Knecht, DorisEine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe

Hardcover

Hanser, Carl, GmbH & Co. (2023)

240 Seiten; 23 mm x 135 mm

ISBN 978-3-446-27803-5

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Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe

Besprechung
"Der Doris-Knecht-Sound ist einmalig ... in der Gegenwart, dieses Bissige, Sarkastische." Udo Schöpfer, Rheinpfalz, 28.11.23

"Doris Knecht erzählt mit Humor und Tiefgang von einer Frau am Wendepunkt ... Ein berührender Roman." Sophie Modert, Der Freitag, 09.11.23

"Eine sympathische, unterhaltende, von Doris Knecht mit leichter Hand, mit Ironie und Humor geschriebene Erzählung. Und eine wahrhaftige." Jürgen Kanold, Südwest-Presse, 04.11.23

"Doris Knecht beschreibt feinfühlig, wie es sich für eine Frau anfühlt, wenn sich ein neuer Horizont auftut. Von Anfang an hat mich diese Geschichte gefesselt und tief berührt." Marika Korponay, SRF Bestenliste, 01.09.23

"Doris Knecht gelingt wie nebenbei ein Parforceritt durch gesellschaftliche Problematiken wie die Last der Alleinerzieherinnen, über die Teilzeitfalle bis hin zur Altersarmut." ORF 2, 30.08.23

"Doris Knecht erzählt von einem Neubeginn und sie tut das kein bisschen melodramatisch. Sie schreibt mit leichter Hand, mit feiner Ironie. Trocken und mit gutem Humor, manchmal ein bisschen verträumt und doch sehr geerdet." Christine Westermann, WDR 2, 20.08.23

"Doris Knecht schreibt witzig, kurzweilig und selbstironisch und erzählt mit viel Wärme." Christine Gorny, Radio Bremen 2, 10.08.23

"Doris Knecht lässt verklärende Erinnerung und Realität kollidieren, indem sie ihre Ich-Erzählerin mit einer guten Portion Humor und Selbstdistanz ausstattet. In das individuelle Frauenportrait mischt sich die Sozialstudie über die ökonomische Lebensrealität alleinerziehender Mütter - eine sanft ironische Reflexion, ... melancholisch, aber überhaupt nicht melodramatisch." Nicole Strecker, WDR 3, 08.08.23

"Ich liebe alles von Doris Knecht, die Romane, die kurzen Texte. ... Aber so nah wie in ihrem neuen Buch war ich ihr noch nie. Die Kinder ziehen aus, Zeit für eine Bilanz, die Lust auf mehr macht." Angela Wittmann, Brigitte, 31.07.23

"Sie ist eine verlässliche feministische Stimme, die aktuelle Diskurse unaufgeregt in einem Alltag verankert, den jede Frau kennt. Und über den Männer mehr Bescheid wissen sollten." Karin Cerny, profil, 30.07.23

"Doris Knecht erzählt mit genau der richtigen Mischung aus sanfter Traurigkeit und unpathetischer Hoffnung - und sowieso sehr elegant." Alexander Solloch, NDR Kultur, 26.07.23

"Ihr neuer Roman etabliert das Verlieren, Vergessen, Verschenken, Verräumen als zukunftsfähige Kulturtechniken. Stück für Stück, Kapitel für Kapitel hangelt der Text sich von Ding zu Ding. Bis am Ende das Bild einer vielschichtigen Persönlichkeit entstanden ist. Und das einer vielschichtigen Lebensphase." Judith Heitkamp, BR 2, 25.07.23

"Melancholie? Ein bisschen, aber es liegt eine neue Freiheit in der Luft, eine Aufbruchstimmung. Ein neues Leben." Simone Hoepke, Kurier, 23.07.23

"Doris Knecht hat ein großes Beobachtungstalent für die Kleinigkeiten des Alltags, die in Wahrheit in Summe einen Gutteil unseres Lebens ausmachen. Mit zartbitterem Humor beschreibt sie das komplizierte Geflecht von Beziehungen und das verminte Terrain namens Familie. Ihr Ton ist getragen von Selbstironie und unverkrampfter Selbstreflexion." Bernd Melichar, Kleine Zeitung, 22.07.23

"Was dem Buch an äußerer Handlung fehlt, macht es allerdings durch innere Reflexion wett: in Miniaturen, auf leise, manchmal humorvolle, immer pointierte Weise. Manchmal lacht man laut, weil man eine Situation nur zu gut kennt." Doris Kraus, Die Presse, 23.07.23

"Ich habe es gern gelesen. Es inspiriert, weil es die Erinnerung ankurbelt." Mia Eidlhuber, Der Standard, 22.07.23

"Es ist dieses Beiläufige, mit dem die österreichische Journalistin die Lesenden in ihren Bann zieht." Sabine Oelmann, ntv, 22.10.23

Kurztext / Annotation
"Ein Buch, das ich mit stiller Begeisterung gelesen habe." Christine Westermann

Langtext
Nach "Die Nachricht" schreibt Doris Knecht über das Leben einer Frau, die an einem Wendepunkt steht. "Ein Buch, das beglückt, begeistert, beeindruckt." (Maria-Christina Piwowarski)

Sie ist die Tochter, die stets unsichtbar war neben ihren braven, blonden Schwestern. Sie ist die alleinerziehende Mutter, die sich stets nach mehr Freiheit und Unterstützung sehnte. Sie ist die Überempfindliche, die stets mehr spürte als andere. Sie ist jemand, der Veränderungen hasst. Doch irgendetwas muss geschehen. Denn ihre Kinder sind im Begriff auszuziehen, und sie muss sich verkleinern, ihr altes Leben ausmisten, herausfinden, was davon sie behalten, wer sie in Zukunft sein will.
Wie ist es, wenn das Leben noch einmal neu anfängt? Doris Knechts neuer Roman ist die zutiefst menschliche und intime Selbstbefragung einer Frau, die an einem Wendepunkt steht. Sie versucht, die Wahrheit über sich selbst herauszufinden. Und zugleich weiß sie, dass ihr das niemals gelingen wird.

