Rezensionen

Rezensionen von Sabine M

Autor: Bas Kleinhout

Nettes Bilderbuch mit wichtigem Thema - 4 Sterne

Lilu hat keine Punkte und fühlt sich deshalb nicht als vollwertiger Marienkäfer.

Ich konnte mich sofort mit der kleinen Marienkäferdame identifizieren, denn mir ging es als Kind ähnlich. Ich hatte, im Gegensatz zu ihr, zwar mehr Punkte als üblich, nämlich Sommersprossen, wurde aber auch oft dafür gehänselt. Sobald man nicht der Norm entspricht und durch seine Andersartigkeit auffällt kann so etwas leider passieren. Das Bilderbuch greift dieses sensible Thema auf. Die Zeichnungen gefallen mir sehr gut, denn sie sind kindgerecht und sehr liebevoll ausgeführt. Der kurze Text ermüdet die Kinder nicht und lässt viel Spielraum für eigene Erklärungen. Das finde ich sehr wichtig bei einem Bilderbuch für die ganz Kleinen, denn so kann man eigene Interpretationen, die man persönlich auf sein Kind abstimmen kann, einfügen. Der stabile Pappkarton hält auch einiges aus und die gerundeten Ecken verursachen keine Verletzungen. Die letzten Abbildungen mit den verschiedenen Symbolen auf dem Marienkäferkörper, statt der Punkte, sind zwar witzig und zeigen die Vielfältigkeit, sind aber etwas schwierig zu verstehen. Da hätte ich mir eher kindgerechte Symbole gewünscht. Alles in allem ist es jedoch ein schönes Bilderbuch mit einem wichtigem Thema.
Autor: Colleen Cambridge

Herrlich - 5 Sterne

Schon als Kind war ich begeistert von englischen Romanen, die mir die einerseits schillernde und zugleich bodenständige Welt britischer Landhäuser und ihrer Bewohner nahe brachten. Seither bin ich immer auf der Suche nach entsprechenden Büchern, um wieder einmal in diesen typisch trockenen Humor einzutauchen zu dürfen, den ich so sehr liebte. Die Dreitagemordgesellschaft versprach genau so ein Buch zu sein und ich hatte großes Glück, denn ich wurde nicht enttäuscht. Die wunderbar altmodisch klingende Sprache machte es mir leicht, in das Buch zu finden und mich schnell in die Protagonisten zu verlieben. Die kauzigen und teils skurillen Charaktere hat die Schriftstellerin sehr authentisch gezeichnet, so dass sie alle vor meinen Augen lebendig wurden und ich mich wie ein kleines Mäuschen fühlte, das heimlich die Szenen beobachtet. Den bereits erwähnten Humor findet man auch in diesem Roman und er macht den Krimi für mich erst komplett. Aber auch die Spannung kommt nicht zu kurz und das Legen falscher Fährten ist ein sehr guter Schachzug, den die Autorin beherrscht und der den Leser bei der Stange hält. In bester Miss Marple Manier wird hier ermittelt und der Leser wird immer nur häppchenweise mit den nötigsten Infos versorgt, so dass es bis zum Ende spannend bleibt. Ich hatte zwar einige Verdachtsmomente, die jedoch alle ins Leere führten und die Auflösung am Ende hat mich dann noch einmal überrascht. Wer, wie ich, englische Landhauskrimis liebt, wird mit Colleen Cambridges Buch die reinste Freude haben. Ich jedenfalls hatte großen Spaß mit ihrem Roman und bin schon sehr gespannt auf den nächsten Band, der hoffentlich bald erscheint.
Autor: Jaap Robben

Diese Buch geht tief unter die Haut - 5 Sterne

Da meine Tochter in Amsterdam lebt, habe ich schon viele Bücher von niederländischen Autoren gelesen. Ich wurde bisher nie enttäuscht, denn die oftmals sehr direkte und unverblümte Art zu schreiben, die ich dadurch kennengelernt habe, gefällt mir sehr gut. Auch bei diesem Roman ist es so. Jaap Robben hat mit "Kontur eines Lebens" ein großartiges Buch geschaffen, das sicher zu meinen diesjährigen Highlights gehören wird. Der junge Autor behandelt ein sehr sensibles Thema, das man gerne verschweigen möchte. Gut, dass er es nicht getan hat, denn seine Geschichte geht ganz tief unter die Haut.

