Rezensionen

Karin Pfeiffer

Autor: Fürst Lahovary al. Georges Manolescu

Mein abenteuerliches Leben als Hochstapler - 5 Sterne

Paul Langenscheidt übersetzte und kommentierte die Aufzeichnungen des Georgiu Mercadente Manulescu 1905.
Thomas Mann diente das Werk als Vorlage für seinen Felix Krull. Der Stoff wurde mehrfach verfilmt.
Manolecsu fasziniert durch seine Geradlinigkeit, seine entwaffnende Unverschämtheit, seine Beharrlichkeit, sich ein angenehmes Leben zu machen auf Kosten reicher, sorgloser Menschen, denen die Diebstähle oft nicht gleich auffallen.
Manolescu verbringt einen Großteil seines kurzen Lebens in verschiedenen Gefängnissen und verkürzt die Aufenthalte, indem er sich als verrückt darstellt und die meisten Ärzte mit seiner Impertinenz überlistet.
Er liebt die Frauen, heiratet sogar und ist der Vater einer Tochter. Aber die Verbindung hält nicht lange. Manolescu muss sich wieder Geld beschaffen und zu diesem Zweck reisen und seine Identität wechseln.
Er verfasst seine Memoiren ehrlich, unbeschönigt, aber ohne Reue über seine Verbrechen, bei denen er allerdings immer vermieden hatte, Menschen ernstlich zu schaden oder gar zu verletzen.
Autor: Sabine Weigand

Das Buch der Königin - 5 Sterne

Konstanze von Sizilien heiratet den Stauffer Heinrich VI, Sohn von Friedrich Barbarossa.
Sie ist 10 Jahre älter und für die damalige Zeit eigentlich zu alt, um ihrem Gatten einen Thronfolger zu schenken.
Ihre Beziehung zu Heinrich ist schwierig. Er will Sizilien erobern, sie will ihr Volk allein regieren.
Der junge Schreiber am Hofe Heinrichs, Gottfried, ist fasziniert von der Persönlichkeit Konstanzes und beginnt ein Buch über ihr Leben und Wirken zu verfassen, anschaulich illustriert unter anderem mit der berühmten Szene der öffentlichen Geburt des ersehnten Thronfolgers, der später Friedrich II werden soll.
Sabine Weigand dient dieses Buch als Grundlage für ihren Roman, der die fehlenden Stellen plausibel ergänzt, Vermutungen logisch erklärt und so ein spannendes Bild der Constance de Hauteville zeichnet.
Eine großartige, mitreissende und berührende historische Geschichte einer außergewöhnlichen Frau.
Autor: Stefania Auci

Die Löwen von Sizilien - 5 Sterne

Die Famielie Florio ist ein wichtiger Teil der Geschichte Siziliens im 19. Jhdt. Sie kam ursprünglich aus Kalabrien und hatte Mühe, von den Einheimischen, vor allem den Adeligen, akzeptiert zu werden. Doch Hartnäckigkeit und Fleiss machten sich bezahlt, wenn auch das Private darunter litt.
Vincenzo Florio baute ein Imperium auf, knüpfte Handelsbeziehungen mit England, Frankreich und vielen anderen Ländern.
Sizilien wurde gebeutelt durch viele Kriege, Revolutionen und Besitzansprüche verschiedener Kulturen und Ethnien. Doch diese Vielfalt macht den Reiz der größten Insel des Mittelmeers aus und spiegelt sich in deren Einwohnern, die gelernt haben, tolerant und innovativ zu sein aus Liebe zu ihrer Heimat.
An Hand des Beispiels der Familie Florio schildert Stefania Auci die Geschichte ihrer Heimat romanhaft mit historischen Grundlagen und schafft so ein spannendes Buch, nicht nur für Sizilienliebhaber. Es macht Lust, auf einer Reise den Spuren von Vincenzo, Giulia und Ignazio zu folgen, um ihr Leben nachzuempfinden.
Autor: Bonnie Garmus

Eine Frage der Chemie - 5 Sterne

Elisabeth Zott arbeitet in den frühen sechziger Jahren als Chemikerin in einer Forschungsfirma und muss ertragen, dass Frauen behandelt werden wie maximal 2. Wahl.
Es wird eigentlich erwartet, dass Frauen als brave Ehefrauen, Mütter und Hasufrauen ihre Pflichten erledigen, sexy ausschauen und brav ihrem Herrn und Gebieter gehorsam sind.
Nicht vorgesehen ist, dass eine Frau Karriere in einem Unternehmen macht, sie unverheiratet mit einem Mann zusammenlebt und gar noch schwanger wird.
Doch das alles trifft auf Elisabeth zu. Ihr Lebensmann, ein Chemikerkollege mit beträchtlichem Ruf, unterstützt sie, bis er bei einem Unfall ums Leben kommt und sie völlig auf sich allein gestellt Hürden meistern soll, die unüberwindlich scheinen.
Elisabeth kämpft mit ihrer geraden ehrlichen und unbeirrbaren Art einen Kampf gegen Vorurteile, Bestechung, Lügen und Korruption.
Sie zieht ihre Tochter nach ihren Vorstellungen groß, was ebenfalls für Probleme sorgt.
Um ihren Lebensunterhalt nach der Kündigung in der Chemiefirma zu finanzieren, lässt sie sich ein, in einer Kochshow im Fernsehen aufzutreten, aber unter ihren Bedingungen, was bei den Chefs für Unmut sorgt, aber beim vorwiegend weiblichen Publikum großartig ankommt
Ein faszinierender Roman.
Autor: Margret Greiner