Doris Knecht, geboren in Vorarlberg, ist Kolumnistin (u. a. beim Falter und den Vorarlberger Nachrichten) und Schriftstellerin. Ihr erster Roman Gruber geht (2011) war für den Deutschen Buchpreis nominiert und wurde fürs Kino verfilmt. Zuletzt erschienen Besser (2013), Wald (2015), Alles über Beziehungen (2017), weg (2019), Die Nachricht (2021) und Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe (2023). Die Verfilmung von Wald kommt im Herbst 2023 in die Kinos. Sie erhielt den Literaturpreis der Stiftung Ravensburger und den Buchpreis der Wiener Wirtschaft. Doris Knecht lebt in Wien und im Waldviertel.


Loslassen und Weglassen
Schon der Titel hat mir in seiner Widersprüchlichkeit gefallen – ein Augenzwinkern in Buchstabenform!
Das hat mich neugierig gemacht, auch wenn dieses Setting „alleinerziehende Mutter, die sich mit dem Erwachsenwerden ihrer Kinder in jeder Hinsicht neu orientieren muss“ nicht zu meinen persönlichen Lebenserfahrungen gehört Aber deshalb liest man ja – um das eigene Leben zu erweitern!
Für die Protagonistin ist es eine Zeit der Neuordnung – in episodenhaften Erzählungen wird Vergangenes geordnet und Zukünftiges organisiert. Manchmal schwingt Wehmut mit, aber meist ist es ein sehr humorvolles Buch. Kein aufdringlicher Witz sondern eher ein durch Lebenserfahrung gestärkter Humor, der schmunzeln lässt und wo man sich denkt „Ja eh... genau so ist es...“

Sehr persönliche Geschichten, aber Doris Knecht verhindert allzu argen Voyeurismus, denn in vielen beschriebenen Situationen, Erlebnissen, in so manchen Anekdoten findet man sich selbst wieder. Und ich vermute, dass es nicht nur mir so gegangen ist! Das ist die erstaunliche Qualität dieses Buches: es ist amüsant, schrullig, philosophisch, einfühlsam und klug - so wie wir Leserinnen nun mal sind ;-)

Fazit: gute Unterhaltung mit Tiefgang! Also ein Buch, das man keinesfalls weglassen sollte!

Wieder allein
Eine Frau, deren erwachsenen Kinder ausgezogen sind und die sich neu finden muss.
Die Wohnung ist zu groß und nicht mehr bezahlbar, daher muss sie sich verkleinern und nimmt dies zum Anlass sich von Dingen zu trennen.

Eine Geschichte aus der Ich-Perspektive. Mag ich normal nicht so gerne, aber auf das Buch war ich trotzdem neugierig weil ich mich gerade am anderen Ende der Story befinde, als Erwachsene ausziehen. Die Ich-Erzählerin, deren Namen man während der ganzen Geschichte nicht erfährt, räumt auf. Und dabei verliert sie sich manchmal im Detail und es scheint oft unzusammenhängend und fad, dennoch hat es mich irgendwie trotzdem bei der Stange gehalten. Die Frau, mangels Namen muss ich sie so nennen, erinnert sich an verschiedene Momente als Mutter, als Tochter, als Frau. Manchmal konnte ich trotz Anstrengung nicht wirklich folgen was sie jetzt eigentlich sagen wollte. Es war für mich manchmal etwas schwierig, aber trotzdem meistens unterhaltsam.

Frau und Mutter am Wendepunkt
In "Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" lässt Doris Knecht sich die Ich-Erzählerin mit dem Älterwerden und den damit einhergehenden Veränderungen beschäftigen.
Die inzwischen erwachsenen Kinder ziehen aus und sie steht an einem Wendepunkt in ihrem eigenen Leben.
Die alte, zu große Wohnung muss gegen eine kleinere getauscht, viele Dinge aus dem alten Leben mit in das Neue genommen werden.
In Selbstbetrachtung setzt sie sich mit den verschiedenen Rollen, die sie in ihrem bisherigen Leben eingenommen hat, auseinander.
Als Mutter und Ehefrau und nicht zuletzt als Tochter und Schwester.
Doris Knecht erzählt bildhaft, witzig und mit einer gehörigen Portion Selbstironie der Protagonistin.
Kurze, knackige Kapitel machen das Buch zu einem echten Lesevergnügen und das bunte, süße Cover ist DER Hingucker schlechthin.

