Rezensionen

Marion Dalvit

Stellvertretende Filialleiterin
Autor: Jean-Christophe Grangé

Die marmornen Träume - 4 Sterne

Simon Kraus, Psychoanalytiker und Lebemann im Berlin der 30er, pflegt mit den Damen der Führungselite nicht nur professionelle Beziehungen. Als sie ihm von ihren Träumen von einem Marmormann berichten, schenkt Kraus dem kaum Beachtung. Aber eine der Damen wird grausam ermordet, und Kraus gerät ins Visier eines SS-Offiziers. Als das Morden weitergeht, werden Kraus und die Psychiaterin Minna von Hassel bei den Ermittlungen gebraucht.
Die drei anfänglich zwielichtig wirkenden Ermittlerfiguren suchen gemeinsam nach dem Täter und bewegen sich in gesellschaftlichen Kreisen voller menschlicher Abgründe und brutaler Verrohung. Dies bestärkt aber ihre Allianz.
Dieses Buch empfehle ich all jenen, die historische, detailreiche Thriller mögen und nicht leicht zu schockieren sind.
Autor: Mary Beard

Zwölf Cäsaren - 4 Sterne

Die Althistorikerin Mary Beard entführt uns mit sehr viel Charme und erzählerischem Geschick in die Welt der römischen Cäsaren. Anhand der überlieferten Quellen und Zeugnisse aus der Kunst begeben wir uns auf die Spurensuche der Macht in der Antike und ihre zeitgenössische Demonstration. Sie hinterfragt mit Augenzwinkern jene Bilder, die wir auch heute noch mit den römischen Kaisern verbinden: wo sitzen wir der kaiserlich antiken Propaganda auf, was können wir wirklich wissen, wo wurden schon zu Lebzeiten der jeweiligen Herrscher, auch bedingt durch Serienfertigung, reine symbolische Portraits geschaffen und letzten Endes, was sind reine Fälschungen?
Ganz nebenbei erfahren wir viel über die einzelnen Herrscherbiographien, alle Erklärungen und Beobachtungen sind mit Bildern und Darstellungen belegt.
Ein wunderbar lesbares und spannendes Sachbuch aus der Feder einer zuweilen etwas streitbaren Wissenschaftlerin, die auch schon mal die Thesen und Interpretationen älterer Forschungen scharf kritisiert.
Autor: Sawatzki, Andrea

Kein Titel - 4 Sterne

Günther Sawatzki ist bereits in einer Ehe gebunden als Andrea geboren wird und bekennt sich erst nach dem Tod seiner Frau zu Andreas Mutter. Die kleine Familie zieht in die Brunnenstraße. Auf der Suche nach einer Beziehung zu dem bis dahin unbekannten Vater und seiner Anerkennung kämpft sie gleichzeitig auch um die Aufmerksamkeit der Mutter, die mit Nachtschichten die Familie mehr schlecht als recht durchbringen muss. Denn der einst erfolgreiche Journalist und belesene Mann ist verschuldet und arbeitslos und leidet zunehmend an Alzheimer. Seine Tochter versucht in Abwesenheit der Mutter seine Defizite zu kaschieren, ihn zu versorgen und die Mutter zu entlasten.
Andrea Sawatzki erzählt in sehr berührender und ungeschminkter Weise von ihrer Kindheit zwischen Streichen und Abenteuern, einer überfordernden Realität und dem schmerzlichen Gefühl der Verlorenheit.
Autor: Wolf Haas

Kein Titel - 4 Sterne

Der neue Brenner ist da!
Im bewährten Sprachstil und mit gewohntem Charme treffen wir Simon Brenner an einem neuen Schauplatz, und zwar im Recyclinghof, wo er als Müllmann die hohe Kunst des Mülltrennens ausübt.
Da wird ein menschliches Knie gefunden, und weniger diese Tatsache an sich, als dass es im falschen Müllcontainer lag, beunruhigt Brenner und seine Kollegen.
Als Ex-Polizist hat er aber auch in diesem Fall den richtigen Riecher und, obwohl immer wieder vom Pech verfolgt, so hat er dennoch Glück und kommt wieder auf die Beine.
Das Buch liest sich bequem, flüssig, unterhaltsam und spannend. Haas' spezieller Brenner-Duktus ist unvergleichlich, man muss sich allerdings auch darauf einlassen. Aber dann ist es ein sehr empfehlenswertes Vergnügen
Autor: Dirk Schümer

Kein Titel - 4 Sterne

Im Klappentext als Nachfolger von Umberto Ecos „Der Name der Rose“ angepriesen, kann der Mittelalterfan nicht anders, als sich auf die Geschichte um den Mönchsnovizen Wittekind und seinen Meister Eckhart von Hochheim einzulassen.
Wir finden uns in Avignon wieder, der Papst und sein Hof sind dort im Exil, und Eckhart soll seine Lehren vor der Inquisition verteidigen. Wittekind, ein für einen Novizen rebellischer junger Mann, verschlägt es in die verschiedenen Viertel der Stadt, von religiös-moralischen und staatsphilosophischen Gesprächen auch schon mal zur nächsten Schlägerei. Er wird Zeuge eines Raubmordes und lernt den berühmten William von Baskerville kennen, weitum bekannt aufgrund seiner Aufklärung mysteriöser Todesfälle in einem Kloster in den Alpen.
Der Roman ist kein „Name der Rose“ 2.0, lässt uns aber dennoch durch seine üppige Erzählweise in diese Welt eintauchen.