Mäda & Mäda - 5 Sterne

Eugenia Primavesi, genannt Mäda, Gattin des Industriellen Otto Primavesi, förderte Künstler ihrer Zeit, wie den Architekten Hanak und Klimt, der sie und ihre Tochter, auch Mäda genannt, porträtierte.
Margret Greiner bettet die Familiengeschichte der Primavesis ein in die Geschehnisse der damaligen Zeit zwischen 1900-2000, Aufstieg und Fall der reichen Familie und die Bemühungen der beiden Mädas, wieder erfolgreich zu sein.
Zwei Frauen, die ihrer Zeit voraus waren, deren Biografie und ihre Beziehungen zu berühmten Zeitgenossen interessant zu lesen sind.
Autor: Leif Karpe

Die Göttin, die von Blüten träumte - 5 Sterne

Peter Falcon hat die außergewöhnliche Gabe, sozusagen in Kunstgegenstände hineinzuschlüpfen und zu erkennen, ob sie echt sind oder eine Fälschung. Das Auktionshaus Chroseby bittet ihn um seine Hilfe bei der Frage, ob eine berühmte Wachsbüste, die Flora, von Leonardo da Vinci stammt oder doch nur eine Fälschung ist – bis heute ungeklärt.

Die Wissenschaftlerin Laura Petreus hat bereits ein neues Datierungsverfahren gefunden, was bei der Flora eingesetzt werden soll. Doch plötzlich ist nicht nur die Wissenschaftlerin verschwunden: Es wurde auch die Büste aus dem Museum gestohlen! Was hat die brasilianische Wissenschaftlerin mit der Bienenzüchterin in der Märkischen Heide zu tun, auf die Peter Falcon bei seinen Nachforschungen stößt? Und welche Rolle spielt in der ganzen Angelegenheit der Urururenkel des Künstlers Richard Cockle Lucas, der als einer der potentiellen Urheber der Büste gilt? Peter Falcon begibt sich auf eine spektakuläre Verfolgungsjagd quer durch Europa, die ihn schließlich nach Italien führt, auf die Route der Renaissance.

Karpe wirft die Frage auf, ob es wichtig ist, ob ein Kunstwerk echt ist oder nur eine Kopie, wenn diese perfekt gemacht ist. Was bedeutet Kunst und wie kann man ein Kunstwerk richtig einschätzen, oder liegt das im Ermessen des jeweiligen Betrachters?
Autor: Colombani, Laetitia

Das Mädchen mit dem Drachen - 5 Sterne

Nach dem schrecklichen Verlust ihres Partners nimmt sich Léna eine Auszeit vom Leben in Paris und reist in den Golf von Bengalen.
Dort beobachtet sie ein Mädchen, das aufgeht in ihrem Spiel mit einem Papierdrachen.
Léna wird beim Schwimmen von einer Strömung mitgerissen und erwacht in einem Krankenhaus. Da erfährt sie, dass das kleine Mädchen Hilfe geholt und ihr so das Leben gerettet hatte.
Léna sucht das Kind und taucht ein in die Welt der indischen Kultur, die gnadenlosen Gesetze, die Ausgrenzung der Mädchen und Frauen, das Kastenwesen.
Es gäbe zwar Gesetze, wie die Schulpflicht, aber niemand kontrolliert sie.
Kinder werden ausgebeutet, Mädchen vergewaltigt, viel zu früh zwangsverheiratet. Die Todesrate der zu jung gewordenen Mütter ist enorm.
Léna entschließt sich, als ehemalige Lehrerin eine Schule im Dorf zu gründen, um den Kindern zu einer besseren Zukunft zu verhelfen und sich so bei der jungen Lalita zu revanchieren.
Das Unterfangen ist schwierig, die Eltern der Kinder stur und feindselig.
Als Léna wieder nach Paris zurückkehren will, spitzen sich die Umstände derart zu, dass sie einen kühnen Entschluß fasst.
Wie schon in den vorangegangenen Büchern schildert Columbani das Schicksal von Frauen, diesmal in Indien und macht aufmerksam auf die schrecklichen Lebensumstände der Mädchen aus den unteren Kasten.
Sie schreibt so packend und beeindruckend, dass man das Buch nicht mehr weglegen will, bevor man es bis zum Ende gelesen hatt
Autor: Beate Rygiert

George Sand und die Sprache der Liebe - 5 Sterne

Auf dem Landgut Nohant geboren, verwandt mit August dem Starken, unglücklich verheiratet mit Casimir Dudevant, der dem Alkohol verfallen war, mit dem sie zwei Kinder bekam, um sich dann scheiden zu lassen.