Ein neuer Lebensabschnitt
von Gavroche
Die namenlos gebliebene Protagonistin steht an einem Scheideweg. Der Mann ist weg; die Kinder haben das Abitur gemacht, Zwilling, und werden ausziehen; das Eine möchte, das andere Kind macht es auch. Damit verbunden steht dann ein Auszug an, denn alleine kann sie die Wohnung nicht mehr halten und außerdem ist sie auch zu groß für sie. Sie ist Mitte 50, reflektiert ihr Leben und es gibt im Text immer wieder Rückblicke. Sie vergleicht sich mit ihren Schwestern, fühlt sich unzulänglich, aber später im Buch dann doch wieder weniger.
Ein Buch, das mich ebenfalls sehr zum Nachdenken gebracht hat und zwischendurch musste ich auch lachen, als es zum Beispiel um die Geschichte mit dem Pass ging.
Ein Buch, das mit seinen 240 Seiten nicht sehr lang ist, aber dennoch war es lang genug, um diese Geschichte zu Ende zu erzählen.
Ein Buch, das eine Entwicklung durchmacht, das seine Leser aber durchaus fordert.

Rückblicke und ein Neuanfang
von Tara
„Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe“ ist ein Roman von der Autorin Doris Knecht, der das Leben aus einer ungewöhnlichen und gleichzeitig alltäglichen Perspektive beschreibt .

Die Protagonistin ist eine alleinerziehende Mutter von Zwillingen, die gerade im Begriff sind auszuziehen. Ihre Wohnung wird zu groß und zu teuer, sie muss sich verkleinern, von vielen Dingen trennen und mit ihrem Umzug beschäftigen. Zwischen diesen Ereignissen erinnert sie sich an ihre Kindheit, ihre Jugend und ihre Zeit als Mutter. Mal sind es ganz belanglose Dinge, die da zu Tage kommen und mal sind es sehr emotionale Erinnerungen.

Die Autorin schreibt aus der Ich-Perspektive der Protagonistin. Dabei bleibt offen, was hier authentisch und was fiktiv ist, aber die Parallelen zur Autorin sind offensichtlich.

Die Kapitel sind kurz und thematisch vollkommen unterschiedlich. Es sind Auszüge aus einem alltäglichen Leben. Ganz unaufgeregt und mit einer unterhaltsamen Portion Humor, zum Teil ein wenig überspitzt und selbstironisch berichtet die Autorin die Erlebnisse so authentisch, dass ich richtig gefesselt war, obwohl eigentlich nichts wirklich Spannendes passiert ist. Vielleicht lag es daran, dass ich vieles in den Rückblicken so oder auf eine ähnliche Art und Weise auch erlebt habe. Bei mir kamen jedenfalls eine Menge Erinnerungen hoch, die mich nachdenklich auf mein bisheriges Leben zurückblicken lassen.

Mich hat dieser episodenhafte Roman über eine Frau, die in der Mitte ihres Lebens steht, über Chancen, Veränderungen, das Loslassen, Einsamkeit, Neuanfang, das Muttersein und vieles andere nachdenkt, richtig gut unterhalten.



Gravierende Veränderungen
von Bücherfreundin
Die österreichische Autorin Doris Knecht erzählt in ihrem neuen Roman "Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" die Geschichte einer Frau, die mit Mitte Fünfzig vor gravierenden Veränderungen steht. Sie ist alleinerziehend, ihre Kinder Max und Mila, die Zwillinge sind, werden nach dem Abitur auf eigenen Füßen stehen. Die 130 qm große Wohnung wird für die namenlose Ich-Erzählerin unbezahlbar, da ihr Exmann keinen Mietzuschuss mehr an sie zahlen wird. Obwohl sie Veränderungen hasst, wird sie sich eine neue, bezahlbare Bleibe suchen und sich von vielen Dingen trennen müssen.

Die Protagonistin lässt ihr Leben Revue passieren. Sie ist das älteste Kind in ihrer Familie, nach ihr bekamen die Eltern zwei Zwillingsmädchen, nach zwei Jahren zwei weitere Zwillingsmädchen. Die Schwestern sind blond wie die Mutter, nur die Ich-Erzählerin hat dunkle Haare. Sie galt als unsportlich, war immer gern für sich und eher ihren Büchern zugewandt, während die Schwestern im Hochleistungssport aktiv waren und von den Eltern gefördert wurden. Neben den Schwestern hat sie sich immer unsichtbar gefühlt, und das ist noch heute so.

Während sie mit ihrer Wohnungssuche beschäftigt ist, lässt sie ihren Gedanken freien Lauf. Wir erfahren dabei viel über ihre Vergangenheit und ihre Ansichten. Sie blickt zurück auf ihre Kindheit und das Verhältnis zu den Eltern, ihre Freundschaften und ihr Berufs- und Liebesleben. Das geschieht mit schonungsloser Offenheit, vollkommen unsentimental und authentisch.

Doris Knecht ist eine begnadete Erzählerin, die ihre Protagonistin ganz wunderbar skizziert und auch sehr viel ihres feinen Humors in die Geschichte einfließen lässt. Das Buch ist in zahlreiche kurze Kapitel mit passenden Überschriften gegliedert und sehr kurzweilig. Es ist nicht spektakulär, es beschreibt das wahre Leben, und es ist auch ein Buch über berührende Themen wie Mutterschaft und Loslassen. 

Es hat mir sehr viel Freude bereitet, den Gedankengängen der Ich-Erzählerin zu folgen und sie auf ihrem Weg in ihr neues Leben zu begleiten. Ich fand mich oft wieder in den Texten, konnte so vieles nachempfinden und habe dabei auch immer wieder meine eigene Vergangenheit reflektiert.

Die ruhige und in intelligentem Sprachstil erzählte Geschichte hat mir sehr gut gefallen - absolute Leseempfehlung!