Die 81jährige Frida lässt bei ihrem Umzug ins Altenheim noch einmal ihr Leben Revue passieren und erzählt uns ihr Leben. Jetzt und in Rückblicken. Der Schriftsteller beschreibt dies sehr berührend und gleichzeitig schonungslos offen. Seine Texte zeigen ein großes Gespür für Empfindungen und haben mich oft an meine Grenzen gebracht. Ich wünsche dem Buch sehr viele Leser und hoffe, dass wir Frauen niemals mehr eine solche Zeit erleben müssen.
Autor: Ute Mank

Berührt - 5 Sterne

Ute Mank kenne ich schon von "Wildtriebe", einem Roman, der mir sehr gut gefallen hat. Mit ihrem neuen Buch "Elternhaus" hat sie mich noch mehr berührt. Ich bin gerade in einer ähnlichen Situation. Mein Eltern sind nun beide verstorben und ich bin dabei mein Elternhaus auszuräumen. Jedes einzelne Stück erinnert mich an meine Kindheit und es fällt mir schwer, mich davon zu trennen. So muss es auch den drei Schwestern, Sanne, Petra und Gitti, in diesem Roman gehen. Es ist ein schwieriger Schritt, altgewohntes aufzugeben und eine solch radikale Änderung durchzuführen, vor allem auch für die Eltern, die in eine altergerechte Wohnung ziehen sollen und sich scheinbar teilnahmslos ihrem Schicksal ergeben.

Ute Manz schreibt angenehm und klar und findet immer wieder die richtigen Worte. Die teils aufgeladene Gefühlslage wird gut vermittelt und auch die unterschiedlichen Charaktere der Schwestern sind gut ausgearbeitet. Die Geschichte ist ruhig und regt dazu an, sich vielleicht schon früher über solche Dinge Gedanken zu machen. Interessant, wie sich die beiden Schwestern Sanne und Petra dem Konflikt stellen, nur von Gitti erfahren wir relativ wenig. Die Autorin hat ein sehr gefühlvolles, teilweise auch etwas trauriges Buch geschaffen, dem ich sehr viele Leser wünsche.
Autor: Schmitt, Caroline

Liebesunfähige Wesen - 4 Sterne

Lio und Max. Nicht gerade das Traumpaar. Ihre große Stärke ist das Nicht-Miteinanderreden.

Mich hat das außergewöhnliche Cover fasziniert. Für einen echten Liebesroman viel zu martialisch. Aber eben doch anziehend. Das Buch wirkt ähnlich zwiegespalten auf mich. Anziehend und abstossend zugleich. Eine klare, oft derbe Sprache, die kaum ein Blatt vor den Mund nimmt und gerade deshalb so leicht zu lesen ist. So fliegt man durch die Seiten und taucht dann ein in ein Psychogramm zweier ungewöhnlicher Menschen. Beide gezeichnet vom Leben, beide tief verletzt worden in ihrer Kindheit. Halt suchend aneinander, wo doch beide so labil und instabil sind.

Ich hätte mir allerdings insgesamt ein wenig mehr Tiefe gewünscht, denn so bleiben die Charaktere etwas blass und verschwinden schnell wieder aus meinem Gedächtnis. Ihr Verhalten, vor allem das von Lio, war in vielen Dingen für mich nicht nachvollziehbar. Aber vielleicht bin ich einfach schon zu alt für ein solches Thema. Trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen, auch wenn es keine leichte Kost ist. Wichtig wären in meinen Augen einige Triggerwarnungen gewesen, da der Roman doch sehr viele sensible Fragen behandelt.


