Genuss lesen.
Autor: Oliver, Diane; Jakobeit, Brigitte; Oldenburg, Volker; Jones, Tayari

Neues Leben für vergessene Geschichten - 4 Sterne

Geschichten aus der Nachbarschaft gibt es wahrlich viele. Wenn wir ein wenig über unsere Umwelt nachdenken, fallen uns bestimmt etliche ein: lustige, empörende, tragische.
Doch Diane Oliver (geb. 1943, gest. 1966) schrieb andere, nämlich solche über Schwarze kurz nach der Zeit der Segregation, als die Rassentrennung noch tief in den Köpfen verwurzelt war. Weiße Hauptpersonen kommen in keiner positiven Weise darin vor. Und Lustiges auch nicht. Nur Traurigkeit, kaum eine Spur von Hoffnung findet sich in den 14 Stories.
Natürlich, denn sie handeln allesamt davon, wie man die ehemals unterdrückten Sklaven noch immer als solche betrachtete und ihnen das Leben schwermachten. Die einzelnen Charaktere sind sehr plastisch und greifbar beschrieben, die meisten Schritte kann ich nachvollziehen, obwohl ich nicht alles verstanden habe. Aus fast jedem Blickwinkel beleuchtet sie den Alltag der Schwarzen. Meist sind es verlassene Frauen, die sich irgendwie durchschlagen, vielmehr durchschleppen müssen.
Die Lektüre hat mich niedergedrückt, aber gelesen habe ich alles.
Diane Alene Oliver ist eine Schwarze Autorin, obwohl das etwas diffuse Foto auf dem Umschlag annehmen lässt, sie sei weiß. Und sie ist sehr jung gestorben, ist als 23-Jährige mit dem Motorrad verunglückt. Zu Lebzeiten wurde sie durch ihre Short Stories kaum bekannt, denn dieses Genre ist ohnehin ein schwieriges, um bekannt zu werden. Noch dazu wurden Schwarze Autorinnen kaum beachtet. Erst nach dem Tod der jungen Frau wurde sie zuerst viel gelesen, geriet aber dann in Vergessenheit.
Jetzt ist man auf ihre Texte wieder aufmerksam geworden und hat ihnen zu neuem Leben verholfen. Zum Glück für uns Leser!