Kein Titel - 4 Sterne

Der fünfte Band aus der August-Emmerich- Reihe, dem Inspektor mit der „ruppigen Kinderstube“ und den möglicherweise adeligen Wurzeln.
Im Wien des Jahres 1922 leiden die Bewohner Wiens unter der täglichen Abwertung ihres Geldes, und Emmerich, vorrangig genervt durch die erhöhten Zigarettenpreise, entflieht seinem Vorgesetzten zum nächsten Tatort.
Auf einem Hafengelände wird in einem Tresor eine mumifizierte Leiche gefunden. Schon bald wird klar, dass es sich nicht um einen Einzelfall handeln kann. Dies bestätigt ihm auch ein zur Seite gestellter Psychologe, den Emmerich zunächst als unliebsamen Zaungast abkanzelt.
Mit gemeinsamer Anstrengung versuchen sie das letzte Opfer retten, aber dann wird Emmerich auch noch von seinem Erzfeind überrascht.
Ein toller temporeicher Krimi mit sympathisch ehrlichen Protagonisten.
Autor: Max Korn

Kein Titel - 4 Sterne

Im Dorf Talberg wird der Lehrer am Fuße seines Aussichtsturmes tot aufgefunden, jemand hat ihn da wohl runtergestoßen. Durch seine Frau erleben wir die Beklemmung und allseitige Bedrohung, die nun im Dorf herrscht, allerdings scheint sie selbst nicht allzu sehr um ihn zu trauern.
Der grobe Schwiegervater, ein Dorfpatriarch und der Schwager, ein totgeglaubter Kriegsheimkehrer erschweren ihr das Leben.
Verdächtigungen gehen hin und her, und ein junger Polizist versucht den Durchblick bei all den persönlichen Verstrickungen zu erlangen. Gleichzeitig wird der Ehrgeiz einiger Sympathisanten der Nationalsozialisten entfacht.
Ein Buch, in dem Mensch und Natur eine düstere Stimmung und ein böses Ende ankündigen, und das uns menschliche Grausamkeit erzählt. Der Spannungsaufbau ist gut, die beklemmende Atmosphäre greift über.
Autor: Rai, Edgar

Kein Titel - 4 Sterne

Knapp bevor die Nationalsozialisten sein Buch "Im Westen nichts Neues" verbrennen, flieht Erich Maria Remarque auf Anraten einer Geliebten in die Schweiz, nach Ascona. Immer mehr verfolgte Künstler treffen dort ein und versuchen im Exil den Verlust der Heimat zu verkraften und bangen einer ungewissen Zukunft entgegen. Manch einer vergräbt sich in sein Schaffen oder lenkt sich mit großartigen Plänen ab. Remarque, dem es finanziell zwar gut geht, kommt mit seinem Roman nicht voran, trinkt seinen Keller leer und reist ratlos umher, bis auch er in seiner Villa offen bedroht wird. Eine weitere Geliebte, Marlene Dietrich, wird ihn abermals zur Flucht bewegen. Er folgt ihr in die USA.
Dem Autor gelingt es, gar auch in humorigen Szenen, die Entwurzelung und die Verzweiflung der Menschen spüren zu lassen, sowie ihre Fassungslosigkeit über das, was in ihrer Heimat geschieht.
Autor: Florian Illies

Kein Titel - 4 Sterne

In wunderbaren Anekdoten - schon die Erste hat es in sich - erzählt uns Illies in gewohnter Manier über die amourösen Ent-und Verwicklungen von Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur und des öffentlichen Lebens.
Neben vielen pikanten Details erfahren wir gar einiges über jenes liberale Jahrzehnt der 30er Jahre, das so abrupt sein Ende fand.
Ein tolles Panoptikum, das Geschichten und Geschichte lebendig erzählt.
Autor: Juliane Stadler

Kein Titel - 4 Sterne

Etienne, ungeliebter Sohn eines Adelsgeschlechts, macht sich mit dem 3. Kreuzzug auf ins Heilige Land, um seine eigene Bestimmung zu finden. Aveline ist auch auf dem Weg dorthin, um Abbitte für eine Sünde zu leisten.
Etienne wird unterwegs von einem Wundarzt aufgenommen, der ihn zum Heiler ausbildet. Aveline gibt sich als Mann aus und schlägt sich im Heer Barbarossas als Bogenschütze durch.
Dann wird sie in der Schlacht bei Akkon verwundet und sie muss sich Etienne anvertrauen.
Ein wunderbarer historischer Schmöker für alle Fans von Rebecca Gablé und Noah Gordon!