Aurore Dudevant beschließt ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und fängt an, unter dem Pseudonym Sand, dem verkürzten Namen ihres Geliebten Jules Sandeau, Artikel für den Figaro zu schreiben. Ihr Stil gefällt, sie bekommt mehr Selbstvertrauen, kleidet sich in Hosen, raucht Zigarren und beschließt, sich nun George Sand zu nennen.

Sie veröffentlicht mehrere Romane, die nicht nur von den Damen der Gesellschaft verschlungen werden, weil sie es wagt, mit der Gesellschaft abzurechnen, die Unterdrückung der Frauen anzuprangern und die verlogene Unmoral aufzuzeigen, die die Beziehungen vergiftet.

Sie wird verehrt, verschmäht, geliebt, hochgelobt, verrissen. Sie verkehrt in den Salons, ist befreundet mit Balzac, Liszt, Delacroix, hat ein Verhältnis mit Alfred de Musset und schließlich mit Chopin, mit dem sie und ihre Kinder nach Mallorca reisen, um sich zu erholen, fernab vom Pariser Tratsch und Trubel.
Beide wollen in Ruhe arbeiten, finden aber keine ordentliche Wohnmöglichkeit, haben Probleme mit den bigotten Einheimischen, die ihren Lebenswandel verachten, sie in Männerkleidung, beide unverheiratet,... George Sand meistert alle Hürden geschickt, nimmt Schicksalsschläge hin und führt ein langes erfülltes Leben.

Der Roman bleibt dicht an den Fakten, beschönt nichts, schließt sich keinem Tratsch an und zeigt interessant und einfühlsam das Leben einer selbstbewußten, begabten Frau, die ihrer zeit voraus war und sicher eine Wegbereiterin für ihre Geschlechtsgenossinnen.
Autor: Felix Kucher

Sie haben mich nicht gekriegt - 5 Sterne

An Hand von zwei Frauen aus unterschiedlichen Verhältnissen, aber beide Jüdinnen, beschreibt Felix Kucher die Zwischenkriegszeit und über den 2. Weltkrieg hinaus ihr Schicksal, das beide starken Frauen zwar stark gebeutelt hat, aber sie nicht von ihren Prinzipien abkommen ließ.
Flüchtig ist die Begegnung der beiden, zu unterschiedlich aber ihr Weg, den sie unbeirrbar gehen, emazipiert und fest davon überzeugt, dass die Zeiten besser werden müssen.
Beide Frauen sind reell, die Menschen, die sie treffen, bekannt, teils berühmt.
Die Fotografin Tina Modotti ist eine Vergfechterin des Kommunismus, hilft in Spanien unter Franco und Mexiko den Bedürftigen, Kriegsgebeutelten und Mittellosen bis zur Selbstaufgabe und kann es nicht glauben, dass sich die Idee des praktikablen Kommunismus in Luft auflöst. Die ehemals Unterdrückten sind zu Reichtum und Anerkennung gelangt und schlagen sich auf die Seite des Kapitalismus.
Die Buchhändlerin Marie Rosenberg glaubt an die Kraft des geschriebenen Wortes und lässt sich nicht einschüchtern durch das Naziregime. Am letzten Abdruck verlässt sie Deutschland und baut sich eine neue Existenz in den USA auf.
Felix Kucher bringt die Geschichte und die Zusammenhänge klar und verständlich, verflicht die zwei Frauenschicksale als Beispiel für eine aus den Fugen geratene Welt, die nur wieder in Ordnung kommen kann, wenn es starke Menschen mit Idealen gibt, die nach dem Zusammenbruch wieder Ordnung schaffen, insbesondere die Frauen, die weniger korrumpierbar und kriegsbereit sind als die Männer.
Autor: Schulte, Stefanie vor

Junge mit schwarzem Hahn - 5 Sterne

Der 11-jährige Martin besitzt einen schwarzen Hahn, mehr nicht. Aber sein Freund beschützt ihn, warnt ihn vor Gefahren und flößt Menschen Furcht ein, die dem Jungen Böses antun wollen.
Martin schließt sich einem Maler an, der Aufträge an verschiedenen Orten ausführt. Martin ist feinfühlig und gutmütige, der Maler das Gegenteil. So ergänzen sich die beiden gut.
Beide ziehen durch die Lande und lernen viele Menschen und Gegenden kennen, bestehen Abenteuer, erleben Leid und Freude, Liebe und Tod.
Diese rührende, gescheite Geschichte lässt den Leser träumen und seine Phantasie entfalten, ein wunderbares Debut der ausgebildeten Kostümbildnerin, dem hoffentlich noch mehr folgen wird.