Bilanz und Ausblick
von Ruth
„ Ich habe beschlossen, über mein Leben zu schreiben, mein Aufwachsen und mein Fortgehen, und schon ist es ein Krampf.“
Das ist der Plan, der namenlosen Ich- Erzählerin, doch so ganz einfach scheint es nicht zu sein.
Anlass für dieses schriftliche Resümee ist der bevorstehende Auszug der beiden erwachsenen Kinder. Die Zwillinge Max und Mila wollen nach der Matura aus der mütterlichen Wohnung ausziehen und das bedeutet für die alleinerziehende Mutter ( der Vater „ verschwand“ schon früher „ aus dem Bild“), dass sie sich die bisherige große Wohnung nicht mehr leisten kann. Sie muss sich verkleinern, d.h. sie muss aussortieren, sich von alten Gegenständen trennen. Dabei kommen Erinnerungen an Vergangenes hoch, wobei man der Erzählerin nicht immer trauen kann. Sie selbst ist sich ihrer Unzuverlässigkeit bewusst. „ Die Frau, über die ich schreibe, gibt es nicht. Sie ist ein Konstrukt, zusammengesetzt aus Erinnerungen, viele davon fehlerhaft, aus Selbstüberhöhung und Selbsthass, aus Erzählungen von anderen, aus Bildern in Fotoalben.“
Aber nicht nur die aussortierten Relikte sind Anstoß für einen Rückblick, sondern auch Vorkommnisse aus der aktuellen Gegenwart. Der Auszug der Kinder lässt die Ich - Erzählerin an ihr eigenes Aufbrechen aus dem Elternhaus denken, an erste Wohnungen, WG-Erfahrungen, an Mitbewohner, an Affären und Liebschaften usw.
Dabei ist sie mal sehr geschwätzig, dann wieder lässt sie manches im Ungefähren.
Eine neue Bleibe zu finden ist nicht so leicht, v.a. wenn man bestimmte Erwartungen an Lage und Ausstattung hat. Allerdings ist die Situation der Ich- Erzählern, trotz Jammern, nicht so prekär wie bei manchen Alleinerziehenden. Es findet sich für ihr Problem eine befriedigende Lösung.
So eine Zäsur ist aber auch Anlass, eine Bestandsaufnahme zu machen und Bilanz zu ziehen. Wo stehe ich? Wie bin ich dahin gekommen? Wie wird es weitergehen ?
Für Doris Knecht ist dies eine Möglichkeit, Frauenbilder zu hinterfragen. Schon als Jugendliche weiß die Ich- Erzählerin , dass das in ihrem Dorf vorgelebte Modell für Frauen nicht das Richtige für sie ist. Deshalb zieht es sie gleich nach der Schule in die weit entfernte Großstadt. Sie vergleicht ihr Leben mit dem ihrer Mutter und stellt fest, dass zwar wenig ( zwanzig ) Jahre zwischen ihr und ihrer Mutter liegen, aber die Gemeinsamkeiten sind geringer als mit ihren Kindern, von denen sie mehr ( fünfunddreißig ) Jahre trennt.
Doch haben die neuen Freiheiten nicht auch Probleme geschaffen?
Die Autorin beleuchtet das Thema Mutterschaft von vielen Seiten, Schwangerschaft, Geburt, zeigt auch auf, was es bedeutet, alleinerziehend zu sein. Es liegt nicht nur die ganze Arbeit auf ihr, sondern auch die „ ungeheure Last der Verantwortung“. Jede Entscheidung muss allein getroffen werden, mit den Konsequenzen muss sie leben.
Sie will jedoch als Single- Frau nicht als Mängelwesen betrachtet werden. Und sie wehrt sich gegen die Vorstellung, dass eine Mutter nichts mehr wert ist, wenn die Kinder aus dem Haus ist. Sicher schwingt Wehmut mit, wenn man zurückdenkt, wie es war, als die Kinder noch klein waren. Doch diese Zeiten sind eh unwiederbringlich vorbei. „ An jedem Tag, an dem sie älter werden, verliert man die, die man am Tag davor hatte. Manchmal vermisse ich sie.“
Der Auszug der Zwillinge ist für die Ich- Erzählerin kein Grund zu Depressionen, sondern die Chance auf einen Neubeginn. Sie freut sich und sieht die positiven Aspekte des Alleinseins. Nicht umsonst hat Doris Knecht ein Zitat aus Virginia Woolfs Essay „ Ein Zimmer für sich allein“ dem Buch vorangestellt.
Das Buch ist eingeteilt in sehr viele, oft sehr kurze Kapitel ; dabei springt die Autorin zwischen den Zeiten. Assoziativ werden Episoden mit Reflexionen verknüpft. Auch wenn sich dabei manche Belanglosigkeiten dazwischen schieben, sind es doch immer wieder Überlegungen, die den Leser innehalten lassen und selbst zum Nachdenken anregen. So z.B. wenn die Ich- Erzählerin auf den Unterschied zwischen Solitude und dem deutschen „ Einsamkeit“ eingeht. Oder wenn von veränderten Rollenbildern die Rede ist.
So sperrig wie der paradoxe Titel daherkommen mag, so leicht liest sich der gesamte Text. Doris Knecht kann mit Sprache umgehen. Sie schreibt ehrlich und selbstironisch, mit Witz und Gefühl.
Auch wenn die namenlose Ich- Erzählerin viele Parallelen zur Autorin Doris Knecht aufweist, so ist doch viel Fiktion in den Text eingeflossen. Der Leser mag sich deshalb öfter fragen, ob das Geschriebene der Realität entspricht oder ob hier maßlos übertrieben wird. Doris Knecht spielt auch ganz bewusst mit der Erzählperspektive. So z.B. wenn sich die eine Tochter dagegen verwahrt, zu einer literarischen Figur zu werden. Da wird dann einfach aus Luzi Max.
Nicht alles, was die Ich- Erzählerin sagt und tut, konnte ich nachempfinden. Manches war befremdlich, bei anderen Dingen fühlte ich mich bewusst auf Distanz gehalten.
Trotzdem ist „ Die vollständige Liste…“ eine unterhaltsame Geschichte über eine Frau in der Lebensmitte, ein Plädoyer fürs Loslassen und von den Chancen, die eine Veränderung eröffnen. Das Buch spricht wohl vor allem Frauen an in einer vergleichbaren Position. Sie werden sich in vielem wiederfinden können.