Autor: Marc Raabe

Überzeugend - 5 Sterne

"Der Morgen" kommt im schrillen Pink daher. Eine laute, agressive Farbe, die im Buchladen sicher meine Aufmerksamkeit erregt hätte, aber hätte ich nach dem Buch gegriffen? Vielleicht erst beim zweiten Blick, denn der Autor ist mir in guter Erinnerung geblieben. Seine Reihe um den Ermittler Tom Babylon und die Psychologin Sita Johanns hat mir sehr gut gefallen. Und auch hier startet er mit einem überzeugendem ersten Band. Wieder sind seine Ermittler nicht von der Stange. Sie haben extreme Ecken und Kanten und passen kaum in ein vorgegebenes Schema. Art Mayer, der eigentlich den Dienst schon längst quittiert hat und gar keine Lust mehr hat als Polizist zu arbeiten, wird mit einer kleinen List wieder zurückgeholt. Und dazu stellt man ihm ausgerechnet die junge Anfängerin Nele Tschaikowsi an die Seite, die zwar ehrgeizig, aber gleichzeitig auch sehr korrekt ist, nicht so ganz das Richtige für Mayer, der eher unkonventionelle Wege geht. Das Buch umfasst 600 Seiten und liest sich wie im Flug. Die klare Schreibweise des Autors kenne ich ja schon und so fällt es mir leicht, der Geschichte zu folgen. Raabe verbindet Vergangenheit und Gegenwart geschickt miteinander, führt uns von einer falschen Spur zur nächsten, gibt uns aber nach und nach immer mehr Details preis, so dass wir schnell enen Täter zu erkennen glauben. Pustekuchen, das Ende ist sehr überraschend, erst absurd, aber nachdem sich alle Fäden verbunden haben, sehr plausibel. Das bewundere ich am Autoren, denn so hält er die Spannung stets auf einem hohen Niveau und man mag das Buch gar nicht mehr zur Seite legen. Schön ist auch, dass seine Charaktere sehr detailliert und menschlich gezeichnet sind. Das bringt Nähe und man fühlt sich ihnen verbunden. Die ungeklärten Fragen werden wir hoffentlich in den nächsten Bänden beantwortet bekommen. Sie sind auf alle Fälle ein guter Anreiz sich auch die folgenden Bücher der Reihe zu kaufen. 
Autor: Luca Ventura

Solider Krimi mit viel Lokalkolorit - 3 Sterne

"In einer stillen Bucht" von Luva Ventura ist der dritte Band einer Reihe um die beiden Inselpolizisten Enrico Rizzi und Antonia Cirillo. Für mich war es das erste Buch des Autoren und obwohl es manchmal vielleicht besser gewesen wäre, die ersten beiden Bücher zu kennen, hat mich der Krimi gut abgeholt. Das Setting ist grandios. Die Trauminsel Capri, wer würde da nicht sein wollen. Und so geht es dem Leser natürlich auch. Man bekommt direkt Lust, sofort nach Italien zu fahren. Der Fall ist interessant und solide geschildert und das Buch ist so gar nicht typisch für einen Krimi. Denn Ventura schreibt sehr literarisch, so dass man manchmal denkt, man liest einen Roman und ab und zu vergisst man sogar, dass es sich hier um einen Krimi handelt. Dafür sorgt auch die anspruchsvolle Thematik, die den Plot zudem sehr spannend macht. Die beiden Protagonisten waren mir gleich sehr sympathisch und sind sehr lebensnah gezeichnet. Ein paar offene Fragen werde ich wohl nach der Lektüre von Band 1 und 2 beantworten können. Die sind auf jeden Fall ganz oben auf meiner Leseliste gelandet, denn Capri ist immer eine Reise wert.
Autor: Cowley Heller, Miranda

Ein schönes Buch - 5 Sterne

Mich hat als erstes diese wunderschöne Cover angezogen. Wie ein zartes, liebliches Aquarell umhüllt es das Buch, das sich am Ende als gar nicht so lieblich entpuppt. Und auch vom Titel erwartet man etwas anderes, als das, was man am Ende bekommt. Denn diese Buch ist viel mehr, als nur eine banale Liebesgeschichte, auch wenn es zu Beginn so anmutet.

Elle muss eine Entscheidung treffen. Denn sie hat sich neu verliebt, obwohl sie in ihrer Ehe doch glücklich ist. Jahrzehntelang hat "der Papierpalast" als Feriendomizil ihrer Familie gedient. Er hat schon vieles gesehen. Schönes und Hässliches, Gutes und Schlechtes. Das Buch erzählt Elles komplettes Leben. Stück für Stück wird es aufgeblättert und so werden nach und nach kleine Geschichten und Geheimnisse preisgegeben, die mich als Leser oft verblüfft haben.

Die Sprache schwankt zwischen Poesie und Derbheit, sie ist klar und detailliert, jedoch erstaunlicherweise niemals ins Triviale abdriftend. Mich hat der Roman völlig verblüfft, denn er hat viel mehr Tiefe, als ich erwartet habe. Er behandelt auch schwierige Themen und fordert den Leser, aber in einem positiven Sinne. Miranda Cowley Heller hat ein wunderbares Werk geschaffen, dem ich viele Leser wünsche.
Autor: Mathijs Deen

Ein Highlight - 5 Sterne

Mathjis Deen war mir schon von seinem Roman "Unter den Menschen" bekannt und seine ruhige, poetische Art zu schreiben, hat mich damals sehr begeistert. Sein neues Buch "Der Holländer" wollte ich deshalb unbedingt lesen. Der Autor hat für mich nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Gut, die Protagonisten sind im hier und jetzt angekommen. Sie verwenden Google Maps und wissen mit dem Computer unzugehen, aber diese warmherzigen, wunderbar kauzigen Charaktere sind herrlich zeitlos und haben sich gleich in mein Herz geschlichen. Der Autor bringt es in seinen poetischen Schilderungen stets auf den Punkt und dafür braucht er nicht viele Worte, aber die, die er verwendet, sind genau richtig und passend, um sowohl Land, als auch Leute zu beschreiben. Der Kriminalfall, der eigentlich noch gar keiner ist, tritt dabei beinahe in den Hintergrund. Trotzdem hat mir die penible Art der Ermittlung sehr gut gefallen. Dabei spielt das Watt eine sehr große Rolle. Und auch hier hat der Autor ganze Arbeit geleistet und rückt mit interessanten Details darüber heraus. Wirklich beeindruckend, was in einem Buch, das nicht einmal 300 Seiten hat, alles steckt. Ich stelle das Werk schon jetzt an die erste Stelle meiner diesjährigen Highlights und ich denke, es hat gute Chancen lange an dieser Position zu bleiben. Bleibt nur noch die liebevolle Gestaltung zu erwähnen. Die etwas versteckte Landkarte im Umschlag ist äußerst hilfreich und das Cover sehr passend gewählt. Vom Mare-Verlag hätte ich aber auch nichts anderes erwartet.
Autor: Tabea Bach

Sonne und Salz auf La Palma - 4 Sterne

Der neue Roman von Tabea Bach "Sonne über dem Salzgarten" entführt den Leser auf die Sonneninsel La Palma. Für mich war es wie ein kleiner, feiner Urlaub. Man spürt die Sonne auf der Haut, schmeckt das Salz auf der Zunge und lässt sich den Wind durch die Haare wehen. Denn die detaillierten und präzisen Schilderungen von Landschaft und Natur sind der Autorin so gut gelungen, dass man sich mitten im Geschehen sieht. Auch die appetitanregenden Beschreibungen der verschiedenen, landestypischen Spezialitäten haben mich begeistert. Hungrig sollte man das Buch auf keinen Fall lesen. Ich hätte am liebsten sofort alles stehen und liegen gelassen und den nächsten Flieger genommen, um alles selbst mal zu probieren.

Sehr interessant und neu waren für mich die Hintergründe der Salzgewinnung. Ein weiterer Punkt, der mir an diesem Roman gefallen hat.

Auch die einzelnen Charaktere sind liebevoll und authentisch gezeichnet und könnten aus dem echten Leben kommen. Ein wenig störend war für mich nur die teilweise mangelnde Kommunikationsbereitschaft der Einheimischen, aber wer weiß, vielleicht sind sie ja wirklich so. Für die Erhöhung der Spannung hat ihr Verhalten zumindest beigetragen.

Alles in allem haben wir hier einen schön zu lesenden Wohlfühlroman vorliegen, der mir große Lust auf Urlaub gemacht hat und ein wenig Licht und Sonne in den Winter bringt. Die offenen Fragen werden wir dann hoffentlich in der Fortsetzung beantwortet bekommen, auf die ich mich schon freue.