Aus dem Leben gegriffen
von froschman
Die Schlüsselfigur dieses Romans ist eine Frau Mitte vierzig und Mutter von Zwillingen. Ihre Kinder sind im Matura-Jahr und werden schön langsam flügge, der Auszug aus dem vertrauten Heim ist Tatsache. Ein komplett neuer Lebensabschnitt mit vielen Veränderungen steht bevor. Der radikalste Einschnitt, sie muss ihre Wohnung aufgeben, denn die ist für sie alleine viel zu groß und nicht mehr leistbar, weil ihr Exmann und Vater der Kinder die Miete bezahlt. Die Veränderungen sind für sie beinahe unerträglich, dennoch stellt sie sich der Situation und beginnt auszusortieren, ihr neues Leben zu organisieren. Beim Betrachten alter Fotos besinnt sie sich auf ihr eigenes Aufwachsen und das Verlassen ihres Elternhauses. Sie ist auf der Suche nach sich selbst und findet nicht immer befriedigende Antworten.
Doris Knecht beschreibt wirklichkeitsnah, lebendig und aus dem Leben gegriffen. Ihre in der ich-Form geschriebene Erzählung wirkt sehr autobiografisch und regt zum Nachdenken an.

Sperrig wie der Titel
von reimon
Die Kolumnen von Doris Knecht lese ich immer wieder sehr gern, vor allem im „Falter“. Mit ihren Büchern hab ich’s nicht so leicht. Auch mit diesem Buch mit dem sperrigen Titel geht’s mir so.
Die Lebensphase, in der sich die Protagonistin - und wohl auch die Autorin - gerade befindet, ist mir sehr vertraut. Die Kinder sind erwachsen und verlassen die elterliche Wohnung. Da die Mutter vom Vater der Kinder getrennt ist, wird ihr diese Bleibe zu groß und vor allem auch zu teuer. So beschließt sie nach einigem Hin und Her, in ihr kleines ehemaliges Rückzugsrefugium zu ziehen. Das bedeutet natürlich, sich von vielen Dingen zu verabschieden, die dann einfach keinen Platz mehr haben werden. Nicht ganz allerdings, denn es gibt auch noch das kleine, alte Häuschen auf dem Land.
Sich von Besitz zu trennen, der auch meist mit Erinnerungen verbunden ist, das fällt wohl niemandem leicht. Ich habe den Roman allerdings über weite Strecken als „Sudern“ erlebt. Erst am Schluss kommt Hoffnung auf, dass die Ich-Erzählerin in ihrem neuen Leben gut ankommen kann und sich nicht mehr ständig mit ihren scheinbar so perfekten Schwestern vergleichen muss.

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
von CanYouSeeMe
"Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" ist mein erstes Buch der Autorin Doris Knecht und auch allgemein das erste, das ich wissentlich von der Autorin gelesen habe.
Der angenehme Schreibstil hat mich sofort abholen können, auch wenn die Protagonistin, die Erzählerin dieser Geschichte, mir nur wenig ähnlich ist. Sie hat vergleichsweise spät (mit 36) Kinder bekommen, diese sind nun volljährig. Die Protagonistin ist somit mindestens 54 Jahre alt. Sie wirkt jedoch eher wie Mitte 40 - oder zumindest wie jemand, den ich mir mit Mitte 40 vorstelle. Seis drum - ich habe mitgefühlt und voll und ganz auf das Erlebte der Erzählerin einlassen können. Die kurzweiligen und nicht zwinend inhaltlich aufeinander aufbauenden Kapitel und der flüssige Schreibstiel taten ihr übriges. Diese Aneinanderreihung von Erinnerungen haben eine sehr intime Atmosphäre aufgebaut, als Leser:in wird man sehr nah an die Reflexion des eigenen Seins, der eigenen Rolle im Leben mitgenommen, was mir gut gefallen hat. Die Erzählerin wirkte sehr nahbar, trotz des kolumnenhaften Charakters. Tiefgründige, tiefsinnige und sehr ausführliche Reflexionen finden sich hier in diesem Buch aber nicht - und das für mich gut gepasst.

Die Geschichte eines halben Lebens
von mari_liest
„Solitude ist kein Schicksal, wie Einsamkeit, sie ist eine Entscheidung. […] Eine Lebensform, die Rückzug erlaubt an einen Ort, an dem keine andere Person deinen Platz beansprucht, Rechte hat, Stille zerredet, Abläufe stört, Bedürfnisse und Ansprüche artikuliert. Gewohnheiten etabliert, die nicht deine sind. (S. 19)

Das Buch gibt sich anfangs als banale Bestandsaufnahme, doch schnell wird klar, dass es weit mehr zu bieten hat. Die Protagonistin, Mitte 50, alleinerziehend, steht vor der Herausforderung, ihr Leben neu zu definieren, als ihre Zwillinge ausziehen. Während sie praktische Überlegungen anstellt und sich auf einen Umzug vorbereiten muss, nimmt sie uns mit klarem Blick mit auf eine Reise durch ihr Leben. Eine Reise, in der sie nicht nur pragmatische Überlegungen anstellt, sondern auch ihre Lebensentscheidungen im Licht ihrer eigenen Hoffnungen und Träume, elterlicher Erwartungen und im Vergleich zu den Lebensentwürfen der beiden Zwillingsschwesternpaare Revue passieren lässt.

Dies ist kein gewöhnlicher Roman über den Abschied der Kinder und den Übergang in einen neuen Lebensabschnitt. Vielmehr ist es eine intensive Auseinandersetzung mit den Fragen nach Identität, Vergangenheit bzw. Zukunft sowie Freiheit und Selbstfindung.

Die Geschichte liest sich wie ein intimes Tagebuch, das uns die Heimtücke von Erinnerungen zeigt und zugleich die Chance auf Neuanfang und Selbstentdeckung offenbart.

Die einfühlsame und unaufgeregte Erzählweise hat mir wieder sehr gefallen und hat den Ton für die Geschichte genau getroffen. Ich habe es sehr gerne gelesen. #leseempfehlung

Kurzweilig
von begine


Doris Knechts Erzählung
Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe, ist einfach brillant.
Die Dinge die ihrer Icherzählerin erlebte, hab ich bei vielen Dingen erkannt, die mir selber geschehen sind. Dinge die ich gut weg gelegt und fast nie wiederfinden, darin bin ich garantiert ein Meister.
Da ist es erleichternd das es anderen auch so geht.

Die Autorin beschreibt ehrlich ihre eventuellen Fehler mit Ernsthaftigkeit und humorvoll.
Toll sind die verschiedenen Ansichten über die Eltern. Da sieht man als Tochter oft nur was man will.
Wenn man richtig darüber nachdenkt, gibt es immer wieder die gleichen Probleme, bis das Leben gemeistert wurde. Dann erkennt man sich auch ein wenig in den Kindern wieder.
Dann die Abnabelungen von den Kindern und der zu großen Wohnung waren realistisch.
Es ist eine kurzweilige Geschichte, die ich gerne gelesen habe.


Die Archäologie der Erinnerungen
von
Doris Knechts namenlose Protagonistin stellt in "Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" fest, dass sie viele Begebenheiten ihres Lebens tief ins Un(ter)bewusste vergraben hat. In einer Phase des Umbruchs - ihre Kinder werden flügge, weshalb sie sich auf die Suche nach einer anderen, leistbaren Wohnung machen muss - gräbt sie ihre Erinnerungen aus und entdeckt nach und nach, was sie zu der Person machte, die sie heute ist.

Der neue Titel von Doris Knecht lockt mit einem ansprechenden Titel und Cover - es lässt sich erahnen, dass auch ein Hund eine gewisse Rolle in dem Roman spielen wird. Die Story wird autofiktional erzählt. Die gewählte Sprache erschien mir anfänglich sehr galoppierend, doch gewöhnte ich mich schnell an das Tempo und rasch konnte ich mich in die Titelfigur hineinversetzen. Die einzelnen Kapiteln sind mit einem eingängigen Header tituliert und halten sich meist recht kurz, was das Buch zusätzlich sehr kurzweilig macht. Die Plots sind nachvollziehbar, aber spannend und durchaus humoristisch. Die Hauptprotagonistin lässt die Leser*innen in fesselnder Art und Weise an der Entdeckung ihres Vergessenen teilnehmen. Treffend analysiert sie dabei ihre Beziehung zu ihrer Familie, ihren Kindern, ihren Freund*innen und auch zu den Männer, die in ihrem Leben immer wieder auftauchten. Lediglich der Kindsvater wird eher ausgeklammert und auch die Tatsache, dass ihr Hund nur "der Hund" genannt wird, wirkt etwas unpersönlich.

Ich hätte gerne noch viele Seiten mehr an dem Leben der Protagonistin teilgenommen, so sympathisch ist sie mir geworden. Von Beginn an schafft es die Autorin ein Kopfkino bei der bzw. dem Leser*in zu starten. Das Buch hinterlässt ein wohliges Gefühl und ist definitiv ein Werk, was mir in Erinnerung bleiben und in Zukunft erneut gelesen wird.

Ein Loblied auf Solitude
von cosmea

Die namenlose Protagonistin steht vor großen Veränderungen in ihrem Leben. Nach ihrer Scheidung war die Journalistin und Schriftstellerin alleinerziehende Mutter der Zwillinge Mila und Max, die nach ihrem Schulabschluss ausziehen und ihr eigenes Leben haben werden. Dies ist der Moment Bilanz zu ziehen, im eigenen Leben im wörtlichen und übertragenen Sinn aufzuräumen. Die Mutter kann in der großen Wohnung aus finanziellen Gründen nicht bleiben und sucht deshalb eine bezahlbare kleine Wohnung in einem Viertel in Wien. Sie besitzt eine Werkstatt genannte Einraumwohnung und ein Haus auf dem Land, in dem sie sich immer wieder zeitweise mit ihrem Hund und ihren Kindern aufhält.
Die kurzen Kapitel wechseln zwischen den Vorbereitungen des Auszugs ihrer Kinder und der Suche nach einer neuen Wohnung, die sich vor allem aus Kostengründen sehr schwierig gestaltet und den Rückblicken in die Vergangenheit. Sie geht immer wieder weit in die Vergangenheit zurück, in ihre Kindheit als ältestes von fünf Mädchen und Schwester von zwei jeweils zwei Jahren jüngeren Zwillingspaaren, von denen sie sich mit ihren dunklen Haaren auch äußerlich unterschied. Sie war immer Außenseiterin, hatte einen schweren Stand neben ihren hübschen blonden Schwestern und wollte immer nur weg aus der Enge der katholischen Provinz und dem Einfluss ihrer strengen Mutter. Deshalb zog sie sofort nach dem Abitur nach Wien. An der Schwelle zu ihrem neuen Leben stellt sie fest, wie unzuverlässig Erinnerungen sind, vor allem wie subjektiv. Wenn sie mit Freundinnen oder ihrer Mutter über vergangene Ereignisse spricht, hören sich die Versionen der anderen völlig anders an und sind weniger negativ als ihre eigenen. Sie räumt auf in ihrem Leben, trennt sich von vielen Dingen und damit gleichzeitig von Erinnerungen, die damit verbunden sind. Sie hat keine Angst vor dem neuen Lebensabschnitt, weil der Auszug der Kinder und ihre eigene räumliche Veränderung auch eine ganz neue Freiheit und Unabhängigkeit bedeuten, die ihr immer wichtig waren. Sie sehnt sich nach Solitude, was Alleinsein bedeutet nicht negativ konnotierte Einsamkeit.
Mir hat der ruhig erzählte Roman über ein ganz normales Frauenleben gut gefallen. Es ist eine Geschichte über die Selbstfindung einer Frau, die ohne spektakuläre Handlung auskommt und dennoch interessant und an keiner Stelle langweilig ist. Ein sehr empfehlenswertes Buch, das Mut macht, ohne Angst eigenständige Lebensentscheidungen zu treffen und auch in fortgeschrittenem Alter einen Neustart zu wagen.

Veränderung im Alter
von nil_liest
Ein neuer Lebensabschnitt. Älter werden. Es selbst in die Hand nehmen. Mit Humor und reflektiert.
Das beschreibt diesen neuen Roman der tollen Autorin Doris Knecht recht gut aus meiner Sicht. Dieser widersprüchliche Romantitel: Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe` zeugt auch von ungemeiner Ironie. Es geht um die Reflektion eines Lebens, Mitte 40 einer Frau, die aus der österreichischen Provinz nach Wien ging um der Enge zu entfliehen. Gilt sie als „gescheitert“ weil sie alleinerziehend von einem Zwillingspaar war und nun alleine ist? Eine Aufarbeitung.
Nachdem die beiden nun auf dem Weg aus der mütterlichen Wohnung sind, die Tochter proaktiv alleine auszieht, hilft sie beim Sohnemann nach ein WG-Zimmer zu finden. Dann ist sie selbst an der Reihe von der großen Wiener Wohnung in eine kleinere Umzuziehen und das zieht ein physischen Ausmisten mit sich und inhärent mit einhergehen auch ein mentales Ausmisten.
Wunderbar beschreibt Doris Knecht, diese Ich-Erzählperspektive und nimmt uns in diesem Reflektionsbogen mit. Vor allem gelungen ist das reflektieren der einzelnen eigenen Rollen im Leben, sei es als Tochter, Schwester, Mutter, Freundin. Alles Rollen die es zu resümieren gilt.
Gelungen. Gut geschrieben. Bereichernd. Lesenswert.

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
von Maxie Bantleon
„Ich habe beschlossen, über mein Leben zu schreiben, mein Aufwachsen und mein Fortgehen, und schon ist es ein Krampf.“

Bei den Familienmitgliedern stößt diese Idee auf wenig Gegenliebe. Die Mutter der namenlosen Ich-Erzählerin bekommt sofort ihre Sorgenaugen und weiß, dass die Tochter sich mitunter falsch erinnert, dass sie Dinge krasser in Erinnerung hat, als sie in Wirklichkeit waren. Auch die Tochter Luzi will in diesen Texten nicht vorkommen, das sagt sie schon seit Jahren und immer wird ihr Wunsch ignoriert.

„Gut, okay, dann hat die Hauptfigur halt ein anderes Kind.“
„Eins, das ganz zufällig genauso ist wie ich“, sagt Luzi. Sie wirkt verärgert.
„Nein, ich mache ihr einen Sohn“, sage ich, „einen, der ganz anders ist als du.“
„Gefällt mir nicht“, sagt Luzi.
„Naja, sorry“, sage ich, „aber dich gibt es gar nicht mehr.“

Sätze und Dialoge wie diese sind es, die diesen Roman so großartig und so amüsant machen!
In vielen, kurzen Kapiteln lässt die Erzählerin ihr Leben Revue passieren.
Es ist die Geschichte einer Überempfindlichen, von einer, die immer mehr spürt als andere, den Blick voller Misstrauen, aufgewachsen mit vier jüngeren Schwestern (2x Zwillinge!), gegen die sie ihrer Meinung und Erinnerung nach nie angekommen ist, denen gegenüber sie immer benachteiligt war, was natürlich alle, die Eltern und die Schwestern, vehement bestreiten.
Diese Diskussion kennen wir alle, die wir jüngere Geschwister haben, doch vermutlich auch!

Ob tatsächlich ein Stückchen von Doris Knecht in der Geschichte steckt, sei dahingestellt, ich selbst konnte mich in dieser Frau Anfang/Mitte fünfzig des Öfteren wiederfinden.
Der Dialog zwischen Mutter und Tochter am Telefon ließen meine Mutter und mich, als ich ihn ihr vorgelesen habe, in wahre Lachkrämpfe ausbrechen. Doris Knecht versteht es wirklich meisterhaft, alltägliche und vertraute Situationen zu Papier zu bringen. Nachzulesen auf Seite 53 – 55, was Sie beim nächsten Besuch in der Tyrolia unbedingt tun sollten.
Wenn dann diese Szene für Sie nicht ausschlaggebend ist, das Buch sofort zu kaufen, dann weiß ich auch nicht weiter…

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
von Doris Stadlbauer
Neben ihren Schwestern war sie immer die Unsichtbare, die sich nach Unterstützung gesehnt hat. Als alleinerziehende Mutter ist ihr Leben nun an einem Wendepunkt. Die Kinder ziehen aus und sie beginnt das Leben neu zu sortieren. Somit tauchen auch viele Fragen zu ihr selbst auf, die schwer zu beantworten sind.

Veränderungen
von HEYNi Isabella Lehner
Beim Lesen des Buches erkannte ich mich an vielen Stellen selbst wieder. Loslassen, ausmisten und Neues beginnen u.v.m.
Eine Leseempfehlung!

In der Mitte des Lebens – eine Bestandsaufnahme
von Ina
Eine Frau zieht Bilanz: Die Kinder sind bald aus dem Haus, vom Mann ist sie lange getrennt, es gilt, das Leben neu zu ordnen. Bevor die Ich-Erzählerin ein neues Zuhause finden kann, mistet sie nicht nur ihre Wohnung aus, sondern nimmt auch eine immaterielle Bestandsaufnahme ihres Lebens vor. Erinnerungen, Menschen, Ereignisse werden hervorgeholt und besichtigt.

Ruhig und unaufgeregt, schonungslos, aber auch humorvoll erzählt Doris Knecht entlang ihrer eigenen Biografie von einer Frau in der Mitte des Lebens. Das Protokoll einer Frau, die ohne Zorn zurückblickt und mit ihrem Leben im Reinen ist. Die Lebensklugheit des Buchs hat mich ebenso überzeugt wie die sprachliche Treffsicherheit, die alle Fans von Doris Knecht schätzen und lieben.

Eine Frau, die ihr Leben neu ordnet!
von Elisabeth Wallinger
Doris Knecht erzählt in ihrem neuen Buch von einer Frau, die sich an einer Weggabelung ihres Lebens befindet. Die Kinder ziehen nach der Matura aus, die Wohnung wird zu groß, daher muss sich einiges ändern.
Es passieren keine Dramen in dem Buch, keiner rutscht auf der Bananenschale aus und bricht sich das Genick. Nix von alledem! Doris Knecht erzählt einfach eine Geschichte, die vielen so oder so ähnlich passieren kann. Vielleicht unter anderen Vorzeichen, aber es ist halt IHRE Geschichte, irgendwie ….
Jedenfalls macht das Buch unheimlich Freude, es hat Witz, es ist kurzweilig. Und nicht zuletzt hat es ein wunderschönes Cover.

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
von Brigitte Thaler
Mit vier blonden Zwillingsschwestern aufgewachsen hat die - nach Eigendefinition - unscheinbare Icherzählerin selbst Zwillingstöchter, die gerade dabei sind, auszuziehen. Somit kommt sie ihrem Wunsch immer näher: "Ich würde gerne an einen Ort heimkommen, der so ist, wie ich ihn verlassen habe, aufgeräumt und still." Die derzeitige Wohnung kann sie sich als Alleinerzieherin mit Hund nicht mehr leisten, stets hat sie die Riesenlast der Alleinverantwortung getragen.
Wir erfahren, wie sie von ihrer Heimat (Vorarlberg) gleich nach der Matura ins 700 km entfernte Wien gezogen ist, von ihren Freunden und WG-Erfahrungen. Mit der Geburt der Zwillinge beginnt ein neuer Lebensabschnitt - fortan zählen nur noch die Kinder. Beim Schreiben plagt sie das schlechte Gewissen, weil sie sich doch eigentlich um die Zwillinge kümmern sollte. Sie berichtet von Freud und Leid des Mutterseins, von der Trennung und wie sich sich endlich wieder freier fühlt, als beide Kinder ausgezogen sind. Ihr Umzug in die neue Wohnung bedeutet auch Loslassen von liebgewonnen Dingen und auch von ihren Kindern, Erinnerungen kommen auf, erzählt sie gar eine Geschichte des Scheiterns?
Die Autorin erzählt ehrlich und humorvoll und beim Lesen hab ich mich immer gefragt: Was ist Fiktion, was autobiographisch? "Die Frau, über die ich schreibe, gibt es nicht." Aber gerade das macht den Reiz dieses unterhaltsamen, kurzweiligen Romans aus. In den beschriebenen Alltagsmarotten erkannte ich mich auch immer mal wieder.
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